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Mit einem neuen, musikalischen Lebenszeichen von Phil Elverum hätte ich so bald nach dem viel zu frühen Ableben seiner Partnerin Geneviève Castrée überhaupt nicht gerechnet.
Die erste Single, „Real Death“, ist ein ergreifendes, persönliches Statement. Ganz fern von Kitsch und Gefühligkeit beschreibt der Song die Leere, die beim Tod der geliebten Person entsteht und die Unfähigkeit, mit diesem Sterben umzugehen oder es auf irgendeine Weise zu verarbeiten. „When real death enters the house all poetry is dumb.“Phil Elverum hat zudem ein Statement veröffentlicht:
Why share this much? Why open up like this? Why tell you, stranger, about these personal moments, the devastation and the hanging love? Our little family bubble was so sacred for so long. We carefully held it behind a curtain of privacy when we’d go out and do our art and music selves, too special to share, especially in our hyper-shared imbalanced times. Then we had a baby and this barrier felt even more important. (I still don’t want to tell you our daughter’s name.) In May 2015 they told us Geneviève had a surprise bad cancer, advanced pancreatic, and the ground opened up. ‘What matters now?’ we thought. Then on July 9th 2016 she died at home and I belonged to nobody anymore. My internal moments felt like public property. The idea that I could have a self or personal preferences or songs eroded down into an absurd old idea leftover from a more self-indulgent time before I was a hospital-driver, a caregiver, a child-raiser, a griever. I am open now, and these songs poured out quickly in the fall, watching the days grey over and watching the neighbors across the alley tear down and rebuild their house. I make these songs and put them out into the world just to multiply my voice saying that I love her. I want it known.
DEATH IS REAL could be the name of this album. These cold mechanics of sickness and loss are real and inescapable, and can bring an alienating, detached sharpness. But it is not the thing I want to remember. A crow did look at me. There is an echo of Geneviève that still rings, a reminder of the love and infinity beneath all of this obliteration. That’s why.
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Es ist Breitling, scheiß auf deine Aldi-Uhr / Auf meinem nächstem Cover halt ich das Excalibur
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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First Listen: Mount Eerie, ‚A Crow Looked At Me‘
Stream Phil Elverum’s Heartbreaking Tribute To His Wife, Geneviève Castréehttp://www.npr.org/2017/03/16/520013269/first-listen-mount-eerie-a-crow-looked-at-me
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Bei rym überschlagen sich die Wertungen, scheint auf einen Genre Classic hinauszulaufen. Ich traue mich kaum weiter reinzuhören, die drei Tracks, die ich davon schon kennengelernt habe, sind allesamt erschütternd, vor dem thematischen Hintergrund fast unerträglich.
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Hold on Magnolia to that great highway moon„Ravens“ ist in der Tat so herzzerreissend wie „Death is real“. Da muss ich schon sehr schwer schlucken.
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so little is funVorgestern, auf einem sonnendurchfluteten Tempelhofer Feld gab es den ersten Hördurchgang für mich. Ob das Ambiente, inmitten frühlingshaft verliebter Pärchen jetzt passend war oder nicht, sei mal dahingestellt. Mir hat es den Zugang zum Album durchaus erleichtert, so mitten im Leben und mitten in der Sonne zu liegen.
„A Crow Looked At Me“ ist schwer erträglich. Elvrums Trauerarbeit ist auf eine unpathetische, ungekünstelte Art persönlich, dass ihm zuzuhören fast einem voyeuristischen Akt gleichkommt. Manches trifft durch die Kenntnis des Hintergrunds, etwa, wenn Phil Elvrum „Seaweed“ mit den Worten beginnt: „Our daughter is one and a half.“, vieles durch die direkte und fast pragmatische Wortwahl, die in ihrer vermeintlichen Beiläufigkeit die ganz persönliche Tragik aufreißt und fühlbar macht. Wieder in „Seaweed“, Elvrum steht am Rande des Sees, an dem er und Geneviève Castrée ein Haus bauen wollten. Im Arm die Asche seiner Frau. „And I poured out your ashes in it. I guess so you can see the sunset. But the truth is I don’t think of that dust as you.“
Und so geht es weiter und weiter. „A Crow Looked At Me“ ist nicht für mich und es ist nicht für Dich. Phil Elvrum hat es für sich geschrieben, für seine Frau, für sein Baby. Musiker sprechen oft davon, dass dieses neue Album „ihr persönlichstes“ geworden sei. „A Crow Looked At Me“ ist so persönlich, wie ein Album es nur sein kann. Fast fühlt es sich ungehörig an, diese Intimität zu teilen, mit Elvrum durch das leere Haus zu laufen.
Faszinierend ist, wie sich der Sound graduell im Laufe des Albums ändert, von eher spontan wirkenden, kargen Arrangements hin zu einem Sound, der sich den vorigen Mount Eerie Platten annähert. In der die künstlerische Vereinnahmung der eigenen Trauer spürbar wird. Gleichzeitig werden die Texte eine Spur allgemeiner, beschreiben die Trauer und die Erinnerungen aus einer etwas weniger schmerzhaften Distanz. „We are all so close to not existing at all.“
Es fällt mir im Moment schwer, „A Crow Looked At Me“ einzuordnen, zu bewerten. Ich mag es nicht vergleichen. Und doch ist es ein Werk von großem Schmerz und großer Schönheit. Ein Porträt, ein Festhalten von Momenten und Gefühlen. Und darin doch letztlich weniger eine Kapitulation vor als ein Sieg über den Tod und die unvermeidliche Vergänglichkeit.--
so little is funVielen Dank, UDW. Eine sehr schöne, detailreiche, der Thematik entsprechend feinfühlige Beschreibung – ich werde mir „A crow looked at me“ sicher noch kaufen, aber momentan ist mit das eine Spur zu heftig.
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Hold on Magnolia to that great highway moonSehr treffend beschrieben, @udw. Ich habe das Album heute zum ersten Mal gehört und selten etwas vergleichbar intensives und herzzerreißendes gehört.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Hier ein schöner wie berührender Auftritt der Verstorbenen:
http://pitchfork.com/news/66697-genevieve-elverum-has-died/
zuletzt geändert von duplo--
Ich habe bislang noch nie was von Elverum außer „The Glow, Pt.2“ gehört, welches zu meinen liebsten Alben gehört.
Warum kann ich gar nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber hier werde ich reinhören.[Für ein bei metacritic.com besser bewertetes Album muss man übrigens bis 2004 zurückgehen – das ist eine Hausnummer]
zuletzt geändert von opd2--
Es wird tatsächlich 2 Konzerte im Winter geben:
05. & 06.11. Berlin – Silent Green
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Es ist Breitling, scheiß auf deine Aldi-Uhr / Auf meinem nächstem Cover halt ich das ExcaliburshanksEs wird tatsächlich 2 Konzerte im Winter geben: 05. & 06.11. Berlin – Silent Green
Ich war am zweiten Abend dabei. Der größte Effekt, den das Konzert auf mich ausgeübt hat, besteht darin, dass ich das Album nun leichter am Stück durchhören kann. Das silent green ist ja ein ehemaliges Krematorium, was die Stimmung auch bei anderen Anlässen beeinflusst, aber auch eine hervorragende Akustik mit sich bringt.
Phil hat kein altes Lied gespielt, sondern ausgewählte Stücke von „A Crow Looked At Me“ (manche kann er selbst noch nicht vortragen, zu älteren Stücken sei ihm der Bezug verloren gegangen) und neuere Stücke, die sich auch mit Genevieves Sterben befassen.
Phil dabei zuzuschauen, wie er diese intimen Geschichten singt, ist eine zwiespältige Erfahrung. Zum einen ist es natürlich erfreulich, dass er soweit zu sein scheint wieder auf einer Bühne zu stehen, zum anderen fühlt man sich als Fremder auch nicht berechtigt nur dazusitzen, während er „Look at me, death is real“ von sich gibt und man keine Chance hat, darauf einzugehen.
Die neueren Stücke fand ich durchaus fantastisch, sie sind ausgearbeiteter als die kargen Tracks des Albums und haben auch Elemente von dunkelstem Humor in sich. Ein Track der als „Distortion“ auch auf YouTube kursiert, ist dafür vielleicht das beste Beispiel. Der Text changiert zwischen Tod, einer Beinaheschwangerschaft und Jack Kerouac. Famos!
Wenn jemand die Chance hat Phil im Ausland oder auf einer nächsten Tour zu sehen, geht hin!PS: Wer Freundinnen von mir mit Klickzahlen erfreuen will: unter https://foejetong.com/2017/11/08/and-the-next-song-is-about-well-cremation/ habe ich noch ein paar Gedanken zu dem Gig niedergeschrieben.
zuletzt geändert von slow-train--
Danke für den Bericht, sehr schön. Alles sehr traurig, wirklich.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Fantastischer Text, Slow Train, wirklich. Ich traue mich bis heute nicht, das Album zu hören, warum auch immer.
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Hold on Magnolia to that great highway moonIch habe mal kurz rein gehört. Mir ist das tatsächlich zu heftig. Ich liebe ja persönliche Texte, aber hier würde mich das glaube ich zu sehr mitnehmen.
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"Man kann nicht verhindern, dass man verletzt wird, aber man kann mitbestimmen von wem. Was berührt, das bleibt! -
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