Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › "Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)
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latho
Kulinarisch kommt man auch nicht weiter.Bitte nicht eine Bemerkung die im Verlauf des Lena-Threads gefallen ist als den Versuch einer Definition im Sinne diesen Threads auffassen. Da tendiert mein Interesse gegen Null. Viel Spass noch hier an alle. Und tschüß.
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WerbungFlint HollowayBitte nicht eine Bemerkung die im Verlauf des Lena-Threads gefallen ist als den Versuch einer Definition im Sinne diesen Threads auffassen. Da tendiert mein Interesse gegen Null.
Aber so richtig stark kann diese Tendenz nicht sein, sonst gäbe es deinen Post ja nicht…
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)nail75Selbst der absolut minimale politische Gehalt von „Looking For Freedom“ wurde in der deutschen Version „Auf der Straße nach Süden“ vollkommen entfernt und stattdessen mit dem beliebten Thema „Urlaub“ angefüllt.
Das Lied hatte noch nie einen politischen Hintergrund. Das Original war ja schon von 1978 und handelt von der persönlichen Freiheit eines jungen Mannes. Tony Marshall hat dann den Urlaubsong von Jack White komponiert bekommen.
Dass dieses Lied dann später von The Hoff ein Erfolg war, war natürlich an der Zeit gelegen, als es rauskam. Und man hat dann die Freiheit der Leute hinter dem eisernen Vorhang so gedeutet. Was aber ein Irrtum war.
Der selbe Irrtum, dass wegen The Hoff die Mauer fiel…;-)
Politisch war das Lied nie.Schönes Thema.
Habe leider gerade nicht viel Zeit. Werde mich morgen mal einbringen.--
„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102MikkoDa gibt es auch so’ne und solche, ähnlich wie bei Udo Jürgens. Grundsätzlich rechne ich beide dem deutschen Schlager zu, aber beide haben eben auch anspruchsvolle, chansonartige Lieder gesungen. Udo Jürgens hat übrigens auch Songs für Alexandra geschrieben.
Meine Kenntnisse des Werkes von Udo Jürgens sind nur oberflächlich, aber bei Alexandra bin ich mir sicher dass sie nur deswegen in die Schublade Schlager gesteckt wurde, da sie den damaligen „Anforderungen“ die dieses Genre mit sich brachte entsprach ( jung, hübsch, weiblich, durch ihre östliche Herkunft „exotisch“, die Lieder drehten sich grösstenteils um Themen wie Liebe und Heimat), ich denke in einem anderen Land hätte es eine vergleichbare „Etikettierung“ so nicht gegeben. Sicher haben Lieder wie „Auf dem Wege nach Odessa“ oder „Sehnsucht (das Lied der Taiga)“ sehr schlagerhafte Elemente, die Fernweh war ja in den Nachkriegsjahrzehnten und der damaligen Urlaubs-Aufbruchsstimmung ein grosses Thema, ausserdem könnte man, wenn man will, leicht revanchistische Tendenzen hineininterpretieren, (von wegen die Heimat im Osten die für immer verloren ist), doch es berührt mich doch ein wenig zu sehr, ist dann doch zu tiefgründig, zu melancholisch um dem oberflächlichen Heile-Welt-Kosmos des Schlagers zugerechnet zu werden.
Und Titel wie „Aus!“ oder „Ein leeres Haus“ sind m.E. eindeutig dem deutschsprachigem Chanson zuzuordnen.
Sowie ich dass überblicke wurde sie anfangs ja als Pseudo-Russin vermarktet, (dass auch in dieser Phase ihrer Karriere einige Lieder für die Ewigkeit rauskamen steht auf einem anderen Blatt) und ist später mehr in Richtung Singer/Songwriter gegangen, was auch ihr Wunsch war.Achja, meine Meinung zum Thema Schlager, bzw. meine Definition desselbigen:
Den Schlager der Weimarer Zeit (Friedrich Holländer etc.) werde ich aussen vor lassen, da er meiner Meinung nach wenig mit dem zu tun hat was man sich heutzutage landläufig unter Schlager vorstellt (zu gewitzt, vielleicht in Ansätzen schon zu sozialkritisch) Der Schlager ca. ab den Sechziger Jahren ist eine Art „Parasit“ der sich in der grossen, weiten Musikwelt umsah, alles mögliche (Jazz, Weltmusik, Beat) aufsog, diese Einflüsse aber von allen Ecken und Kanten befreite, so dass sie auch noch im vom Jägerzaun beschützten Schrebergarten und in Onkel Willis Partykeller auf Akzeptanz stiess. Wahrscheinlich dachte dass damalige Zielpublikum noch es wäre in irgendeiner Weise weltoffen, was noch durch viele Themen (das oben in anderem Zusammenhang bereits zitierte, langsam beginnende Fernweh z.B.)
bestärkt wurde, sowie einen leicht unfreiwillig komisch wirkenden Anstrich von Internationalität – teilweise dadurch, dass die Interpreten aus anderen Ländern kamen, teilweise wurde durch alberne Künstlernamen wie Roy Black, Rex Gildo, Tony Marshall, Ricky Shayne, Chris Roberts eine Hippness, bzw, eine Weltläufigkeit simuliert, die ironischerweise gerade bei doch eher spiessigen Mitbürgern auf Resonanz stiess.
Kurz zusammengefasst: Schlager ist Etikettenschwindel, der gerne grossartiger Pop wie ABBA u.ä. gewesen wäre, dieses Ziel aber bei weitem nicht erreichten, und die Produzenten desselbigen oft grössenwahnsinnig (wie die weiter oben im Thread zitierten Ausführungen von Ralph Siegel in welcher Tradition er sich sieht auf gruselige Weise belegen.)
Dass auch nach diesem System grossartige Lieder wie „Ich liebe das Leben“ von Vicky Leandros entstehen können, steht wieder auf einem anderen Blatt.
(Bitte entschuldigt wenn obiger Absatz etwas zu wertend ausfällt)Noch ein kleiner Nachtrag zum Thema Neue Deutsche Welle, welche ja hier bereits thematisiert wurde: Meines Erachtens griffen Bands wie Trio oder Extrabreit Elemente des Schlagers auf, sahen diesen allerdings durch eine Punk-Brille und trieben ihn ironisch auf die Spitze, sowie es die Ramones ja ganz ähnlich mit Klischees der damals zeitgenössischen amerikanischen Pop-Musik machten.
Sicher werden Extrabreit-Songs in vielen Bierzelten mitgegröhlt, und auch Stefan Remmler hat nach Trio vieles nicht weiter erwähnenswertes gemacht, aber in den Anfangstagen waren sie sicher durchaus subversiv (dass ich oben die Ramones ins Spiel brachte bedeutet selbstverständlich nicht dass diese auf eine Stufe mit den beiden stelle, aber ich sehe eine durchaus vergleichbare Herangehensweise)
Leider wurde auch die NDW durch Gestalten wie Fräulein Menke, Markus u.ä. völlig ihrer Ecken und Kanten beraubt, so dass auch dieses Genre irgendwann von Mutti beim bügeln mitgepfiffen wurde.--
Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.@zappa1: Dass würde mich auch freuen. Neben Cassavetes und Herrn Rossi scheinst du doch unser Schlager-Experte zu sein.
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.Blitzkrieg Bettina Neben Cassavetes und Herrn Rossi scheinst du doch unser Schlager-Experte zu sein.
Also ich bin für gar nichts Experte, ich bin Generalist.;-)
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Blitzkrieg Bettina@Zappa1: Dass würde mich auch freuen. Neben Cassavetes und Herrn Rossi scheinst du doch unser Schlager-Experte zu sein.
Zumindest habe ich zum Schlager kein so gespaltenes Verhältnis, wie so manche hier.
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„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102Herr RossiAlso ich bin für gar nichts Experte, ich bin Generalist.;-)
Jedenfalls freue ich mich schon darauf wie ihr meinen mittleren Absatz auseinandernehmt;-)
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.coleporterUdo Jürgens ist sowieso schon immer ein Grenzgänger zwischen Schlager und anspruchsvollerem Pop gewesen…
KnuffelchenVielleicht, weil er auch ein Österreicher ist?
Mick67Das glaube ich nicht. Deutschsprachig sind sie ja alle, auch Fendrich, Cornelius, Ambros und Co.
KnuffelchenKönntest Du das nochmal anders erklären? Ich kann Dir jetzt nicht wirklich folgen.
Ich verstand Deine Aussage so, daß man Udo Jürgens nicht zum Schlager zählen kann, weil er Östereicher ist. Und das wollte mir aufgrund der gleichen Sprache nicht einleuchten, wenn man davon ausgeht, daß Schlager etwas deutsches ist.
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Zappa1Zumindest habe ich zum Schlager kein so gespaltenes Verhältnis, wie so manche hier.
Und das ist auch gut so! Schlager ist halt nicht gleich Schlager – nicht umsonst klammerte Blitzkrieg Bettina oben die 20er Jahre aus…
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Schlager-Definition, Versuch
Deutschsprachiges Lied (weshalb es mit dem deutschen Wort „Schlager“ bezeichnet wird), das musikalisch wie textlich massiv auf eingeführte Versatzstücke und Bausteine zurückgreift und Innovationen in einer nachholenden Entwicklung mit einigen Jahren Verzögerung aufnimmt.
Ein Popsong lebt natürlich ebenfalls von der Verwendung gängiger Schemata, der Versuch, sie zu variieren, ohne sich ganz aus ihnen zu lösen, ist aber ausgeprägter. Motto: Mach das Gleiche, aber anders. Der Text von Lenas „Satellite“ zeigt das sehr deutlich: Klassisches Liebesthema, aber mit lackierten Zehennägeln und blauer Unterhose.
Pop neigt dazu, „zeitgemäß“ zu sein, auf der Höhe der Zeit, aktuell, auch „zeitgeistig“. Schlager neigt dazu, der Gegenwart immer einen jeweils nicht gar zu großen Tacken hinterher zu sein. Sprich: Schlager entwickelt sich in seinen Stilmitteln weiter, indem er im Pop bereits etablierte Stilmittel nachvollzieht.
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Blitzkrieg BettinaJedenfalls freue ich mich schon darauf wie ihr meinen mittleren Absatz auseinandernehmt;-)
Sei froh, dass ich jetzt weg muss…;-)
Nein. Nicht so schlimm. So manches stimmt ja.
Nur bei Ricky Shayne ist es nicht ganz so, der ist ja kein Deutscher. Der hatte ja schon Erfolge in Frankreich und Italien, bevor er hier bekannt wurde. Und den Künstlernamen hatte er auch schon.--
„Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ (Goethe) "Allerhand Durcheinand #100, 04.06.2024, 22:00 Uhr https://www.radiostonefm.de/naechste-sendungen/8993-240606-allerhand-durcheinand-102coleporterUnd das ist auch gut so! Schlager ist halt nicht gleich Schlager – nicht umsonst klammerte Blitzkrieg Bettina oben die 20er Jahre aus…
Genau. Es wurde in diesem Thread ja mehrfach gefordert, dass es zur Definition des Begriffes Schlagers etwas mehr bedarf als nur von Lied zu Lied abzuhaken, ob es nun Schlager ist oder nicht, daher habe ich es mir einfach gemacht, und nur die Phase genommen die mir einfällt, wenn ich das Wort Schlager höre, und sorry Franz, da habe auch ich ein zwiegespaltenes Verhältnis, auch wenn ich z.B. einige Lieder von Nana Mouskouri grossartig finde.
Wer definieren will, muss halt einschränken;-)
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.Blitzkrieg Bettina@Zappa1: Dass würde mich auch freuen. Neben Cassavetes und Herrn Rossi scheinst du doch unser Schlager-Experte zu sein.
:wave:
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Blitzkrieg BettinaWer definieren will, muss halt einschränken;-)
Na gut, ich bin halt eher dafür, eine Definition so offen zu gestalten, dass man sich NICHT einschränken muss…
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Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531) -
Schlagwörter: Schlager
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