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ruhig Blut, Friedrich. So wichtig waren Spliff nicht, dass man da 30 Jahre später noch so einen Furor entwickeln müsste. Eventuell waren sie auch das deutsche Pendant zu The Tubes ?
Die nicht minder erfolgreichen Extrabreit waren mit ihrem Pseudo-New Wave Album „Welch ein Land-was für Männer“ im Nachhinein genau so schlimm, nur spricht da heute keiner mehr drüber.--
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WerbungWenzelruhig Blut, Friedrich. So wichtig waren Spliff nicht, dass man da 30 Jahre später noch so einen Furor entwickeln müsste. Eventuell waren sie auch das deutsche Pendant zu The Tubes ?
Die nicht minder erfolgreichen Extrabreit waren mit ihrem Pseudo-New Wave Album „Welch ein Land-was für Männer“ im Nachhinein genau so schlimm, nur spricht da heute keiner mehr drüber.Du hast verpasst, dass ich mich hier nur eingemischt habe, weil ich gerade Verschwende Deine Jugend gelesen hatte, und Spliff hier in einem Atemzug mit Fehlfarben und DAF genannt wurden. Das geht gar nicht!
http://www.gesellschaftsinseln.de/punkbuch/
Großartig! Pflichtlektüre, wenn man über deutschsprachige Popmusik der späten 70er und frühen 80er spricht. Verdient eigentlich einen eigenen Thread. Ist übrigens dieses Jahr in einer erweiterten 450-seitigen Ausgabe erschienen.
Ich nehme absichtlich die Position ein, die 1982 angemessen gewesen wäre. Und das beinhaltet eben auch gezielte Gewaltakte. Passend wäre eigentlich gewesen, dass die Einstürzenden Neubauten Spliff mit dem Presslufthammer in Schutt und Asche legen. :teufel: Aber jetzt höre ich auf. Die musikalische Mogelpackung Spliff ist die Mühe nicht Wert. Die sind mir eigentlich sowas von egal, die verdienen es nicht einmal von mir ignoriert zu werden.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)FriedrichAber noch mal zu Spliff: Bei Punk und New Wave ging es ja auch immer darum, die demonstrative technische Virtuosität und den großen technischen Apparat vieler Bands der 70er als überflüssigen Ballast über Bord zu werfen, zugunsten von kreativenm Dilettantismus. Der Nullpunkt des musikalischen Koordinatensystems wurde neu gesetzt. Die am meisten verhassten Bands waren Pink Floyd, Yes, Supertramp etc. ff. Gitarrensoli waren absolut igitt! und alles, was auch nur im entferntesten mit Jazzrock oder „Muckertum“ zu tun hatte oder mit 70er Jahre Deutschrock und hippiehaften weltverbessererischen Polittexten, wurde rigoros abgelehnt. Das muss man auch aus dieser Zeit heraus verstehen.
Und dann kommen so ein paar alte Polit-Deutschrocker daher, die selbst schon bei der rübergemachten ehemaligen Ost-Schlager Sirene Nina Hagen rausgeflogen waren, ziehen sich ein New Wave-Jäckchen über und kassieren damit ab? Spliff waren unzeitgemäß, grauenhaft altmodisch, sie gaben sich zwar modern, waren aber alles andere als das. Dass sie auf ein Publikum trafen, das genau so war, macht die Sache noch schlimmer. Da kann man keine Gnade walten lassen: Ausbuhen, mit Bierflaschen bewerfen und von der Bühne prügeln!
Das kann man doch so nicht stehen lassen!
Punk bzw. New Wave haben die Hippie-Ideale doch nicht abgelehnt, sondern nur bedauert, dass sie sich gesellschaftlich nicht durchgesetzt haben bzw. in wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten keine Konjunktur mehr hatten. Postpunk ist oft in niedergehenden englischen Industriestädten entstanden. Die Betroffenen haben keine hippieferne Ellenbogengesellschaft herbeigesehnt, sondern durch ihre Musik nur das zum Ausdruck gebracht, was gerade passiert ist.
Die orthodoxen Spielregeln des Punk waren im Postpunk schon nicht mehr gültig. Wäre ein Album wie „Glut und Asche“ von den Fehlfarben unter dem Punkdiktat möglich gewesen? Die „echte“ NDW (Fehlfarben, DAF etc.) ist Postpunk, aber nicht Punk. Der „Nullpunkt des musikalischen Koordinatensystems“ war vor dem Auftauchen von Spliff schon wieder verlassen worden. Entsprechend waren „Muckertum“, Deutschrock und hippiehafte Polittexte schon wieder möglich. Dass Spliff auf ein Publikum traf, das genau so war, zeigt das ja auch.
Dass es innerhalb eines sich als „Szene“ begreifenden Mikrokosmos üblich war, Bands von der Bühne zu prügeln, betrifft Spliff nicht, da dieses Publikum kaum die Zielgruppe von Spliff gewesen sein dürfte.
Die Musiker sind bei Nina Hagen auch nicht deswegen rausgeflogen, weil sie zu schlecht waren, sondern weil sie der Dame die Schau gestohlen haben.
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AlbertoDas kann man doch so nicht stehen lassen!
Punk bzw. New Wave haben die Hippie-Ideale doch nicht abgelehnt, sondern nur bedauert, dass sie sich gesellschaftlich nicht durchgesetzt haben bzw. in wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten keine Konjunktur mehr hatten. Postpunk ist oft in niedergehenden englischen Industriestädten entstanden. Die Betroffenen haben keine hippieferne Ellenbogengesellschaft herbeigesehnt, sondern durch ihre Musik nur das zum Ausdruck gebracht, was gerade passiert ist.
Das ist sicher eine komplexe und widersprüchliche Angelegenheit. Sicher hat man nicht per se Hippie-Ideale abgelehnt. Ich glaube Greil Marcus hat in Lipstick Traces ja auch so etwas wie eine inhaltliche Kontinuität verschiedener Subkulturen des 20. Jahrhunderts herausgearbeitet. Wobei diese Subkulturen ihre Erscheinungsformen immer wieder gewandelt haben, nicht zuletzt um jeder Form von Etablierung und Stilstand zu entgehen. Punk / New Wave hat eigentlich etwas ähnliches gemacht, in dem es das gesamte Hippie- und 68er-tum in Bausch und Bogen verdammt hat und mit seinem provokativem Flirt mit Nazi-Symbolik (von Blitzkrieg Bop über An Ideal For Living bis zum Mussolini), Gewalt und demonstrativer Bestätigung von urbaner Künstlichkeit nicht nur jeden Hippie vor den Kopf stieß sondern auch jedem braven Kleinbürger. Springerstiefel. Grüne Haare. Plastik. Neon. Chrom. … Die Äußerlichkeiten des Hippietums wurden gnadenlos den Abfluss runtergespült: Du konntest Dich nicht mehr mit einer Grateful Dead-Platte sehen lassen, prä-77 wurden gerade mal noch Bowie, Reed, Iggy und Roxy Music akzeptiert, Öko-Fraß und Selbstgestricktes waren No Go und es gab nichts verhassteres als die Müslis und die Körnerfresser. Gemeinsam gehasst hat man nur die Spießer. Mit New Wave konnte man dann sogar schon wieder jedem Punk vor den Kopf stoßen. Es gab ja Punk-Fraktionen, die haben den Einsatz eines Synthesizers kategorisch abgelehnt. Komischerweise trafen sie sich damit aber schon wieder mit den Hippies auf gemeinsamen Terrain. Wie oft musste ich mir 1981 den Vorwurf „Das ist doch Plastik-Musik!“ anhören? Irgendwie hat man das dann aber auch schon wieder als Kompliment aufgefasst. Ständiger Positionswechsel war das Gebot der Stunde. Bloß nicht stillstehen.
AlbertoDer „Nullpunkt des musikalischen Koordinatensystems“ war vor dem Auftauchen von Spliff schon wieder verlassen worden. Entsprechend waren „Muckertum“, Deutschrock und hippiehafte Polittexte schon wieder möglich. Dass Spliff auf ein Publikum traf, das genau so war, zeigt das ja auch.
Der Nullpunkt verschob sich damals ziemlich schnell. Man konnte 1977 The Clash hören, 1982 aber auch schon wieder ABC. In dieser Zeit war vieles ständig in Bewegung.
AlbertoDass es innerhalb eines sich als „Szene“ begreifenden Mikrokosmos üblich war, Bands von der Bühne zu prügeln, betrifft Spliff nicht, (…)
Schade eigentlich! :teufel:
AlbertoDie Musiker sind bei Nina Hagen auch nicht deswegen rausgeflogen, weil sie zu schlecht waren, sondern weil sie der Dame die Schau gestohlen haben.
Nee, sie waren nicht zu schlecht, sie waren technisch zu gut! Genau das ist doch das Elend. Ich kann diese hysterische Skandalnudel Nina Hagen auch nicht leiden, aber hier hatte sie mal recht!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)AlbertoDie Musiker sind bei Nina Hagen auch nicht deswegen rausgeflogen, weil sie zu schlecht waren, sondern weil sie der Dame die Schau gestohlen haben.
Nein, weil Frau Hagen grössenwahnsinnig wurde und Ihren Anteil am finanziellen Kuchen (1/5tel) erhöhen wollte. Sie war der Meinung, dass sie zum Erfolg der Band mehr beigetragen hatte als die Jungs. Als dies abgelehnt wurde, schmiss sie hin („Ich mache Weltkarriere, da nehm ich euch Idioten doch nicht mit“).
UNBEHAGEN war dann nur noch reine Vertragserfüllung und wurde getrennt aufgenommen. Erst die Band/die Musik, zum Schluss sang Nina die Gesangsspuren ein, wovon später wohl noch viel weggemischt wurde.
Die letzten Wörter auf UNBEHAGEN kurz vor der Auslaufrille waren: „Okay, das wars“ (könnte Mitteregger gewesen sein, bin mir nicht sicher).Ach so: „Glut und Asche“, ist das zu empfehlen?
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
@ Friedrich:
ad 1: Mein „Schieflaufen“ bezog sich nicht auf den Plan, sondern auf den Kontext, in dem diese genialische Truppe verwurstet wurde bzw. sich hat verwursten lassen. In Dödel Illmanns völlig merkbefreiter Anmoderation liegen die Gründe für das Verebben der Welle in hochkonzentrierter Form vor
ad 2: ja doch, Teipels Buch ist wirklich großartig
ad 3: mit Spliff gehst Du zu milde um, teeren und federn sollte zumindest in Erwägung gezogen werden
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Voyager Ach so: „Glut und Asche“, ist das zu empfehlen?
Unbedingt – und wenn´s nur wegen Magnificent Obsession wäre. Aber der Rest ist ebenfalls großartig.
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Danke! Kümmer mich umgehend.
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linn@ Friedrich:
ad 1: Mein „Schieflaufen“ bezog sich nicht auf den Plan, sondern auf den Kontext, in dem diese genialische Truppe verwurstet wurde bzw. sich hat verwursten lassen. In Dödel Illmanns völlig merkbefreiter Anmoderation liegen die Gründe für das Verebben der Welle in hochkonzentrierter Form vor
Alles klar, aber ich fürchte der Kuchen war 1984 leider doch schon gegessen. Aber die älteren Platten von Der Plan habe ich geliebt. Auch die Solo-Sachen von Pyrolator (AUSLAND!!!) Das waren aus heutiger Sicht Lo Tec, No Budget Schlafzimmer-Produktionen.
linnad 3: mit Spliff gehst Du zu milde um, teeren und federn sollte zumindest in Erwägung gezogen werden
Ich hatte ja schon den Einsatz eines Presslufthammers angeregt.
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)FriedrichDa kann man keine Gnade walten lassen: Ausbuhen, mit Bierflaschen bewerfen und von der Bühne prügeln!
Gewalt ist keine Lösung…
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l'enfer c'est les autres...Wenzelruhig Blut, Friedrich. So wichtig waren Spliff nicht, dass man da 30 Jahre später noch so einen Furor entwickeln müsste.
Deshalb hast du auch diesen Thread gestürmt und mit 9 sachdienlichen Beiträgen bereichert.
VoyagerAch so: „Glut und Asche“, ist das zu empfehlen?
Für mich das stärkste Fehlfarben-Album. Auch wenn mir das nie jemand glaubt.
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percy-thrillington "If you don't feel it, don't play it"Registriert seit: 04.02.2008
Beiträge: 2,050
WenzelHass ist wohl übertrieben. Spliff haben eben polarisiert, damals wie heute. Der Stellenwert zeigt sich ja daran, dass immer noch über sie diskutiert wird, im Gegensatz zu z.B. Extrabreit oder Ideal. Selbst einige von unseren werten Experten, die es eigentlich besser wissen sollten, führen Spliff ja in in ihren Jahrgangslisten.
Wer einen Zugang zum Online-Archiv hat, kann übrigens feststellen, dass sowohl 85555 als auch HG seinerzeit auf dem letzten Platz der ME-Kritikerliste landeten.Dazu: In der Sammlerausgabe der 500-besten-Alben-aller-Zeiten des US-Rolling Stone gibt es eine Liste der 50 besten deutschen Alben aller Zeiten … Ergebnis der Redaktion: Platz 14 Nina Hagen Band „Nina Hagen“, Platz 27 Spliff „85555“ …
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*** Konsens-Heini der Umfrage "Die 20 besten Tracks der Talking Heads" ***Naja, hier wird ja mächtig geschossen…. Spliff die bösen Geister der NDW, die sich mit dem Quatschkopf Illmann verbündet haben…. Habe selten einen solchen Verrißthread über eine Band gelesen, die aus meiner Sicht eher positiv zu sehen ist und seit über 30 Jahren nichts mehr veröffentlicht hat
@ close to the edge : mutiges Statement…. Ich mag die Platte auch
Jedoch haben Spliff gerade den Fehlfarben was voraus gehabt : Wie auch immer die Struktur innerhalb der Band ausgesehen haben mag – nach 4 oder 5 Alben ( bin gerade zu faul zum nachsehen) und einem ziemlich schwachen “ Schwarz auf Weiß“ hat man es eingesehen und nichts mehr veröffentlicht…. Da kann sich so manche Band eine Scheibe abschneiden
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nail75Wer hier hört sich Spliff-Alben heute noch regelmäßig mit Freude an? Würde mich wirklich interessieren.
Ich verstehe zwar das Wort „Freude“ nicht so ganz in der Frage, aber egal.
Ich höre öfters noch die „Alles Gute“-Best Of von 1993 (Metallbox) und die „85555“.
Und vor kurzem habe ich mal wieder beide Nina Hagen Band-LPs gehört.--
Je suis Charlie Sometimes it is better to light a flamethrower than curse the darkness. T.P. -
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