Antwort auf: 2017: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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gypsy-tail-wind
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Von Atomic schnappte ich mir gestern aus der Grabbelkiste bei Musik Hug (dem bis Ende Jahr letzten Tonträgerladen der grossen Musikhäuser der Stadt, Hug hat das andere vor einigen Jahren übernommen) „Lucidity“ und das Live-Doppelalbum … die beiden Dreierboxen sind auch unterwegs. Angeregt wurde das nicht durch den Thread hier sondern durch eine seit ca. zwei Wochen laufende Diskussion mit einem Freund – der am Donnerstag auch mit aufs Taktlos kam, wo wir wieder über Atomic sprachen, und am Freitag fand ich dann die CDs – passt.

Gestern Abend (wieder ohne Photos, muss mich zunehmend überwinden, das blöde Smartphone zu zücken, auch wenn ich am Ende doch manchmal gern wenigstens ein halbwegs brauchbares Photo hätte … aber aus der ersten Reihe ist das eh oft kaum möglich und weiter hinten hätte man Köpfe drin):

Elina Duni/Erik Truffaz/Bugge Wesseltoft – Moods, Zürich – 5.5.

Elina Duni (voc), Erik Truffaz (t, elec), Bugge Wesseltoft (p, keys, elec) – ein Trio, das gestern zum ersten Mal gemeinsam auftrat – schlichtweg grossartig! Duni und Truffaz sassen heuer in der Jury des ZKB-Jazzpreises und fürs Jury-Konzert taten sie sich zusammen und luden den gemeinsamen Bekannten Wesseltoft ein. Letztes Jahr hörte ich da ja David Murray mit Aki Takase – Murray war in der Jury – und im Anschluss das Trio von Jean-Paul Brodbeck, dem zweiten Jury-Musiker (klick). Dass die Musiker aus der Jury ein gemeinsames Konzert geben, ist unüblich, aber das war ganz, ganz toll gestern!

Truffaz spielt eine lyrische Trompete, an Miles geschult, sehr understated, aber er bricht immer wieder in Läufe aus, die zeigen, dass er einiges drauf hat (war bei Miles ja auch nicht so anders), die Elektronik kam er mit Delays und Echos zum Einsatz, während Wesseltoft am Flügel begann und sich dann aber immer wieder zum Fender Rhodes und diversen anderen Synthesizern zuwandte, immer wieder in Echtzeit eine tolle Kulisse aufbaute, mit Loops, Basslicks und Beats (er hatte ein Tamburin und andere Oberflächen, die er mit Schlägeln und Drumsticks oder auch nur mit den Fingern bearbeitete). Er groovte aber auch am Fender Rhodes und drehte sich immer wieder zum Flügel um. Das hatte etwas sehr Verspieltes und überaus Lustvolles und die drei hatten grosse Freude daran, dass ihr Projekt so gut gelang … sie spielten ein langes Set (um 75 Minuten wohl) und dann als Zugabe „I Fall in Love Too Easily“ – Duni kann Standards phantastisch, aber dass sie das auf CD nicht macht, ist vermutlich eine gute Entscheidung. Duni glänzte aber überhaupt einmal mehr, egal ob mit spoken words (da war wohl eher Ursula Rucker als irgendwelcher Rapper_innen das Vorbild) oder mit eigenen Songs in verschiedenen Sprachen. Sehr schön war auch, dass sie mal wieder in Französisch sang. Ihre warme Altstimme ist immer wieder ein exquisiter Genuss und ihre Bühnenpräsenz beeindruckt sehr.

Das Publikum verlangte dann auch noch eine zweite Zugabe, und da mussten das Trio improvisieren – in den zwei Tagen des gemeinsamen Probens kamen natürlich nicht sehr viele Songs zusammen. Dazu holten sie dann zum zweiten Mal den jungen Altsaxer Tapiwa Svosve auf die Bühne, der in der Gruppe District 5 spielt, die den ZKB Jazzpreis dieses Jahr gewann. Aus dem Jam wurde ein toller Abschluss eines überaus gelungenen Konzertes.

Heute geht es zum zweiten Mal ans Taktlos – im Moods spielt derweil Jean-Paul Brodbecks Trio, das ich natürlich nach dem tollen Konzert letztes Jahr auch gerne wieder hören würde.

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