Re: Zeitlosigkeit als Qualitätsbegriff

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nail75

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Herr RossiHab vorhin noch „The Lexicon Of Love“ von ABC gehört und ein zeitgebunderes Werk kann es kaum geben. Dieses Album ist 1982. Trotzdem klingt es immer noch begeisternd und frisch, für mich jedenfalls, und ich habe es mir erst kürzlich wieder zugelegt und nach über 20 Jahren wieder gehört. Dann müsste es doch auch „zeitlos“ sein? Ich kann Banana Joes Bedenken gegen den Begriff „Zeitlosigkeit“ verstehen, wenn damit gemeint ist, dass man es nicht zeitlich verorten kann.

Versuch einer Annäherung: Ich meine damit, dass ein bestimmtes Werk, ein Gemälde, ein Musikstück, eine Skulptur, ein Buch oder ein Film eine Substanz besitzt, die es auch nach vielen Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten immer noch reizvoll und interessant macht, weil die in ihm behandelten „Themen“ (oder auch nur Eindrücke, Emotionen usw.) von immerwährender Relevanz sind. Damit ist nicht gemeint, dass man das Werk nicht klar in einer bestimmten Epoche verorten kann (gibt es das überhaupt?) oder dass es – richtig verstanden – nicht auch sehr viel über die besagte Epoche aussagt. Das Gegenteil ist ein zeitgebundenes Werk, das ist allerdings ein problematischer Begriff, weil er sowohl positiv wie negativ verwendet werden kann. „Lexicon Of Love“ würde ich durchaus als zeitlos bezeichnen, ebenso auch die Pet Shop Boys, obwohl deren Werk sehr leicht zeitlich verortet werden kann. Allerdings sind diese Begriffe natürlich sehr subjektiv.

@Dottore: :bier:

@cleetus: Das ist mir klar, keine Sorge. Es scheinen nur ziemlich viele Forumianer das Album nicht zu mögen. Ich finde das Album nicht langweilig, allerdings ist es ein sehr feminines Album und damit haben vielleicht manche ihre Schwierigkeiten. Beispiel: „Little Green“, einer der bewegendsten Songs, die ich kenne.
Joni Mitchell versucht in diesem Lied, den Umstand zu bewältigen, dass sie als arme Studentin ihre Tochter zur Adoption freigeben musste. Die Musik, die sie geschrieben hat, ist von so durchdringender Emotionalität, sie raubt mir fast den Atem.
Das Leiden, das Joni beschreibt, ist das Leiden einer Mutter. Es gibt Männer, die das leichter nachempfinden können als andere, aber es gibt eben auch Männer, die es gar nicht nachempfinden können. Vielleicht gibt es auch Frauen, die keinen Zugang finden. Das ist ja auch nicht schlimm, aber es verweist darauf, dass diese Lieder die Lieder einer Frau sind, die sich in keiner Weise an Männer anbiedert. Sie hat diese Lieder für alle geschrieben, die sie mögen, Männer und Frauen, aber sie hat dabei keine Kompromisse gemacht.

@kai/Emma: Das habe ich ja ganz übersehen. Wie kommt denn das Emma? Ist es so gut?

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.