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Mein erster Gig war ein Tankard Gig in der Zeche Bochum. 88 oder 89, weiß es nicht mehr so genau. Die Haare waren damals kurz, meine „Kutte“ mit ihren 3 Aufnähern recht lächerlich und damals gehörte so ein Ding auch noch zur Pflichtausstattung. Stretchhosen konnte ich auch nicht tragen, war viel zu dick. Somit hatte ich doch Bammel das mich die alten Heavy´s in der Luft zerreißen und eine spontane Grillpartie mit mir als Spanferkel veranstalten. Glücklicherweise war ein guter Freund von mir dabei, der in seiner Klasse wiederum 2 Bekannte hatte, die schon als richtige Metaller durchgingen, das beruhigte mich doch irgendwie.
Mit dem Bus, der schon rappelvoll mit Metallern war, ging es also zur Zeche. Vor der war die Hölle los, so viele Metalfans hatte ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Bierdosen überall, pinkelnde Gestalten hinter jedem Strauch und Straßenpfosten. Teilweise verdammt asozial und dennoch war man gleichzeitig erstaunt und fasziniert. Ich fühlte mich sofort als Teil einer großen verschworenen Gemeinschaft, wegen meiner Ängste kam ich mir ziemlich lächerlich vor.
In der rappelvollen Halle angekommen legte die Vorband Deathrow los. Dermassen laute Musik hatte ich noch nie vorher gehört. Der Sound war mies und ich war hin und weg von diesem Höllenlärm. Tankard brachten dann Party pur. Die Band war damals an ihren populären Höhepunkt gelangt. Die Band spielte plumpen Thrashmetal der sich auf´s saufen und die Verteidigung des deutschen Reinheitsgebots für Bier beschränkte, aber die Jungs hatten durchaus Witz und die spaßigen Albumcover zeichnete ihnen ein damals noch ziemlich unbekannter Sebastian Krüger. In der ganzen Halle wurde wild gebangt, gemosht, Pogo, wie auch immer man es nennen will. Ich hüpfte unbeholfen zwischenher, schaute mir ab was man beim Metalkonzert so zu tun hat. Da bekam man einen Ellbogen in die Seite, dort wurde man auf die hunderten von Nieten des Vordermanns gedrückt. Schmerz existierte im Rausch des Drumherums nicht. Auf dem Höhepunkt des Abends präsentierte Tankard-Sänger Gerre ein Kreuz aus leeren Pilsdosen, Gejohle ohne Ende.
Nach dem Konzert war ich praktisch taub, die nächsten 2 Tage begleitete mich ein stetes Pfeifen im Ohr. Von nun ab ging es regelmäßig zu Konzerten. Natürlich zuerst auf Bochum beschränkt, den Führerschein machte ich ja erst 2-3 Jahre danach. Konzerte unter jenem bieseligem Motto waren schon kurze Zeit später nichts mehr für mich, aber am nächsten Tag in der Schule erzählte man natürlich lässig und stolz: „Ey, ich war bei Tankard, obergeil!!!!“ und die blauen Flecken präsentierte man wie Orden.
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Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT]