Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › THE ROLLING STONES – Blue & Lonesome (VÖ: 02.12.2016)
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AutorBeiträge
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pipe-bowl
mangelsIm Blues drückt sich immer auch eine gewisse Lebenserfahrung aus, die man jungen Bands nur schwerlich abnimmt. Erst mit dem Alter wird es glaubwürdig.
Das sehe ich mit Verlaub anders. Der Blues in seiner ursprünglichen Form verarbeitet Lebensumstände. Das muss absolut nicht an Alter und Lebenserfahrung geknüpft sein. Die großen Blueser aller Generationen, nimm als frühe Beispiele Bessie Smith, Robert Johnson, Son House. Alle keine 30 Jahre alt und voller Intuition und Gefühl für den Blues. Es geht dabei nicht um Erfolg.
Es geht mir dabei nicht unbedingt um den Inhalt, sondern um die Art, wie sie die Songs interpretieren. Das gilt für mich auch für die alten Blueser. Späte Liveaufnahmen eines Muddy Waters empfinde ich als deutlich besser als seine frühen Studioaufnahmen. Später spielt dann der Faktor persönliche Lebenserfahrung mit in die Songs hinein.
Wie würde der Stones Erstling wohl als Neueinspielung klingen?
Und würde man im Vergleich das Original dann eher als jugendlich naiv bezeichnen? Vielleicht.
( Ich frage mich manchmal, wie Robert Johnson wohl 20 Jahre später geklungen hätte? Zu kurze Laufzeit, der Crossroads-Deal)--
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j-wEs wird letztendlich nichts nützen, wir müssen das Album einreihen in das Ranking des Oeuvres, irgendwo wird es landen, ob vor oder hinter Emotional Rescue werden wir dann sehen!
Gar nix muss ich. Den einzigen Bezug, den ich bei diesem Album zum Rest-Oevre der Band sehe: Es ist in diesem Gesamtkatalog einzigartig bzw. hat eine Sonderstellung inne. Und es erzählt sehr viel über den Charakter der Band und ihren musikalischen Kosmos nach all den Jahren. Vermutlich mehr als jedes „konventionelle“ neue Studioalbum das gekonnt hätte.
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pipe-bowlWenn ich mein Jahresranking 2016 mache, lege ich fest, ob mir z.B. das leider letzte Cohen-Album besser gefällt als das schöne neue Album der Band „The Spitfires“. Nach Deiner Maßgabe könnte ich diese Alben gar nicht in ein und demselben Ranking unterbringen, denn da gibt es keinerlei Berührungspunkte, außer dass es sich in beiden Fällen um Musik handelt, die auch noch in 2016 erschien.
Nein, da sind noch ganz viele Berührungspunkte, die ein Coveralbum eben nicht enthält. Nämlich die Songs zu komponieren, zu texten, Beides in Einklang zu bringen, zum Leben zu erwecken. Und im günstigen Fall aus diesen neuen Songs auch noch ein stimmiges Album zu schaffen.
Die Herangehensweise eines Coveralbums ist eine völlig andere. Ich such mir die Stücke im Katalog aus, und entscheide eigentlich nur noch, ob ich die bereits fertige Schablone durch Nachspielen würdigen möchte (so wie hier), oder ob ich versuche den Song zu meinem zu machen (Cash, Marley, MMEB), oder ob ich ihn zerlegen und völlig neu interpretieren möchte (Peter Gabriel). In jedem Fall ist es aber nicht mein Song. Und deshalb ist kann die Bewertung von Coveralben (ähnlich wie auch bei Livealben) eigentlich so stimmig sein wie bei „organischen“ Platten.
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Wer ein herausragendes Coveralbum hören möcvhte, dem empfehle ich „Introducing Karl Blau“ von Karl Blau.
Aber zurück zu den Stones: ich freue mich auf das nächste Album!
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What's a sweetheart like me doing in a dump like this?Man sollte das mit Coverversion vs. eigenkomponiertem Song nicht überbewerten. Rock oder Pop oder Jazz ist unter anderem aus Musiktraditionen gespeist, in denen uralte Grundideen immer wieder neu interpretiert werden. Und dadurch ihren individuellen Ausdruck finden – nicht zwingend aus völlig neu komponierten Songs. Insofern kann man ein reines Coverversionenalbum durchaus mit einem vergleichen, das nur aus eigenen Songs besteht. Man muss es vielleicht im Einzelfall entscheiden.
wahrMan sollte das mit Coverversion vs. eigenkomponiertem Song nicht überbewerten. Rock oder Pop oder Jazz ist unter anderem aus Musiktraditionen gespeist, in denen uralte Grundideen immer wieder neu interpretiert werden. Und dadurch ihren individuellen Ausdruck finden – nicht zwingend aus völlig neu komponierten Songs. Insofern kann man ein reines Coverversionenalbum durchaus mit einem vergleichen, dass nur aus eigenen Songs besteht. Man muss das vielleicht im Einzelfall entscheiden.
Ja, Du hast natürlich recht. Natürlich ist es ein Stonesalbum und kann durchaus mit anderen Stonesalben verglichen werden. Und natürlich muss man kein Ranking machen, da hat wohl für manche wieder der Smilie gefehlt! Ich finde es auch gut, das zu vergleichen und auch sich darüber kontrovers auszutauschen, das macht für mich den Reiz eines Musikforums aus!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Bluej-wIch finde es auch gut, das zu vergleichen und auch sich darüber kontrovers auszutauschen, das macht für mich den Reiz eines Musikforums aus!
Genau. : )
roughaleSomit sollten wir den Streitfaktor hier etwas ausbremsen…
Ich muss da auch gar nicht streiten. Ich kann für mich fast immer sagen, ob ich Album X besser finde als Album Y. So auch hier – ich kann sagen, ob ich „Blue & Lonesome“ besser finde, als andere Stones-Alben, vollkommen unabhängig davon, ob es sich um ein Cover-Album handelt oder die Stones schon mal etwas ähnliches gemacht haben oder nicht.
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How does it feel to be one of the beautiful people?pipe-bowl
mangelsIm Blues drückt sich immer auch eine gewisse Lebenserfahrung aus, die man jungen Bands nur schwerlich abnimmt. Erst mit dem Alter wird es glaubwürdig.
Das sehe ich mit Verlaub anders. Der Blues in seiner ursprünglichen Form verarbeitet Lebensumstände. Das muss absolut nicht an Alter und Lebenserfahrung geknüpft sein. Die großen Blueser aller Generationen, nimm als frühe Beispiele Bessie Smith, Robert Johnson, Son House. Alle keine 30 Jahre alt und voller Intuition und Gefühl für den Blues. Es geht dabei nicht um Erfolg.
„Der Jazz- und Blues-Mann hat eine andere Empfindsamkeit, die hat mit ‚Überhöht mich!‘ nichts zu tun. Duke Ellington würde sagen: ‚Das echte Genie ist Louis Amstrong, und ich baue bloß auf ihn auf.‘ Nie würde Sartre sagen: ‚Das echte Genie ist Heidegger, meine Arbeit ist bloß eine Fußnote zu seinem Schaffen.‘ Der Blues-Mann ist geprägt von einer Tradition, deren Antrieb Bescheidenheit und Kreativität ist“ – und so sollte auch Blue & Lonesome sein bzw. klingen. Traditionsbewußt und kreativ zugleich.
zuletzt geändert von lauster--
wahr
Man sollte das mit Coverversion vs. eigenkomponiertem Song nicht überbewerten. Rock oder Pop oder Jazz ist unter anderem aus Musiktraditionen gespeist, in denen uralte Grundideen immer wieder neu interpretiert werden.
In den Zusammenhang passt auch, dass die Credits für „Ride ‚Em On Down“ auf B&L an Eddie Taylor gehen, der den Song 1956 aufnahm. Robert Petway hatte ihn schon 1941 aufgenommen unter dem Titel, aber eigentlich auch nur Bukka White’s „Shake ‚Em On Down“ von 1937 gecovert….
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Contre la guerre ...and everybody’s shouting “Which Side Are You On?”wahr: „Rock oder Pop oder Jazz ist unter anderem aus Musiktraditionen gespeist, in denen uralte Grundideen immer wieder neu interpretiert werden.“
Auch Bach schöpfte aus dem gesamten Fundus dessen, was er bis dahin gelernt hatte: den Kommunikations- und Aufführungskonventionen seiner Zeit, der Musik, die er auswendig kannte, dem ergiebigen Familienarchiv voller Motetten etc. Ähnlich Mozart, Brahms, Wagner, Schönberg, Piazzolla, Stravinsky,Stockhausen etc. Wo siehst du denn da den Unterschied?
zuletzt geändert von lauster--
lausterwahr: „Rock oder Pop oder Jazz ist unter anderem aus Musiktraditionen gespeist, in denen uralte Grundideen immer wieder neu interpretiert werden.“ Auch Bach schöpfte aus dem gesamten Fundus dessen, was er bis dahin gelernt hatte: den Kommunikations- und Aufführungskonventionen seiner Zeit, der Musik, die er auswendig kannten, dem ergiebigen Familienarchiv voller Motetten etc. Wo ist da der Unterschied?
Was willst du von mir?
wahrMan sollte das mit Coverversion vs. eigenkomponiertem Song nicht überbewerten. Rock oder Pop oder Jazz ist unter anderem aus Musiktraditionen gespeist, in denen uralte Grundideen immer wieder neu interpretiert werden. Und dadurch ihren individuellen Ausdruck finden – nicht zwingend aus völlig neu komponierten Songs.
Umso schöner und höherwertiger ist es zumindest für mich, wenn der/die Künstler auf der Suche sind, wie sich eben doch etwas Neues mitteilen lässt. Es gibt für Musiker ja Dutzende von Stellschrauben, wie sie sich vom Mainstream abheben können.
Übrigens, ohne dass ich die Halbwertzeit der neuen Stones-Platte schon prognostizieren möchte (die slowen Songs mag ich weitgehend durchaus), die meisten Coveralben die ich kenne, halte ich für überflüssig, oft sogar für missglückt. Man hört sich das zwei Mal an weil man gespannt ist, wie die das umgesetzt haben, und klappt das Buch dann ernüchtert zu. Ich glaub, die Hauptpreise für schreckliche Coveralben gehen an die von mir durchaus geschätzten Simple Minds und Toto.
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@ wahr
Eine Antwort.
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lauster@ wahr Eine Antwort.
Ok. Kein Unterschied. Und jetzt? Warum fragst du mich das?
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Schlagwörter: Basilikum, Blues, Mick Jagger, MP3
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