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PET SHOP BOYS – Nightlife (1999)

„Könnte auch von Olli P. sein“, sagte eine Freundin, als damals, Ende 1999, „Happiness Is An Option“ mit seinem markanten, aufdringlichen, nervenden, von einem Frauenchor geträllerten „It is not e-he-he-sey“ aus meinen Boxen tönte. Und das war keineswegs anerkennend gemeint. Mein Argument, dass Benjamin von Stuckrad-Barre „Nightlife“ im ME immerhin als das beste Album des Jahres benannt hatte – wegen unserer gemeinsamen Begeisterung für Oasis hielt ich ihn seinerzeit für unfehlbar – zog nicht sonderlich. Es war im Nachhinein betrachtet auch kein gutes Argument, aber zu mehr war ich mit 15 Jahren noch nicht im Stande. Fest steht: das Album war anders als alles, was man von den Pet Shop Boys gewohnt war. Doch es war alles andere als schlecht.

Mit „For Your Own Good“, dem Opener, konnte man bereits erahnen, was einen im Folgenden erwarten würde: mehr Beats, mehr Disco als auf dem Vorgänger „Bilingual“ und eine Platte, bei der viele Elemente dem Zeitgeist entsprachen. Dabei war das alles nicht besonders innovativ, dafür aber streckenweise sehr gut umgesetzt.

Es folgen gleich zwei weitere Highlights, ähnlich gut tanzbar, mit „Closer To Heaven“ und „I Don‘t Know What You Want But I Can‘t Give It Anymore“. Doch „Nightlife“ ist keine reine Disco-Platte. Nach dem fulminanten Auftakt folgt das bereits erwähnte „Happiness Is An Option“ ist ein Midtempo-Song mit Sprechgesang und mit eben dem gewöhnungsbedürftigem Gesangs-Element. Ok, aber nicht berauschend.

„You Only Tell Me You Love Me When You‘re Drunk“ gehört für viele zum Besten, was die Pet Shop Boys gemacht haben. Und das ist gut nachvollziehbar, es berührt textlich wie musikalisch mit seiner markanten, gesampelten Gitarrenmelodie. Hieran folgt das getragene, von der Melodie nicht sehr abwechslungsreiche, dafür aber atmosphärische „Vampires“, nach dem es mit „Radiophonic“ wieder etwas temporeicher und Beat-lastiger wird.

Leider hält die zweite Hälfte nicht das Niveau der ersten, es geht hier doch ziemlich durchwachsen zu. Getrost sparen können hätte man sich „The Only One“, zu dem es nicht viel zu sagen gibt, außer eben, dass es belanglos ist. Glücklicherweise macht „Strange Boy“, fast ein richtiger Gitarren-Song, dies schnell wieder vergessen, um danach mit In Denial, dem Duett mit Kylie Minouge, das zwar eine interessante Geschichte erzählen mag, ansonsten aber ziemlich langweilig ist, das Niveau wieder deutlich zu senken. „New York City Boy“ ist dagegen wieder ein gelungener, fast klassischer Pet-Shop-Boys-Discohit und Single-Erfolg. Abschließend dann das ruhigere „Footsteps“, wiederum kein Highlight. Die Strophen sind melodisch noch ganz nett, der Refrain dafür aber ziemlich nervig.

„Nightlife“ ist eine heterogene und abwechslungsreiche, wenn auch in der zweiten Hälfte etwas abfallende Platte, die zumindest drei ziemlich schwache Songs beinhaltet, aber auch mit einigen absoluten Klassikern aufwarten kann. Die Pet Shop Boys haben sicher im gesamten bessere Platten gemacht. Dafür ist Nightlife ein Album, das man auch nach 14 Jahren gerne noch auflegt. Und das ist ja auch schon mal was.

***1/2

Titelliste:

01.For Your Own Good
02.Closer To Heaven
03.I Don’t Know What You Want But I Can’t Give It Any More
04. Happiness Is An Option
05.You Only Tell Me You Love Me When You’re Drunk
06.Vampires
07.Radiophonic
08.The Only One
09.Boy Strange
10.In Denial
11.New York City Boy
12.Footsteps

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