Morrissey

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  • #1855281  | PERMALINK

    nail75

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    Dennis BlandfordMaladjusted ist geliebt oder gehasst, es gibt kein „Ganz OK“. Was du als produktionstechnichen Trick beschreibst um „Fehlende Substanz“ zu verschleiern höre ich als absolut passende Produktion von erwachsenen Popsongs, mit immer feinen Backing Chören von Alain Whyte und dem nötigen Pomp, z.B. auf „Troble loves me“, wenn es passt. 3 fantastische Singles, von denen Alma Matters die beste unter sehr guten ist und Morrissey mit einer Stimme wie sie mir vertauter nicht sein könnte. Lillyhyte produzierte und kanalisierte die Stimme nämlich noch wo man (bzw. Morrissey) heute glaubt, sie sei so toll und großartig, dass man sie am besten live einfangen sollte (direct first take). Dass er auf den neuen Platte teilweise etwas zahnlos klingt und wenn er Falsett probieren muss m. E. oftmals scheitert finde ich ganz und gar nicht gut.
    Die Platte kam im August 1997 auf den Markt und sie hat die musikalische Wärme, die mich bis heute erreicht. Auch Papa Jack, das überdeutlich nach dem Break Whytes Lieblingsband The Who zitiert und das sehr lässige Ammunition sind mir lieb und teuer.

    Was die Stimme angeht, gebe ich dir recht. Die klingt tatsächlich gut. Leider hat das Album aus meiner Sicht zu wenige Melodien, Songs oder auch nur einprägsame Textzeilen. Alma Matters ist trotz des für mich nicht vorhandenen Sinns nicht komplett schlecht, aber auch 1-2 Minuten zu lang. Trouble Loves Me ist übrigens ok, sicher eines der besseren Lieder. Ansonsten ist das Album einfach sehr durchschnittlich und für Morrisseys Verhältnisse textlich sehr schwach (Papa Jack und Ammunition). Und diese unnötigen Gitarrenbreaks machen es nicht besser.

    Ich bleibe dabei, dass Teile der Platte fehlproduziert sind, insbesondere Ambitious Outsiders mit dem Orchester, das dem Song absolut nichts hinzufügt, aber auch Maladjusted mit dem damals zeitgemäßen, heute eher weniger überzeugenden Gitarren zu Beginn.

    Wärme empfinde ich übrigens keine, im Gegenteil, das Album klingt für mich sehr schwer.

    Bereits beim Opener, einem Nachhall auf Southpaw, wickelt Morrissey gekonnt seine Paranoia um einen monolitischen Song von Boorrer, der als Demo 20 Minuten lang war. Damals gelangen ihm noch solche Soundexperimente bzw. sie waren richtig interessant u. innovativ. Kein Jangle Pop sondern schroffe Songstrukturen, an denen Morrissey sich abarbeitete.

    Es hatte seinen Grund warum Wilander damals sehr verzückt ***** gab.

    Es hatte aber auch seinen Grund, warum Morrisseys Karriere danach für mehr als ein halbes Jahrzehnt vorüber war. Das Album enthält eben auch keine Singles, keine Songs, an die ich mich positiv erinnere, wenn es vorüber ist. Sicher, der Hass, der ihm entgegenschlug, war übertrieben. Aber das niemand das Album gekauft hat, finde ich im Rückblick nicht überraschend.

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    #1855283  | PERMALINK

    dennis-blandford
    Jaggerized

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    Wir kommen da schwer zusammen. Ich kann dich nicht überzeugen, weiße aber, dass viele Anhaenger die Platte schaetzen, selbst Liam mag ja die 3 Singles sehr. Ambitious Outsiders haette der Titel der Platte sein sollen, die Streicherbreaks u. Texteinsprengsel sind halsbrecherich, die Textmessage sehr krass u. eindeutig. Ein interessanter Song, durch & durch.

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    #1855285  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

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    Für mich gehört Maladjusted zu den drei besten Morrissey-Alben und Songs wie „Satan Rejected My Soul“, „Roy’s Keen“, „He Cried“, „Ammunition“ und „Maladjusted“ sind doch Morrissey at his best. Natürlich ist das kein leichtfüßiges Album – das lässt ja schon das Cover vermuten, aber eine durchgehend deprimierende und melodienlose Angelegenheit ist das Album wirklich nicht. Die niedrigen Verkaufszahlen würde ich nicht mit der angeblich fehlenden Klasse der Songs erklären. Das Album wurde damals von der Plattenfirma und letztlich auch durch die Musikpresse wirklich sehr stiefmütterlich behandelt und ging ziemlich schnell unter.

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    #1855287  | PERMALINK

    tops
    This charming man

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 3,600

    Dennis BlandfordEs hatte seinen Grund warum Wilander damals sehr verzückt ***** gab.

    Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, waren es * * * * 1/2. Und nicht von Arne Willander.

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    #1855289  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    topsWenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, waren es * * * * 1/2. Und nicht von Arne Willander.

    Nein, das war natürlich Wolfgang Doebeling. Auf der letzten Seite der Reviews, wenn ich mich richtig erinnere.

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    #1855291  | PERMALINK

    tops
    This charming man

    Registriert seit: 04.05.2003

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    So habe ich das auch in Erinnerung. Aber „verzückt“ kommt hin. Und auch, daß „es seinen Grund“ hatte.

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    #1855293  | PERMALINK

    fevers-and-mirrors

    Registriert seit: 28.11.2004

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    Interessant, wie man „Maladjusted“ nicht sonderlich schätzen kann, wenn man ansonsten Moz nicht unbedingt negativ gegenüber steht. Für mich neben „Vauxhall“ und „Arsenal“ sein großer Solowurf. Und warm, ja, durchaus.

    ****1/2 von WD damals, definitiv (und zurecht).

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    #1855295  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Interessant, wie die Wahrnehmung von „Maladjusted“ differiert. Für mich war das immer eines seiner reinsten Pop-Werke, das von eingängigen, aber nie plump anbiedernden Melodien und bisweilen nahezu warmherziger Ironie durchzogen ist. Neben dem sonnigen lalala von „Roy’s Keen“ stechen sinistre Momente wie im großartigen „Ambitious Outsiders“ noch mehr hervor. Allenfalls „Papa Jack“ fällt etwas ab.

    --

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    #1855297  | PERMALINK

    ragged-glory

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    nail75Mag hier jemand Papa Jack oder Ammunition? Wenn ja, warum?

    * * * * * zu * * * *.

    An „Papa Jack“ ist alles ergreifend. Die brüchigen Akkordfolgen auf der akustischen Gitarre, der lyrische Spagat zwischen Melancholie („Papa Jack wants to turn back the clock/And reach out to the kids/He once had/Who have flown“) und Trotz („But there was a time/When the kids reached out/Papa Jack just pushed them away“). Dass der zweiteilige Song zärtlich und bittersüß anfängt und dann ins Space-Rock-Register umkippt (samt insistent dudelnder Lead-Gitarre und schizophrenem Gejodel), macht ihn für mich nur noch unwiderstehlicher.

    „Ammunition“ kann zwar nicht mit „Papa Jack“ mithalten, ist aber dennoch schön eingängig. Und Mozza versucht uns glaubhaft zu versichern, dass er mit sich im Reinen ist – und keine Rachegelüste mehr schiebt. Cheeky.

    topsWenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, waren es * * * * 1/2. Und nicht von Arne Willander.

    So war’s, das Review stammte natürlich von Yours Truly.

    --

    #1855299  | PERMALINK

    Anonym
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    #1855301  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,181

    kramerFür mich gehört Maladjusted zu den drei besten Morrissey-Alben und Songs wie „Satan Rejected My Soul“, „Roy’s Keen“, „He Cried“, „Ammunition“ und „Maladjusted“ sind doch Morrissey at his best. Natürlich ist das kein leichtfüßiges Album – das lässt ja schon das Cover vermuten, aber eine durchgehend deprimierende und melodienlose Angelegenheit ist das Album wirklich nicht. Die niedrigen Verkaufszahlen würde ich nicht mit der angeblich fehlenden Klasse der Songs erklären. Das Album wurde damals von der Plattenfirma und letztlich auch durch die Musikpresse wirklich sehr stiefmütterlich behandelt und ging ziemlich schnell unter.

    Es ist nicht nur „nicht leichtfüßig“, es ist bisweilen bleiern schwer. Allerdings nicht im Sinn von „depressiv“. Vielmehr ist das Album musikalisch überfrachtet und inhaltlich flach. Es fehlt all das, was Morrisseys Solowerk in seinen besten Momenten auszeichnet.

    Sicher gibt es Moden und 1997 wollte niemand mehr Morrissey hören. Als er dann auch noch so ein schwerverdauliches Werk rausbrachte, brach alles über ihm zusammen: das war sicherlich ungerecht, denn so schlecht ist Maladjusted nicht. Allerdings finde ich die „Forumslegende von Maladjusted“ auch maßlos überzogen. Zu einer wirklichen Neubewertung kam es ja seitdem nicht – weder bei mir noch allgemein.

    Sonic JuiceInteressant, wie die Wahrnehmung von „Maladjusted“ differiert. Für mich war das immer eines seiner reinsten Pop-Werke, das von eingängigen, aber nie plump anbiedernden Melodien und bisweilen nahezu warmherziger Ironie durchzogen ist. Neben dem sonnigen lalala von „Roy’s Keen“ stechen sinistre Momente wie im großartigen „Ambitious Outsiders“ noch mehr hervor. Allenfalls „Papa Jack“ fällt etwas ab.

    Da ich gerade heute Your Arsenal gehört habe: das enthält etwa dreimal so viele Melodien wie Maladjusted, die auch mindestens dreimal so gut sind. Und Pop ist auf Maladjusted nur sehr wenig, jedenfalls sehr viel weniger als auf Your Arsenal. Und was du für Warmherzigkeit hältst, halte ich für Resignation und Gleichgültigkeit. Satan Rejected My Soul und Roy’s Keen sind vielleicht die einzigen Ausnahmen.

    Ragged Glory* * * * * zu * * * *.

    An „Papa Jack“ ist alles ergreifend.

    Bitte? Das ist einer der lahmsten und vorhersehbarsten Texte, die Morrissey jemals geschrieben hat. Und die ganze Aufnahme ist ein Tiefpunkt seiner Karriere: man spürt förmlich, dass ihn das alles gerade gar nicht interessiert. Die komplett misslungene Produktion hast du ja unten gut beschrieben. ;-)

    Die brüchigen Akkordfolgen auf der akustischen Gitarre, der lyrische Spagat zwischen Melancholie („Papa Jack wants to turn back the clock/And reach out to the kids/He once had/Who have flown“) und Trotz („But there was a time/When the kids reached out/Papa Jack just pushed them away“). Dass der zweiteilige Song zärtlich und bittersüß anfängt und dann ins Space-Rock-Register umkippt (samt insistent dudelnder Lead-Gitarre und schizophrenem Gejodel), macht ihn für mich nur noch unwiderstehlicher.

    „Ammunition“ kann zwar nicht mit „Papa Jack“ mithalten, ist aber dennoch schön eingängig. Und Mozza versucht uns glaubhaft zu versichern, dass er mit sich im Reinen ist – und keine Rachegelüste mehr schiebt. Cheeky.

    Ich sag ja: Desinteresse, Resignation, Musik nach Zahlen, dringend benötigte Karrierepause.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #1855303  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    nail75Bitte?

    Gerne. Auf „Maladjusted“ höre ich nichts, was nicht melodisch wäre. Dass die Gitarren silbern und verdichtet, klirrend und sprudelnd klingen, ist ein schöner Bonus gegenüber „Vauxhall & I“, dessen Sound eine Spur zu samtig und abgerundet ist, dessen Songs aber ebenso romantisch und „selbstverzehrend“ sind wie bei „Wide To Receive“, „Papa Jack“ oder „Trouble Loves Me“.

    Übrigens höre ich insbesondere bei „Alma Matters“, „Ammunition“, „Roy’s Keen“ und „Satan Rejected My Soul“ einen Catatonia-Einschlag, den ich nur schwer definieren kann. kramer, geht’s Dir ähnlich?

    --

    #1855305  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Ragged GloryÜbrigens höre ich insbesondere bei „Alma Matters“, „Ammunition“, „Roy’s Keen““ und „Satan Rejected My Soul“ einen Catatonia-Einschlag, den ich nur schwer definieren kann. kramer, geht’s Dir ähnlich?

    Das ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Allerdings höre ich auch kaum noch Catatonia, und wenn, dann meistens „Paper, Scissors, Stone“. Da sind mir keine Parallelen aufgefallen.

    --

    #1855307  | PERMALINK

    ragged-glory

    Registriert seit: 22.03.2007

    Beiträge: 11,762

    Okay, da passt’s wohl auch am allerwenigsten, das letzte Catatonia-Album ist ja ein ähnlicher Gemischtwaren-Laden wie „Equally Cursed And Blessed“. Während „Way Beyond Blue“ und „International Velvet“ noch recht eindeutig und homogen Power-Pop-geschult sind.

    --

    #1855309  | PERMALINK

    dennis-blandford
    Jaggerized

    Registriert seit: 12.07.2006

    Beiträge: 12,439

    topsSo habe ich das auch in Erinnerung. Aber „verzückt“ kommt hin. Und auch, daß „es seinen Grund“ hatte.

    topsWenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, waren es * * * * 1/2. Und nicht von Arne Willander.

    Dreadfully sorry. Man sollte beim zitieren aus der Erinnerung vorher nochmal nachschauen. Insbesondere wenn die Veröffentlichung 17 Jahre zurückliegt. Wilander scheint sich durch etliche Besprechungen des Backkataloges und einiger Releases nach den „7 Jahren in Hollywood“ als Haus- und Hofbeobachter des Solo-Morrissey im Erinnerungsvermögen festgesetzt zu haben. Die ****1/2 sind mittlerweile auch wieder in das Erinnerungsvermögen zurückgekehrt.

    Den Kritikern kann oder muss man zu Gute halten, dass Morrissey beim Re-Release Originalsongs knallhart rauswarf, u.a. das diskutierte „Papa Jack“ aber auch den Hit der keiner war, „Roy’s Keen“. Das legt zumindest die Vermutung nah, dass bei ihm nicht alle Stücke gleich gut gealtert sind.

    Sein kurzer kommerzieller Höhenflug war eigentlich schon mit Southpaw vorbei, dass sich mit seiner „Brutalität“ knallhart gegen den schön verdaulichen Britpop jener Jahre stellte und schon die Verkäufe der Leadsingle „Dagenham Dave“ enttäuschten RCA.
    Warum Alma, Roy und Satan keine Hits wurden in dem Jahr als The Verve durchstarteten ist mir trotzdem nicht ganz klar. Das (damals noch wichtige) Video zu Alma ist nicht gerade sehenswert und spielt wieder mal mit Skinheadmotiven und die anderen beiden Stücke blieben nahezu ohne Promotion.
    Für mich pers. bleibt Maladjusted auf Rang 3 der Soloplatte und wenn ich die Musik heute höre wird mir nur noch mehr vor Augen gehalten, dass Alain Whyte als musikalischer Leiter schmerzlich fehlt. Sein Sinn für das zeitlos Britisch-Wertkonservative, gepaart mit ziemlich vielen kleinen Pophits durchzog die Phase 92-97 wie ein roter Faden. Aber ich wiederhole mich.

    Ragged Glory
    Übrigens höre ich insbesondere bei „Alma Matters“, „Ammunition“, „Roy’s Keen“ und „Satan Rejected My Soul“ einen Catatonia-Einschlag, den ich nur schwer definieren kann. kramer, geht’s Dir ähnlich?

    Ich bin zwar nicht Kramer aber ich dachte in die gleiche Richtung als ich mir damals „Stone by Stone“ (doch, vom letzten Album) als Single gekauft habe. Das ist der britische Pop jener Zeit, der mir sehr gut gefällt. Produziert haben Langer & Winstanley, vielleicht rührt daher eine gewisser Bezug zu Morrissey.

    --

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