"Indie": Genre? Vertriebsweg? Vorsilbe?

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  • #7449069  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    MikkoÜberhaupt würde ich bei all diesen neueren Bands, die nicht richtig Mainstream oder „nur“ Pop sind, von modern rock reden. Das ist natürlich auch relativ ungenau. Es umfasst halt alles von Franz Ferdinand bis zu The Hives, von Kasabian bis Weezer.

    unter „modern rock“ verstehe ich nun wieder was anderes.

    --

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    #7449071  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    MikkoFirecracker, weißt Du eigentlich, dass es Emo auch schon seit 25 Jahren gibt? Ist nur erst jetzt so richtig „in“.

    solltest du dir patentieren lassen; als t-shirt, sorry, polo-shirt-aufdruck. ;-)

    MikkoMick, Deine Gruftis sind Gruftis. Emo ist was anderes.

    :-)

    emos erkennen emotionen einfach als essentiell und nicht versteckenswürdig an, oder?

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7449073  | PERMALINK

    lucksmith

    Registriert seit: 12.03.2009

    Beiträge: 30

    Auch die Spex ist sich nicht so sicher und schreibt gerade etwas von:

    Noch nicht wirklich Pop, aber auch nicht mehr richtig Indie: Die Musik der kanadischen Islands war schon immer etwas unrund, warum sollte es sich nun mit ihrer neuen Single »No You Don’t« aus dem dritten Islands-Album »Vapours« anders verhalten?

    --

    #7449075  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Ah Um
    Vielleicht so: „Indie“ ist jede Musik, die sich grundsätzlich im gängigen Rahmen von Rock und Pop bewegt, aber eine gewisse Abneigung gegen den als zu stromlinienförmig und uncool empfundenen Mainstream erkennen lässt.

    Bei mir: Pavement, die ersten beiden Alben.

    Der Begriff „Indie“ begleitet nun schon mehrere Generationen von Musikhörern und hat offenbar unterschiedliche Spuren hinterlassen. Für den, der in den frühen Achtzigern mit dabei war, ist es nicht zuletzt ein Kampfbegriff. Im stilhistorischen Rückblick stellt sich die Frage, wo Post Punk/New Wave aufhört und wo Indie beginnt.

    In den Neunzigern war Indie dann überall. In meiner Wahrnehmung wurde er v.a. repräsentiert von einer Bevölkerungsgruppe, die bisher in der stets auf Style und Coolness bedachten Popmusik kaum Beachtung gefunden hatten: den Slacker-Nerds.
    Leute, die jung, clever und gut ausgebildet waren, aber keinerlei Lust auf Karriere, Geld, Familie verspürten. Sie zogen die Klamotten an, die ihnen ihre Mutter zu Weihnachten gekauft hatte. Nicht, weil sie sie so schön fanden. Sondern weil sie keine Lust hatten, sich um etwas Besseres zu kümmern. Es war ihnen einfach nicht wichtig genug.
    Diese Nerds waren keineswegs im Einklang mit der sie umgebenden Leistungsgesellschaft. Aber sie rebellierten oder provozierten nicht. Sie wollten schlicht in Ruhe gelassen werden. Und Indie war der Soundtrack dazu.
    Aufgenommen wurde im eigenen Schlafzimmer mit Lo-Fi-Equipment. Die Musik war wackelig und ungeübt, aber selbstgenügsam und so unglamourös und uneitel wie nichts zuvor in der Popmusik. Und hatte irgendwie den Klang von Orientierungslosigkeit und Antriebsarmut.
    Dies ist der Sound von „Indie“, wie er sich bei mir festgesetzt hat. Als die Neunziger anbrachen war ich 16.

    Für die 1990er und einen Teil der darauffolgenden Dekade trifft das absolut zu. Es mag Indie-Bands mit ausgeprägtem modischen Stil geben wie Interpol, wobei das bei Interpol an ihrer Herkunft (New York!) und an ihren Vorbildern (Joy Division, Television) liegt. Aber viele klassische US-Indie-Bands verkörpern keinen modischen Stil, sondern zeichnen sich vielmehr durch eine gewisse musikalische Geisteshaltung aus: Sie liegen sozusagen quer zum Mainstream, gleichen ihre Melodik durch inhaltliche, musikalische, gesangliche Sperrigkeit aus.

    Die Tatsache, dass Cleetus und Tina u.a. an irgendwelche Kleiderstile denken, wenn sie an Indie denken, könnte darauf hindeuten, dass sich seit meiner Zeit viel verändert hat oder dass sie die notorisch an Kleidungs- und Stilfragen desinteressierte US-Indie-Szene der 1990er und frühen-und Mid-Noughties vollkommen ausblenden. (Keine Ahnung, wie das heute ist, war schon einige Jahre nicht mehr da.) Wenn ich mir Kleidung vorstellen soll, die Indie-Nerds anziehen, dann denke ich an T-Shirt und Jeans.

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7449077  | PERMALINK

    some-velvet-morning

    Registriert seit: 21.01.2008

    Beiträge: 5,119

    nail75Für die 1990er und einen Teil der darauffolgenden Dekade trifft das absolut zu. Es mag Indie-Bands mit ausgeprägtem modischen Stil geben wie Interpol, wobei das bei Interpol an ihrer Herkunft (New York!) und an ihren Vorbildern (Joy Division, Television) liegt. Aber viele klassische US-Indie-Bands verkörpern keinen modischen Stil, sondern zeichnen sich vielmehr durch eine gewisse musikalische Geisteshaltung aus: Sie liegen sozusagen quer zum Mainstream, gleichen ihre Melodik durch inhaltliche, musikalische, gesangliche Sperrigkeit aus.

    Die Tatsache, dass Cleetus und Tina u.a. an irgendwelche Kleiderstile denken, wenn sie an Indie denken, könnte darauf hindeuten, dass sich seit meiner Zeit viel verändert hat oder dass sie die notorisch an Kleidungs- und Stilfragen desinteressierte US-Indie-Szene der 1990er und frühen-und Mid-Noughties vollkommen ausblenden. (Keine Ahnung, wie das heute ist, war schon einige Jahre nicht mehr da.) Wenn ich mir Kleidung vorstellen soll, die Indie-Nerds anziehen, dann denke ich an T-Shirt und Jeans.

    Ich denke auch eher an das Nichtbetonen von Mode. Diese Musiker der neuen Folk Ära in den USA rennen meistens rum wie die letzten Penner. Je abgefuckter und unstylisher du rumrennst, desto besser. Und ganz wichtig: ein Bart, je länger, desto besser.

    --

    #7449079  | PERMALINK

    some-velvet-morning

    Registriert seit: 21.01.2008

    Beiträge: 5,119

    Mick67Zu meiner Zeit hießen die Grufties. Die Welt war Scheiße und den besten Soundtrack lieferten Sisters of Mercy und The Cure.

    Dass Grufties die ganze Zeit denken, die Welt wäre Scheiße, denkt vornehmlich jemand von außen.

    --

    #7449081  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,232

    Ah Um
    In den Neunzigern war Indie dann überall. In meiner Wahrnehmung wurde er v.a. repräsentiert von einer Bevölkerungsgruppe, die bisher in der stets auf Style und Coolness bedachten Popmusik kaum Beachtung gefunden hatten: den Slacker-Nerds.

    In den 90ern hab ich den Begriff „indie“ aber nicht wahrgenommen, da war „alternative“ das Zeitgeistwort. Im Grunde war aber das gleiche gemeint.

    --

    #7449083  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    nail75Die Tatsache, dass Cleetus und Tina u.a. an irgendwelche Kleiderstile denken, wenn sie an Indie denken, könnte darauf hindeuten, dass sich seit meiner Zeit viel verändert hat oder dass sie die notorisch an Kleidungs- und Stilfragen desinteressierte US-Indie-Szene der 1990er und frühen-und Mid-Noughties vollkommen ausblenden. (Keine Ahnung, wie das heute ist, war schon einige Jahre nicht mehr da.) Wenn ich mir Kleidung vorstellen soll, die Indie-Nerds anziehen, dann denke ich an T-Shirt und Jeans.

    apropos desinteressiert an stil-fragen; es gibt da so ’nen test auf facebook: „what kind of music are you?“ (oder so). ergebnis „indie rock“:

    „You’re pretty much 10X cooler than anyone else. But all that coolness comes at a price. You spend almost all your time maintaining your cooler-than-thou airs. It takes a lot of time to get that I-don’t-give-a-fuck-what-I-look-like-because-I’m-awesome look JUST RIGHT. You spend the rest of your time making sure no one knows just how much effort you put into all this.“

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #7449085  | PERMALINK

    some-velvet-morning

    Registriert seit: 21.01.2008

    Beiträge: 5,119

    Herr RossiIn den 90ern hab ich den Begriff „indie“ aber nicht wahrgenommen, da war „alternative“ das Zeitgeistwort. Im Grunde war aber das gleiche gemeint.

    Genau, die Noughties brachten den Begriff Indie warum auch immer zurück. Der Grund hierfür würde mich wirklich interessieren, war er doch durch die Ablösung des Wortes „Alternative“ schon vom Aussterben bedroht. Vielleicht liegt es am Retro 80s Trend der Noughties, dass dieses Wort „Indie“ ein Comeback feierte. Sonst hätte man eben die Plattenregale mit Indie aussortiert oder verkleinert. Gut, einige Stores verwenden Alternative und Indie als völlig gleichwertig in der Abteilung.
    „Alternative“ steht aber für mich eher für rockige Indiesachen der 90er und vor allem Grunge. Pavement und Sebadoh ist eher Lofi Indie.

    --

    #7449087  | PERMALINK

    dougsahm
    Moderator

    Registriert seit: 26.08.2002

    Beiträge: 17,863

    Herr RossiIn den 90ern hab ich den Begriff „indie“ aber nicht wahrgenommen, da war „alternative“ das Zeitgeistwort. Im Grunde war aber das gleiche gemeint.

    Doch, habe ich schon wahrgenommen. Lustig fand ich damals, dass der Marktführer WOM weder indie noch alternative verwendete, sondern die ganzen Sachen in die eigene Rubrik „Atonal“ einsortierte. Ganz egal wie sie klangen.

    --

    #7449089  | PERMALINK

    some-velvet-morning

    Registriert seit: 21.01.2008

    Beiträge: 5,119

    dougsahmLustig fand ich damals, dass der Marktführer WOM weder indie noch alternative verwendete, sondern die ganzen Sachen in die eigene Rubrik „Atonal“ einsortierte. Ganz egal wie sie klangen.

    Eine Indie Abteilung habe ich noch in gar keinem Store gesehen. WOM sortierte sortierte Indie bei uns unter Rock/Pop ein, was teilweise mühsam war.

    --

    #7449091  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,232

    dougsahmDoch, habe ich schon wahrgenommen. Lustig fand ich damals, dass der Marktführer WOM weder indie noch alternative verwendete, sondern die ganzen Sachen in die eigene Rubrik „Atonal“ einsortierte. Ganz egal wie sie klangen.

    Sehr schön. Gracenote (Compact Disc Database) taggt fast alles aus den 90ern, was nicht Rap/RnB oder Techno/Electro ist, mit „Alternative & Punk“.

    --

    #7449093  | PERMALINK

    cassavetes

    Registriert seit: 09.03.2006

    Beiträge: 5,771

    Als Kind der 90er kenne ich das, was hier als Genre gemeint ist, eigentlich auch nur als „Alternative“. „Indie“ ist bei uns hier auf dem Dorf ein Vertriebsweg und sonst nichts weiter.

    #7449095  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    firecrackerapropos desinteressiert an stil-fragen; es gibt da so ’nen test auf facebook: „what kind of music are you?“ (oder so). ergebnis „indie rock“:

    „You’re pretty much 10X cooler than anyone else. But all that coolness comes at a price. You spend almost all your time maintaining your cooler-than-thou airs. It takes a lot of time to get that I-don’t-give-a-fuck-what-I-look-like-because-I’m-awesome look JUST RIGHT. You spend the rest of your time making sure no one knows just how much effort you put into all this.“

    Du meinst nach dem berühmten Spruch von Dolly Parton: „Sie wissen ja gar nicht, was es gekostet hat, so billig auszusehen.“ Ich weiß nicht, in der Realität scheint mir das eher auf Desinteresse zurückzuführen sein, wobei ich nicht ausschließen will, dass es auch andere gab.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7449097  | PERMALINK

    some-velvet-morning

    Registriert seit: 21.01.2008

    Beiträge: 5,119

    Betreffend dem Wort „Indie“ habe ich eine Entscheidung getroffen: Ich werde es weiterhin verwenden. Es ist klar, dass es kein klares Genre ist, aber wozu sich diesen „Maulkorb“ geben und dieses Wort nicht mehr aussprechen? Es ist etabliert und ob sich jemand nun daran stört oder Jemanden gar für verblödet erklärt, der Indie hört. Das Wort ist letztendlich von der Masse anerkannt als Genrebezeichnung, auch wenn es das eigentlich nicht ist.
    Was Indie Musik ist? Die ganzen Festive 50 auf Dandelionradio.com sind Indie. Wer sich gegen den Begriff sträubt, bitte, aber ich habe mich nie gegen ihn gewehrt und fand das Wort Independent immer ganz gut, eben weil es nicht so einschränkend ist und für eine Vielzahl von Künstlern als Genrebezeichnung steht. Pop und Rock sind letztendlich ähnlich schwammige Begriffe. Würde ich mir selbst verbieten diese beiden Begriffe zu verbieten, hätte ich auch ein arges Problem sie zu umschreiben.
    Oder anders formuliert: Das Wort Indie entstand historisch gesehen aufgrund der Vertriebswege, hat sich aber verselbständigt und beschreibt inzwischen ein weites Feld an Musikrichtungen, grenzt sich aber doch ab von diversen anderen musikalischen Spielarten.

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