THE FELICE BROTHERS – Tonight At The Arizona

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  • #5784663  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 33,974

    nail75. Die ersten drei Songs (Roll On Arte, Ballad of Lou und Hey Revolver) sind vermutlich das beste, was ich dieses Jahr auf einem Album gehört habe..

    Das würde ich sogar auf die gesamte erste Seite (also Lieder 1-5) ausweiten wollen. Am Stück in dieser Klasse und Intensität dieses Jahr (und länger) noch nicht gehört.
    Der (böse) ME schreibt übrigens: “ … Nach einer ergreifenderen Aufnahme wird man in diesem Jahr lange suchen müssen.“ Recht haben sie.

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    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
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    #5784665  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    Und mir ist dieses Jahr die erste Seite der WILCO-LP die liebste!

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    #5784667  | PERMALINK

    themagneticfield

    Registriert seit: 25.04.2003

    Beiträge: 33,974

    zwar das Meiste schon erwähnt, aber dennoch meine ( schon etwas älteren) Eindrücke:

    Dieser Bandname, dieser Plattentitel, dazu das eindeutige Cover, wenn ich jetzt noch sage, dass es auf’s erste Hören stimmlich stark an Bob Dylan erinnert, wird niemand, der mich zu kennen glaubt, erwarten diese Platte in meinem Plattenschrank zu finden, geschweige denn reinhören wollen. GROßER FEHLER ! Handelt es sich doch hierbei um eine der großen Überraschungen des Musikjahres 2007, die ich persönlich in meiner Liste knapp hinter Bright Eyes auf Platz 2 verorten würde. Zugegebenermaßen sollte man keine absolute Abneigung gegen amerikanisch Singer / Songwriter-angehauchte Musik haben, ist man da aber offen, kann man ein Album entdecken, das vor wunderschönen Melodien strotzt und vor allem und das ist leider viel zu selten, eine Eigenschaft besitzt, die zumindest bei mir in der Wahrnehmung von Musik eine immer größere Rolle spielt: Es berührt einen ungemein. Wenn dieses Album läuft, kann ich nicht anders als zuhören und zwar nicht nebenbei, nicht als Hintergrundbeschallung, sondern konzentriert und mit vollster Aufmerksamkeit, so sehr schlägt es mich in seinen Bann. Da spielen auch die kleinen Abstriche, die auch ich machen muß, so zum Beispiel bei der doch sehr unnötig ans Ende drangeklatschten Liveversion, keine große Rolle. Und die erste Seite (sprich die ersten 5 Songs) sind in ihrer durchgehen hohen Güte das Beste, was mir 2007 auf einem Album am Stück untergekommen ist. Das hat nicht mal Conor Oberst geschafft. Und das die Band bei einem Song wie „Revolver“ den Blitzeinschlag und das anschließende Donnergrollen, das während der Aufnahme von Statten ging, eben auf selbiger lässt und keinen neuen Take startet, macht sie umso sympathischer (wenn der Donner sich natürlich auch perfekt dramaturgisch in den Song einfügt).

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    "Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt!
    #5784669  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 44,885

    TheMagneticFieldDas würde ich sogar auf die gesamte erste Seite (also Lieder 1-5) ausweiten wollen. Am Stück in dieser Klasse und Intensität dieses Jahr (und länger) noch nicht gehört.
    Der (böse) ME schreibt übrigens: “ … Nach einer ergreifenderen Aufnahme wird man in diesem Jahr lange suchen müssen.“ Recht haben sie.

    Der Sänger genießt diese traurigen Geschichten über Underdogs sichtlich. Ich habe keine Ahnung, ob er sie sich ausgedacht hat oder ob sie auf wirklichen Erlebnissen beruhen (vermutlich nicht), aber er singt sie mit einer genüsslichen Hingabe, die manchmal haarscharf an der Parodie vorbeischlittert.

    Achtet mal auf diese Zeilen (aus dem Gedächtnis zitiert) in „Ballad“:

    Joey was a noone
    Just some big dumb kid from Flushing
    He had a face like an ugly boy
    Always pouting
    He hit Louie kind of low
    And he fumbled on the ropes
    As the bookies blocked the rows
    Shouting

    Wie er „pouting“ und „shouting“ in die Länge zieht und stundenlang darauf herumreitet, das ist schon großes Kino. Und er erreicht etwas: Man fühlt Verbundenheit mit Lou, dem Weltergewicht und bedauert, dass ausgerechnet der Idiot aus Flushing ihn besiegt. Mich interessiert dann gar nicht mehr, ob das echte Emotionen sind. Ich heule bei Filmen ja auch und weiß, dass es nur Schauspieler sind.

    Es gibt ein Buch von Tim O’Brian namens „The Things They Carried“, das sich mit dem Vietnamkrieg beschäftigt. Darin erzählt er eine Geschichte, die er dann später als erfunden kennzeichnet. Obwohl erfunden vermittelt sie dennoch den richtigen Eindruck vom Krieg. Nur weil eine Geschichte erfunden ist, muss sie ja nicht unwahr sein! Im Gegenteil, gut erfundene Geschichte transportieren eine emotionale Wahrheit, die uns manchmal besser erreicht als wahre Geschichten.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #5784671  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,635

    nail75Der Sänger genießt diese traurigen Geschichten über Underdogs sichtlich. Ich habe keine Ahnung, ob er sie sich ausgedacht hat oder ob sie auf wirklichen Erlebnissen beruhen (vermutlich nicht), aber er singt sie mit einer genüsslichen Hingabe, die manchmal haarscharf an der Parodie vorbeischlittert. (…) Mich interessiert dann gar nicht mehr, ob das echte Emotionen sind. Ich heule bei Filmen ja auch und weiß, dass es nur Schauspieler sind.

    TheMagneticFieldEs berührt einen ungemein.

    Na, der Ausdruck „echtes Gefühl“ war wohl missverständlich. Ich meine nichts anderes als nail75 und TheMagneticField. Das ungeschliffene Spielen und Singen und Geschichtenerzählen bringt für mich Gefühl und Stimmung rüber. So etwas wie das Gefühl, aus der Misere heraus sehnsüchtig in die Richtung zu schauen, in der man das Gelobte Land vermutet. Die Texte, die Tempi, die Ungeschliffenheit tragen dazu bei, dass ich das so wahrnehme. Die Felice Brothers erfinden etwas, das mich anspricht. (Ein Adjektiv wie „beseelt“ ist nur ein Notbehelf – ich kann nicht exakt sagen, was ich an dieser Musik mag, aber es muss ja etwas da sein.)

    Die „Echtheit“ eines Gefühls an sich ist kein Qualitätsmerkmal, darum geht es mir nicht. Wenn Leute ihre Seele entblößen, ist das oft kein schöner Anblick.

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    To Hell with Poverty
    #5784673  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Nachdem hier heute drüber geschrieben wurde, musste ich sie wieder mal auflegen.
    Ja, die bezwingende Intensität hat nach wie vor nichts von ihrer Kraft verloren. Es geht nicht um emotionale Echtheit, denke ich, vielmehr strahlt das Ganze eine derart homogene Direktheit aus, dass die ziemlich unvergleichlich ist. Von den Songs angefangen, über ihre Umsetzung bis hinein in die Produktion.
    Man mag sagen, die sei doch nichts Besonderes. Doch, ist sie. Diese fantastische Mischung aus Nähe und Distanz ist gerade bei dieser Musik genau die richtige. Da wirkt nichts vordergründig produziert, dort ist aber gerade so viel Präsenz, dass man sich ihr nicht entziehen kann, dabei so hintergründig gewollt das alles, dass man auch beim wiederholten Hören Neues entdeckt und die Intensität in keiner Weise abnimmt. Sehr fein. Deswegen mag auch das Vinyl ein so viel intensiveres Hörerlebnis bieten.
    Die beiden inkriminierten Tracks finde ich übrigens keinesfalls überflüssig. Beide verwurzeln die eigenen Songs tiefer in den musikalischen Traditionen, wehren Selbstbezüglichkeiten ab.

    Nach den allerallerersten Höreindrücken habe ich übrigens nie wieder an Dylan denken müssen. Eine sehr eigenständige Stimme.

    --

    FAVOURITES
    #5784675  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Ich warte nun schon zwei Wochen auf die Platte und verliere langsam die Geduld. Habe bei einem Amazon-Marketplace-Anbieter gekauft. Offenbar liegt das Paket beim Zoll, und die machen sich damit gemütliche Nachmittage – mit Kaffee aus Blechtassen und so.

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