Wetten, dass

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  • #11654845  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,633

    slow-train …wenn etwas 2021 wiederveröffentlicht wird, dann kann man das meinetwegen auch gern sehen. In diesem Sinne würde ich es auch begrüßen, wenn man da Themen wie Machtmissbrauch, antiquierte Geschlechter- oder Menschenbilder auch anspricht. (…) Wenn ein ähnliches vorgehen auch bei 50 Jahre alten Schallplatten praktikziert würde, dann fände ich das keineswegs uncool – im Gegenteil, mir würden sich die Voraussetzungen vergangener Kulturproduktion wahrscheinlich wirklich besser erschließen.

    Ist das wirklich dein Ernst? Für mich eine wirklich gruslige Vorstellung, auf einen Stones-Reissue Linernotes zum Thema „problematische Geschlechterbilder der Sixties“ zu lesen. Und wer sollte dafür zuständig sein, das zu definieren? Ein Comeback von Zensurbehörden? Die Bücher von Charles Bukowski erscheinen dann fortan als kritisch kommentierte Auflagen? Bei erwachsenen Menschen geht meiner Meinung nach gar kein Weg daran vorbei auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zu setzen. Alles andere ist für mich niemals akzeptabel. Das hier überhaupt in Zweifel zu ziehen, schockiert mich gerade einigermaßen. Bestätigt allerdings, dass bei mir nicht zu Unrecht bei dem Thema so oft die Alarmglocken schrillen.

    cleetus
    Meinst du sowas wie den Parental Advisory-Sticker der wegen Rassismus und Sexismus (und ein paar anderen -isms) auf jedem zweiten Rap-Album pickt?

    Keine Ahnung, war ja eine Frage. Aber gutes Beispiel, die Sticker sind ja schon ein Witz. Man stelle sich vor, die werden noch mit einem Wokeness- oder Awareness-Siegel ergänzt.

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    #11655053  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,865

    bullittIst das wirklich dein Ernst? Für mich eine wirklich gruslige Vorstellung, auf einen Stones-Reissue Linernotes zum Thema „problematische Geschlechterbilder der Sixties“ zu lesen. Und wer sollte dafür zuständig sein, das zu definieren? Ein Comeback von Zensurbehörden? Die Bücher von Charles Bukowski erscheinen dann fortan als kritisch kommentierte Auflagen? Bei erwachsenen Menschen geht meiner Meinung nach gar kein Weg daran vorbei auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zu setzen.

    Zustimmung. Jugendschutz ist (die Details mal außen vor gelassen) notwendig und sinnvoll, ein Erwachsener ist aber für sich selbst verantwortlich. Und gerade heute ist es ja kein Problem, sich rechtzeitig im Interner zu informieren, bevor man völlig überraschend von der unsachgemäßen Verwendung von Holzbearbeitungsmaschinen in The Texas Chain Saw Massacre retraumatisiert wird.

    edit: Filmtitel korrigiert. @latho

    zuletzt geändert von nicht_vom_forum

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #11655165  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,938

    The Texas Chain Saw Massacre bitte.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #11656347  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,633

    nicht_vom_forum

    bullittIst das wirklich dein Ernst? Für mich eine wirklich gruslige Vorstellung, auf einen Stones-Reissue Linernotes zum Thema „problematische Geschlechterbilder der Sixties“ zu lesen. Und wer sollte dafür zuständig sein, das zu definieren? Ein Comeback von Zensurbehörden? Die Bücher von Charles Bukowski erscheinen dann fortan als kritisch kommentierte Auflagen? Bei erwachsenen Menschen geht meiner Meinung nach gar kein Weg daran vorbei auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zu setzen.

    Zustimmung. Jugendschutz ist (die Details mal außen vor gelassen) notwendig und sinnvoll, ein Erwachsener ist aber für sich selbst verantwortlich. Und gerade heute ist es ja kein Problem, sich rechtzeitig im Interner zu informieren, bevor man völlig überraschend von der unsachgemäßen Verwendung von Holzbearbeitungsmaschinen in The Texas Chain Saw Massacre retraumatisiert wird.
    edit: Filmtitel korrigiert. @latho

    Ja, Jugendschutz ist nochmal etwas anderes. darüber hinaus lehne ich jegliche Form von moralisch betreuter Rezeption von Kunst und Kultur total ab. Man könnte den Spieß auch umdrehen und sagen, ich fühle mich in meiner Mündigkeit diskriminiert, wenn ich bei der Beatles-Doku „Get Back“ zu Beginn eine Trigger-Warnung wegen Rauchens über mich ergehen lassen muss. Ich will mir gar nicht ausmalen, was als nächstes kommt.

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    #11657203  | PERMALINK

    slow-train

    Registriert seit: 25.09.2008

    Beiträge: 2,103

    bullitt Ist das wirklich dein Ernst? Für mich eine wirklich gruslige Vorstellung, auf einen Stones-Reissue Linernotes zum Thema „problematische Geschlechterbilder der Sixties“ zu lesen. Und wer sollte dafür zuständig sein, das zu definieren? Ein Comeback von Zensurbehörden? Die Bücher von Charles Bukowski erscheinen dann fortan als kritisch kommentierte Auflagen? Bei erwachsenen Menschen geht meiner Meinung nach gar kein Weg daran vorbei auf Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zu setzen. Alles andere ist für mich niemals akzeptabel. Das hier überhaupt in Zweifel zu ziehen, schockiert mich gerade einigermaßen. Bestätigt allerdings, dass bei mir nicht zu Unrecht bei dem Thema so oft die Alarmglocken schrillen..

    Ich glaube, wir reden aneinander vorbei oder wir haben einfach konträre Freiheitsbegriffe. In meinem Beispiel ging es mir gerade darum, dass es für mich gar nicht zwangsläufig Triggerwarnungen oder ähnliches in Form von Stickern oder Aufdrucken braucht. Die Liner Notes/ können ja gerade dazu dienen, problematische Inhalte oder tradierte gesellschaftliche Positionen aufzudecken und nein, das muss gar keine ganze Critical Whiteness-Seminararbeit sein, sondern dafür reichen auch mal ein oder zwei Halbsätze, die einfach auf bspw. mögliche rassistische Labelstrukturen hinweisen oder erwähnen, dass sich es zu einem bestimmten Track Kritik verschiedener Aktivist:innengruppen gab. Warum sollte man den Kund:innnen so ein Wissen nicht zugänglich machen? Und warum soll da die Selbstbestimmung aufhören? Würde die Perspektiverweiterung nicht eher dazu führen, dass man eine breitere (Wissens-)Basis für Wertureile hat?

    Wie so etwas stattfinden kann? So wie alles, wofür sich ein Markt findet. Labels/Verlage Fragen bei Hochschullehrenden, Menschen aus dem Journalismus oder semiprominenten Leuten an und dann entsteht ein Text und wenn sich eine Kundschaft findet, dann ist das schön, wenn nicht, wird man die Sache halt wieder überdenken – dafür braucht es gar keine Behörden und ich sehe das eher entspannt.

    Wie oben angedeutet, geht es mir hier ja hauptsächlich um die Perspektiverweiterung und ich empfinde es auch gar nicht als moralisch betreut, wenn ich vor einem Film darauf hingewiesen werde, dass in den nächsten Minuten oder Stunden Gewaltdarstellungen, rassistisches Vokabular, Vergewaltigungen oder meinetwegen auch Raucherszenen folgen. Ich kann mir vorstellen, dass Betroffene, das zu schätzen wissen und die Filmsichtung dann auch mal auf einen Tag verschieben, an dem sie da darauf vorbereitet sind. Und wenn ich gerade auf Rauchentwöhnung bin, dann entscheide ich halt, das Werk ein paar Monate später anzuschauen und mir jetzt nicht meinen Helden beim Raucherblasen durch die Luft pusten zuzusehen.
    Wie gesagt, vielleicht haben wir da unterschiedliche Freiheitsvorstellungen, aber ich finde schon, dass Warnhinweise und das Herausarbeiten unterschiedlicher Perspektiven auf Kultur(-produktion) eher dazu dienen können Eigenverantwortung zu übernehmen.

    --

    #11657227  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,865

    slow-train
    Ich glaube, wir reden aneinander vorbei oder wir haben einfach konträre Freiheitsbegriffe. In meinem Beispiel ging es mir gerade darum, dass es für mich gar nicht zwangsläufig Triggerwarnungen oder ähnliches in Form von Stickern oder Aufdrucken braucht. Die Liner Notes/ können ja gerade dazu dienen, problematische Inhalte oder tradierte gesellschaftliche Positionen aufzudecken und nein, das muss gar keine ganze Critical Whiteness-Seminararbeit sein, sondern dafür reichen auch mal ein oder zwei Halbsätze, die einfach auf bspw. mögliche rassistische Labelstrukturen hinweisen oder erwähnen, dass sich es zu einem bestimmten Track Kritik verschiedener Aktivist:innengruppen gab. Warum sollte man den Kund:innnen so ein Wissen nicht zugänglich machen?

     
    Mir fehlt da, gerade bei Einzel-Veröffentlichungen, die Phantasie, wie sich „ein oder zwei Halbsätze“ in den Liner-Note nennenswert von einem Sticker unterscheiden. Bei einem Boxset mit ausführlichem Booklet ist es bestimmt sinnvoll (oder zumindest denkbar), auch auf den gesellschaftlichen Kontext einzugehen, aber bei einer schlichten Neuauflage einer Platte? Da ist ein kurzer Hinweis zum Thema „problematische Inhalte“ doch tatsächlich entweder der (selbst dem Zeitgeist unterworfene) moralische Zeigefinger oder er beschreibt Offensichtliches: Dass Aretha Franklin in den 60er Jahren in den USA Rassismus und Frauenfeindlichkeit ausgesetzt war, sollte ja beispielsweise wirklich niemanden überraschen; muss man das dann wirklich in den Liner Notes jeder einzelnen Platte nochmal erwähnen?

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #11657255  | PERMALINK

    slow-train

    Registriert seit: 25.09.2008

    Beiträge: 2,103

    Ein Sticker ist erstmal mehr in-your-face, würde ich sagen. Texte geben mehr Raum zur Kontextualisierung.
    Dein Beispiel zeigt ja auch, dass solche Kennzeichnungen gar nicht die Regel sein müssen. Arethas Musik lässt sich ja für sich schon als Kommentar auf gesellschaftliche Missstände lesen. Da nehmen begleitende Texte ja eh oft das Befreiungsnarrativ auf, das ihre Musik beinhaltet. Das wäre dann ja eh ein klassischer Fall, wo es gar keinen Zeigefinger braucht, oder?

    Wirklich explizit sind ja beispielsweise Minstrel Songs, da würde ich schon eine Kontextualisierung verlangen – in dem Fall dann gern mit deutlicher Kenntlichmachung, dass es sich um rassistische Sterotypisierungen handelt, die auf Leute auch heute noch beleidigend wirken können.
    Für mich würde auch ein gutes, zeitgemäßes Reissue der Arbeiten von Phil Spector einer Kommentierung bedürfen. Ob da dann der Zeigefinger erhoben ist, ist ja eher eine Formulierungsfrage als ein Diktat des Zeitgeistes. Eine nüchterne Einordnung seines Schaffensprozesses kann für mich jedenfalls seine gewalttätige Art nicht ausschließen – und wenn das dann eben zeitgeistig ist, so what? Die Werke und die Personen dahinter haben in der Gegenwart einfach eine andere Wirkung als in ihrer Entstehungszeit.

    --

    #11657273  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 5,865

    Um das mal als konkretes Beispiel zu nehmen:

    slow-trainFür mich würde auch ein gutes, zeitgemäßes Reissue der Arbeiten von Phil Spector einer Kommentierung bedürfen. […] Eine nüchterne Einordnung seines Schaffensprozesses kann für mich jedenfalls seine gewalttätige Art nicht ausschließen

    Meinst Du damit jetzt nur eine hypothetische Phil-Spector-Box (wo ich Dir zustimmen würde) oder auch Platten wie Let it be (was ich, um es mit bullitt zu sagen, eine gruslige Vorstellung finde)?

    --

    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #11657281  | PERMALINK

    slow-train

    Registriert seit: 25.09.2008

    Beiträge: 2,103

    Ersteres.

    --

    #11657289  | PERMALINK

    cycleandale
    ALEoholic

    Registriert seit: 05.08.2010

    Beiträge: 10,342

    Ich seh‘ schon wieder die Sticker auf ELO-Alben: Enthalten geheime satanische Botschaften….

     

    --

    l'enfer c'est les autres...
    #11657299  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,806

    cycleandaleIch seh‘ schon wieder die Sticker auf ELO-Alben: Enthalten geheime satanische Botschaften….

    Dafür!

    #11657317  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,633

    slow-train
    Ich glaube, wir reden aneinander vorbei oder wir haben einfach konträre Freiheitsbegriffe.

    Wohl eher letzteres.

    …bspw. mögliche rassistische Labelstrukturen hinweisen oder erwähnen, dass sich es zu einem bestimmten Track Kritik verschiedener Aktivist:innengruppen gab. Warum sollte man den Kund:innnen so ein Wissen nicht zugänglich machen? Und warum soll da die Selbstbestimmung aufhören?….

    Was heißt denn nicht zugänglich machen? Das Wissen ist doch da und kann bei Bedarf von jedem selbst recherchiert werden. Das verstehe ich unter Selbstbestimmung. Und welches Framing sollten solche Linernotes denn haben? Mal ehrlich, du fändest die doch auch nur genau so lange toll, wie sie dein eigenes Weltbild bestätigen und ganz bestimmte „Aktivist:innengruppen“, Hochschullehrer oder „semiprominente Leute“ dort Gehör finde würden, oder? Ernst gemeinte Frage.

    Jan Böhmermann zählt in der aktuellen Folge F&F auf, welche Filme man wegen „problematischer Inhalte“ angeblich nicht mehr schauen könne – u.a. die komplette James Bond-Reihe. Das wäre ja genau so ein Beispiel. Welches Label würde das freiwillig und ohne behördlichen Druck auf seine DVD-Box packen? Und noch wichtiger, wer bräuchte sowas?

    Ich habe – wie schon öfter erwähnt – mal bei der FSK gearbeitet und selbst anhand der Begründungen in den Prüfunterlagen den Freigabebegründungskurztext für die Homepage geschrieben. Aus Jugendschutzgründen auch okay, wenn auch da schon oft grenzwertig. Infos zu Darstellungen von Gewalt- und Drogen kann jedenfalls jeder transparent auf fsk.de oben rechts nachlesen lesen und alte Filme suchen. Auch übersensibelen Erwachsenen steht es frei, sich dort zu orientieren. Politisch oder ideologisch konnotierte Bewertungen finden sich da aber in der Regel nicht – und das völlig zu Recht. Und wer zu doof ist, diesen offensichtlichen Weg der Recherche zu gehen, hat halt einfach auch mal Pech gehabt. Wie gesagt Eigenverantwortung ist nicht verhandelbar.

    Für eine freiwillige Selbstkontrolle in der Musikindustrie über das bereits vorhandene „Parental Advisory Label“ hinaus fehlt mir jegliche Phantasie. Liner Notes zu den persönlichen Verfehlungen eines Künstlers, halte ich für absurd. Eine politische, ideologische oder zeitgeistige Interpretation der Kunst vor vorgeschalteten Sittenwächtern sowieso.

    --

    #11657331  | PERMALINK

    roughale

    Registriert seit: 09.09.2009

    Beiträge: 3,315

    Sagt ihr Bescheid, wenn es wieder um das eigentliche Thema geht?

    zuletzt geändert von roughale

    --

    living is easy with eyes closed...
    #11657373  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,633

    roughaleSagt ihr Bescheid, wenn es wieder um das eigentliche Thema geht?

    Sobald Tommy für eine weitere Show nächstes Jahr zusaget, geht’s weiter – würde ich sagen. :-)

    --

    #11657405  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 36,938

    Jetzt mache ich doch wieder mit…

    slow-trainEin Sticker ist erstmal mehr in-your-face, würde ich sagen. Texte geben mehr Raum zur Kontextualisierung. Dein Beispiel zeigt ja auch, dass solche Kennzeichnungen gar nicht die Regel sein müssen. Arethas Musik lässt sich ja für sich schon als Kommentar auf gesellschaftliche Missstände lesen. Da nehmen begleitende Texte ja eh oft das Befreiungsnarrativ auf, das ihre Musik beinhaltet. Das wäre dann ja eh ein klassischer Fall, wo es gar keinen Zeigefinger braucht, oder? Wirklich explizit sind ja beispielsweise Minstrel Songs, da würde ich schon eine Kontextualisierung verlangen – in dem Fall dann gern mit deutlicher Kenntlichmachung, dass es sich um rassistische Sterotypisierungen handelt, die auf Leute auch heute noch beleidigend wirken können. Für mich würde auch ein gutes, zeitgemäßes Reissue der Arbeiten von Phil Spector einer Kommentierung bedürfen. Ob da dann der Zeigefinger erhoben ist, ist ja eher eine Formulierungsfrage als ein Diktat des Zeitgeistes. Eine nüchterne Einordnung seines Schaffensprozesses kann für mich jedenfalls seine gewalttätige Art nicht ausschließen – und wenn das dann eben zeitgeistig ist, so what? Die Werke und die Personen dahinter haben in der Gegenwart einfach eine andere Wirkung als in ihrer Entstehungszeit.

     

    Hinweistexte wären, egal wie formuliert, nur eine weitere Inkarnation von Tipper Gores Parental Advisory-Stickern. Und hätten (damit bist du nicht gemeint) im übrigen denselben Effekt wie diese Sticker: Kenntlich zu machen, was dem Establishment nicht in den Kram passt und den Schutz von Kindern als Vorwand.
    Natürlich stellt sich die Frage nach dem Umfang. So ziemlich jeder Film vor 2000 müsste Hinweise auf Raucher enthalten, jeder zweite Film vor 1990 Hinweise auf „Gewalt gegen Frauen“ oder „Nichtrepräsentanz“, wenn man das nur weit genug fasst.
    Mein Problem ist nach wie vor (wie zuvor an diversen Ecken des Forums geäußert), dass es ja auch eine Instanz für diese Warnungen geben muss und wer wäre das? An Freiwilligen (Bewerbungsschreiben sind die Twitter-Profile mit Followeranzahl) würde es nicht mangeln, die ganze „Bewegung“ kommt ja aus der Aufmerksamkeitsökonomie und ist am Beispiel der „Critical Race Theory“ gut zu beobachten: was es ist, kann keiner definieren (ja, angeblich gibt es das nicht mal), aber mit Büchern und Vorträgen zu dem Thema verdienen einige Leute gut daran. Es können aber auch nicht die Gremien aus Millenials mit ihren PISA-Geschichtskenntnissen und ihren Freunden aus den Medien sein, denn dann würde jeder Film, jedes Album, jedes Buch mit einem Beipackzettel herauskommen, der länger ist als jede medizinische Beilage. Denn Sinn und Zweck ist es ja, sich in der Frage der Aufmerksamkeit gegenseitig zu überbieten. Und da schämt man sich auch nicht, allen anderen zu erklären, dass zB. das 19 Jhd. frauenfeindlich war (grundsätzliches Problem der Postmoderne, stating the obvious). Und bevor es heißt, „das müssten Vernünftige, Ausgebildete“ machen – die gibt es in dem ganzen Thema nicht und sie würden auch gar nicht akzeptiert werden.

    zuletzt geändert von latho

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
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