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vorgarten
gypsy-tail-windZwei Konzerte ergibt in dem Fall natürlich sehr viel Sinn! Ob wirklich Prime Time und nicht nur Ornette involviert war, weisst Du wohl auch nicht mehr? Wie es scheint hat Giordano Prime Time „eingebaut“, so wie ursprünglich ja das Quartett hätte mitwirken sollen (mit Redman eher als Cherry, vermute ich … das steht in den Liner Notes meiner Ausgabe, vielleicht schreib ich’s sogar oben, aber Multitasking ist grad pure Überforderung).
ich bin mir sicher, dass das mit prime time war. kann mich dunkel an denardo erinnern, auch an zwei gitarristen.
Danke – natürlich sehr cool! Schade, dass Du Dich nicht besser erinnern kannst.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.de11 coole Zitate aus „Und täglich grüßt das Murmeltier“
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WerbungOrnette Coleman And Charlie Haden – Soapsuds, Soapsuds (1979, VÖ Japan 1978)
So sahen circa 1983 meine Cassetten aus. :)
Man kann sich in etwa vorstellen, was auf „der Tanz“ enthalten war: „Theme From A Symphony Variation One“ von Dancing In Your Head, dann noch „Voice Poetry“, „Fou Amour“ und „European Echoes“ von Body Meta, dazwischen drängten sich fünf Tracks aus Tomorrow Is The Question! Die Reihenfolge ist seltsam, aber dem C60-Format und den Längen der Tracks geschuldet. Und ich nahm anscheinend nur Tracks auf, die mir damals gefielen.Bei „die Klarheit“ gefiel mir offenbar die gesamte Soapsuds, Soapsuds, aus der ich „Soap Suds Soap Suds“ machte (die japanische Ausgabe mit dem schrecklichen Kerzenfinger-Cover kannte ich damals nicht, dort jedenfalls wurde Soap Suds ebenfalls auseinander geschrieben, dafür wurde der Name aber nicht wiederholt). Und der Rest des Tapes wurde gefüllt mit den übrigen Tracks aus Tomorrow Is The Question!, die nicht mehr auf das „Tanz“-Tape passten. Und um Soapsuds, Soapsuds soll es hier gehen, das Tape läuft und ich fühl mich ganz komisch, dass es schon über 40 Jahre in meiner Nähe liegt.
Soapsuds, Soapsuds zeigt Ornette in einem klaren Setting mit Charlie Haden am Bass. Colemans Ton am Tenorsaxofon ist hier schon fast ‚gewöhnlich‘, nicht so wie sonst, wo er eine Idee neben den Skalen zu spielen scheint (schreibe ich als Laie), als wäre eine andere, interessantere Parallelwelt nur Mikromillimeter entfernt und er uns den Zugang dazu öffnet. Stattdessen hat er Zeit. Haden auch. Es zischen keine zahlreichen unterschiedlichen Geschwindigkeiten, Grooves und Melodien links und rechts und mitten durch das Soundbild. Coleman kann hier seinen melodiösen Ton auch mal in zartere Richtungen ausspielen, ohne befürchten zu müssen, von einer ungeduldigen Bande an Prime Time Mitstreitern gefordert zu werden. Ich mag beides, den Coleman des Tanzes und, wie auf Soapsuds, Soapsuds, den Coleman der Klarheit. Aus den ersten Tönen des Albums – einer kleinen, einmal wiederholten Sentenz – kann man vielleicht noch den Refrain „Mary Hartman, Mary Hartman“ heraushören, ansonsten hat die Coverversion des gleichnamigen Stücks des texanischen Country-Komponisten Whitey Shafer nichts mehr mit der Vorlage gemein (hier die Version von Kitty Wells). Stattdessen wird eine andere besonders schön verkitschte und melancholische Melodie eingepflanzt, die ich zu kennen glaube, aber nicht identifiziert bekomme. Vielleicht ist der zweifache Albumtitel Soapsuds, Soapsuds auch ein Fingerzeig auf den ungewöhnlich doppelnamigen Songtitel „Mary Hartman, Mary Hartman“. Nicht der einzige bemerkenswerte Songtitel von Colemans Landsmann Whitey Shafer („Does Ft. Worth Ever Cross Your Mind“, „All My Ex’s Live in Texas“).
Nach „Mary Hartman, Mary Hartman“ strafft sich das Rückgrat für ein selbstbewusstes „Human Being“, einer Komposition von Mit- und Bassspieler Charlie Haden. Hadens Spiel auf dem Album ist ganz entspannt, auch in den schnelleren Passagen. Und doch voller lyrischer Einfälle. Er spielt ein paar Soli, manchmal mittendrin, manchmal bringt er sie als Schlusspunkt. Die letzten drei Kompositionen sind alle von Coleman. Auch aus ihnen steigen immer wieder Melodien auf, in Unaufgeregtheit geerdet. Im letzten Stück, „Some Day“, bringen Coleman (dieses Mal an der erstaunlich virtuos gespielten Trompete) und Haden auch ohne Worte die Zuversicht ein, dass sich eines Tages zum Guten ändern wird, was jetzt noch im Beschissenen liegt. Vielleicht der einzige zart pathetische Augenblick des Albums. Ornettes Ton weiß halt trotz der Schönheiten, die er auf Soapsuds, Soapsuds einbringt, auch immer um die traurige Gewissheit, dass es ein „eines Tages“ leider immer noch braucht.
Das mit der Intonation am Alt- vs. Tenorsax ist wirklich ein Punkt. Am Tenor klingt Ornette vielleicht konventioneller, auf jeden Fall viel schwerer, gewichtiger. Und es gibt ja dieses Zitat von ihm, dass das Instrument dasjenige sei, auf dem Afro-Amerikaner zum tiefsten Ausdruck fanden oder so ähnlich (woher es kommt, weiss ich nicht, und wie es korrekt lautet auch nicht, mit Google findet man das kaum, weil es halt die Platte „Ornette on Tenor“ gibt und alle Suchtreffer dorthin zielen).
Irgendwo hab ich an den letzten Tage aufgeschnappt, dass Ornette zwischen 1962 und 1964 (oder sogar 1965?), als es keine dokumentierten Auftritte gibt, (Town Hall 1962, Croydon 1965? oder vergesse ich etwas? das Trio ist davor und danach dasselbe, Izenzon/Moffett) das Trompeten- und Violinenspiel gelernt habe? Dass er beides nicht recht konnte, halte ich für einen Mythos … er wird sich kaum auf dem technischen Level irgendwelcher erstklassiger Virtuosen bewegen, aber gerade an der Trompete finde ich ihn manchmal schon echt verblüffend … er schmiert ja die Töne so zusammen, dass es schwierig ist, das irgendwie differenziert zu hören, aber er hat – das gilt auch für die Violine – einen klaren Plan und kann wohl genau das, was er dafür braucht. Falls er in den 2-3 Jahren wirklich intensiv geübt hat, denke ich auch, dass bei einem Musiker seines Ranges für das Entwickeln beachtlicher Fähigkeiten gereicht haben müsste.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windDas mit der Intonation am Alt- vs. Tenorsax ist wirklich ein Punkt. Am Tenor klingt Ornette vielleicht konventioneller, auf jeden Fall viel schwerer, gewichtiger. Und es gibt ja dieses Zitat von ihm, dass das Instrument dasjenige sei, auf dem Afro-Amerikaner zum tiefsten Ausdruck fanden oder so ähnlich (woher es kommt, weiss ich nicht, und wie es korrekt lautet auch nicht, mit Google findet man das kaum, weil es halt die Platte „Ornette on Tenor“ gibt und alle Suchtreffer dorthin zielen).
Vielleicht ist das Schwere, Vollere des Tenorsaxofons zudem besser in sehr kleinen Konstellationen geeignet (Duo oder Solo).
gypsy-tail-windIrgendwo hab ich an den letzten Tage aufgeschnappt, dass Ornette zwischen 1962 und 1964 (oder sogar 1965?), als es keine dokumentierten Auftritte gibt, (Town Hall 1962, Croydon 1965? oder vergesse ich etwas? das Trio ist davor und danach dasselbe, Izenzon/Moffett) das Trompeten- und Violinenspiel gelernt habe? Dass er beides nicht recht konnte, halte ich für einen Mythos … er wird sich kaum auf dem technischen Level irgendwelcher erstklassiger Virtuosen bewegen, aber gerade an der Trompete finde ich ihn manchmal schon echt verblüffend … er schmiert ja die Töne so zusammen, dass es schwierig ist, das irgendwie differenziert zu hören, aber er hat – das gilt auch für die Violine – einen klaren Plan und kann wohl genau das, was er dafür braucht. Falls er in den 2-3 Jahren wirklich intensiv geübt hat, denke ich auch, dass bei einem Musiker seines Ranges für das Entwickeln beachtlicher Fähigkeiten gereicht haben müsste.
Stimmt, klingt jedenfalls so. Er spielt ja die Trompete richtig aus, deutet Melodien nicht nur an. Cecil Taylor soll sich geweigert haben, mit dem Trompetisten Ornette Coleman zu spielen, weil er ihn für einen Amateur hielt, oder so. Kann ich nicht beurteilen, aber ich beurteile Musiker sowieso nicht in erster Linie nach Können, sondern nach Wirkung (wozu Können natürlich entscheidend beitragen kann). Jedenfalls hat mich sein konventionell schönes Trompetenspiel überrascht und beeindruckt.
mit so alten cassettenaufnahmen kann ich natürlich nicht dienen, ornette war für mich in den 80ern nocht nicht meine welt aber soapsuds soapsuds ist heute für mich eines meiner liebsten ornette alben überhaupt…..was zu einem nicht unerheblichem teil an charlie haden liegt, seine duo alben sind ein universum für sich und coleman und haden das hat schon etwas von symbiose, nur schade das es da nicht noch viel mehr von gibt…..
zuletzt geändert von lotterlotta--
Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!interessante gedanken hier. ich muss gestehen, dass ich colemans trompetenspiel auch schwierig finde – also stören würde es mich niemals, aber ich hatte irgendwie immer das gefühl, dass das ein bisschen respktlos gegenüber cherry war. also jemandem, der einen unkonventionellen instrumentenansatz wirklich kultiviert hat – genauso wie denardo coleman seinen zugang zu den drums. das ist eine arbeit, die coleman nicht geleistet hat. auf der violine höre ich das anderes, das war einfach ein bestimmter sound, den er damit erzeugen wollte, und das verstehe ich sofort.
was hadens arbeit in verschiedenen duos angeht, fehlt mir da immer was, das kann ich aber gar nicht genau beschreiben. ich verehre ihn ja, aber wirkliche magie hat sich bei mir immer im zusammenspiel mit drummern eingestellt.
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vorgarteninteressante gedanken hier. ich muss gestehen, dass ich colemans trompetenspiel auch schwierig finde – also stören würde es mich niemals, aber ich hatte irgendwie immer das gefühl, dass das ein bisschen respktlos gegenüber cherry war. also jemandem, der einen unkonventionellen instrumentenansatz wirklich kultiviert hat – genauso wie denardo coleman seinen zugang zu den drums. das ist eine arbeit, die coleman nicht geleistet hat. auf der violine höre ich das anderes, das war einfach ein bestimmter sound, den er damit erzeugen wollte, und das verstehe ich sofort. was hadens arbeit in verschiedenen duos angeht, fehlt mir da immer was, das kann ich aber gar nicht genau beschreiben. ich verehre ihn ja, aber wirkliche magie hat sich bei mir immer im zusammenspiel mit drummern eingestellt.
Ich sehe in Colemans Trompetenspiel nicht das Ziel einer besonderen Stilkultivierung, insofern auch keinen Verrat an anderen Spielern. Eher einen Unterbrecher von Routinen. Als Perspektivwechsel. So wie Wayne Shorter Chick Corea auf Moto Grosso Feio dazu brachte, Marimba, Drums und Perkussion zu spielen. Vielleicht spielt auch eine bewusste Provokation eine Rolle, darin ist ja der Wollpullover tragende Plastiksaxofon spielende Coleman ganz gut gewesen. Ich glaube aber, Provokation ist beim Thema Trompete nur ein Nebeneffekt. Mir scheint Colemans Interesse am eigenen Trompetenspiel hauptsächlich darin zu liegen, es ganz konventionell spielen zu können. Vielleicht fühlte sich das schon ungewöhnlich genug für ihn an.
wahr Ich sehe in Colemans Trompetenspiel nicht das Ziel einer besonderen Stilkultivierung, insofern auch keinen Verrat an anderen Spielern. Eher einen Unterbrecher von Routinen. Als Perspektivwechsel.
damit kann ich viel anfangen. eher nicht die black mystery school of trumpet players, eher ein vertrauen, dass (fast) alles übrig bleibt, obwohl man das instrument wechselt, mit dem man komplett assoziiert wird.
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vorgarten
wahr Ich sehe in Colemans Trompetenspiel nicht das Ziel einer besonderen Stilkultivierung, insofern auch keinen Verrat an anderen Spielern. Eher einen Unterbrecher von Routinen. Als Perspektivwechsel.
damit kann ich viel anfangen. eher nicht die black mystery school of trumpet players, eher ein vertrauen, dass (fast) alles übrig bleibt, obwohl man das instrument wechselt, mit dem man komplett assoziiert wird.
sehr gut, haha, nein eine mystery school höre ich da nicht.
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Schlagwörter: Ornette Coleman
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