Antwort auf: blindfoldtest #24 – vorgarten

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gypsy-tail-wind
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#1 – Dixieland … ist wohl alles eine Definitionsfrage, bei Chris Barber oder Claude Luter war die Trauer wohl auch nicht viel mehr als Theater. Die erste Frage ist halt: was ist Dixieland? Ich weiss es selber nicht so genau, rede lieber vom „New Orleans-Jazz“ oder „Chicago-Jazz“ oder dann halt einfach vom „traditionellen Jazz“, der ja in den Vierzigern schon ein erstes Revival erlebte mit Leuten wie George Lewis oder Bunk Johnson (die schon „damals“ dabei waren, aber in der Swing-Ära völlig vergessen gingen), in den Fünfzigern gab es dann das nächste Revival bzw. das zog sich durch, auch in New York, wo z.B. selbst ein Roy Eldridge in Dixieland-Gefilde eintauchte (sogar auf einem Album für Verve, sein damaliges Label, das ihn daneben auch mit – seinem wichtigsten Schüler – Dizzy Gillespie zusammenbrachte), wie auch diverse andere Swing-Musiker (natürlich eher jene aus den afro-amerikanischen Bands, aber es gab ja auch Wingy Manone oder Pee Wee Russell). Lustig ist das alles überhaupt nicht, aber da muss man sich wohl etwas mehr Zeit nehmen und schauen, ob sich das Türchen überhaupt öffnet (bei mir dauerte das auch ordentlich lang).

#3 – die Gitarre – klar ist die grossartig, das wollte ich schon in meiner ersten Rückmeldung sagen (bzw. sonst hätte ich gar nicht danach gefragt, was das genau für eine ist … wenn die Stadtmauern einstürzen denke ich Rock’n’Roll, keine Ahnung, aber die echten Veteranen wären Leute wie Eddie Durham, George Van Eps, George Barnes und natürlich Charlie Christian …

#8 – da mag ich etwas stänkern (aber Blei wird nicht nötig werden), denn das hier IST eben schon das grosse Können, was der Mann am Tenor demonstriert … aber man muss schon in Laune sein, um sowas länger zu hören und sich dann auch noch auf die Feinheiten einlassen zu wollen. Diese finden sich in der Gestaltung des Tones, der Phrasierung … jeder Ton wird anders angegangen, anders eingefärbt, mit mikrotonalen Nuancen, Vibrato, Klangfarbe etc.

#11 – die Ayler-Brüder? Ne, die kamen mir nicht ein einziges mal in den Sinn – die Trompete hier passt absolut nicht zu Donald Ayler, und das Tenor auch nicht zu Albert … ich verstehe schon, wie man an sie denken kann, klar, aber wenn man ihre Musik ein wenig kennt, scheiden sie hier als Kandidaten sofort aus.

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