Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert

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  • #10687265  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    Ja. Es ist auch nicht so, dass die „Überhöhung“ mit der Reproduzierbarkeit gekommen wäre. Der Geniekult kam im 18. Jahrhundert auf, mit dem Aufstieg des Bürgertums, und der Popstar wurde im 19. Jahrhundert erfunden, …

    Ich wollte auch nicht behaupten, dass es zuvor keine Vorläufer des „Popstars“ gab, deshalb schrieb ich „in besonderem Maße“. Aber  es gibt doch Faktoren, die ganz ohne Zweifel Einfluss auf die Wertschätzung von Musik und Künstler haben und hatten und das es da eklatante Unterschiede zwischen der Phase Nachkriegszeit bis Internet und der danach gibt. Es macht einen Unterschied, ob man vereinfacht gesagt ein Album für 20 € kaufen muss oder unendlich viele Alben für lau in der Hosentasche abrufbar habe. Es macht auch einen Unterschied, ob ein Künstler sich exklusiv im Radio oder TV promoten konnte, oder ein Profil in sozialen Netzwerken nutzen muss, dass genauso aussieht wie das seiner Hörer und Milliarden anderer Nutzer und in dem er auf Augenhöhe agieren muss.

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    #10687301  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

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    Sicher macht das alles „einen Unterschied“, aber welchen? Der zweite Punkt (Promotion in den sozialen Netzwerken) betrifft gar nicht die Musik, sondern die wahrgenommene Künstlerfigur („persona„) – und was sich da genau verändert, weiß ich nicht. Vielleicht haben heutige Stars mehr Möglichkeiten, „nahbar“ zu sein und eignen sich dann weniger als Projektionsfläche für gerade erwachende Teenager-Sehnsüchte als frühere Stars. (Billie Eilish zum Beispiel möchte erreichbar sein für ihre Fans und nicht so unerreichbar, wie es ihre „erste Liebe“, Justin Bieber, einst – vor vier Jahren, als sie 13 war – für sie selbst gewesen ist.)

    Zum ersten Punkt fallen mir zwei Dinge ein: Wer sich nur alle paar Wochen eine Schallplatte leisten konnte, hat sich in der Regel wohl darum bemüht, diese auch zu verstehen und gut zu finden, hat sie also auch bei anfänglichem Missfallen öfter gehört; wer hunderttausende von Alternativen hat, klickt dagegen einfach weiter. Dabei geht es aber um die Wertschätzung einzelner Alben oder Singles, und nicht um die Wertschätzung von Musik überhaupt. Um letzteres geht es in den Geschichten, die manche aus der Zeit erzählen, als die Tauschbörsen aufkamen: Manche Leute haben sich damals mit so viel Musik eingedeckt und zugedröhnt, mit ganzen Festplatten voll Daten, dass sie am Ende ausgebrannt waren und keine Freude an der Musik mehr hatten. Der Spruch „Die Dosis macht das Gift“ gilt anscheinend auch für Klangereignisse. Aber das wäre ja vermeidbar gewesen.

    Der Bedeutungsverlust von Musik im Freizeitverhalten von Teenagern, oder in ihrer Persönlichkeitsbildung, liegt vielleicht daran, dass die jungen Leute mehr attraktive Alternativen haben als frühere Generationen (Games usw.).

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    To Hell with Poverty
    #10687305  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 7,417

    Games gibt es doch auch schon seit den 1980ern.

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    Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.
    #10687309  | PERMALINK

    jjhum

    Registriert seit: 30.08.2007

    Beiträge: 2,394

    Aber nur Seehofer hat damals schon online gespielt.

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    #10687311  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    Vielleicht gibt es auch nicht „den einen“ Grund für solche Entwicklungen. Und es dauert natürlich auch, bis etwas vom Nerd-Thema zum großen Ding wird (oder umgekehrt).

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    To Hell with Poverty
    #10687313  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 7,417

    War das ein Nerd-Thema? Sicher, die Bedienung der Geräte war etwas umständlicher als heute, spätestens als die Spielkonsolen und der GameBoy auftauchten (Ende der 80er) war es ein Massenphänomen.

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    #10687319  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    „Nachkriegszeit bis Internet“ ist aber mal auch ne exklusive Zeitrechnung…

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    #10687321  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    pfingstluemmelWar das ein Nerd-Thema? Sicher, die Bedienung der Geräte war etwas umständlicher als heute, spätestens als die Spielkonsolen und der GameBoy auftauchten (Ende der 80er) war es ein Massenphänomen.

    Nicht massenhaft genug, um bis zu mir vorzudringen. Aber wie auch immer: Das war ja nur ein Beispiel dafür, dass sich die Möglichkeiten vermehrt haben, attraktive Dinge zu tun, zu spielen, zu schauen, zu lesen usw. Die Musik hat dadurch mehr Konkurrenz als in der guten alten Zeit, als es nur drei Fernsehprogramme gab und oft wochenlang nichts los war.

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    To Hell with Poverty
    #10687325  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    elmo-ziller„Nachkriegszeit bis Internet“ ist aber mal auch ne exklusive Zeitrechnung…

    Exklusiv für dieses Beispiel, ja.

    pfingstluemmelWar das ein Nerd-Thema? Sicher, die Bedienung der Geräte war etwas umständlicher als heute, spätestens als die Spielkonsolen und der GameBoy auftauchten (Ende der 80er) war es ein Massenphänomen.

    Aber doch kein Vergleich zu dem, was sich da bis heute draus entwickelt hat. Im Großen und Ganzen bin ich da ganz bei @go1 , die Möglichkeiten haben sich sich komplett verändert und Gaming gehört da auf jeden Fall dazu. Der Anteil der Jungs, denen heute Musik wichtiger ist als Gaming, dürfte relativ überschaubar sein.

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    #10687327  | PERMALINK

    choosefruit
    low fidelity

    Registriert seit: 23.05.2015

    Beiträge: 5,978

    Anders gefragt: Wenn sich Plattenverkäufe nicht mehr für den Act rentieren, da die Musik hauptsächlich über Streamingdienste oder YouTube konsumiert wird, und die Künstler und Künstlerinnen demnach gezwungen sind, ihre Musik durch diese Plattformen zu veröffentlichen, birgt es dann nicht zwangsläufig die „Gefahr“ oder den Punkt, den Go1 mit „wer hunderttausende von Alternativen hat, klickt dagegen einfach weiter“ ansprach? Damit meine ich, dass Produzenten und Rezipienten der Musik in direkter Wechselbeziehung stehen. Der Produzent veröffentlicht auf Spotify, da er so Gehör findet. Und die Hörer konsumieren die Musik via Spotify, da der Produzent darüber veröffentlicht.

    Und da ich eine Entwertung von Musik ins Spiel brachte… Wertschätzung verbinde ich mit Aufmerksamkeit und Interesse. Doch wie hoch ist die Aufmerksamkeit gegenüber Musik, wenn ich durch das Überangebot nicht mehr aufmerksam sein muss? Wie hoch ist der Wert, wenn ich nicht mehr zur Musik mich zubewege, sondern die Musik auf mich zukommt? Die Musik ist einfach da, ohne geringste Anstrengung und Zeitaufwand.

    --

    #10687335  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    choosefruitAnders gefragt: Wenn sich Plattenverkäufe nicht mehr für den Act rentieren, da die Musik hauptsächlich über Streamingdienste oder YouTube konsumiert wird, und die Künstler und Künstlerinnen demnach gezwungen sind, ihre Musik durch diese Plattformen zu veröffentlichen, birgt es dann nicht zwangsläufig die „Gefahr“ oder den Punkt, den Go1 mit „wer hunderttausende von Alternativen hat, klickt dagegen einfach weiter“ ansprach?

    Interessant in dem Zusammenhang sind gerade zwei Diskussionen zwischen Musikern und Journalisten, in denen unabhängig voneinander die Musiker das Album als Gesamtkunstwerk nach wie vor für eine Selbstverständlichkeit halten und die Journalisten für sich und ihr Umfeld darüber verwundert reklamieren, schon lange überhaupt keine Alben mehr zu hören. Zum einen war das Jan Böhmermann im Gespräch mit Olli Schulz, zum anderen Herbert Grönemeyer im Gespräch mit den Chefredakteuren von ZEIT-Online und dem ZEIT-Magazin. Die Bereitschaft, sich intensiv mit Musik auseinanderzusetzen, scheint inzwischen also nicht mal mehr bei Kulturschaffenden selbst unbedingt gegeben zu sein. Das Aussterben von Musikmagazinen bestätigt den Trend.

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    #10687337  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 7,417

    Wobei man das Albumhören auch als eine Form der Bequemlichkeit sehen kann. Man spart sich die Mühe, eine Playlist zusammenzustellen, die tauglich dahinfließt und vielleicht sogar Spannungsbögen und Dynamiken enthält.

    Mir kam es zumindest 1990 so vor, als hätte alle Welt einen Game Boy, so wie heute alle ein Smartphone besitzen.

    --

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    #10687341  | PERMALINK

    choosefruit
    low fidelity

    Registriert seit: 23.05.2015

    Beiträge: 5,978

    pfingstluemmelWobei man das Albumhören auch als eine Form der Bequemlichkeit sehen kann.

    Ich finde es alles andere als bequem, ein Album zu hören. Vielmehr setze ich mich dadurch explizit mit dem Schaffen und dem dahergehenden Denken sowie der Stimmung auseinander, welche der Act erzeugen wollte und als lohnend betrachtete. Ein intensiveres Hören als von der ersten bis zur letzten Sekunde gibt es doch gar nicht.

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    #10687345  | PERMALINK

    pfingstluemmel
    Darknet Influencer

    Registriert seit: 14.09.2018

    Beiträge: 7,417

    Bleibt die Frage, ob sich der Act wirklich tiefergehende Gedanken gemacht hat oder nur ein paar Stücke versammelt, die im entsprechenden Zeitraum fertig waren. Und selbst dann muss das Ganze nicht aufgehen: Ich habe in den letzten Wochen z.B. das Album von Harumi gehört und auf diesem folgen nach 37-minütiger Laufzeit nochmal zwei Spoken-Word-Longtracks, die ingesamt über 40 Minuten andauern. Völlg frustrierende Anordnung, die dazu führt, dass ich diese zwei Stücke nun gesondert höre.

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    #10687431  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    pfingstluemmelWobei man das Albumhören auch als eine Form der Bequemlichkeit sehen kann. Man spart sich die Mühe, eine Playlist zusammenzustellen, die tauglich dahinfließt und vielleicht sogar Spannungsbögen und Dynamiken enthält.

    Dein Ernst?

    pfingstluemmelBleibt die Frage, ob sich der Act wirklich tiefergehende Gedanken gemacht hat oder nur ein paar Stücke versammelt, die im entsprechenden Zeitraum fertig waren.

    Um beim konkreten beispiel zu Bleiben: Grönemeyer gibt an, sich sogar Gedanken über die Länge der Pausen zwischen den Songs zu machen und die individuell anzupassen. So viel dazu.

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