mini-blindfoldtest #1 (redbeansandrice)

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  • #11593563  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Beiträge: 13,468

    ich war gerade so in Blindfoldtest-Stimmung, hatte ein paar Tracks, die ich gerne teilen wollte… und dachte, ich biete einfach mal spontan einen Mini-Blindfoldtest an… genau vier Tracks sind es, alle vier vielleicht eine Spur laenger, als der typische bft-Track, so dass es dann doch knapp 30 Minuten geworden sind… der Versuch war ein bisschen, etwas zu basteln, was auch halbwegs als Album funktioniert… wenn es ansonsten eine Klammer gibt, dann wuerd ich sagen, man kann den bft als eine Art Meditation ueber Keith Jarrett lesen… aber das ist wahrscheinlich eher irrefuehrend als hilfreich – direkt hat Jarrett wohl mit niemandem hier viel zu tun gehabt (aber da mag ich mich irren). Ansonsten behaupt ich mal, dass die Tracks fuer meine Verhaeltnisse sehr Bass und Schlagzeug-lastig geraten sind… keine Orgeln und Gitarren – man kann ja nicht immer alles haben

    Alles vier ist reichlich obskur – ich wuerd mich ueber Kommentare und Einschaetzungen sehr freuen – kennen kann man hier eigentlich kaum was… Alles vier ist von Vinyl gerippt – entsprechend klingt es meinen technischen Moeglichkeiten und Schallplatten entsprechend… Hier ist der Link…

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    #11593581  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,971

    hab runtergeladen, komme aber erst morgen zum hören ;-)

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    #11593583  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,468

    vorgarten hab runtergeladen, komme aber erst morgen zum hören

    :good: sehr gut, freu ich mich!

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    #11593627  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,787

    runtergeladen und höre grad die ersten töne. :-)

    #11593629  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,002

    #1 – Das Bass-Riff kennt man von irgendwoher, das Stück ist aber entweder recht verfremdet oder hat nur eine Ähnlichkeit mit dem, was ich meinte? Jedenfalls liegen drunter vertraut klingende Changes. Es dauert etwas lange, bis das Thema abgehakt ist, aber ist natürlich alles schön ausgearbeitet. Der Einstieg der Tenorsaxophons ist dann stark, im ersten Moment könnte es auch ein Alt sein. Sehr schöner Ton, gute Phrasierung. Die Trompete ist vom Charakter her recht ähnlich, bei beiden scheint es wenig Schatten zu geben – aber auch das ein klasse Solo! Die Rhythmusgruppe macht das alles sehr gut … aber ich bild mir irgendwie ein, herauszuhören, dass das Europäer sind? Der Bass gefällt mit total, das kurze Klaviersolo ist gut, den Drummer finde ich wohl hier nicht immer auf der Höhe mit den anderen – aber seine verschleppten Fills hinterm Thema sind toll (ich glaub es ist sein Grund-Beat im Thema, mit dem ich nicht immer ganz zufrieden bin?)

    #2 – Klasse Einstieg, wieder ein Tenorsaxer mir super Ton, der das einfach so setzt, unaufgeregt und souverän. Und dann ist er plötzlich weg, weil der Tastentinkler hier (wie ev. schon in #1?) der Leader ist … mit den Klavierarpeggien und den eigenwilligen Fills wird aus dem Bass-Solo jedenfalls eher ein Duo. Das Klavier klingt leider etwas metallisch, aber die Ideen gefallen mir nicht schlecht. Ich muss da unweigerlich an Alice Coltrane denken – was mit der Umfrage zu tun hat, klar, wäre davor nicht auf die Parallele gekommen. Dann steigt das Sax ein, gute Arbeit des Drummers mit den Besen, Piano bleibt sehr präsent, gestaltet im ganzen Stück praktisch jeden Augenblick. Ich tippe mal, dass Du uns hier Lokalmatadoren (allenfalls mit Gästen aus Übersee oder anderswo aus Europa) auftischst? Aufnahmen aus den 80ern? Das hier hat einen skandinavischen Touch, ich musste ein paar Male an Bernt Rosengren denken (den ich allerdings gerade von „Litania“ im Ohr habe, nicht von skandinavischen Sachen … aber gut, ausser dem Leader sind das ja alles Nordländer).

    #3 – So, und jetzt sind die Bläser mal weg und das Klavier darf loslegen. Wieder Besen dahinter und einem agilen Bass. Das ist schnellfingriger, freier, findet aber immer wieder vertrautes Territorium – steckt da ein Standard dahinter? (Und #2 ist ein Original, ja?) Der Bass hat hier den zeittypischen etwas unschönen Sound, aber das gefällt mir sehr, sehr gut – bis hierhin jedenfalls für mich das Highlight! Der hat wohl ordentlich Solal gehört diese Verbindung von Tastenvirtuosität mit freieren Touches, die aber nicht wirklich aus der Avantgarde kommen müssen bzw. diese quasi gar nicht brauchen, um frei zu sein … klingt für mich jedenfalls ähnlich/verwandt. Das Bass-Solo ist dann nicht grad mein Favorit, diese wiederholten rasant absteigenden Linien – da wird der Ton des Instruments von der Aufnahmetechnik leider erfolgreich gekillt. Aber danach wird’s besser. Das Klavier ist auch hier dauernd präsent, lässt aber mehr Raum als in #2, finde es auch gekonnter gemacht insgesamt. Und der Drummer ist auch gut, aber da würde ich dann schon gerne mal mehr hören, mit Sticks statt Besen. Tolles Stück!

    #4 – Hier wieder das gleiche Schema wie in #2: Sax zum Einstieg, dann übernimmt der Pianist. Der Drummer kickt recht hart, die Snare auf zwei und dann auf zwei und vier – bin mir nicht sicher, ob man das ernst meinen kann? Aber der Pianist ist super. Klingt streckenweise nach McCoy Tyner, aber spielt sich auch immer wieder frei, lässt sich Zeit (was den Drummer leider nicht stört, den finde ich hier leider wirklich etwas nervig). Dann steigt der Saxer ein – auch der hat seinen Coltrane gehört, und sonst noch so einiges, tolles Solo! Und dahinter finden beim Drummer endlich die lang ersehnten Auflösungserscheinungen statt, er weicht etwas vom Beat ab. Der Pianist bleibt auch hier sehr präsent, aber für mein Empfinden weniger dominant als in #2, näher am klassischen „comping“ hier. Ach, das sind ja zwei Saxer! Ziemlich toller Steigerungslauf hier! Schön, dass der Bassist am Ende noch ran darf, gefällt mir sehr!

    Vielen Dank für diese vier feinen Tracks! Mein Favorit ist glaub ich #3, aber #4 wir am Ende auch super, und die Zusammenstellung funktioniert quasi als Steigerungslauf super. Die Hypothese (NL-Umfeld, ca. 80er) lass ich mal für alle vier Tracks stehen und bin gespannt, weitere Eindrücke zu lesen!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11593643  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 14,787

    1 das klingt so optimistisch und sonnig, dass ich gleich an westküste denken möchte. Oder eine ostküste mit hoher jahresduchschnittstemperatur. Ich habe aber den hollywoodboulevard vor augen, palmen in obszön großen vasen am strassenrand und so. Ein vinyl-rip, ich höre es einmal knacken. Sehr durchkomponiert, das ganze. Auch schwierigere melodiefolgen und wendungen werden problemlos genommen. Ich sehe notenblätter vor mir und ein eingespieltes team. Recht viel blech, aber für ein orchester dann doch zuwenig. Ein schönes beschwingtes stück, das sich wahlsiegerInnen am wahlabend noch gut auflegen können, wenn sie endlich mal für sich sind. Mit einer kleinen portion lieblingsdroge intus den tag wohlig rekapitulierend, in den komplexeren passagen des stückes die angespannten situationen des aufreibenden tages wiederfindend, die jetzt mit dem wahlsieg im hinterkopf umso schöner genossen werden können.

    weiter dann später.

    #11593663  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,468

    gypsy-tail-wind#1 – Das Bass-Riff kennt man von irgendwoher, das Stück ist aber entweder recht verfremdet oder hat nur eine Ähnlichkeit mit dem, was ich meinte? Jedenfalls liegen drunter vertraut klingende Changes. Es dauert etwas lange, bis das Thema abgehakt ist, aber ist natürlich alles schön ausgearbeitet. Der Einstieg der Tenorsaxophons ist dann stark, im ersten Moment könnte es auch ein Alt sein. Sehr schöner Ton, gute Phrasierung. Die Trompete ist vom Charakter her recht ähnlich, bei beiden scheint es wenig Schatten zu geben – aber auch das ein klasse Solo! Die Rhythmusgruppe macht das alles sehr gut … aber ich bild mir irgendwie ein, herauszuhören, dass das Europäer sind? Der Bass gefällt mit total, das kurze Klaviersolo ist gut, den Drummer finde ich wohl hier nicht immer auf der Höhe mit den anderen – aber seine verschleppten Fills hinterm Thema sind toll (ich glaub es ist sein Grund-Beat im Thema, mit dem ich nicht immer ganz zufrieden bin?)
    #2 – Klasse Einstieg, wieder ein Tenorsaxer mir super Ton, der das einfach so setzt, unaufgeregt und souverän. Und dann ist er plötzlich weg, weil der Tastentinkler hier (wie ev. schon in #1?) der Leader ist … mit den Klavierarpeggien und den eigenwilligen Fills wird aus dem Bass-Solo jedenfalls eher ein Duo. Das Klavier klingt leider etwas metallisch, aber die Ideen gefallen mir nicht schlecht. Ich muss da unweigerlich an Alice Coltrane denken – was mit der Umfrage zu tun hat, klar, wäre davor nicht auf die Parallele gekommen. Dann steigt das Sax ein, gute Arbeit des Drummers mit den Besen, Piano bleibt sehr präsent, gestaltet im ganzen Stück praktisch jeden Augenblick. Ich tippe mal, dass Du uns hier Lokalmatadoren (allenfalls mit Gästen aus Übersee oder anderswo aus Europa) auftischst? Aufnahmen aus den 80ern? Das hier hat einen skandinavischen Touch, ich musste ein paar Male an Bernt Rosengren denken (den ich allerdings gerade von „Litania“ im Ohr habe, nicht von skandinavischen Sachen … aber gut, ausser dem Leader sind das ja alles Nordländer).
    #3 – So, und jetzt sind die Bläser mal weg und das Klavier darf loslegen. Wieder Besen dahinter und einem agilen Bass. Das ist schnellfingriger, freier, findet aber immer wieder vertrautes Territorium – steckt da ein Standard dahinter? (Und #2 ist ein Original, ja?) Der Bass hat hier den zeittypischen etwas unschönen Sound, aber das gefällt mir sehr, sehr gut – bis hierhin jedenfalls für mich das Highlight! Der hat wohl ordentlich Solal gehört diese Verbindung von Tastenvirtuosität mit freieren Touches, die aber nicht wirklich aus der Avantgarde kommen müssen bzw. diese quasi gar nicht brauchen, um frei zu sein … klingt für mich jedenfalls ähnlich/verwandt. Das Bass-Solo ist dann nicht grad mein Favorit, diese wiederholten rasant absteigenden Linien – da wird der Ton des Instruments von der Aufnahmetechnik leider erfolgreich gekillt. Aber danach wird’s besser. Das Klavier ist auch hier dauernd präsent, lässt aber mehr Raum als in #2, finde es auch gekonnter gemacht insgesamt. Und der Drummer ist auch gut, aber da würde ich dann schon gerne mal mehr hören, mit Sticks statt Besen. Tolles Stück!
    #4 – Hier wieder das gleiche Schema wie in #2: Sax zum Einstieg, dann übernimmt der Pianist. Der Drummer kickt recht hart, die Snare auf zwei und dann auf zwei und vier – bin mir nicht sicher, ob man das ernst meinen kann? Aber der Pianist ist super. Klingt streckenweise nach McCoy Tyner, aber spielt sich auch immer wieder frei, lässt sich Zeit (was den Drummer leider nicht stört, den finde ich hier leider wirklich etwas nervig). Dann steigt der Saxer ein – auch der hat seinen Coltrane gehört, und sonst noch so einiges, tolles Solo! Und dahinter finden beim Drummer endlich die lang ersehnten Auflösungserscheinungen statt, er weicht etwas vom Beat ab. Der Pianist bleibt auch hier sehr präsent, aber für mein Empfinden weniger dominant als in #2, näher am klassischen „comping“ hier. Ach, das sind ja zwei Saxer! Ziemlich toller Steigerungslauf hier! Schön, dass der Bassist am Ende noch ran darf, gefällt mir sehr!
    Vielen Dank für diese vier feinen Tracks! Mein Favorit ist glaub ich #3, aber #4 wir am Ende auch super, und die Zusammenstellung funktioniert quasi als Steigerungslauf super. Die Hypothese (NL-Umfeld, ca. 80er) lass ich mal für alle vier Tracks stehen und bin gespannt, weitere Eindrücke zu lesen!

    #1: ja, das Stueck kennst du… und nein der Pianist ist weder hier noch auf #2 der Leader… was den Klang betrifft: ja das ist aus der Zeit, als man sich beim Bassaufnehmen ganz besonders viel Muehe gegeben hat – aber natuerlich ist mein Rip-Technologie auch nicht allzu ausgefeilt… den Tenoristen hatte ich vor vielen Jahren in einem meiner groessten bft-Coups schonmal am Start…

    #2: Nordlaender… Lokalmatadoren sind das hier und in den anderen Tracks fast alles ja, aber das heisst natuerlich noch lange nicht Europa… von dem Pianisten wuerd ich gern mehr hoeren, da gibt es an sich einiges, wenn auch alles eher obskur – das hier ist das Original, das er mit in die Session gebracht hat…

    #3: ich musste auch an Solal denken, ja, auch wenn ich meine Zweifel hab, ob es da direkte Verbindungen gibt… ich denk, dass der Bass auf er Platte eine Spur besser klingt, als hier in meinem File… find aber auch, dass er mit den Freiheiten teilweise etwas ueberfordert scheint – das Schlagzeugsolo find ich da dagegen echt gut – aber am besten ist das Stueck, wenn sie alle drei spielen… der Bassist ist uebrigens mit weitem Abstand der bekannteste Name hier… und ja, das ist ein Standard, auch wenn ich ihn eigentlich nirgends raushoer…

    #4: ja, hier wurde viel Tyner und Coltrane gehoert, der Tenorist war gerade erst 19 geworden… Nerviges Spiel dieses Drummers ist angeblich Schuld daran, dass ein ziemlich legendaerer Diskografieeintrag nie erscheinen durfte… der zweite Tenorist ist auf anderen Tracks mehr gefeatured, er ist schon etwas aelter… vom Ton her find ich uebrigens die beiden Tenoristen in #1 und #2 nochmal besser…

    kein NL dabei uebrigens, und die 80er so gerade eben…

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    #11593671  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,468

    wahr1 das klingt so optimistisch und sonnig, dass ich gleich an westküste denken möchte. Oder eine ostküste mit hoher jahresduchschnittstemperatur. Ich habe aber den hollywoodboulevard vor augen, palmen in obszön großen vasen am strassenrand und so. Ein vinyl-rip, ich höre es einmal knacken. Sehr durchkomponiert, das ganze. Auch schwierigere melodiefolgen und wendungen werden problemlos genommen. Ich sehe notenblätter vor mir und ein eingespieltes team. Recht viel blech, aber für ein orchester dann doch zuwenig. Ein schönes beschwingtes stück, das sich wahlsiegerInnen am wahlabend noch gut auflegen können, wenn sie endlich mal für sich sind. Mit einer kleinen portion lieblingsdroge intus den tag wohlig rekapitulierend, in den komplexeren passagen des stückes die angespannten situationen des aufreibenden tages wiederfindend, die jetzt mit dem wahlsieg im hinterkopf umso schöner genossen werden können.
    weiter dann später.

    danke!

    was du zum Ort sagst, ist alles richtig… Notenblaetter wuerden mich sehr wundern… auch wenn man sich fragt, wie diese Komposition das Vierteljahrhundert ueberlebt hat, in dem scheinbar keiner sie gespielt hat, nachdem der Komponist tot war… ob man tatsaechlich all die Jahre irgendwo ein Notenblatt hatte… oder das Stueck noch im Kopf, von vergessenen Konzerten, gegebenenfalls mit einer alten Schallplatte nachgeholfen… und ja, diese Leute kannten sich mit Orchestern aus, und ja, dieses Stueck ist eine Verneigung vor einer der grossen verkopften Jazzszenen des 20. Jahrhunderts, aber nein, das hier ist wirklich nur ein Saxophon und eine Trompete… nochmal @gypsy: ich find den Drummer schon gut…

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    .
    #11593673  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

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    Danke, sehr interessant! Mit Lokalmatadoren meinte ich schon Deine Gegend, aber das war dann wohl ein Irrtum, alles klar :-)

    Gehe heute abend an ein (klassisches) Konzert und komme deshalb erst morgen zum zweiten Durchgang.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #11594103  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,971

    ich schreibe einfach mal meine kommentare direkt rein, ohne irgendwas nachzuschlagen..

    #1
    ziemlich abgehangener mainstream, wenig expressiv, man könnte auch sagen, es fehlt etwas dringliches. ich höre ein klassisches quintett (tp, ts, p, b, dm), der head wechselt zwischen einer art tango und einem 4/4-swing, wobei ich beim letzteren die weiterführung des themas ein bisschen sehr behäbig finde. schlagzeug bleibt sehr brav und markiert immer dann sehr deutlich, wenn sich was ändert, spielt sozusagen die effekte der komposition aus, hat vielleicht bigband-erfahrung?
    wenn es mit den soli losgeht, ist der rhythmuswechsel ohne das thema ziemlich hübsch und gewinnt an coolness. beim tenor gibt es generische verzieerungen, generisches verschleppen, abe auch eine schöne grundentspanntheit, die so drüberfliegt und variationen freisetzt. das trompetensolo funktioniert sehr ähnlich. sehr viel praxis, kaum reflexion. nicht auf der show-seite, eher so professionelles platznehmen. mir alles ein bisschen zu langweilig. könnte zwischen 1970 und heute überall aufgenommen worden sein.

    #2
    das schwebt mehr, über so abstrahierten 3/4-andeutungen, offenen harmonien und einem eher klagenden tenorsax. schön, wie die rhythm section nach dem thema nochmal die harmonien durchgeht, ein bassolo, das sich von den stützakkorden des klaviers unterbrechen lässt, dann an dieses abgibt. dann werden schon in den einzelnen akkorden motive ausprobiert, der bass wird gestrichen, und wenn das sax charismatisch wieder einsteigt, ist alles maximal offen. alles so impressionistische tupfer, die aber von starken persönlichkeiten aufgefangen oder auch mal ignoriert werden. mir fällt irgendwie sofort enja ein, so die richtung sauer-degen, könnte eher nicht die ruhige nummer auf dem album von #1 sein, ist schon was ganz anderes, auch wenn es vielleicht zur gleichen zeit und räumlich nah aufgenommen wurde.

    #3
    das scheint mir eher aus sowas wie #2 herausentwickelt, mit mehr dampf dahinter. frei assoziierendes schlagzeug mit besen und einer etwas unvorteilhaft aufgenommenen bassdrum. zwischen dem experimentierfreudigen klavier und dem sehr freien bass dann ein schönes gespräch, im gegensatz zu den leuten auf #1 wollen hier alle eindruck machen. klingt mehr nach 70ern als die anderen beiden sachen. ich mag die interaktion sehr, aber von allen dreien würde ich wohl kein fan werden. beim bass gibt es ein paar afroamerikansiche einfärbungen, die scheinen mir aber eher angeeiget zu sein. besen-soli mag ich ja ganz gerne, auch hier gehen die polyrhythmischen akzente in richtung schwarze tradition, aber eher aus technischem anspruch heraus denn aus etwas, mit dem man aufgewachsen ist. finde ich hübsch.

    #4
    das ist heißer, eher auf das zweite quintett von miles bezogen, ich höre da auch thematische anleihen, „dolores“ ist es nicht, ich komme gerade nicht drauf. dazu passt auch, dass bass, klavier und sax das thema oft nicht synchron spielen. für den drummer ist auf jeden fall tony williams ein held, ich mag aber, dass er hier noch so einen funk-backbeat andeutet. der star ist aber natürlich das klaviersolo, das ist auch eher hancock als tyner, mit ein paar schroffheiten. das tenorsolo kommt nach einem sehr uneleganten schnitt, ob ich das jenseits des gasgebens wirklich gut finde, weiß ich nicht. oh, und dann kommt noch ein zweites, war das vorher auch schon da? die interessantesten akzente setzt aber nach wie vor die rhythm section. der bassist macht dann wirklich carter-mimikry. sich so furchtlos einen anderen bandsound einzuverleiben, kenne ich eigentlich nur von japanern. aber das stück macht spaß, keine frage.

    schöner mix, schöne initiative. klingt alles ein bisschen nach profi-muckertum in schwierigen zeiten, nach freien sessions zwischen brotjobs, musikeln spielen lassen auf grundlage von draufgeschafftem zeug. individuelle stimmen höre ich eher auf #2, ansonsten könnten das alle möglichen leute irgendwo, irgendwann sein. muss ich alles noch häufiger hören und mehr auf details achten. danke!

    --

    #11594115  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,971

    redbeansandrice
    #3:
    … und ja, das ist ein Standard, auch wenn ich ihn eigentlich nirgends raushoer…

    stella by starlight? zwischendurch gibt es auch mal was, was „‚round midnight“ andeutet…

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    #11594203  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,468

    danke vorgarten fuer deine Eindruecke!

    vorgartenich schreibe einfach mal meine kommentare direkt rein, ohne irgendwas nachzuschlagen..
    #1
    ziemlich abgehangener mainstream, wenig expressiv, man könnte auch sagen, es fehlt etwas dringliches. ich höre ein klassisches quintett (tp, ts, p, b, dm), der head wechselt zwischen einer art tango und einem 4/4-swing, wobei ich beim letzteren die weiterführung des themas ein bisschen sehr behäbig finde. schlagzeug bleibt sehr brav und markiert immer dann sehr deutlich, wenn sich was ändert, spielt sozusagen die effekte der komposition aus, hat vielleicht bigband-erfahrung?
    wenn es mit den soli losgeht, ist der rhythmuswechsel ohne das thema ziemlich hübsch und gewinnt an coolness. beim tenor gibt es generische verzieerungen, generisches verschleppen, abe auch eine schöne grundentspanntheit, die so drüberfliegt und variationen freisetzt. das trompetensolo funktioniert sehr ähnlich. sehr viel praxis, kaum reflexion. nicht auf der show-seite, eher so professionelles platznehmen. mir alles ein bisschen zu langweilig. könnte zwischen 1970 und heute überall aufgenommen worden sein.

    ja, das ist sowas, was fuer mich garantiert besser funktioniert, als fuer dich… und klar, die haben alle auch Big Band Erfahrung, auch wenn das jetzt nicht meine erste Assoziation waere bei den Namen… wobei das b/dr Team vielleicht tatsaechlich seinen bescheidenen claim to fame aus einem gemeinsamen Big Band Job in den fruehen 60ern hat… „Tango“ ist tatsaechlich ein Teil des Titels

    #2
    das schwebt mehr, über so abstrahierten 3/4-andeutungen, offenen harmonien und einem eher klagenden tenorsax. schön, wie die rhythm section nach dem thema nochmal die harmonien durchgeht, ein bassolo, das sich von den stützakkorden des klaviers unterbrechen lässt, dann an dieses abgibt. dann werden schon in den einzelnen akkorden motive ausprobiert, der bass wird gestrichen, und wenn das sax charismatisch wieder einsteigt, ist alles maximal offen. alles so impressionistische tupfer, die aber von starken persönlichkeiten aufgefangen oder auch mal ignoriert werden. mir fällt irgendwie sofort enja ein, so die richtung sauer-degen, könnte eher nicht die ruhige nummer auf dem album von #1 sein, ist schon was ganz anderes, auch wenn es vielleicht zur gleichen zeit und räumlich nah aufgenommen wurde.

    ne, das koennte in der Tat nicht die ruhige Nummer auf #1 sein, obwohl es zeitlich nicht weit weg ist… die weniger ruhigen Nummern hier klingen eher wie #4… und ich stimme zu, dass das was sehr europaeisches hat irgendwie, ja, Heinz Sauer macht als Referenz fuer mich absolut Sinn (auch wenn es zum erraten eher maximal irrefuehrend ist)

    #3
    das scheint mir eher aus sowas wie #2 herausentwickelt, mit mehr dampf dahinter. frei assoziierendes schlagzeug mit besen und einer etwas unvorteilhaft aufgenommenen bassdrum. zwischen dem experimentierfreudigen klavier und dem sehr freien bass dann ein schönes gespräch, im gegensatz zu den leuten auf #1 wollen hier alle eindruck machen. klingt mehr nach 70ern als die anderen beiden sachen. ich mag die interaktion sehr, aber von allen dreien würde ich wohl kein fan werden. beim bass gibt es ein paar afroamerikansiche einfärbungen, die scheinen mir aber eher angeeiget zu sein. besen-soli mag ich ja ganz gerne, auch hier gehen die polyrhythmischen akzente in richtung schwarze tradition, aber eher aus technischem anspruch heraus denn aus etwas, mit dem man aufgewachsen ist. finde ich hübsch.

    der Bassist hier hat das Bassspiel tatsaechlich von seinem Vater erlernt, einem afroamerikanischen Musiker… und dass er sich hier von den anderen im Eindruckmachenwollen derartig anstecken laesst find ich eine der groesseren Ueberraschungen …

    #4
    das ist heißer, eher auf das zweite quintett von miles bezogen, ich höre da auch thematische anleihen, „dolores“ ist es nicht, ich komme gerade nicht drauf. dazu passt auch, dass bass, klavier und sax das thema oft nicht synchron spielen. für den drummer ist auf jeden fall tony williams ein held, ich mag aber, dass er hier noch so einen funk-backbeat andeutet. der star ist aber natürlich das klaviersolo, das ist auch eher hancock als tyner, mit ein paar schroffheiten. das tenorsolo kommt nach einem sehr uneleganten schnitt, ob ich das jenseits des gasgebens wirklich gut finde, weiß ich nicht. oh, und dann kommt noch ein zweites, war das vorher auch schon da? die interessantesten akzente setzt aber nach wie vor die rhythm section. der bassist macht dann wirklich carter-mimikry. sich so furchtlos einen anderen bandsound einzuverleiben, kenne ich eigentlich nur von japanern. aber das stück macht spaß, keine frage.

    dass das highlight hier das Klaviersolo ist, stimme ich zu… und interessant, dass du Miles und Hancock sagst, statt Coltrane und Tyner… aber ich denk, ich versteh was du meinst, was hier rhythmisch passiert, kommt eher von Miles… die Idee mit den zwei Tenoeren natuerlich dann wieder eher von Coltrane… das Stueck ist uebrigens mit Abstand das aelteste der vier, einige der Beteiligten haben spaeter noch bei Miles gespielt… und ich hab auch gedacht, dass man wohl Japan raten wuerde, wenn man muesste…

    schöner mix, schöne initiative. klingt alles ein bisschen nach profi-muckertum in schwierigen zeiten, nach freien sessions zwischen brotjobs, musikeln spielen lassen auf grundlage von draufgeschafftem zeug. individuelle stimmen höre ich eher auf #2, ansonsten könnten das alle möglichen leute irgendwo, irgendwann sein. muss ich alles noch häufiger hören und mehr auf details achten. danke!

    bei #2 bin ich ja ein bisschen am zweifeln, ob ich dem ALbum mit dem Track Unrecht tu, weil es halt doch kein Balladenalbum ist – aber es ist ein starker Track, von dem her…

    --

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    #11594205  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,468

    vorgarten

    redbeansandrice
    #3:
    … und ja, das ist ein Standard, auch wenn ich ihn eigentlich nirgends raushoer…

    stella by starlight? zwischendurch gibt es auch mal was, was „‚round midnight“ andeutet…

    nee, ich hoers aber auch wirklich nicht

    --

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    #11594259  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,361

    #1

    Nach einem versprechenden Intro kommen die Unisonohörner wie ein 5Uhrkaffee daher …. das kurze Trompetensolo interessanter als das Tenorsax …. schade daß dem Kontrapunkt an Ende nicht wesentlich lämger gefröhnt wurde, da war nämlich wesentlich mehr drinnen …. eine wage Erinnerung vermeint Xanadu …. ?

    #2

    Das komplett verstimmte Klavier schmerzt …. der Bassist wie ein beruhigter Clint Houston (bevor er leider zu Bogen greift) …. der Saxist in 2ten Beitragsteil interessant ….

    #3

    Guad harmonierenden Partie und insbesondere die ersten Minuten im Trio passen, das Baßsolo verliert mich immer wieder um dann doch wieder hinzuhören …. das „Beserlsolo“ dann gefühlt fast zu lange …. aber in den Schlussminuten habens mich dann wieder ….

    #4

    Musste am Anfang und auch während des Trioteiles an Aufnahmen von McCoyTyner auf Milestone denken …. der danach einsetzende Saxler hat ordentlich Zunder …. gemeinsam mit dem 2ten Bläser wirds zwischenzeitlich eine andere Veranstaltung und das Bassfeature dann fast ein „Anti-Klimax“, obwohl für sich genommen scheen (leider hörts ja dann sehr abrupt auf) ….

    Jedenfalls Dank für Deine Initiative, hat Spass gemacht hier reinzuhören ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11594273  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 11,971

    #4

    redbeansandriceund interessant, dass du Miles und Hancock sagst, statt Coltrane und Tyner… aber ich denk, ich versteh was du meinst, was hier rhythmisch passiert, kommt eher von Miles… die Idee mit den zwei Tenoeren natuerlich dann wieder eher von Coltrane…

    ja, hinten raus wird es coltraneiger, aber das thema erinnerte mich halt gleich an „orbits“ von MILES SMILES, deshalb hab ich das alles gleich so in die richtung gelesen. und das bass-solo will wirklich unbedingt ein carter-solo sein. bin sehr auf die auflösung gespannt.

    ah, das nervige spiel des schlagzeugers (finde ich ja gar nicht), weswegen eine session nicht veröffentlicht wurde: norman connors?

    edit. könnte #1 von hier sein.

    zuletzt geändert von vorgarten

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