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liebe gemeinde,
die auflösung erfolgt stück für stück. es kann gerne dazwischengerufen werden!
bft#24
der rote faden war eigentlich: wichtige weibliche beiträge zum jazz. das schrieb jetzt gypsys bft in diesem punkt fort, aber meine auswahl war ja schon vorher fertig. einige musikerinnen waren da sofort gesetzt, dann kamen noch persönliche favoritinnen hinzu, schließlich noch fundstücke aus einer recherche. (wichtige fehlen natürlich, marian mcpartland, bessie smith, billie holiday natürlich, ohnehin viele sängerinnen). die beiträge waren aber alle so ausgewählt, dass sich diskussionen von männlich vs. weiblich eigentlich von selbst verbieten.
dann kam aber was anderes hinzu, worauf ich schon in der alice-coltrane-recherche gekommen war: dass die kirchen, eigentlich die ganze pentecoastal-, baptisten- und methodistenkultur in den usa, hauptsächlich weiblich dominiert sind (durch sängerinnen, chorleiterinnen und organistinnen), und dass dieses setting über lange zeit quasi der einzig mögliche zugang von (schwarzen) frauen zum jazz darstellte. nachtclubs waren ihnen z.t. versperrt, bigbands haben oft keine frauen angestellt, die homosozialen netzwerke fühlen sich ja durch die anwesenheit von nur einer frau gestört (die aussagen aus der jazz composers guild z.b.: zoten reißen nur solange, bis carla kommt). weswegen es im jazz natürlich auch hauptsächlich sängerinnen und pianistinnen gibt.
daraus ergibt sich musikalisch aber vielleicht auch die trance-affinität und das von der orgel kommende arpeggien-geprägte klavierspiel (das als these, die u.a. franya berkman aufgestellt hat). dann wäre man nicht in der wohlfeilen aussage „frauen können das alles auch und genau so gut“, mit der man ja heute anträge für jazzfestivals schreiben kann, sondern in der vielleicht interessanteren, dass es durch bestimmte rahmenbedingungen eben doch spezifische erfahrungen entstehen, die sich wiederum stilistisch ausprägen, sich dann noch aufeinander beziehen, eine kommunikation herstellen etc. dass da oft noch rassismus- und geschlechtsungleichserfahrungen zusammen wirken und sich formen des heraus-sehnens noch mal anders manifestieren, ist ja klar.
wenn man so will, ging es im bft#24 also um transzendenzbegabte musikerinnen.
den anfang macht:
#1
sweet emma barrett: jelly roll blues.
sweet emma barrett and her new orleans music.
emma barrett (voc, p), alvin alcorn (co), jim robinson (tb), louis cottrell (cl), emanuel sayles (bj), placide adams (b), paul barbarin (dm).
made in new orleans, 520 st louis street, 1963.
glöckchenklingeln, hypnotischer gesang, ausschwingende new-orleans-konservierungsband. der bft beginnt mit einer der frühest aufgenommenen instrumentalistinnen im jazz (1923), dabei ausgesprochen weltlich mit einem anzüglichen sexverweigerungssong. trance und verführung sind trotzdem da. alles mögliche ist da, gleichzeitig.
„sweat emma“ barrett
1897-1983
home church: new orleans, french quarter; trauerfeier in der st. raymon roman catholic church, new orleans
klavierspielen selbst beigebracht, hat nie noten lesen können, markenzeichen: die glöckchen am knie, das double entendre (wenn sie mal gesungen hat), beides hier zu sehen/hören:
pianistin bei papa celestin’s original tuxedo jazz orchestra, 1923 eine der ersten aufgenommenen weiblichen instrumentalistinnen, ab den 40ern eigene bands, ab den 60ern schlüsselfigur der preservation hall, diverse aufnahmen. auftritt im „cincinatti kid“ mit steve mcqueen:
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