Kendrick Lamar – To Pimp A Butterfly

Bullschuetz, nail, selbst Mr. Badlands scheint erst durch dieses Album wieder auf einen Geschmack gekommen zu sein. Wenn man das mit der Anzahl der „Diskutanten“ vergleicht, empfinde ich das schon als auffällig. (Ist jetzt aber auch zugegebenermaßen kein wirklich wichtiger Punkt, ich hätte einach nur gedacht, dass es andere Alben gibt, z.B. den Vorgänger, die den Zugang wesentlich einfacher machen)

Ach komm, hier beschwert sich doch keiner, und die nicht so positiven Meinungen sind doch wirklich klar in der Minderheit. Ich kann da für mich auch nur sagen, ich hätte mir auch sehr gewünscht, das Album würde mich wieder so wegfegen wie das Letzte.
Ist halt (noch) nicht passiert. Liegt sicherlich auch daran, dass ich mir wenn ich ein Album auflege, keine verkappte Geschichts oder Sozialkundestunde geben möchte, und eigentlich möchte ich mich auch nicht durch die Texte kämpfen. Das alles völlig ohne Wertung gemeint und durchaus als mein/e persönliches Problem/Sichtweise erkannt. Good Kid hatte mich damals ganz schnell über den Flow, die Beats, die Melodien. Das funktioniert hier für mich nicht. Schade, vielleicht nächstes Mal wieder.

Ja, das stimmt. Manchem reicht so ein weichgespülter Sozialkunde-Unterricht auch, manchem nicht. Habe es heute wieder versucht, ich schaffe es einfacht nicht, mir das Album länger anzuhören. Die Musik ist einfach so unfassbar langweilig. Musste danach erstmal Baba Haft hören…:lol:

In diesem Sinne.

Genau das finde ich überhaupt nicht. Die Musik selbst würde auch meiner Mutter gefallen (was völlig okay ist!). Das klingt doch alles sehr smooth und funky. Klar auf Good Kid(d) gab es natürlich kommerzielle Übersingles wie Bitch don’t kill my vibe, aber auch so Sachen wie Backseat, die schon einen sehr speziellen Beat hatten. So etwas gibt es auf Pimp gar nicht. Dort stört vielleicht irgendwann das Gedudel, aber es würde nie jemand sagen, dass das nur Krach sei (was meine Mutter bei Backseat sagen würde, hehe).

Welche Tracks siehst du denn als „schwierig“ an und warum? Einzig, dass manche Tracks keine feste Struktur haben und oftmals im Soundbild wechseln, finde ich ungewöhnlich. Aber der Sound selber ist sehr sehr glatt. Was ja nicht schlimm sein muss, aber leider ist es das hier für mich. Das grandiose an Good Kid war ja für mich auch, dass er nen Spagat zwischen Gangster und Conscious hinbekommen hat. Hier ist er aber nur noch der Sozialkunde-Rapper.

Ich meine, man höre sich das hier mal an:

Verdammt, wieviel Kraft steckt da drin. Und witzigerweise werden da viele Themen von Pimp schon behandelt. Oder eben wirklich hier:

Fuck, das is ne verdammte Hymne. Das ist einfach unheimlich groß.

pinchFandest du die Alben nach „Labor days“ nicht auch allesamt enttäuschend?

Ja, das stimmt. Die „Fast Cars“-EP war noch ganz gut, aber danach wurde es richtig schlimm. Keine Ahnung, wo der falsch abgebogen ist, aber „Labor Days“ ist ein verdammtes Meisterwerk. Vielleicht war auch einfach die „Def Jux“-Zeit dann einfach vorbei. Aber war ne gute Zeit damals, mit guten Alben. Nicht zu vergessen natürlich Cannibal Ox. Unter anderem mt den Killerzeilen „You were a still born baby, mother didn’t want you,but you were still born. Boy meets world, of course his pops is gone, what you figure. That chalky outline on the ground is a father figure?“

So etwas fehlt finde ich auch völlig auf Pimp: Zeilen, die dur in 10, 20 Jahren noch kennen wirst. Wie bei Ace Rizzle: „Next time you wanna be a hero, try saving something other than hip-hop
And maybe hip-hop’ll save you from the pit-stop“ Passt ja auch ganz gut…

Das stimmt. Nur würde ich auch nie behaupten, dass es sich bei „Afrika“ um ein „musikalisch eher „schwieriges“ und subtiles Album handelt, das ein aufmerksames Hören verlangt“. Das ist ein Pop-Schlager-Album. Genau wie Pimp ein Album mit starkem Neo-Soul-Einschlag ist. Aber da ist nichts schwierig dran oder anspruchsvoll oder. Einzig vielleicht der Be Bop beim zweiten Track, aber der Rest klingt doch nun wirklich sehr gefällig. Was ja kein Problem ist, aber bei Rap suche ich einfach was anderes. Vielleicht etwa lauteres. Vielleicht so etwas:

Ich bin im Auftrag der guten Musik unterwegs. Das ist meine Bestimmung. Hat mir 2Pac mal gesagt. Er und ich saßen als Schmetterlinge auf einem Reiskorn, das langsam in den Trichter von John Coltranes Sopransaxophon kullerte, welches von einer Schildkröte mit dem Gesicht von Sidney Bechet balanciert wurde. Da nahm er mich zur Seite und sagte: „Junge, dein Name soll fortan Captain Kidd lauten und du sollst die Welt vor schlechter Musik bewahren. Amen.“ Gute Nacht.

captain kiddIch bin im Auftrag der guten Musik unterwegs. Das ist meine Bestimmung. Hat mir 2Pac mal gesagt. Amen.

Shit, wenn Du so intimen Kontakt zu höheren Mächten pflegst, wie kann ich es da wagen, Deine missionarische Autorität untergraben zu wollen? Ich erdreiste mich trotzdem, es noch einmal zu versuchen:

Nicht, dass das Sinn ergäbe – aber selbst wenn ich weder auf die Texte hörte noch ein Wort davon verstünde, fände ich diese Platte mitreißend, allein schon wegen des vielschichtigen rhythmischen Flows. Richtig ist allerdings, dass das eher selten mit Wums daherkommt. Nur ein Beispiel: die auffällig zurückgenommene Schlagzeugspur in „Mortal Man“. Der Umgang vor allem mit der Snare ist oft auffällig unplakativ und damit sehr untypisch für viele Hiphop-Produktionen, die ganze rhythmische Anlage fußt bei „Pimp“ nicht so massiv wie genre-üblich auf dem „Beat“, sondern ergibt sich aus dem Zusammenspiel der Instrumente (und natürlich den doch wirklich irre elastischen Raps). Manchmal will ich da fast lieber von einem „Pulsieren“ als von einem „Beat“ reden – wohl einer der Gründe, warum im Zusammenhang mit dieser Platte so oft das Stichwort „Jazz“ fällt. Jedenfalls: Für mich zündet das absolut, und ich weigere mich, das Wort „seicht“ passend zu finden. Mit „subtil“ könnte ich leben.

Vielleicht haben wir bisher zu viel über die Texte geredet, die Politik, den sogenannten „Sozialkunde-Unterricht“ (nebenbei: Als lehrerhaft empfinde ich diese mit Fragen, Zweifeln und Suchbewegungen vollgepackte Platte nun wirklich nicht). Mich fasziniert diese Platte vor allem auch als Musik.

Im Übrigen stecke ich, was „Black Messiah“ betrifft, immer noch voll im angeblich bereits ausgeheilten Hype-Fieber.

Ich fand deinen Kommentar auch blöde.

Mich nervt immens, dass wir hier nur noch von irgendwelchen persönlichen Bedürfnissen reden, die Musiker zu befriedigen haben. Was soll das?