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nachgeschoben die letzte mir noch fehlende veröffentlichung mazureks aus dem letzten jahr, ein duo mit jeff parker auf rogue art, vinyl only, aufgenommen schon 2013 in chicago.
5 stücke.
in „proton stolons“ schiebt parker verschiedene drone-töne übereinander, mazurek spielt getrennt davon ein paar einsame kornettlinien. reines, in sich hintergründig geschichtetes, ambient. später hört man das klacken der apparaturen, ein live-effekt. 7 minuten spontane atmosphäre-erzeugung.
„water flower medusa“ hat ein komplett anderes klangbild und eine andere struktur. parker, mit einem warmen halbakustischen gitarrensound, spielt eine komplexe figur, die sich für mazureks einsatz zur begleitung entwickelt – und durch mazureks schöne melodie wird die scheinbar komplexe linie zum song. im hauptteil begleitet parker mazurek in zerlegten akkorden, während dieser cherryhaft verletzlich, zwischen melodie und geräusch, darüber soliert, etwas, was er wie kein anderer kann. ein traumhaft schwebendes stück.
das zentrale und kürzeste stück, „t.dohrnii“, ist nach t<i>urritopsis dohrnii </i>benannt, einer „potentiell unsterblichen“ quallenart, aus deren körper sich neue zellen mit identischem genmaterial herausbilden, während der rest abstirbt. das stück funktioniert in etwa so wie das erste, welchselnde drones von parker, über die mazurek fragmentierte motive legt, die sich ab und zu auch mal zu melodien entwickeln.
es folgt „beauty hydroid“, 12 1/2 minuten lang. parker loopt dafür zunächst ein paar sich kaum variierende skelletierte akkorde, die einen stakkatorhythmus vorgeben. dazu spielt er ein verzerrtes thema, das sehr an tortoise-stücke erinnert. im laufe der ersten minuten wird das immer dreckiger, das schalten und regeln an gitarre und verstärker ist wieder genau als live-moment zu hören. zwischendurch spielen parker und mazurek eine andere figur, unisono, die durch dauernde wiederholung etwas nervt, der stakkato-loop wird dafür beendet, mazurek soliert. das ganze stück eine bewegung, die sich langsam radikalisiert und unversöhnlich aufhört.
der closer, „hydra and the little clones“ ist noch etwas länger, knapp über 13 minuten. parker erfindet eine schöne, rhythmisch komplexe 14-ton-linie, die er wiederholt, mazurek steigt mit einer sehr schönen melodielinie ein. das machen sie eine zeitlang, bis schwebesounds von der gitarre dazukommen und auch die kornettimprovisation abstrakter wird. auf dem weg ins kakophonische schwebt aber schließlich wieder das anfangsmotiv hinein, auch, wenn es nicht völlig siegt. das album endet in der gleichzeitigkeit von ambient und rhytmischer struktur, kontraktionen unter wasser. einige quallen leben ewig.
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