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#1
Guter Anfang, weil ich plötzlich Musik mag, die ich sonst eigentlich nicht höre. Klingt für mich wie eine Mischnung aus Dixieland und doch ernst gemeintem Hintergrund. Gute selbstbewusste Stimme. Ich werde das aber wohl eher nicht öfter hören.
#2
Scheint mir recht modern zu sein, weil die Sängerin gleichzeitig zu reflektieren scheint, über das sie singt. Toll auch der geisterhafte Einsatz der Mundharmonika, die wie eine ferne Erinnerung klingt. Tolles Stück!
#3
Schellack-Time. Stück kenne ich, aber diese Version nicht. Ist aber nicht mein Fall. Ich mag jedoch den Gesang, auch wenn er etwas sehr auf die Animationstube drückt. Jetzt das Gitarrensolo ab 2:15 bis 2:35 ist allerdings extraordinäre Superklasse! Cool und treibend.
#4
Schön treibend, ich mag auch den Sound, obwohl er ziemlich schrottig ist, aber das hat eben eine eigene Qualität. Die Band hat ein gemeinsames Ziel, sie treibt gemeinsam darauf zu. Klavier und Schlagzeug sind absolut fleischig und virtuos. Tolles Stück.
#5
Cool’n’Exotic. Schnufft wissend und beschwingt dahin. Dann ändert sich ab 1:35 die Stimmung. Jeder bekommt ein Solo: Trompete, Gitarren. Jetzt eine total bekannte Melodie, die auch mal einen deutschen Text untermalen durfte. Oder ist es „Rock Around The Clock?“, das da zietiert wird. Jetzt Vibraphon. Johnny Lytle möglicherweise? Könnte was von Blue Note sein.
#6
Romantisches Klavier, könnte Filmmusik sein, also kein Hauptthema, eher was für zwischendurch, was jetzt keine Kritik ist. Denn manchmal ist gerade das zwischendrin ja das Wichtige. Jedenfalls gut, dass der Kitsch draußen bleiben muss. Aber so richtig kriegt mich der Track nicht.
#7
Eine Tuba tapst heran, ein Orchester kommt dazu. Melodie kenne ich. Mir ist das aber insgesamt zu puffelig. Da kann für mich auch die schöne Trompete nichts ändern. Bin eben doch kein „echter“ Jazz-Hörer.
#8
Schöne Orgel, schleppender Groove, Achselduft. Hier ist Sex im Spiel. Sax kommt nach 1:20 überraschend schnell in Fahrt. Mir gefällt der Schmutz im Sound. Total drüber.
#9
Schön hypnotisch, klasse Klavier, hier kommt niemand nach 1:20 ziemlich schnell in Fahrt, sondern das Spiel wird mit gerade noch gebremster Leidenschaft weitergetrieben. Sound ist wieder ins Gesicht, da kann ich drauf.
#10
Lord have mercy on me. Ein guter Swinger, mit viel Soul, auch Gospel mit dem korrespondierenden Sängerinnen im Hintergrund. Gefällt mir gut.
#11
Perkussionsschmelze zu Anfang. Spirituelle Brüder (und Schwestern?). Tolles Gemenge, trotzdem eigentlich ganz klar und strukturiert. Supertolles Stück. Ich kenne nicht viel von Albert Ayler, aber das hier geht für mich in die Richtung, auch wenn das Saxophon vergleichsweise wenig schreit und quiekt. Das Sax-Solo ist trotzdem intensiv. Ich tippe auf zweite Hälfte der 1960er. Wie wegfegend Free Jazz doch damals war! Wer konnte denn im Rock da eigentlich mithalten? Das hat wirklich WIRKUNG und klingt nicht einfach nur nach einem netten Abend. Trompete könnte Aylers Bruder sein. Das Drum-Solo ist auch extraordinär dicht und von faszinierender, egoloser Textur. Großartiges Stück.
#12
Geht wieder frei weiter, aber nicht auf diesem Intensitätslevel wie davor. Saxofon ist etwas leiser, beseelter spiritueller Gesang. Alice Coltrane? Berührt mich, muss ich aber in der entsprechenden Stimmung sein, wenn der Holy Ghost bemüht wird.
#13
Was leichtes zum Entspannen. Kommt zur rechten Zeit. Ein schönes Stück, ein bisschen Fusion, fließt dahin mit der Flöte, kann ich mich reinsenken. Klaviersolo, dann Bass, Drums. Alle dürfen mal.
#14
Das klingt wie von Argo/Cadet. Falls es ein Instrumental auf einer Platte von Marlena Shaw geben sollte, könnte es so klingen wie hier. Finde ich sehr schön. Ich bin mir ziemlich sicher, dass teilweise die gleiche Mannschaft hier spielt, die auch auf Shaws „Woman Of The Ghetto“ mitwirkt. Auch wenn mich die Fuzz-Gitarre gerade etwas verwirrt. Tolles Stück.
#15
Das ist irgendwas aus dem Laswellschen Material-Universum. Sänger ist von den Last Poets. Kenne ich, finde ich auch klasse, auch wenn es einen gewissen, gefährlichen Comedy-Touch hat. Aber hier klappt es. Gutes Stück. Ist müsste meine Material-Platten mal wieder rauskramen. Auf meinen Material-Platten ist das aber nicht drauf, glaube ich.
#16
Fängt sehr interessant an. Schnarrendes, ein einfaches Melodiemotiv, Klavier. Ein bisschen muss ich an das Kammerflimmer Kollektief denken, mir scheint das hier aber gespielt zu sein, nicht zusammengesetzt. Hat eine gute spannnungsreiche Atmosphäre. Ausnehmend gutes Stück, das einen ein bisschen in Trance versetzt.
#17
Hat einen afrikanischen Touch, schöner Gesang, aber mir bleibt irgendwie nichts hängen. Ich spüre irgendwie zu wenig Dynamik.
Insgesamt ein hervorragender BFT! Vielen Dank, vorgarten. Da ist einiges für mich dabei gewesen. Ich fand auch gut, dass es sehr abwechslungsreich gestaltet ist, also zwischen den Jahrzehnten springt. Aber damit natürlich auch zwischen den Kontexten, in denen die Musik enstanden ist. Das ist vielleicht sowieso ein bisschen etwas, was fehlt beim Blindflug-Hören: Der Kontext, der dann nochmal eine wichtige Ebene ist, um sich Musik zu erschließen. Man hört Musik ja nicht nur als Musik. Aber das ist ja sowieso allen klar.
Eine Sache noch: Mir ist bei den letzten beiden BFTs aufgefallen, dass ich sie doch etwas zu lang fand. Mir wäre es lieber, man würde sich so ca. auf eine ¾ Stunde beschränken. Dann ist es zumindest für mich nicht so ein großer Angang, dazu was zu schreiben und schiebt es vielleicht nicht so lange vor sich her. Ist vielleicht aber auch nur mein persönliches Problem, weil ich mit LP-Längen sozialisiert wurde.