Antwort auf: Stereolab, ou: The Groop

#10069293  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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vorgarten (…) ich habe jetzt beide alben nochmal durchgehört und finde sie sehr ähnlich. hätte ich zuerst COBRA entdeckt, wäre das bestimmt heute mein lieblings-stereolab-album, aber es ist halt umgekehrt gewesen. und ich war damals zunächst äußerst skeptisch, was die retro-sounds und die ganze band anging, um dann festzustellen, wie sehr sich das alles bei mir festsetzt.

(…)

DOTS & LOOPS finde ich als album einfach runder, durchhörbarer, aber wie gesagt: vielleicht nur, weil ich es so gut kenne.

Eigenartig, wie unterschiedlich man das wahrnehmen kann.

Zugegeben habe ich COBRA nicht mehr so gut im Ohr wie DOTS, höre sie aber gerade mal quer. DOTS erscheint mir viel poppiger als COBRA, als dessen schwergewichtigen Höhepunkt ich das gut 11-minütige Blue Milk empfinde, eine Übung in Stereolab-goes-Minimalismus á la Reich/Riley/Glass. Großartig, aber ein ganz schöner Brocken, der nicht so leicht runtergeht wie der sonnige Electro-Pop von DOTS. Sicher nicht alleine repräsentativ, aber doch bezeichnend für den hoch-eklektizistischen und ambitionierten Mix auf COBRA. Ich meine auf anderen Stücken auch deutlich den Einfluss von Sean O’Hagan rauszuhören: Das unmittelbar auf Blue Milk folgende Stück Caleidoscope könnte auch von dessen eigener Band The High Llamas stammen (mit der er sich wiederum auf The Beach Boys bezieht, kurz bevor Brian Wilson völlig abdrehte). Alles toll, aber auch ein ganz schön wilder und langer Mix, der schwer zu greifen ist. Vielleicht sind meine Ohren auch nur anders fokussiert.

Unbestritten sind DOTS und COBRA beides sehr gute Alben.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)