Antwort auf: Blindfold Test #22 – Friedrich

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vorgarten

was ich meinte, war, dass einerseits ein vergleichsweise freies denken und sprechen möglich war, andererseits aber eben auch neue produktions- und zirkulationsmöglichkeiten dafür. und ein kulturpolitisches projekt. kubitscheks öffnung des landes für die internationalen märkte holte geld ins land, und wahrscheinlich wurde die abkehr von sozialistischen ideen mit der rhetorik einer „brasilianischen moderne“ kompensiert, die so tat, als würde sie allen menschen etwas gutes tun wollen. […]

Um diese Spagate zwischen Hoffnung, Weiterleben und Vergangenheit dürfte es auch in Brasilien gegangen sein, unter den Bedingungen des Lebens. So sehr erfinderisch sind die Menschen ja letztlich nicht. – Du sprichst von vielen Einzelheiten, zu denen ich nichts sagen kann. Oberflächlich ist eh alles, und so sehe ich das also nicht und danke sehr für deine Antwort; Du hast, lese ich aus Deinen Worten, eine enge Beziehung zu diesem Land.

das sind sicherlich unterschiedliche dinge. außerdem hat fichte die schreie nicht selbst gehört, er hat sich von ihnen erzählen lassen. aber auf seine poetische methode lasse ich nichts kommen, sie hier zu beschreiben, würde nur zu weit führen. mir ging es nur darum, dass er mit seinen manieristischen texten, die mit recherchiertem material, mit eigenen und fremden aussagen, eine wiederverzauberung der welt anstrebten, ein ambivalentes, komplexes bild zeichnen konnte, in denen das alles spürbar ist und rätselhaft bleiben darf […]

Ich bin da etwas zurückhaltender als Du. Ich kann fast nur sagen, dass Fonteles eben keine poetische Methode hatte und womöglich deshalb eine Lektüre verlangt. Wie richtig zu sprechen, „darzustellen“ sei, wissen meist nur Künstler im Fernsehen, das sie womöglich noch gegen ihren Willen zubereitet. Der Manierismus ist aber ganz sicher ein wichtiges Denken, seit mehr als Jahrhunderten in einem Abgrenzungswillen, oder auch einer Abgrenzungsnot, und damit ex negativo und geradewegs heraus fast schon klassisch. Obwohl es um diese Einebnungen nomenklatorischer Art ja nie geht, erst hinterher von denen, die nicht dabei waren. Auch das ist nicht gegen Fichte gesagt. Obwohl ich Zweifel gegenüber Verzauberungen habe, die geschaffen werden sollen. Wenn es nur um ein offenes Auge für sie, ihre Möglichkeit und Wirklichkeit geht, dann sei’s mir recht. Auch wenn da wieder so viel gesprochen wird …

Etwas anderes ist das schlichte Verlangen nach einem guten Leben ohne Unterdrückung. Wie schlichter soll man es noch sagen, dass die Irren Ruhe geben?

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