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ADAM GREEN
FRIENDS OF MINE
»Bluebirds are so natural/I wanna buy them for my friends/Bluebirds are so gizmo and I want to trade mine in/and I don’t go out for brunch/and I don’t go out for cunts/and I don’t go out for months/without my Barnes & Noble credit card/Cleaning out my wisdom teeth I found a diamant in my gums/cleaning out the kitchen found a spoon that plays the drums/and despite the things they say/I gave it up that day/I never go that way unless your daddy nailed me to the cross.«
Auch auf seinem zweiten Solo-Album singt der schlaksige Junge mit der Leif Garrett-Mähne, dem Schlafzimmerblick und dem sexy Überbiss wieder Zeilen, klar, einprägsam und wie Abzählreime. Niemals wird ein Vokal überbetont, niemals eine Silbe verschluckt. Und natürlich erzählt er – wie schon auf seinem Debüt »Garfield« – und bei den Moldy Peaches – einmal mehr lustvoll, abgründig bis nahezu grenzdebil, so bezaubernd scharf- wie unfassbar blödsinnig von den essenziellen Dingen des Lebens: Sterben (von Selbstentleibung bis hin zu aufgefressenen Gedärmen, ein buntes Kaleidoskop mehr oder weniger beliebter Abtrittsvarianten), Liebe (zu anderen, zu sich selbst, Liebe, die wie eine Brust vom Himmel herab hängt), Sex (mit anderen, mit sich selbst, mit Frauen ohne Beine, mit Huren ohne Gesicht), Jungs, Mädchen, Freundschaft, Zeit, Computer, Bunnies, Prinzen und alle nur erdenklichen Gliedmaßen (Nasen, Arme, Beine, Würstchen mit Eiern) und Körperöffnungen. Adam Greens Lieder sind Lovesongs, Trauerballaden, Kinderlieder, Spottgesänge, Couplets, Novelty Songs, Vaudeville – nicht selten all das auf einmal. Sie bewahren sich zu jeder Zeit ein kindliches Staunen über all die Wunder und Unfälle, die zwischen den Polkappen und zwischen den Menschen so stattfinden. Sowie die Freiheit der Option, sich darüber lustig zu machen.
Bis hierher dürften dem geneigten Kenner des Moldy Peaches-Universums noch keine den Alltag auf links krempelnden Überraschungen begegnet sein. Die gibt es selbstredend, sonst wäre »Friends Of Mine« zwar sicherlich immer noch meine Lieblingsplatte, hätte allerdings kaum den Thron der SPEX-Platte des Monats erklommen: Allein die Klasse, die Reife, die Zeitlosigkeit der fünfzehn Stücke dieses Albums lässt verbrieft selbst abgebrühteste Lee Hazlewood-Anhänger ins Schwärmen geraten. Jeder dieser Songs wäre, egal in welcher Spielart, gleich in welchem Rhythmus, ein hundertprozentiger Hit. In Greens warmen, glasklaren Arrangements bekommt man diese Perlen hübsch angemessen geradeaus gedacht und frei von Koketterie im Gewand des unsterblichen Klassikers serviert. Wo auf »Garfield« noch der von den Peaches bekannt lo-fi-Terror in Form einer Art One-Man-Velvet Underground-Demotape-Karaoke-Show regierte, kann man heute nicht nur jedes einzelne Lied zu Ende hören, ohne Angst zu haben, vor durch die Takte stolperndem Telefongeklingel oder umherirrenden Spielzeuggitarren-Attacken in Deckung gehen zu müssen, sondern darf sich an den Vorteilen einer vernünftigen Produktion erfreuen. Sowie an der Magie, die ein Streichquartett entwickeln kann, wenn es nur deshalb eingesetzt wird, weil die Songs nach ihm verlangen. Nur um die Evolution im Green?schen Songwriting etwas anschaulicher zu machen: Welche der auf »Garfield« miteinander clashenden schrulligen Niedlichkeiten verlangte überhaupt nach Streichern? Auf »Friends of Mine« kommt kaum ein Song ohne aus
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