Randy Newman – Sail away

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  • #2560943  | PERMALINK

    canzione

    Registriert seit: 03.05.2010

    Beiträge: 689

    Die Ausdiffernzierung „Parodie – Persiflage – Karrikatur“ wirft nicht nur die generelle Frage auf ob sich musikalische Komik so genau differenzieren läßt wie dies beispielsweise in der Literaturwissenschaft der Fall ist, sondern auch welche Attribute dazu herangezogen werden dürfen: der reine Notentext – Kommentare des Komponisten – Publikumsreaktionen?

    Es ist äußerst schwer, Leute zu finden, die tatsächlich in der Lage sind, Musik eine ironische Note zu geben, ohne sich lächerlich zu machen. Musik als komödiantisches Zitat-Theater zu inszenieren und nicht baden zu gehen, ist vielleicht das Schwerste überhaupt. Frank Zappa war in dieser Disziplin ein wahrer Meister.

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    #2560945  | PERMALINK

    patriktroll

    Registriert seit: 08.09.2005

    Beiträge: 1,175

    CanzioneDie Ausdifferenzierung „Parodie – Persiflage – Karikatur“ wirft nicht nur die generelle Frage auf …

    Das ist richtig. Aber ich denke, daß dieser Thread nicht der geeignete Ort für diese weiterführende Meta-Diskussion ist. Ich möchte aber noch anmerken, daß sich nach meinen Erfahrungen auch in der Literaturwissenschaft nicht immer genau differenzieren läßt, was als parodistisch/persifliert/karikaturistisch zu rezipieren ist und welche diversen Attribute dazu herbeigezogen werden müssten/sollten. Auch in der Malerei besteht dieses genre-übergreifende Problem.

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    #2560947  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    PatrikTrollIch freue mich gerade mal wieder darüber, wie angenehm distanziert doch so ein Forum ist. Denn sonst müßte ich ganze Kerle wie Dich ja schlimmstenfalls persönlich kennenlernen. Uarghs. Das Wort Liebe im Zusammenhang mit „You can leave your hat on“ zu gebrauchen… genau so stelle ich mir in meinen abgründigsten Gedanken die Vorstellung von Liebe vieler männlicher Personen vor. (Am Rande: Wieso eigentlich „unerfülltes Verlangen nach Liebe“? Du hast den Text nicht kapiert! Schätze, die sich wiederholende Zeile you give me reason to live und vor allem I know what love is singst du mit bestätigend nickendem Kopf laut mit.) Und natürlich weiß Newman auch über den Durchschnittsmann Bescheid und macht sich mit diesem Songtext einen kleinen Scherz. Den du, deinem Wesen folgend, aber leider nie verstehen wirst.

    Geht’s noch persönlicher?

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    #2560949  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Dieser kleine schmierige Randy, der nach der Frau giert, die da vor ihm ein Strip hinlegt, sie aber nie bekommt. Der seine Verehrung für Liebe hält, sabbernd geil. Der seinen Voyeurismus für Leben hält. Das ist schlichtweg großartig.
    Musikalisch wird dies wunderbar illustriert durch diese relativ harten Beats auf der 4, Testosteron geschwängert auftrumpfend, aber letztlich nuir lächerlich. Wo soll das denn Rock sein bei Newman?
    Unglaublich wie er Zeilen singt wie „I know what love is“. Narzisstische Geilheit pur, sabbernd und gierend, gleichzeitig aber auch bemitleidenswert und anrührend armselig.
    Es gibt eine Version von Newman, auf der dieses noch stärker zum Ausdruck kommt, aber die LP-VErsion ist dann doch nicht ganz so aufdringlich, weshalb sie letztlich wohl die bessere ist.

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    #2560951  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    PatrikTrollUnd natürlich weiß Newman auch über den Durchschnittsmann Bescheid und macht sich mit diesem Songtext einen kleinen Scherz.

    You can leave your hat on ist eines der meisterhaftesten Stücke Rollen-Songlyrik die ich kenne – ein unglaublich abgründiges Psychogramm. Wie hier mit der Ich-Perspektive, wie mit Andeutungen, Weglassungen und Assoziationsräumen gearbeitet wird und wie all das sich in der Musik bricht und spiegelt … pures Genie. Ein Scherz? Ich glaube, als Scherz ist diese Aufnahme wirklich sehr unzureichend beschrieben. Einig sind wir uns aber wohl darin, dass Cockers Verballhornung eines derart schillernden Liedes erschütternd eindimensional ist – und noch nichtmal als Scherz taugt (da nicht witzig). Mir fällt auf die Schnelle kaum ein anderes Beispiel ein, wo ein Interpret einem außerordentlich guten Original in derart schmerzhafter Weise nicht gerecht wurde und damit auch noch derart viel Erfolg hatte.

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    #2560953  | PERMALINK

    patriktroll

    Registriert seit: 08.09.2005

    Beiträge: 1,175

    otis
    Entseelter und gleichzeitig sehnsüchtiger kann man das unerfüllte Verlangen nach Liebe doch kaum zum Ausdruck bringen

    Womit oben zitierter Satz von Dir aber nicht im Geringsten erklärt wäre.

    Im letzten Post interpretierst Du den Song ja richtig, zumindest so, wie ich ihn auch interpretiere: nämlich Randy als der Ekelerregende. Natürlich ist das Show, aber der Song (zer)stört das ansonsten vollkommen anders konzipierte Album merklich. Der Song ist ein Fremdkörper! Würde mich nicht wundern, wenn ich irgendwann mal irgendwo lesen würde, daß Newman ihn gar nicht auf dem Album haben wollte. Der Song ist unter Berücksichtigung von mir bereits genannter Umstände als Gag gerade noch erträglich. Das mildert aber nicht mein Urteil, daß er (wenn auch in der Absicht des Komponisten) stumpfsinnig ist – ich kann schon diese unfaßbar blöde Melodie nicht ertragen. Dam da da dam da dam dam… HILFE!

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    #2560955  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Es tut mir weh, wenn Du das Ich dieses Liedes als „Randy“ bezeichnest. Es ist doch konstitutiv für Newmans Songwritingkunst, dass er die Ich-Perspektive nutzt, um eben gerade nicht von sich zu erzählen. Wer das „Ich“ einer Song-Figur mit dem Ich des Song-Autors verwechselt, wird, glaube ich, 90 Prozent von Newmans Schaffen und Newmans spezifischem Genie nicht verstehen.

    Zum Thema „Gag“ und „Scherz“ noch ein Gedankenspiel: Stell Dir vor, das Ich, das da spricht, habe eine Waffe in der Hand und die Situation der Frau, die sich da auszieht, habe mit Freiwilligkeit nicht das Geringste zu tun … der Text ginge immer noch schlüssig auf, die Ambivalenz zwischen Liebessehnsucht und Liebesunfähigkeit wäre nur vollends zugespitzt und wir stünden im Herz der Finsternis eines wirklich abgründigen Liedes über sexuelle Obessionen, Perversionen und Machtverhältnisse.

    Wenn Du es weniger dramatisch willst: Stell Dir einfach vor, es handle sich um den inneren Monolog eines erbärmlich vereinsamten Stripschuppen-Besuchers oder Porno-Glotzers, der sich selbst in die Hauptrolle eines sexuellen Machtspiels hineinfantasiert.

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    #2560957  | PERMALINK

    patriktroll

    Registriert seit: 08.09.2005

    Beiträge: 1,175

    bullschuetzEs tut mir weh, wenn Du das Ich dieses Liedes als „Randy“ bezeichnest.

    Und ich habe doch tatsächlich felsenfest geglaubt, Randy meint sich selbst. (Was er selbstverständlich auch tut, dieser frühvergreiste Opa! Und wir wissen ja wohl alle, was randy bedeutet…)

    Ja, diese möglichen Was-wäre-denn-wenn-Interpretationen…
    ich freue mich jedenfalls für dich, daß mit dir bei „You can leave your hat on“ die Fantasie durchgehen darf. Die Porno-Esel-Variante halte ich übrigens ganz ernsthaft für eine äußerst gelungene Interpretation. Leider bleibt die Melodie in ihrer monströsen Stumpfheit in meinen armen Ohren (die haben doch keinem was getan!) penetrant.

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    #2560959  | PERMALINK

    canzione

    Registriert seit: 03.05.2010

    Beiträge: 689

    PatrikTroll… Randy meint sich selbst. (Was er selbstverständlich auch tut, dieser frühvergreiste Opa! .

    So ist es. Vermutlich erfahren wir in diesem Song mehr über den „wahren“ Randy Newman, als uns lieb ist.

    Randy Newman: „Ich bin mir nicht sicher, ob man über mich, aufgrund dessen, was ich geschrieben habe, weniger erzählen kann, als über sogenannte Beichtstuhl-Songwriter. Wenn du sie triffst, bist du gar nicht mehr so sicher, dass sie über sich selbst schreiben.“

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    #2560961  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Kurze Durchsage: Patrik Troll wurde wegen seiner dreisten und persönlichen Beleidigung (s.o.) ein vierwöchigen Forumsurlaub verordnet. Ein solcher Ton ist völlig inakzeptabel.

    --

    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #2560963  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    bullschuetzEs tut mir weh, wenn Du das Ich dieses Liedes als „Randy“ bezeichnest….
    Wenn Du es weniger dramatisch willst: Stell Dir einfach vor, es handle sich um den inneren Monolog eines erbärmlich vereinsamten Stripschuppen-Besuchers oder Porno-Glotzers, der sich selbst in die Hauptrolle eines sexuellen Machtspiels hineinfantasiert.

    Ich stimme deiner Sicht der Dinge völlig zu. Und da passt der Name „Randy“ doch wunderbar.

    Entsprechend hatte ich meinen Satz „Entseelter und gleichzeitig sehnsüchtiger kann man das unerfüllte Verlangen nach Liebe doch kaum zum Ausdruck bringen“ verstanden wissen wollen.

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    #2560965  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    So hatte ich Deine Lesart auch verstanden. Mir war einfach danach, diese Sicht noch einmal zu bekräftigen, weil sie hier offenbar weniger communis opinio ist, als ich erwartet hätte.

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