Antwort auf: Jazz: Fragen und Empfehlungen

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gypsy-tail-wind
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Das ist die Version, die ich auch im Regal habe, half mir in den 90ern, als ich mich dem Jazz systematischer anzunähern versuchte, sehr. Aber die Faszination war da schon längst gegeben und riesig. Mag sein, dass Berendt etwas trocken ist, wenn Du noch gar keinen Zugang hast – andererseits ist der Wille, Zugang zu finden, ja schon mal eine gute Voraussetzung.

Aber Du könnest z.B. auch Kerouacs „On the Road“ wiederlesen oder sonstwas Fiktionales, in dem die Passion für Jazz in anderer Weise ausgedrückt wird als bei Berendt (den ich, man verstehe das nicht falsch, weiterhin sehr schätze). Hier gibt es einige Lektürehinweise (v.a. in den Kommentaren), von denen ich aber das meiste nicht kenne (von Baldwin und anderen genannten las ich zwar schon mal was, aber nicht auf der Suche nach Jazz-Bezügen):
http://www.freejazzblog.org/2010/08/jazz-novels.html

Oder hier (das Shapiro/Hentoff-Buch sollte ich mir längst mal holen):
https://www.theguardian.com/books/2011/may/18/reggie-nadelson-top-10-jazz-books

Faszinierend (aber mit dem sprichwörtlichen „grain of salt“ zu nehmen) ist auch die Autobiographie von Miles Davis, sehr lesenswert z.B. auch die Essays und Portraits des Bassisten Bill Crow (zwei Bände) – sein langer Bericht über die Russland-Tour mit Benny Goodman in den Sechzigern gehört immer noch zu meinen Lieblingstexten über Jazz, er steht online:
http://www.billcrowbass.com/billcrowbass.com/To_Russia_Without_Love.html

Oder die Essays von Amiri Baraka in den Bänden „Blues People“ und „Black Music“ (ich habe einige von ihnen längst als Liner Notes gelesen, einzelnes aus den Bänden, muss die aber auch mal noch komplett anpacken).

Die „Jazz Casual“ TV-Shows mit dem supercoolen Ralph Gleason, einem der Mitbegründer des Rolling Stone (ein Interview-Band von ihm erschien letztes Jahr, liegt hier noch ungelesen auf dem Stapel aber lohnt gewiss) sind auch klasse, die Folgen dauern eine halbe Stunde, die eingeladenen Musiker spielen ein paar Stücke (immer mit den eigenen Bands) und reden dazwischen mit Gleason: Coltrane, Basie, Bola Sete & Vince Guaraldi, Cannonball Adderley, Modern Jazz Quartet, Dave Brubeck, Dizzy Gillespie, Art Pepper, Sonny Rollins, oder Lambert Hendricks & Bavan mal als Kostproben (es gibt noch mehr, habe wie üblich keine Ahnung, ob die GEMA das durch lässt).

„Jazz gehört und gesehen“ von Berendt war ein ebenfalls tolles TV-Format, auch halbstündig glaube ich – kenne davon eigentlich nur die Folge der Coltrane-Band mit Dolphy und die mit Roland Kirk, glaube ich – man findet daraus eher nur Auszüge, glaube ich bzw. muss sich das aus Einzelstücken zusammensetzen:

Das als ein paar alternative – oder ergänzende – Einstiegsmöglichkeiten, die etwas lustvoller geraten könnten als einfach nur Berendt zu lesen.

Noch was … der tolle, von Berendt möglich gemachte Bildband „Jazz Life“ (er reiste mit William Claxton durch die USA), ist auch gerade wieder neu aufgelegt worden, erneut bei Taschen:

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #161: David Murray - 11.3., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba