Andrew Bird, Laura Marling – Übel & Gefährlich, HH, 05.05.09

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  • #61683  | PERMALINK

    janpp

    Registriert seit: 28.08.2002

    Beiträge: 7,179

    Schwierig, diesen Abend in einem kurzen Text zusammenzufassen. Es sind vor allem einzelne Bilder, die mir lange im Kopf bleiben werden. Andrew Bird, der in roten Socken und grünem Schal die Bühne betrat. Das rotierende Plastik-Doppel-Grammophon, dass er zwischendurch immer wieder anwarf. Das eine immer wieder wie skeptisch zusammengekniffene Auge; seine theatralischen Bewegungen, bei denen er sich scheinbar selbst dirigierte, ob mit den Händen oder dem Klöppel des Xylophons.

    Zuerst einmal kam natürlich Laura Marlings kurzes 25min-Set. Eine wirklich hochtalentierte Songwriterin und Sängerin, hier im Duo mit einer Violoncellistin, die einen zarten, aber doch nicht kantenfreien IndieFolk spielt, mit Einflüssen aus sowohl klassischem britischem als auch amerikanischen Folk. Joni Mitchell habe ich da mehr als einmal gehört, wobei Lauras Stimme auf angenehme Weise rauer ist.
    Dann Andrew Bird. Das Übel und Gefährlich hatte sich inzwischen schwitzig heiß gefüllt und Andrew begann solo mit seiner bekannten Loop-Technik. Nach wie vor atemberaubend, wie er mit drei gezupften Tönen, simplem Klatschen und Pfeifen und verschiedenen Flächen den Sound einer vollen Band nachahmt. Das sollte er im Laufe des Abends immer wieder machen und so die Intros zu seinen Songs liefern. Von seiner 3köpfigen Band muss man Drummer und Keyboarder Martin Dosh hervorheben, der ja auch schon unter dem Namen Dosh diverse Soloalben aufgenommen hat, als Musiker genauso vielseitig wie Bird und blitzschnell bei den Wechseln zwischen Effektgerät, Keyboard und Drums, auch er loopte sich immer wieder selbst.
    Dass die Band zwar oft lauter wird, aber nicht im herkömmlichen Sinne „rockt“, muss ich wohl kaum betonen. Der Höhepunkt für mich die erste Zugabe, was er da nur mit seiner Geige anstellte, war unglaublich.
    Schön übrigens, dass Bird sich bei den Ansagen seiner Songs nicht dazu hinreißen ließ, sein Vokabular zu vereinfachen oder gar darüber zu stöhnen, wie schlecht sein deutsch sei. Folglich verstand ich da genauso wenig wie oft bei seinen lyrics, aber charmant wars.

    --

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    #7115233  | PERMALINK

    mistadobalina

    Registriert seit: 29.08.2004

    Beiträge: 20,833

    Danke für den Bericht. Schade, dass er nicht nach München gekommen ist. Muss ich ihm mal twittern. :-)

    --

    When I hear music, I fear no danger. I am invulnerable. I see no foe. I am related to the earliest time, and to the latest. Henry David Thoreau, Journals (1857)
    #7115235  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    schöner bericht! bleibt kaum noch was hinzuzufügen.

    andrew birds lyrics versteht man auch als native english speaker nicht (weiß ich aus sicherer quelle. haha), also keine sorge. ;-)
    fein, dass er in die rolle des [I]doctor strinzs geschlüpft ist. macht sich ausgezeichnet als retter von saiteninstrumenten.
    „effigy“ fand ich noch hervorhebenswert, neben dem tollen schlagzeugspiel und den roten socken, während laura rote ballerinas trug.

    und er ist offenbar fan von david lynch. auf tour würde man sich irgendwann so fühlen, wie in einem david lynch-film, wenn man mitten in der nacht in einem hotel nahe des highways aufwacht und einem vorgeworfen wird, man hätte jemanden geweckt und man sich dann darüber gedanken macht, wie man denjenigen geweckt haben könnte.

    und hey, laura darf anmerken, dass ihre deutschkenntnisse nicht besonders tiefschürfend sind. und diese tatsache dann auch bedauern, wenn sie uns offenbart, dass sie damals ihr praktikum als, ähm, teenager, in hamburg absolviert hat. ;-)

    leider war ich während des auftritts von andrew bird nicht mehr so richtig aufnahmefähig, dank der hitze im Ü&G und lauras atemberaubender performance kurz zuvor. aber was für ein abend!

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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7115237  | PERMALINK

    janpp

    Registriert seit: 28.08.2002

    Beiträge: 7,179

    firecracker
    fein, dass er in die rolle des [I]doctor strinzs geschlüpft ist.

    Ja, sehr putzig, hab ich heute auch gesehen. War das einmalig? sollte er öfters machen, die Rolle des verschrobenen Tüftlers passt auf keinen besser als auf ihn.

    A propos David Lynch, auf deinem avatar sieht Laura ja auch ein bisschen psychisch angeschlagen aus wie eine lynch Figur.

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    RAUSCHEN Akustische Irritationen aus Folk, Jazz & beyond. Jeden 2. und 4. Dienstag, 19 Uhr. Auf Tide 96.0. http://www.mixcloud.com/Rauschen/[/URL]
    #7115239  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    JanPPJa, sehr putzig, hab ich heute auch gesehen. War das einmalig? sollte er öfters machen, die Rolle des verschrobenen Tüftlers passt auf keinen besser als auf ihn.

    live? oder die TV performance? live habe ich ihn damit noch nicht erlebt. seinen worten nach zu urteilen klang’s als hätte er sowas öfter gemacht… dunno.

    JanPPA propos David Lynch, auf deinem avatar sieht Laura ja auch ein bisschen psychisch angeschlagen aus wie eine lynch Figur.

    yeah, that’s the new thing. ;) [so zu tun als ob und das authentisch rüberbringen]


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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7115241  | PERMALINK

    happysad

    Registriert seit: 13.10.2008

    Beiträge: 921

    ..habs berliner konzert auch sehr genossen..
    sich einfach in die klänge fallen lassen und nicht zuviel drüber nachdenken..

    die Laura ist nicht so mein fall…generell haben frauenstimmen es eh bei mir schwer..

    --

    #7115243  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    ach, happysad, du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. wir leben doch in einem freien lan, äh, forum. (ich habe mich auch lange zeit schwer getan mit frauenstimmen; inzwischen mag ich mädchenhafte und countryeske frauenstimmen. einige.)

    bekommt jemand lauras setlist zusammen?

    laut meinzuhausemeinblog hat sie diese songs in köln gespielt:

    01: Ghosts
    02: Blackberry stone
    03: My manic and I
    04: Darkness descends
    05: No hope in the air
    06: Rambling man

    in hamburg hat sie ihr set auf alle fälle mit „alas i cannot swim“ beendet. und ich meine sie hätte zusätzlich zu den obigen „rebecca“ gespielt, dafür aber „darkness descends“ nicht.

    dem letzten satz der andrew bird-rezension (zum konzert in paris) würde ich allerdings nicht zustimmen wollen. andrew bird kein guter entertainer? er muss einen schlechten tag gehabt haben. oder vielleicht ist sein humor einfach zu eigen. ;-) ich mag seine geschichten, die er so erzählt….

    und laura empfinde ich nicht als besonders traurig. naja, kommt vielleicht darauf an wie man „traurig“ definiert; eher happy/sad, weshalb sie ja so toll ist. egal.

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7115245  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    LM HQIt was with weary bodies and sorry hearts that LM and Ruth stepped off the Andrew Bird tour bus and back in to the real world early on Sunday morning. After dates in Paris, Rennes, Nancy, Nantes, Lyon, Cologne, Stockholm, Denmark, Hamburg, Berlin and Amsterdam, Laura’s support slot with Andrew wound up in Brussels on Saturday night, with an encore at the end of Andrew’s set where they performed ‚Sovay‘ together.

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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7115247  | PERMALINK

    tina-toledo
    Moderator

    Registriert seit: 15.06.2005

    Beiträge: 13,392

    firecracker

    […]Laura’s support slot with Andrew wound up in Brussels on Saturday night, with an encore at the end of Andrew’s set where they performed ‚Sovay‘ together

    Naja, als Duett konnte man das leider kaum bezeichnen. Beim Refrain durfte sie zweimal eine kurze Zeile mitsingen, aber davon war (auch auf Grund der Mikofoneinstellungen) so gut wie gar nichts zu hören. Ansonsten war der Abend aber großartig. Die neuen Laura Marling-Songs versprachen einiges, Phosphorescent lieferten ein kurzes aber sehr gutes Set ab, und Andrew Bird schließlich war absolut brilliant.

    --

    Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!
    #7115249  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    huch, du warst in brüssel?

    hat man also nichts verpasst, wenn man nicht dort gewesen ist. :spudnikco

    bekommst du ihre setlist zusammen?

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7115251  | PERMALINK

    lennart_t

    Registriert seit: 13.10.2008

    Beiträge: 223

    auf mich machte er in hamburg einen sehr intelligenten eindruck, etwas zynisch, aber gedanklich höchst beweglich… mal abgesehen davon, dass es schlichtweg großartig war, mit welchem maß an perfektion er all das tat, was er tat. da gab es keine fahrigkeit.
    beinahe unerreicht ist meines erachtens nach auch die dynamik seines gesangs, auch, seine texte nicht unbedingt zur gewinnung von slogans dienen. und ein wenig zynisch kam er mir vor, dabei aber absolut hingabevoll… hach, es war ein toller abend, nur den support hab‘ ich leider verpasst.
    und recht lang spielte er, gut und gerne anderthalb stunden, und dass ohne spannungsabfall. nicht unbeteiligt daran war mit sicherheit seine band, allen voran schlagzeuger dosh.

    http://www.youtube.com/watch?v=E3CGWOw9LHI

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    #7115253  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    keine slogans? och, wie wär’s mit „just a nod to mortality/ before you get on a plane“? ach nee, den hat er ja gar nicht gespielt.

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    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7115255  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

    Beiträge: 6,027

    firecrackerhuch, du warst in brüssel?

    Ich war rein zufällig auch dort. ;-)

    Was für ein Konzert! Man ist danach nicht überrascht, wenn Andrew Bird der MOJO gegenüber verrät, dass seine Welt die Bühne ist: „I’ve always felt absolutely comfortable on-stage and incredibly uncomfortable off-stage.“ (MOJO, June 2009). Das nehme ich ihm sofort ab, kaum auf der Bühne angelangt, flogen Schal und Schuhe in die Ecke, ganz wie zuhause. Auch in Brüssel sampelte und loopte Bird seine Stimme und Instrumente und klickte sich per Fußpedal so eine Band (zusätzlich zu den drei hervorragenden Mitmusikern) zusammen. Eine sehr unterhaltsame Spielerei, die den lebhaften und experimentierfreudigen Charakter Birds unterstrich. Beeindruckt hat mich allerdings etwas anderes. Nur selten habe ich jemanden auf der Bühne gesehen, der soviel Gefühl für Musik besitzt. Ob Geige, Gitarre, Glockenspiel, Pfeifen oder Vocals, alles zeugte – im Vortrag wie in der Musik selbst – von aufrichtiger Leidenschaft und war gleichzeitig von einer Nonchalance und Leichtigkeit durchzogen, die einen staunend zurückließ. Zu den Hightlights des Konzerts zählten für mich der Opener des aktuellen Albums „Oh No“, „A Nervous Tick Motion Of The Head To The Left“, „Imitosis“ und vor allem und die tolle (Solo-)Zugabe „Why?“, bei der Bird eindrucksvoll all sein Können an der Geige zeigte. Ein besonderes Highlight war zudem noch die charmante, weil in französisch vorgetragene Version des Muppet-Show-Klassikers „Not Easy Being Green“, die kam in Brüssel natürlich hervorragend an. Ich kann mich nur noch einmal wiederholen: Was für ein Konzert! Wer in diesem Jahr noch die Chance bekommt, Andrew Bird live zu sehen (z.B. in Haldern im August), sollte sie auf jeden Fall nutzen.

    --

    You can't fool the flat man!
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