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Ich hab vor ein paar Tagen mal ein wenig mit Sammeln begonnen… wie üblich habe ich ziemlich wenige Neuerscheinungen gekauft, werde aber in den nächsten Jahren bestimmt noch weitere 2011-Releases kaufen. (Im Bereich Rock/Pop/Folk/Whatever bringe ich’s wohl auf ein paar Neuheiten mehr, erstaunlicherweise.)
****1/2
Matana Roberts – Coin Coin Chapter One: Gens de Couleur Libres (Constellation)
John Zorn – Nova Express (Tzadik)
Marilyn Crispell / Gerry Hemingway – Affinities (Intakt)****
Colin Vallon – Rruga (ECM)
Arthur Doyle Electro-Acoustic Ensemble – Live In Nashville & Louisville (Sagittarius A-Star)Roberts ist in Anbetracht der noch immer sehr lebendigen Erinnerung ans Live-Erlebnis etwas in der Gunst gesunken, aber immer noch das beste neue Album des Jahres für mich. Die Crispell/Hemingway-Scheibe war ein Glückskauf, sehr tolle Aufnahme, und affinites galore zwischen den beiden, das steht fest!
Auf die Zorn-Scheibe haben atom und redbeans mich gebracht – sie ist exzellent, vielen Dank nochmal!Doyle und Vallon bewerte ich vorläufig beide mal eher grosszügig, kann gut sein, dass sie noch einen halben Stern in der Gunst sinken, wenn ich sie besser kenne. Vallons hatOLOGY-CD halte ich nach wie vor für eine der besten Aufnahmen der vergangenen Jahre (ich habe da aber wie schon oft erwähnt beträchtliche Lücken).
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Etwas mehr aufzulisten habe ich – wen wundert’s – bei den Reissues:
*****
Julius Hemphill – Dogon A.D. (International Phonograph)
Bill Dixon – Intents and Purposes (International Phonograph) [Cover sagt: 2010]
Miles Davis – Bitches Brew Live (Sony/Legacy)
Sidney Bechet – The Complete American Masters 1931-1953 (Universal)****1/2
Black Artists Group – In Paris Ariès (Rank and File)
Charles Tolliver Big Band – Mosaic Select 37 (Mosaic)
Art Pepper – Blues for the Fisherman (Widow’s Taste)
Stan Getz Quintets – The Clef & Norgran Studio Albums (Hip-O-Select)
First Impulse: The Creed Taylor Collection 50th Anniversary (Hip-O-Select)****
Wes Montgomery – Movin‘: The Complete Verve Recordings (Hip-O-Select)
Miles Davis – Tutu (Deluxe Edition) (Warner)
Nathan Davis – Rules of Freedom (Universal)
Eddy Louiss – Orgue (Universal)
Swiss All-Stars (Sonorama)
Various: Jazz at the Hollywood Bowl (Hip-O-Select)Die Hemphill-CD ist für mich mit Leichtigkeit der Reissue des Jahres – grandiose Musik in äusserst liebevoller Präsentation (ja, das geht auch bei einer CD!). Vom gleichen Label und Produzenten (Jonathan Horwich, er hat bei Mosaic auch das Carter/Bradford-Select gemacht) stammt auch die exzellente Dixon-CD, in derselben wunderbaren Präsentation und in hervorragender Klang-Qualität. Da wird auf dem Cover 2010 angegeben, aber meines Wissens erschien die Scheibe erst Anfang dieses Jahres.
Die Miles-, Tolliver- und Pepper-CDs enthalten allesamt auch unveröffentlichtes Material, ich habe sie aber unter Reissues gelistet. Ebenso ist „Jazz at the Hollywood Bowl“ für die neue 2CD-Ausgabe ziemlich erweitert worden.
Miles‘ „Tutu“ hat als Reissue keinesfalls vier Sterne verdient… das Live-Konzert auf CD2 ist in Ordnung, aber nicht viel mehr (vielleicht ***1/2), aber das Album selbst, bzw. die erste Hälfte davon, ist vielleicht das letzte essentielle Statement, das Miles im Studio eingespielt hat (ich lass dabei „Aura“ mal aussen vor, die ist auch hervorragend, aber nur so halbwegs Miles). Das gehört gewürdigt – genauer wohl: ***** (Tutu, 1. Hälfte), **** (Tutu, 2. Hälfte), ***1/2 Bonus-CD.
Die „First Impulse“-Box bietet ebenfalls kaum neues, ist aber so schön gestaltet, dass sie das hohe Rating mehr als verdient. Die enthaltenen Alben sind: Ray Charles‘ „Genius + Soul = Jazz“ (inkl. der Single-Version von „One Mint Julep“), John Coltranes „Africa/Brass“ (inklusive des ganzen Materials der früheren Doppel-CD sowie drei erstmals veröffentlichten Rehearsals mit Cal Massey), Gil Evans’ „Out Of The Cool“ (inkl. „Sister Sadie“), Oliver Nelsons „Blues and the Abstract Truth“, „The Great Kai & J.J.“ von Kai Winding mit J.J. Johnson) und „The Incredible Kai Winding Trombones“ (das einzige nicht problemlos auf CD greifbare der sechs Alben).
Die Bechet-Box verdient absolut die Höchstbewertung – eine so umfangreiche Sammlung (14CD) seiner Musik suchte man bislang vergebens, Mosaic hatte sich zwar der Blue Note und jüngst in einem Select einiger OKeh, Vocalion, Brunswick und Columbia Sessions angenommen und von RCA gab’s drei Doppel-Alben in der hervorragenden „Jazz Tribune“-Serie… dennoch: in den letzten Jahren waren es überwiegend europäische Billiglabel wie Membran, die grosse Boxen mit Bechets Musik herausgaben, davor gab es auch bei Definitive ein paar ganz schlechte Reissues (die mindestens teilweise von MP3-Files erstellt worden sind). Die neue Box enthält einen längeren Text, einige Abbildungen und vor allem die kompletten diskographischen Angaben zur ganzen Musik.
Universal Frankreich hat auch Ella Fitzgerald (die frühen Jahre, bevor sie 1956 zu Norman Granz‘ Verve wechselte), Charlie Parker, Billie Holiday und Louis Armstrong solche „Complete Masters“-Boxen gewidmet. Die Ella-Box ist ebenfalls ein ganz hübsches Verdienst, zumal diese Sessions vorher nie komplett gesammelt worden sind.
Bei Parker und Holiday ist davon auszugehen, dass der geneigte Sammler den grössten Teil oder auch alles, was die Boxen enthalten. In Holidays Fall v.a. die Brunswick/Vocalions, die schon von Sony in einer Box herausgegeben worden sind, die wohlbekannten Deccas und Commodores, die unlängst auch von Hip-O-Select neu aufgelegt worden sind, sowie die Verve-Aufnahmen, die ebenfalls vor ein paar Jahren neu aufgelegt worden sind (die alte Box aus den 80ern enthielt auch Live-Aufnahmen, Rehearsals und ein paar Alternate Takes).
In Parkers Falle enhält die neue Box in erster Linie die Dial, Savoy und Verve Masters – bei ihm reichen Master Takes nach meinem Empfinden aber sowieso nicht, ich rate daher eher zur Reihe von Frémeaux, die derzeit am Erscheinen ist und einiges umfangreicher ist.
Bei Armstrong ist die Box wohl ein guter und umfangreicher Einstieg für all jene, die ihn noch nicht kennen, ansonsten aber auch eher überflüssig, zumal es von verschiedenen Teilen der neuen Box diverse Ausgaben gibt (Hot Fives & Sevens, RCA-Sessions etc.) und Frémeaux bei ihm an einer grossangelegten, sehr umfassenden Reihe arbeitet.: . : : . : : . :
Als drittes dann die Archiv-Veröffentlichungen des Jahres:
*****
Miles Davis Quintet Live in Europe 1967 (Bootleg Series Vol. 1)****1/2
G.F. Fitz-Gerald & Lol Coxhill – The Poppy-Seed Affair (Reel Recordings)
Tubby Hayes – Tubby’s New Groove (Candid)
Tubby Hayes – Dancing in the Dark (The Tubby Hayes Archives Vol. 2) (Savage Solveig)****
Ella Fitzgerald – Ella Fitzgerald in Japan (Hip-O-Select)
John Surman – Flashpoint: NDR Jazz Workshop April ’69 (Cuneiform)Bei Surman bin ich jetzt mal grosszügig, hatte mir allerdings noch einiges mehr erhofft. Hervorragend sind die beiden Tubby Hayes CDs (die Archives Vol. 1 vom letzten Jahr kenne ich bisher noch nicht).
Den Preis als geilster odd ball Release gewinnt „The Poppy-Seed Affair“, eine Collage aus Live-Musik, Studio-Gebastel, Found Footage, Film… gefundenes Fressen für alle, die gerne exzentrische aus England haben, mit hervorragendem Lol Coxhill. Fitzgerald hab ich selber erst dieses Jahr entdeckt.
Der grosse Hit ist allerdings die Miles-Box – klar, die Musik ist zum grössten Teil schon bekannt, aber die Qualität der Musik ist hervorragend, über die Auswahl braucht man nicht zu streiten (es hätte wohl in etwa Material für eine doppelt so umfangreiche Box gegeben… weiteres von der 1967er Europa-Tour gab’s auf DVD in der monströsen Miles Album Collection Box von vor ein paar Jahren, kenne ich leider nicht). Hier hören wir – endlich ganz offiziell – die Band in echt, die im Studio Meilensteine wie „Miles Smiles“, „Nefertiti“, „Prince of Darkness“ oder „Miles in the Sky“ eingespielt hat.: . : : . : : . :
Schliesslich die Konzerte – ein sehr tolles Jahr für mich, auch wenn ich manche weiteren Konzerte verpasst habe, die ich gerne erlebt hätte.
*****
Peter Brötzmann Chicago Tentet + 1 – 17.4. – Rote Fabrik, Zürich
Schlippenbach Trio – 14.12. – Moods, Zürich****1/2
Matana Roberts – Coin Coin „Gens de Couleur Libre“ – 24.2. – Rote Fabrik, Zürich
Henry Threadgill Zooid – 16.11. – Bimhuis, Amsterdam
Co Streiff / Russ Johnson / Gerry Hemingway „Eric Dolphy Project“ – 25.11. – Unerhört Festival, Rote Fabrik, Zürich
Craig Taborn Trio – 18.11. – Stadtgarten, Köln
Irene Schweizer & Pierre Favre – 21.5. – Jazzfestival Schaffhausen, Kammgarn
McCoy Tyner Quartet (w/Gary Bartz) – 15.7. – Festival da Jazz, St. Moritz****
George Gruntz Concert Jazz Band – 25.10. – Moods, Zürich
Oliver Lake / Christian Weber / Dieter Ulrich feat. Nils Wogram – 25.11. – Unerhört Festival, Rote Fabrik, Zürich
Malcolm Braff „Voltage“ – 21.5. – Jazzfestival Schaffhausen, Kammgarn
Colin Vallon Trio – 22.2. – Moods, Zürich
Araxi Karnusian „Miniatur Orchester“ – 21.5. – Jazzfestival Schaffhausen, Kammgarn
Christoph Grab’s Raw Vision w/Ronny Graupe – 25.11. – Unerhört Festival, Rote Fabrik, Zürich
Ingrid Laubrock Oktett – 10.12. – Rote Fabrik, Zürich („New Jazz Meeting 2011“)Der Eindruck von Schlippenbach ist noch ganz frisch – und so tief beeindruckt war ich dieses Jahr nur bei Bob Dylan in Sursee, beim Brözzimonsteronzetett und bei Matana Roberts (eine Spur weniger, am Ende, weil die Musik irgendwie etwas zu viel Pastiche war, um ganz ganz oben sich zu halten).
Über einige weitere Konzerte habe ich an anderer Stelle ausführlicher berichtet: McCoy Tyner in St. Moritz, George Gruntz im Moods in Zürich.
Über Christoph Grabs „Raw Vision“, das Trio von Co Streiff, Russ Johnson und Gerry Hemingway sowie das Oliver Lake/Christian Weber/Dieter Ulrich Trio mit Nils Wogram habe ich hier zusammenfassend kurz berichtet – es war frustrierend, vor dem Ende rauszugehen.
Zudem hier nochmal mein frischester Bericht über Ingrid Laubrock.Konzertmässig war’s auf jeden Fall für meine Verhältnisse ein sehr ergiebiges Jahr, nur ganz wenige Konzerte fallen unter ****, darunter auch mit ***1/2 das Sex Mob Konzert, das ich mit redbeans am 14.11. im Stadtgarten in Köln gehört habe. Es war zwar irgendwie toll, aber eben doch auch etwas enttäuschend, etwas zuviel Show, etwas dünn, etwas zu wenig Druck (oder auch zuviel). Und wie redbeans treffend feststellte: Wir waren nicht das Zielpublikum (ob’s dieses – den NY Downtown-Hipster, der in den 80ern und 90ern wohl zwischen Zorn und Luries Sofa-Echsen hin und herpilgerte – überhaupt gibt, weiss ich aus eigener Anschauung bislang aber nicht).
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Zu guter letzt seien noch ein paar weitere Reissues erwähnt, die ich noch nicht erstanden habe, die daher auch noch nicht berücksichtigt werden konnten:
The Complete Jimmie Lunceford Decca Sessions (Mosaic) (geschätzt: ***** minimum!)
Roscoe Mitchell – Before There Was Sound (Nessa)
Roscoe Mitchell – Old/Quartet Sessions (Nessa) (****1/2)
The Complete Atlantic Studio Recordings of The Modern Jazz Quartet 1956-64 (Mosaic) (geschätzt ****1/2)Die Lunceford-Box setzt endlich dem neben Ellington und Basie wichtigsten Bandleader der Swing-Ära ein Denkmal. Wurde auch langsam Zeit!
„Before There Was Sound“ ist eine bisher unveröffentlichte frühe Session von Mitchell, über die man nur hervorragendes hört bisher, während die „Old/Quartet Sessions“ bereits in der AEC 5CD-Box zu finden waren (daher hab ich da in Klammern auch mal mein Rating angeführt).
Vom MJQ kenne ich einige Alben, die Box ist an sich nicht unbedingt nötig, aber für Leute, die gerne alles an einem Ort haben, ist sich sicherlich toll.Dann hab ich grad noch einen neuen Release reingekriegt, den ich noch nicht mal angespielt habe:
Sam Rivers & The Rivbea Orchestra – Trilogy (Mosaic Select 38) (Mosaic)
Es fehlen ebenfalls diverse weitere Releases, Reissues und Archivalien von Uptown, Nessa, No Business, Intakt, Hat Hut etc.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deOh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
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WerbungVielen Dank Gypsy, das war sicherlich sehr schwer solch eine Liste zu erstellen bei deinen vielseitigen Interessen für unseren Jazz.
Ich habe dieses Jahr verstärkt Reiusses gekauf, vorallem bei der Firma Mosaic. Die MJQ Box ist herausragend, die haben den Sound der MJQ prima rematered. Es klingt wie ein klassisches Quartett man hört jedes einzelne Instrument und jede feine Nuance.Das ist ja nicht einfach bei dieser Besetzung.Lunceford schreibe demnächst mehr wenn ich es habe.
Ansonten haben mir auch die Hipo Select Veröffentchliungen gefallen, auch wenn ich sie teilweise für überteuert halte.
Ganz klar die Veröffentlichung des Jahres wohl die Miles Boot Serie, die auch die Musik von diesem Quartett fantastich rüberbringt.
Sehr entäuscht bin ich von den Impulse Veröffentlichungen, hier hat man sich doch wenig Mühe gegeben.
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Die Impulse-Reihe hab ich komplett weggelassen.
In Anbetracht der generellen Dürrezeit, die angebrochen ist, finde ich sie ganz gelungen – auch wenn weniges dabei ist, was wirklich neu ist auf CD. Aber ein paar der Reissues sind schon ganz schön, wir haben ja schon einige Male drüber geredet.
Und schön gemacht sind die Reissues schon, daran habe ich gar nichts auszusetzen!--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaeigenartigerweise habe ich nach einem jahr, in dem ich mehr zu konzerten gegangen bin als dass ich cds gekauft habe, letztes jahr ausschließlich mit konserven verbracht (ich bin sogar willentlich an einer kirche in venedig vorbeigelaufen, in der gerade enrico rava spielte). ich bin aber auch ganz sicher, dass sich das wieder ändert. was ich gesehen habe und auch gerne gesehen habe waren
BOOM BOX / borgmann, ando, keller (aufsturz)
PETER BRÖTZMANN 1 (mit full blast, HAU)
PETER BRÖTZMANN 2 (session anlässlich der jazzpreisvergabe, die in einem duo mit schlippenbach endetet, die angeblich vorher jahre nicht mehr miteinander geredet haben)
GITTE & EMIL MANGELSDORFF (jam-session bei der premiere des inge-brandenburg-films)
SCHLIPPENBACH 2 (spontnaes solokonzert bei der duisburger filmwoche)
THE RAW DELIUS TRIO (tobias delius, clyton thomas, darren morre im wendel)wirklich schrecklich war rudi mahall, wenn auch in toller umgebung: johannes bauer, louis rastig, clayton thomas, tony buck. eigentlich war er auch nur gastsolist. aber mahall ist ja nie gast. und er hört auch nie auf zu spielen (oder wie man das nennen soll).
die beiden großartigsten live-momente fanden aber für mich dieses jahr im berghain statt: ein 1-stündiges, um 5 uhr morgens beginnendes set von matthew herbert und mitten im exzess an irgendeinem sonntagmorgen plötzlich & völlig unerwartet coltranes A LOVE SUPREME (dj habe ich vergessen).
was meine alben des jahres angeht, bin ich nicht weit entfernt von einigen kritikerspiegeln:
BOOM BOX: JAZZ
STEVE COLEMAN & FIVE ELEMENTS: THE MANCY OF SOUND
AMBROSE AKINMUSIRE: WHEN THE HEART EMERGES GLISTENING
DAVID S. WARE | COOPER-MOORE | WILLIAM PARKER | MUHAMMAD ALI: PLANETARY UNKNOWN
MARILYN CRISPELL | ERWIN DITZNER | SEBASTIAN GRAMSS: FREE FLIGHT
MANTANA ROBERTS COIN COIN CHAPTER ONE: GENS DE COULEUR LIBRE
ODEAN POPE: UNIVERSAL SOUNDS--
vorgarten
wirklich schrecklich war rudi mahall, wenn auch in toller umgebung: johannes bauer, louis rastig, clayton thomas, tony buck. eigentlich war er auch nur gastsolist. aber mahall ist ja nie gast. und er hört auch nie auf zu spielen (oder wie man das nennen soll).Wow, harte Worte. Ich bin echt kein Kenner, aber ich habe mir einen Gutteil einer Preisverleihung im Radio angehört und war ziemlich angetan. Du scheinst eine tiefgehende Abneigung zu haben?
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Wow, harte Worte. Ich bin echt kein Kenner, aber ich habe mir einen Gutteil einer Preisverleihung im Radio angehört und war ziemlich angetan. Du scheinst eine tiefgehende Abneigung zu haben?
ich kannte ihn kaum und fand das, was ich bis dahin von ihm gehört hatte, eigentlich auch ganz okay. aber dieser auftritt war wirklich das eitelste, egozentrischste und unsubstantielle, was ich seit langem gesehen habe. eigentlich war das ja das sehr gut eingespielte und von mir sehr geliebte trio AUS (bauer/thomas/buck), mit verstärkung – aber mahall spielte zwei stunden durch (auch, als ihm schon längst nichts mehr einfiel), ging bei anderen soloversuchen sofort dazwischen, merkte nicht, dass rastig aus lauter genervtheit (schätze ich) gar nicht mehr spielte und grinste anschließend selbstgefällig aus der wäsche. ein freund meinte, das sei eigentlich immer so. schrecklich.
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Ich hab schon ähnlich harte Worte über Mahall gelesen, kann sie selber aber aufgrund der wenigen gemachten Erfahrungen auch nicht nachvollziehen. Auf CD kenne ich ihn nur mit Aki Takase (Fats Waller-Projekt auf Enja), live erlebt hab ich zweimal, im Quartett mit Nils Wogram, das war ganz gut, und dann an zwei Abenden mit Monks Casino – und das war schlichtweg grossartig!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaJazzkonzerte bei mir sehr wenig dieses Jahr.
Chris Barber im Januar *****
Stacey Kent Mai *****
Ravi Coltrane Juli ****
Lee Konitz ****Ansonten war noch auf Rockkonzerten und habe nochmals B.B King gesehen, wohl die größte Entäuschung des Jahres.
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gypsy tail wind
Dann hab ich grad noch einen neuen Release reingekriegt, den ich noch nicht mal angespielt habe:Sam Rivers & The Rivbea Orchestra – Trilogy (Mosaic Select 38) (Mosaic)
das ist interessant, ich hatte noch nichts darüber gehört. mir fehlen auch noch die beiden rivbea-orchestra-alben, die steve coleman produziert hat (INSPIRATION und CULMINATION, glaube ich). schreib darüber bitte mal was, wenn du sie angehört hast.
und zu deinen konzerteindrücken noch kurz: wie war craig taborn? ich kann den ja immer noch nicht richtig einordnen.
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vorgartendas ist interessant, ich hatte noch nichts darüber gehört. mir fehlen auch noch die beiden rivbea-orchestra-alben, die steve coleman produziert hat (INSPIRATION und CULMINATION, glaube ich). schreib darüber bitte mal was, wenn du sie angehört hast.
und zu deinen konzerteindrücken noch kurz: wie war craig taborn? ich kann den ja immer noch nicht richtig einordnen.
Die RCAs kenne ich (die eine besitze ich auch) – eigenartige Dinger… im Booklet steht (ich glaub bei „Culmination“ ist das, aber ich bring die immer durcheinander), die Stücke seien alle auf eine Stunde ausgelegt, für die CD habe man sie aber auf jeweils 10 Minuten gekürzt… an viel mehr kann ich mich nicht mehr erinnern, ist eine Weile her. Die Musik hab ich dumpf als ziemlich dicht und anspruchsvoll in Erinnerung.
Bei den neuen Aufnahmen von Mosaic (2008/09) sind die Stücke etwas unterschiedlicher lang aber dafür gibt’s ca. 50 Solisten in jedem… bin gespannt, aber ich will mich dem dann mal in Ruhe widmen und dazu hab ich die nächsten Wochen eher keine Zeit.
Taborn war fantastisch! Ich hatte ihn auch schon in einem der allerschlimmsten Konzerte ever gehört (dem Trio der – verehrten – Susie Ibarra mit Jennifer Choi, ich hab’s jetzt bestimmt schon zehn mal erwähnt zwischen hier und Org), aber im Trio mit Gerald Cleaver (grossartig) und Thomas Morgan (sehr gut) war er fantastisch! Ein langes Set, zuerst ein Stück, das wohl fünf Viertelstunden gedauert hat und in einem langen Bogen Spannung und Tempo aufbaute. Zu Beginn dauerte es eine Weile, bis sie in die Gänge kamen, aber in der Mitte war die Musik ein stetiger Fluss aus Ideen und Ereignissen. Die Zugabe – sie dauerte wohl nochmal eine Viertelstunde – begann dann mit einem langen Bass-Intro, Morgan stand dazu ganz alleine auf der Bühne. Dann gesellten sich die anderen nochmal dazu und sofort war die grosse Spannung wieder da. Das fand ich ganz erstaunlich, da nach meiner Erfahrung gerade bei solchen offenen und freien Konzerten nach dem Haupt-Set manchmal die ganze, oft die meiste, Luft draussen ist.
Ich bin danach kurz zu Taborn hin (es standen grad zwei andere US-Musiker um ihn rum, weiss nicht mehr, wer sie waren) und er insistierte darauf, mir die Hand zu schütteln, hat richtig fett gegrinst und war offensichtlich sehr zufrieden mit der Welt.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDas sieht ja wirklich mager aus. Hier scheint sich anscheinend ja kaum einer für aktuelle Veröffentlichungen zu interessieren.
Meine Favoriten aus 2011:
Béla Fleck – Rocket Science
Wolfert Brederode – Post Scriptum
Rez Abbasi’S Invocation – Suno Suno
Nguyên Lê – Songs Of Freedom
Marcin Wasilewski – FaithfulTendenzielle Enttäuschungen:
Bugge Wesseltoft – Duo
Magnus Öström – Thread Of Life
Nils Petter Molvaer – Baboon Moon--
LargoDas sieht ja wirklich mager aus. Hier scheint sich anscheinend ja kaum einer für aktuelle Veröffentlichungen zu interessieren.
warum auch
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.redbeansandricewarum auch
wegen Béla Fleck
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windwegen Béla Fleck
Der ist gut!
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Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013)Mag schon sein… Bob Brookmeyer war’s auch.
Aber eine neu ausgegrabene Tony Fruscella Session (die ich oben skandalöserweise vergass!) ist noch viel besser!
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Schlagwörter: 2011, Jahresrückblick, Jazz
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