Startseite › Foren › Kulturgut › Für Cineasten: die Filme-Diskussion › Jean-Luc Godard › Antwort auf: Jean-Luc Godard
Naturgemäß ist so ein Nachruf ja beschränkt, von daher mache ich Auslassungen keinen Vorwurf. Was auffiel, war das Le mépris ziemlich überall als Projekt zum Geldverdienen gesehen wurde. Das mag so gewesen sein, aber das heißt ja nicht, dass der Film nicht trotzdem stark wäre. Allein der Vorspann, in dem Godard (?) mit trauriger Stimme die eingeblendeten Worte vorliest, ist große Klasse und macht klar, das es hier tragisch werden wird. Ein simpler Kniff, um eine eigentlich komische Brechung der KOnventionen, die eigentlich ja komisch gewirkt hätte, in eine ganz andere Richtung zu lenken. Wie überhaupt der Film immer ein bisschen wie eine griechische Tragödie auf mich gewirkt hat, auch wenn explizit keine Bühnensituation inszeniert wurde. Und trotzdem hatte ich immer das Gefühl in einem Amphitheater zu sitzen, die mediterrane Sonne, das oftmals Formelle , die unbewegten (maskenhaften) Gesichter? Ich weiß es nicht.
Was tatsächlich in allen Nachrufen fehlte, war ein Verweis auf seinen Humor. Godard ist ja wahnsinnig komisch gewesen. Ich erinnere mich an ein Interview mit der Kinoredakteurin der Zeit, das, angesichts von Schwierigkeiten mit ihrem Aufnahmegerät, mit „Es gibt keinen Grund nervös zu sein.“ begann. 2 ou 3 choses que je sais d’elle erzählt von Verschwörungen und die Stimme des Erzählers raunt vorsichtig, dass man ihn ja nicht hört. In Alphaville ist der Endgegner ein Radiogerät, dass sich für einen Supercomputer hält und so weiter.
Erwähnt wird es, aber von mir nochmal hervorgehoben: Er war ja unglaublich produktiv, kurze Auszeiten in den 70ern oder 00ern, aber JLG bekommt über 130 Credits als Regisseur zusammen. Das ist kein Qualitätsurteil, aber ein Aufruf ihn zu entdecken. Was bei mir, vor allem was das spätere Werk, besser fast alles nach 1970 und einiges davor, betrifft noch aussteht. Immerhin habe ich mir anlässlich seines Todes mal Sauve qui peut… herausgelegt, den ich immer mal wieder sehen wollte.
Beim Googlen fiel mir eine Kritik Roger Eberts zu meinem Lieblings-Godard, Vivre sa vie in die Hände, der ganz an der Oberfläche – positiv gemeint, also auf der Ebene der Bilder – bleibt.
Die Times hatte einen längeren Nachruf, der mit für Godard ungewöhnlich bescheidenen Worten endete:
“Myself, I never thought I would do better than John Ford or Orson Welles, but I thought I could perhaps do what Godard was meant to do.”
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.