Re: Wiederhören im Forum…

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asdfjkloe

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Pete Brown & Piblokto! – Thousands On A Raft

Eine auch bereits fast vergessene Platte, die meines Erachtens diesem Schicksal nicht anheim fallen sollte.
Der am 25.Dezember 1940 in Surrey geborene Brown ist ursprünglich Dichter, unter anderem Teil der poetischen Szene Liverpools.
“The First Real Poetry Band” war seine erste musikalische Einrichtung, unter anderem mit John McLaughlin, bevor er dann zum Haus-Songschreiber für Cream avancierte, und später auch noch mit Jack Bruce zusammenarbeiten sollte.

1968 gründete er die Band “Pete Brown and His Battered Ornaments”, mit dem Output von zwei Alben, bis es dann aufgrund einiger Unzulänglichkeiten zur Schaffung von “Piblokto!” kam, eine Band, die nach “Things May Come And Things May Go ButTthe Art School Dance Goes On Forever”(1969) die hier vorgestellte Platte veröffentlichte, eine, die man wohl in die Schublade Prog Rock stecken kann, oder?

“Aeroplane Head Woman“ beginnt mit einem satten Rockriff, mit der Gitarre als Auftakt, dann setzen Bass, Stimme und Orgel ein und treiben die Melodie weiter. Danach „löst“ sich der Song immer wieder locker, schleppende Drums unterstützen ihn, laufende Wechsel bringen Belebung und Abwechslung und das Thema erscheint dann erneut. Darüber baut sich dann ein sehr gutes Gitarrensolo auf, und Mullen, von dem man später, nach “Piblokto!“ noch hören sollte, beweist seine individuelle Klasse.
Auf dem “Station Song Platform Two“ erleben wir ein dahingetupftes Piano, dazu unisono , im Gleichklang, der mitunter fast flüsternde Gesang Brown’s, und dahinter kommt fein und zart das Mellotron zum Einsatz.
Wenn dann noch die Orgel hinzuträte, könnte man fast an Musik von Procol Harum denken.

Der “Highland Song“, geschrieben von Mullen, ist mit siebzehn Minuten das längste Stück der Platte. Der Anfang könnte durchaus Hinweise auf einen Titel des damals aufblühendem Rock-Jazz geben. Aber das Rock-Thema setzt sich dann schließlich doch durch.
Mullen zeigt aber, dass er hier durchaus auch anderes spielen kann, herrlich, wieder einmal anzuhören, wie gefühlvoll er agieren konnte, speziell auf diesem Instrumentalstück. Neben der Gitarre wird auch das Keyboard ausgedehnt vorgestellt, ebenfalls der Bassist Steve Glover mit einem feinen Solo.
Zum Schluss swingt es dann noch gar recht, ein wenig in Richtung Fusion, ja, das ist sehr interessant und abwechslungsreich, dieses Stück, es verändert sich immer wieder.

Es folgt ein Titel in zwei Abschnitten, “If They Could Only See Me Now – Parts One And Two“.
Hier tauchen dann erneut Elemente des Rock Jazz auf, in einem recht energischen Stück mit engagiertem Vokaleinsatz Brown’s, der stets der Melodie im Einklang aller Instrumente folgt. Ein Wah-Wah-Solo Mullen’s bringt frischen Wind in das Spiel, bevor die Keyboards langsam zu einem längeren Perkussionssolo hinleiten, zunächst noch zart vom Bass begleitet. Part Two dieses Titels wird dann mit einem Sopransaxophon eingeleitet und klingt eigentlich ganz anders als der erste Teil. So entwickelt sich der Song zu einem leicht fließendem, feinem und beschwingtem Stück Musik.

Schon damals war er offensichtlich bereits aktuell und hier schickte der Computer gar einen Brief , besungen auf “Got A Letter From A Computer“.
Wir hören dahingehauchten Gesang, unterstützt von perlendem Keyboard und groovenden Drums, und dazu gibt es ein gedoppeltes Gitarrensolo, ein feines Stück, das sanft ausklingt.

Und nun der Titelsong der Platte, “Thousands On A Raft“, sind das die „Baked Beans“ auf den Toasts auf dem Cover???
Wir treffen auf ein weitgehend ruhig und zart vorgetragene Musik, es erinnert mich kurz nach dem Beginn stark an Pink Floyd, gerade die Keyboards und der Schlagzeugeinsatz. Und als feine Beigabe gibt es auch hier wieder ein wunderschönes Solo von Mullen….
Auf CD gab es dann noch Bonustracks:

“Can’t Get Off The Planet“ und “Broken Magic“, das sind Titel einer Single, 1970 veröffentlicht.
Die Musik klingt in etwa wie jene auf der Original-LP, die A-Seite ist allerdings etwas rauer und „direkter“ im Sound, letztlich sind das zwei nette Stücke, die aber irgendwie nicht in den Rahmen der LP passen, vielleicht auch, weil man die alte Abfolge gewohnt ist..

Zusammenfassend resümiert ist das für mich ein Klassiker des Rocks, den Pete Brown und seine Band 1970 eingespielt haben und es lag hier eine gelungene Kombination von Brown’s Texten und Gesang und Jim Mullen’s flüssigem Gitarrenspiel vor.

Pete Brown(vocals, talking drums, congas)
Jim Mullen(guitar, bass, perc.)
Dave Thompson(keyb, sopr.sax, mellotron)
Steve Glover(bass, perc)
Rob Tait(drums, perc.)

01: Aeroplane Head Woman (6:39)
02: Station Song Platform Two (3:37)
03: Highland Song (17:00)
04: If They Could Only See Me Now – Parts One And Two (1:23)
05: Got A Letter From A Computer (5:46)
06: Thousands On A Raft (7:06)
Additional Tracks
07: Can’t Get Off The Planet (6:02)
08: Broken Magic (6:57)

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