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JLG wurde gerade mit dem Ehrenpreis des diesjährigen Schweizer Filmpreises ausgezeichnet. Der Verleihung hielt er sich fern, aber einen Kurzfilm als Gruss hat er gemacht:
http://www.schweizerfilmpreis.ch/de/ehrenpreis-2015/--
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WerbungAlso dann, die besten Nachrufe auf JLG:
Den hier fand ich überraschenderweise schön.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
@latho Danke für diesen Link. Weil der Autor mal nicht nur die alten Filme erwähnt hat. In der relativen Kürze kann man sicher nicht dem großen Werk Godards gerecht werden. Aber wie bitte? „Le Mépris“ war ein Anfang – die Nacktszene am Anfang finde ich schön, oder sagen wir, die Wörter – und die Musik! -, auch wenn Godard sie gar nicht geplant hatte, das kam von den Produzenten, ein eigener Witz bei diesem Film, die Bardot? Und ohne Hintern? Also gut, dann machen wir das. Er hat ja dann den Witz gebracht, dass die Bardot schwarze Haare tragen muss, für einen Teil des Films.
Viel wichtiger sind die späten Filme, vor allem die „Histoire(s) du Cinéma“. Da ist auch nichts „anscheinend“ zitiert, sondern es wird zitiert. Von vorne bis hinten. In den Bildern, in der Sprache, in der Musik. Wenn möglich, sollte man Godards Filme im Original sehen, ohne Untertitel oder sonstwas. Dann sind sie sehr ruhig, geben Zeit, Luft, etwas dergleichen. Und: „Hélas pour moi“. Da hat Godard Depardieu einfach zurechtgestutzt. Wie er es mit allen machte, auch Delon. Es sind auf einmal einfache Gestalten in sehr seltsamen Geschichten. Bei „Hélas pour moi“ fiel mir der Wind auf, als ich ihn gestern Abend wieder einmal gesehen habe. Der Titel? Das ist Hölderlin, „Hälfte des Lebens“. Kein Mensch erwähnt das in den Nachrufen. Dabei ist es wichtig. Die Bedeutung der Hunde für Godard? Kein Wort. Das letzte Wort in „Hélas pour moi“ hat aber ein Hund. Und in „Adieu au Langage“ spielt auch ein Hund eine große Rolle. Wie sagte Godard, mit seinem Lächeln? Hunde kommunizieren nicht, sie vereinigen sich. Und dann dieser Wind in den Bäumen bei Godard. Und dann: Er hat in seiner Geschichte des Kinos Andreij Tarkowskij nicht erwähnt. Ich glaube nicht, weil er ihn nicht kannte oder schlecht fand. Sondern aus Respekt. Großem Respekt. Das heißt: Die, die er zitiert, sind nur Beispiele eines Kinos, auf das es hinauslaufen könnte. Und dann gibt es die anderen, die das einfach machen, Béla Tarr zum Beispiel. Godard? Hat Freunde und Feinde gesammelt. Kino im Kopf. Schönstes Kino – weil immer: Hommage.
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Naturgemäß ist so ein Nachruf ja beschränkt, von daher mache ich Auslassungen keinen Vorwurf. Was auffiel, war das Le mépris ziemlich überall als Projekt zum Geldverdienen gesehen wurde. Das mag so gewesen sein, aber das heißt ja nicht, dass der Film nicht trotzdem stark wäre. Allein der Vorspann, in dem Godard (?) mit trauriger Stimme die eingeblendeten Worte vorliest, ist große Klasse und macht klar, das es hier tragisch werden wird. Ein simpler Kniff, um eine eigentlich komische Brechung der KOnventionen, die eigentlich ja komisch gewirkt hätte, in eine ganz andere Richtung zu lenken. Wie überhaupt der Film immer ein bisschen wie eine griechische Tragödie auf mich gewirkt hat, auch wenn explizit keine Bühnensituation inszeniert wurde. Und trotzdem hatte ich immer das Gefühl in einem Amphitheater zu sitzen, die mediterrane Sonne, das oftmals Formelle , die unbewegten (maskenhaften) Gesichter? Ich weiß es nicht.
Was tatsächlich in allen Nachrufen fehlte, war ein Verweis auf seinen Humor. Godard ist ja wahnsinnig komisch gewesen. Ich erinnere mich an ein Interview mit der Kinoredakteurin der Zeit, das, angesichts von Schwierigkeiten mit ihrem Aufnahmegerät, mit „Es gibt keinen Grund nervös zu sein.“ begann. 2 ou 3 choses que je sais d’elle erzählt von Verschwörungen und die Stimme des Erzählers raunt vorsichtig, dass man ihn ja nicht hört. In Alphaville ist der Endgegner ein Radiogerät, dass sich für einen Supercomputer hält und so weiter.
Erwähnt wird es, aber von mir nochmal hervorgehoben: Er war ja unglaublich produktiv, kurze Auszeiten in den 70ern oder 00ern, aber JLG bekommt über 130 Credits als Regisseur zusammen. Das ist kein Qualitätsurteil, aber ein Aufruf ihn zu entdecken. Was bei mir, vor allem was das spätere Werk, besser fast alles nach 1970 und einiges davor, betrifft noch aussteht. Immerhin habe ich mir anlässlich seines Todes mal Sauve qui peut… herausgelegt, den ich immer mal wieder sehen wollte.Beim Googlen fiel mir eine Kritik Roger Eberts zu meinem Lieblings-Godard, Vivre sa vie in die Hände, der ganz an der Oberfläche – positiv gemeint, also auf der Ebene der Bilder – bleibt.
Die Times hatte einen längeren Nachruf, der mit für Godard ungewöhnlich bescheidenen Worten endete:
“Myself, I never thought I would do better than John Ford or Orson Welles, but I thought I could perhaps do what Godard was meant to do.”
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Bin kein Googler, weiß daher eher wenig. Aber den Vorspann in „Le Mépris“ hat Godard vorgetragen – „traurig“ würde ich ihn da aber nicht nennen. Den Hinweis auf die griechische Tragödie finde ich richtig, wenn Du Euripides meinst.
Habe keinen Lieblings-Godard wie auch kein Lieblingsbuch. Zu viel. Die Liebe zu „Vivre sa Vie“ teile ich aber.
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latho
Was tatsächlich in allen Nachrufen fehlte, war ein Verweis auf seinen Humor. Godard ist ja wahnsinnig komisch gewesen.ja das sehe ich auch so… meine lieblingsszene ist ja die party in „pierrot le fou“, wo sie alle so reden, als würden sie einen werbespot einsprechen… und irgendwo taucht da wenn ich mich recht erinnere auch sam fuller auf, der ja auch kein kind von traurigkeit war…
zuletzt geändert von jimmydean
oder natürlich „weekend“…--
i don't care about the girls, i don't wanna see the world, i don't care if i'm all alone, as long as i can listen to the Ramones (the dubrovniks)Das mit der griechischen Tragödie meinte ich gar nicht so sehr auf den Inhalt bezogen, vielleicht mehr auf die Bilder.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Derzeit einiges auf arte. Le Mépris, der am Montag lief, seltsamerweise nicht.
https://www.arte.tv/de/videos/RC-022973/in-memoriam-jean-luc-godard/--
Bis eine(r) heult.............. Contre la guerre
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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lathoDas mit der griechischen Tragödie meinte ich gar nicht so sehr auf den Inhalt bezogen, vielleicht mehr auf die Bilder.
So habe ich das, glaube ich, auch verstanden. Obwohl man den Inhalt hinzunehmen kann – was Euripides betrifft. Wie die Griechen damals ihre Leute in den Theatern gesehen haben, weiß eh kein Mensch heute mehr. Nicht einmal die Skulpturen sind echt. Am ehesten noch die Vasen. Egal; bei Aischylos habe ich nie ein Bild gesehen, in der Sprache. Knallharter Typ. Sophokles? Viel, viel Zeit um Bilder zu malen. Aber sie wurden nicht gemalt. Und da fiel mir eben Euripides, als dem Dritten im Bunde, gibt andere, ein.
@stormy-monday Danke für den Hinweis bei arte.
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clasjaz
lathoDas mit der griechischen Tragödie meinte ich gar nicht so sehr auf den Inhalt bezogen, vielleicht mehr auf die Bilder.
So habe ich das, glaube ich, auch verstanden. Obwohl man den Inhalt hinzunehmen kann – was Euripides betrifft. Wie die Griechen damals ihre Leute in den Theatern gesehen haben, weiß eh kein Mensch heute mehr. Nicht einmal die Skulpturen sind echt. Am ehesten noch die Vasen. Egal; bei Aischylos habe ich nie ein Bild gesehen, in der Sprache. Knallharter Typ. Sophokles? Viel, viel Zeit um Bilder zu malen. Aber sie wurden nicht gemalt. Und da fiel mir eben Euripides, als dem Dritten im Bunde, gibt andere, ein. @stormy-monday Danke für den Hinweis bei arte.
Darauf kann ich mangels Kenntnis nicht tiefer eingehen. Euripides weil bei mir hängen geblieben ist, dass er der große Tragiker war.Eines der verlinkten arte-Videos habe ich mir angesehen, Godard-Zitate im Film: nett.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
@latho Wir müssen das auch nicht vertiefen, es sind so Assoziationen, und die fernsten Bilder, nach Godard, sind einander die nächsten. Euripides war sicher nicht der größte Tragiker von den Dreien, für mich Sophokles. Euripides hat die Tragödie aufgelöst.
Ich habe gestern noch zwei schöne Sachen gehört, ein Telefonintervieuw mit Hanns Zischler und dann den Brocken „Lange Nacht“.
Hier, und auch Weiteres dabei.
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