Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Zeitlosigkeit als Qualitätsbegriff
-
AutorBeiträge
-
nail75;1271716 wrote:Jedesmal wenn ich das Album höre, bin ich beeindruckt, wie unglaublich zeitlos es klingt.
Ich überlege schon seit längerem, ob es ein Kompliment oder eine Abwertung für ein Album ist, wenn man es als zeitlos bezeichnet – bisher noch ohne eindeutiges Ergebnis…
Und ohne Zweifel, Kind of Blue ist ein tolles Album, welches ich von Zeit zu Zeit auch immer mal wieder gerne höre.
--
You can't fool the flat man!Highlights von Rolling-Stone.deFesselnde Bankraub-Serien auf Netflix: Achtung, das ist ein Überfall!
Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten
Alle Schlagzeuger von The Who: Keith Moon, Zak Starkey und Co.
Die 100 besten Hardrock- und Metal-Alben: die komplette Liste
Der wilde, aber romantische Westen: „Der mit dem Wolf tanzt“
Kritik: „Black Mirror“ auf Netflix – alle Episoden im Ranking
WerbungBanana Joe…,ob es ein Kompliment oder eine Abwertung für ein Album ist, wenn man es als zeitlos bezeichnet
Worin sollte denn da eine Abwertung bestehen!?? Ich meine insbesondere, dass dies u. a. ein dickes Lob ist.
--
Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' Rolldr.musicWorin sollte denn da eine Abwertung bestehen!?? Ich meine insbesondere, dass dies u. a. ein dickes Lob ist.
Ja, es wird eigentlich immer als Lob verstanden. Aber die Zeitlosigkeit steht gefährlich nah an der Belanglosigkeit bzw. wird mit ihr verwechselt. Wie oft hört man von „zeitlosen“ Alben, die im Endeffekt ihre Zeitlosigkeit daher beziehen, dass sie zum Sterben langweilig sind? Das trifft natürlich nicht auf Kind of Blue zu, um Missverständissen vorzubeugen.
--
You can't fool the flat man!Banana JoeJa, es wird eigentlich immer als Lob verstanden. Aber die Zeitlosigkeit steht gefährlich nah an der Belanglosigkeit bzw. wird mit ihr verwechselt. Wie oft hört man von „zeitlosen“ Alben, die im Endeffekt ihre Zeitlosigkeit daher beziehen, dass sie zum Sterben langweilig sind? Das trifft natürlich nicht auf Kind of Blue zu, um Missverständissen vorzubeugen.
Beispiele?
--
"Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"FifteenJugglersBeispiele?
Joni Mitchells „Blue“
--
Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the blockCleetusJoni Mitchells „Blue“
Sicher nicht. Das ist ein zeitlos schönes Werk.
Für mich ist der Begriff „zeitlos“ übrigens immer positiv. Ein zeitlos schlechtes Werk kann es also nicht geben, obwohl das Phänomen durchaus vorkommt. Zeitlosigkeit ist insofern natürlich auch nicht mit „Belanglosigkeit“ verwandt, sondern mit Relevanz. Ein zeitloses Werk wirkt auch heute noch frisch und aufregend oder bewegend. Natürlich nicht auf jedermann.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.@ Naily
Endlich mal einer, der den Begriff richtig versteht!!!:sonne::bier:--
Jetzt schon 62 Jahre Rock 'n' RollIch kann natürlich nur für mich sprechen nail. Als ich mich hier angemeldet habe und überall „Blue“ las ging ich zum Schrank meiner Eltern und kramte die Platte raus. Auch nach mehrmaligem Hören (vor allem intensiver als sonstige Platten die ich nach 5 min todlangweilig finde) kann ich nix finden an diesem Album. Auch neige ich zu der Vermutung das Menschen manche Alben aufgrund ihrer Langweiligkeit besonders „zeitlos schön“ finden. Dir unterstelle ich das nicht.
--
Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the blockHab vorhin noch „The Lexicon Of Love“ von ABC gehört und ein zeitgebunderes Werk kann es kaum geben. Dieses Album ist 1982. Trotzdem klingt es immer noch begeisternd und frisch, für mich jedenfalls, und ich habe es mir erst kürzlich wieder zugelegt und nach über 20 Jahren wieder gehört. Dann müsste es doch auch „zeitlos“ sein? Ich kann Banana Joes Bedenken gegen den Begriff „Zeitlosigkeit“ verstehen, wenn damit gemeint ist, dass man es nicht zeitlich verorten kann.
--
Herr RossiHab vorhin noch „The Lexicon Of Love“ von ABC gehört und ein zeitgebunderes Werk kann es kaum geben. Dieses Album ist 1982. Trotzdem klingt es immer noch begeisternd und frisch, für mich jedenfalls, und ich habe es mir erst kürzlich wieder zugelegt und nach über 20 Jahren wieder gehört. Dann müsste es doch auch „zeitlos“ sein? Ich kann Banana Joes Bedenken gegen den Begriff „Zeitlosigkeit“ verstehen, wenn damit gemeint ist, dass man es nicht zeitlich verorten kann.
Versuch einer Annäherung: Ich meine damit, dass ein bestimmtes Werk, ein Gemälde, ein Musikstück, eine Skulptur, ein Buch oder ein Film eine Substanz besitzt, die es auch nach vielen Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten immer noch reizvoll und interessant macht, weil die in ihm behandelten „Themen“ (oder auch nur Eindrücke, Emotionen usw.) von immerwährender Relevanz sind. Damit ist nicht gemeint, dass man das Werk nicht klar in einer bestimmten Epoche verorten kann (gibt es das überhaupt?) oder dass es – richtig verstanden – nicht auch sehr viel über die besagte Epoche aussagt. Das Gegenteil ist ein zeitgebundenes Werk, das ist allerdings ein problematischer Begriff, weil er sowohl positiv wie negativ verwendet werden kann. „Lexicon Of Love“ würde ich durchaus als zeitlos bezeichnen, ebenso auch die Pet Shop Boys, obwohl deren Werk sehr leicht zeitlich verortet werden kann. Allerdings sind diese Begriffe natürlich sehr subjektiv.
@Dottore: :bier:
@cleetus: Das ist mir klar, keine Sorge. Es scheinen nur ziemlich viele Forumianer das Album nicht zu mögen. Ich finde das Album nicht langweilig, allerdings ist es ein sehr feminines Album und damit haben vielleicht manche ihre Schwierigkeiten. Beispiel: „Little Green“, einer der bewegendsten Songs, die ich kenne.
Joni Mitchell versucht in diesem Lied, den Umstand zu bewältigen, dass sie als arme Studentin ihre Tochter zur Adoption freigeben musste. Die Musik, die sie geschrieben hat, ist von so durchdringender Emotionalität, sie raubt mir fast den Atem.
Das Leiden, das Joni beschreibt, ist das Leiden einer Mutter. Es gibt Männer, die das leichter nachempfinden können als andere, aber es gibt eben auch Männer, die es gar nicht nachempfinden können. Vielleicht gibt es auch Frauen, die keinen Zugang finden. Das ist ja auch nicht schlimm, aber es verweist darauf, dass diese Lieder die Lieder einer Frau sind, die sich in keiner Weise an Männer anbiedert. Sie hat diese Lieder für alle geschrieben, die sie mögen, Männer und Frauen, aber sie hat dabei keine Kompromisse gemacht.@kai/Emma: Das habe ich ja ganz übersehen. Wie kommt denn das Emma? Ist es so gut?
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
also „leiden“ kann ich bei Blue auch ziemlich gut, aber das ist wahrlich keine Qualität!
--
@Nail: Kann ich alles unterschreiben. „Zeitlosigkeit“ ist wohl so ein Begriff, über dessen Verwendung man sich erst verständigen muss. Wenn es „bleibende Relevanz“ bedeutet, obwohl oder gerade weil man hört, in welcher Zeit das Album entstanden ist, ist das sicher ein positiver Begriff.
--
nail75Zeitlosigkeit ist insofern natürlich auch nicht mit „Belanglosigkeit“ verwandt, sondern mit Relevanz.
Ich sprach von Verwechslung, nicht von Verwandtschaft.
Ich gehe mit Dir konform, wenn Du von Relevanz sprichst – das trifft den Nagel (haha) ganz gut auf den Kopf. Mein Punkt ist auch eher der, dass der Begriff halt falsch verwendet wird und daher nicht unbedingt automatisch als Kompliment gelten kann. Interessanterweise ist der Begriff an sich ja schon negativ. Zeitlos sagt ja, dass die Zeit nicht existent ist. Das Gegenteil ist aber eigentlich der Fall bei solchen als zeitlos bezeichneten Werken, sie strotzen nur vor Zeit – weil sie eben zu jeder Zeit relevant sind.
nail75Ein zeitlos schlechtes Werk kann es also nicht geben, obwohl das Phänomen durchaus vorkommt.
Diesen Satz verstehe ich nicht. Wie kann es etwas nicht geben, obwohl es existent ist?
@15J: Bei Enya oder Mike Oldfield fällt mir das häufiger mal auf, dass sie als zeitlos bezeichnet werden. Und um zu untermauern, dass der Begriff falsch verwendet wird, hier mal eine Amazon-Nutzerliste zum Thema…
--
You can't fool the flat man!Banana JoeIch sprach von Verwechslung, nicht von Verwandtschaft.
Ich gehe mit Dir konform, wenn Du von Relevanz sprichst – das trifft den Nagel (haha) ganz gut auf den Kopf. Mein Punkt ist auch eher der, dass der Begriff halt falsch verwendet wird und daher nicht unbedingt automatisch als Kompliment gelten kann. Interessanterweise ist der Begriff an sich ja schon negativ. Zeitlos sagt ja, dass die Zeit nicht existent ist. Das Gegenteil ist aber eigentlich der Fall bei solchen als zeitlos bezeichneten Werken, sie strotzen nur vor Zeit – weil sie eben zu jeder Zeit relevant sind.
Diesen Satz verstehe ich nicht. Wie kann es etwas nicht geben, obwohl es existent ist?
Ich habe Deine Aussagen frei interpretiert!
Ich glaube, dass Rossi recht hat: Man muss den Begriff erst definieren, bevor man sinnvoll weiterdiskutieren kann. Dann lösen sich auch diese Widersprüche zwischen übertragener und wörtlicher Bedeutung in Luft aus.Der Satz sollte bedeuten, dass es durchaus Werke gibt, die immer und überall als schlecht empfunden werden, die aber dann normalerweise nicht mit dem Attribut „zeitlos“ bedacht werden.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Auf Vorschlag von BananaJoe habe ich diese interessante Diskussion aus dem „Eure Top25“-Thread herausgelöst.
--
-
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.