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wahr
gypsy-tail-wind Der Entwicklung kann man aber auch durchaus und viel Gutes abgewinnen, denn der Fokus liegt viel stärker auf der Musik selbst. Es gab ja schon recht früh Musiker-Labels, heute gibt es sie noch viel öfter, weil man auch mit recht bescheidenen Mitteln eine hervorragend klingende Aufnahme machen und sie auf den Markt bringen kann. Dass Produzenten in einem Ausmass in die Musik eingreifen, wie sie das in den grossen Zeiten des Jazz oft noch taten, ist heute schwer vorstellbar; …
Danke für die ausführliche Antwort, gypsy. Du hast bestimmt Recht, und Produzenten können einerseits mit Jazz kaum noch Geld verdienen und andererseits ist es heutzutage möglich, mit wenig Geld gut aufzunehmen. Nachvollziehbar, aber ein bisschen schade. Ein bestimmtes Produzentenprofil wäre ein weiterer Bezugspunkt, an dem man sich- bei Gefallen – entlanghangeln kann in unvertrautes Gelände. Das steckte wohl auch hinter meiner Frage nach gegenwärtigen Produzenten mit charakteristischem Sound.
Ich bin nicht sicher … in der heutigen Zeit ist der Produzent in der Nahrungskette meist eine Art enabler, dem etwas durchaus zwielichtiges anhaftet. Er gibt seine „Marke“, seinen Namen, aber der Musiker bezahlt alles selbst – und als „Lohn“ kriegt er dann halt einige Dutzend Exemplare des fertigen Tonträgers (nebst einer fetten Rechnung, unter fünfstellig ist wohl nichts zu machen, wenn man mit einem halbwegs arrivierten Label/Team/Studio arbeitet). Der Zirkel geht so, dass Tonträger nach wie vor die Eintrittskarte zu fast allen Spielstätten sind, seien es Festivals (da muss es dann auch gleich ein neuer Tonträger sein) oder Clubs. Der Musiker braucht also Tonträger, deren Produktion er in fast allen Fällen selbst berappen muss, um an Gigs zu kommen, und der Musiker braucht Gigs, um die Schulden, in die er sich für die Tonträger stürzen muss, wieder abzurackern. Da wären direktere Kanäle (und damit in vielen Fällen das Ausschalten der Produzenten, Promo-Menschen und der ganzen überflüssige Baggasch) begrüssenswert – aber wir leben ja im Zeitalter der Consultants und der Mehrwertproduzenten, deren Nutzen ich weiss Gott nicht oft erkennen kann.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba