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emilweinhaus
atomicpoweredposter
emilweinhausBesonders schlimm fand ich ja bei Elvis, dass er von seinem Manager dazu verdammt wurde, in den sechziger Jahren seichte Filmchen zu drehen und darin auch noch Songs zu singen, die von irgendwelchen Fließbandkomponisten zusammengeschrieben wurden und zu denen er selbst gar keinen Bezug hatte. Hat sich Elvis darüber nicht mal selber aufgeregt?
… nein, das ist größtenteils leider ein immer wieder gerne von den Medien wiedergekäuter Kokolores. Niemand wurde je gezwungen in Hollywood Filme zu drehen und damit Millionen zu scheffeln, mir wäre das jedenfalls neu. Auch ist der Manager immer Angestellter des Künstlers und nicht umgekehrt. Zwar hörte Elvis fast immer auf die, meist klugen, Ratschläge Parkers, schließlich bezahlte er ihn auch dafür, aber wenn Elvis etwas wirklich wollte dann hat er es auch gegen den Rat seines Managers durchgezogen. Die Dämonisierung Parkers, der sehr viel richtig und nur sehr wenig falsch gemacht hat, der im Gegensatz zu all den Speichelleckern in Elvis Umfeld nicht nach dessen Ableben intime Details zu Kohle gemacht, sondern sich stets loyal verhalten hat, die ist ohnehin ein rotes Tuch für mich. Niemand der sich ernsthaft mit der Karriere Presleys beschäftigt hat wird derartig falsche Äußerungen über Parker von sich geben. Zum letzten Punkt: zwar stimmt es dass sich Elvis negativ über seine Filmkarriere äußerte, aber das viele Geld für die wenige Arbeit war ihm wohl einfach wichtiger als seine Reputation oder eine befriedigende Arbeit. Das ist schade, aber lag in Elvis eigener Verantwortung. Auch wenn ich keinen Zweifel daran habe dass er mit den Filmen unzufrieden war, die positiven Aspekte seines Jobs Hollywoodstar wogen wohl einfach schwerer als die negativen. Und nebenbei; seine teils sinnfrei zusammengeschluderten LPs späterer Jahre zeichnen doch ein ähnliches Bild seiner Einstellung zu seinem Beruf. Schnelles Geld zu machen war Elvis stets angenehm. Verschiedene Äußerungen aus den 60’ern zeigen jedenfalls dass er den Erfolg den seine Filme lange hatten nicht riskieren wollte. Schließlich waren seine seichten Komödien wesentlich erfolgreicher als seinen Versuche als ernsthafter Schauspieler, seine Soundtracks verkauften ein Vielfaches seiner Pop-LPs, da war es in kommerzieler Hinsicht eben vernünftig so weiter zu machen. Dass er sich später anders äußerte lag sicher auch daran dass er in den 70’ern eine andere Version seiner selbst zu verkaufen hatte als in den 60’ern.
Ich glaube, da traust du Elvis wirklich zu viel zu. Aus den Biografien, die ich kenne, geht deutlich hervor, dass er eher ein fremdbestimmter großer Junge war, der mit Geld überhaupt nicht umgehen konnte und, nachdem seine Mutter gestorben war, die Memphis Mafia als eine Art Ersatzmutter hatte. Er hatte eine verdammt gute Stimme als Sänger, das muss man schon sagen, aber ansonsten konnte er nicht viel, vom legendären Hüftschwung und seinen tänzerischen Fähigkeiten mal abgesehen. Er war ziemlich lebensuntauglich und lebte wenig selbstbestimmt. Seine gefürchteten Wutausbrüche deuten auch darauf hin, dass er mit seinem Leben unzufrieden war. Übrigens hatte er persönlich vor allem für Gospel-Musik etwas übrig. Dies ist insofern interessant, als er ja auf der Bühne meistens andere Musikrichtungen vorgetragen hat, zu denen er womöglich persönlich gar nicht stand.
Das ist sehr vereinfacht dargestellt, aber sicher nicht komplett falsch. Das macht den Colonel aber nicht zu einer dämonischen Figur die Elvis ausnahm und eine künstlerische Entwicklung verhinderte und ihn zwang in albernen Filmen zu spielen.
Mal ein Beispiel: Als 1968 ein Vertrag für ein TV-Special und einen Kinofilm mit NBC gemacht wurde war für das Special eine Weihnachtsshow vereinbart worden. Steve Binder überzeugte Elvis von einer Rock’n’Roll Show, der Colonel war zunächst dagegen (einfach weil man mit einer solchen Show vertragsbrüchig geworden wäre) aber Elvis wollte das Rock’n’Roll Special und der Colonel überzeugte NBC. Hat ihm auch nie einer gedankt und zeigt dass es so einfach wie du es darstellst eben nicht war.
Dem Colonel werden gerne alle möglichen Dinge unterstellt, wenn man sich mit den Details beschäftigt stellt man schnell fest; Kokolores.
Ich kenne nicht ein Beispiel wo der Colonel Elvis quasi genötigt hätte einen Vertrag zu unterschreiben.
Auch der gerne geäußerte Vorwurf er hätte bessere Projekte verhindert ist haltlos. Hier wird z.B. gerne der A Star Is Born Film mit Streisand genannt. Streisand hatte Elvis nach einem Konzert in Vegas angesprochen ob er die männliche Hauptrolle übernehmen wolle und Elvis war Feuer und Flamme. Der Colonel gab den Umstand zu bedenken dass der Regisseur der Lover der Streisand sei und über so gut wie keine Erfahrung als Regisseur verfüge. Desweiteren sollte Elvis einen suchtkranken Star auf dem Weg nach unten spielen, zu einer Zeit in der ihn die Presse genau so sah, und die Streisand hat in dem Film alle guten Szenen und Songs. Zudem war bei Elvis schlechter Verfassung ausgesprochen fraglich ob er in der Lage sein würde die Dreharbeiten vernünftig zu meistern. Elvis, der sehr sprunghaft war und seine Meinung ohnehin alle fünf Minuten änderte, war die Sache wohl schnell zu anstrengend und er verlor das Interesse. Fazit vieler Fans: hätte Elvis den Film gedreht hätte das sein Leben gerettet. Wunschdenken.
Für viele andere Geschichten über angeblich verpasste, vom Colonel verhinderte Chancen gibt es keinerlei Belege. Irgendwelche Wichtigtuer behaupten Jahre nach Elvis Tod sie hätten den Hit, die Rolle für Elvis gehabt…. Belege gibt es dafür aber wie gesagt nie.
zuletzt geändert von atomicpoweredposter--
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WerbungHabe vor einiger Zeit ein Album bekommen mit dem Titel „Elvis in Concert“ welches quasi der Soundtrack zum Elvis CBS TV Special 1977 ist. CBS begleitet Elvis dabei auf seiner letzten Tour 1977, erstmalig ausgestrahlt nach seinem Tod.
Auf YouTube gibt es dieses TV-Special zu sehen und ich habe es mir angesehen. Weibliche Fans alle so um die 50 – eher hausmütterlich oder der Typ „Ich hab‘ mich mein ganzes Leben für ihn aufgespart“ , die Kerle schleppen ihre XXL-Popcorneimer uns Softdrinks in die Halle.
Und Elvis – „vollschlank“ und extrem aufgedunsen(seine Tablettensucht ist ihm deutlich anzusehen) und nicht in der Lage auch nur einen Song richtig rüberzubringen. Entweder muß er lachen, vergisst den Text oder versucht Töne zu treffen. Dazu ein Gitarrist, der dazu verdammt ist ihm in Akkordarbeit kleine Schals um den Nacken zu legen, die Elvis sich gekonnt von diesem zieht und sie dann in die kreischenden, oben erwähnten weiblichen Fans zu werfen, die in diesem Augenblick wohl den Orgasmus ihres Lebens bekommen.
Das ganze wirkt so surreal, und Elvis ist wie eine schlechte Karrikatur seiner selbst, völlig außerhalb irgendeiner annehmbaren körperlichen Verfassung und schon Lichtjahre von „Aloha“ entfernt.
Dieses Special ist richtig spooky. Es erschreckt einen sehr stark ihn so zu sehen. Irgendwie kann ich schon verstehen, dass dieses TV-Special so selten zu sehen ist. Es beschädigt die Legende Elvis Presley erheblich. Besonders, wenn man es mit dieser zeitlichen Distanz schaut. Mit Rock’n’Roll hat das Ganze gar nichts mehr zu tun, eher mit einem Wanderzirkus oder einer Rodeoshow.
Wenn ihr Zeit habt: https://www.youtube.com/watch?v=-w2WVzLMdWM
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joshua-treeWelche Biografien hast du „gelesen“?
Die bis heute beste Biografie ist meiner Ansicht nach die in zwei Bänden erschienene von Peter Guralnick. Daneben ist Frank Coffeys Idiot’s Guide für einen ersten Überblick ganz gut geeignet. Aber auch die neuere Biografie von Joel Williamson ist ziemlich gut. Wer mehr über Elvis‘ ungesunde Beziehung zu seiner Mutter erfahren will, ist mit der psychologischen Studie von Elaine Dundy ganz gut bedient. Jede Menge Hintergrund über das Privatleben des Sängers aus der Sicht der Memphis Mafia bietet Alanna Nash, die auch einen Band über Colonel Parker verfasst hat. Und die Demontage eines Idols ist im Buch von Albert Goldman zu finden, weshalb ja dieser Band von den Fans auch so gehasst wird, obwohl die amerikanische Ausgabe des RollingStone das Buch für die seinerzeit beste Elvis-Biografie hielt, zumal Goldman auch bis dahin nicht Bekanntes über den Manager Parker zutage gefördert hat. Jedenfalls sind die genannten Bände wesentlich besser als das meiste Material, was für die Fans von Elvis Presley Enterprises auf den Markt geworfen wird, die auch für den unerträglichen Elvis-Kult in Graceland verantwortlich sind.
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Ich habe konkret gefragt was DU gelesen haben willst, nicht was du bei Wikipedia zusammenrecherchierst.
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Das sind jedenfalls die Bände, die ich aus meiner Zeit in den USA kenne und die ich nicht für Schrott halte.
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Irgendwie erinnert mich das hier gerade an diesen Thread: http://forum.rollingstone.de/foren/topic/country-eine-reaktionaere-musik/
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How does it feel to be one of the beautiful people?Natürlich unvergessen. Was macht tolo heute eigentlich?
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Heißt jetzt emil.
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How does it feel to be one of the beautiful people?Das kann ich erst ab der ersten Sternenvergabe beurteilen.
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Hat Tolo auch Wikipedia Inhalte 1:1 kopiert?
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Sie WAR Wikipedia.
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Zu den Büchern:
Goldman und Nash kann man komplett vergessen. Ist einfach so. Die halten in weiten Teilen einer Faktenüberprüfung nicht stand. Da geht einem teilweise echt der Hut hoch. Das Buch der Memphis Mafia ist in erster Linie Tratsch, an das Gladys Buch kann ich mich kaum erinnern. Aber soweit ich mich erinnere gibt es da neben guter Recherche auch viel Spekulatives.
Der sogenannte Rough Guide to Elvis Presley bietet einen guten Einstig. Die Guralnick Bücher sind die ultimativen Biographien.
Zum CBS-Special:
Ja, das ist unsagbar erschütternd. Es gibt tatsächlich Fans die sich sogar noch diese traurigen und unwürdigem Aufnahmen schönreden. Man mag es kaum fassen.
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atomicpoweredposterZu den Büchern: Goldman und Nash kann man komplett vergessen. Ist einfach so. Die halten in weiten Teilen einer Faktenüberprüfung nicht stand. Da geht einem teilweise echt der Hut hoch. Das Buch der Memphis Mafia ist in erster Linie Tratsch, an das Gladys Buch kann ich mich kaum erinnern. Aber soweit ich mich erinnere gibt es da neben guter Recherche auch viel Spekulatives.
Sehe ich nicht so. O.K., Nash kann man vorwerfen, dass sie zu viele Interviews mit den Memphis-Mafia-Mitgliedern geführt hat und fast jede Belanglosigkeit, zu der sie sich geäußert haben, ins Buch mit aufgenommen wurde. Dennoch bietet der Band ein recht gutes Bild vom traurigen Alltagsleben des Kings. Goldman mag man ja vorwerfen, dass er sich mit seinen negativen Äußerungen an einigen Stellen vergaloppiert hat, aber sein Buch ist dennoch brilliant in seiner Demontage des Idols, weshalb es ja auch von den Fans so gehasst wird.
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joshua-treeHat Tolo auch Wikipedia Inhalte 1:1 kopiert?
Wer ist Tolo? Ein Elvis-Experte aus diesem Forum? Übrigens stammen etliche Passagen des Wikipedia-Artikels über Elvis, die in den letzten 10 Jahren geschrieben wurden, von mir.
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emilweinhaus
atomicpoweredposterZu den Büchern: Goldman und Nash kann man komplett vergessen. Ist einfach so. Die halten in weiten Teilen einer Faktenüberprüfung nicht stand. Da geht einem teilweise echt der Hut hoch. Das Buch der Memphis Mafia ist in erster Linie Tratsch, an das Gladys Buch kann ich mich kaum erinnern. Aber soweit ich mich erinnere gibt es da neben guter Recherche auch viel Spekulatives.
Sehe ich nicht so. O.K., Nash kann man vorwerfen, dass sie zu viele Interviews mit den Memphis-Mafia-Mitgliedern geführt hat und fast jede Belanglosigkeit, zu der sie sich geäußert haben, ins Buch mit aufgenommen wurde. Dennoch bietet der Band ein recht gutes Bild vom traurigen Alltagsleben des Kings. Goldman mag man ja vorwerfen, dass er sich mit seinen negativen Äußerungen an einigen Stellen vergaloppiert hat, aber sein Buch ist dennoch brilliant in seiner Demontage des Idols, weshalb es ja auch von den Fans so gehasst wird.
Es gibr etliche Bücher über Elvis die jeden Mist schönfärben, das ist unseriöser Mist. Alles niederzumachen – keine Leistung anzuerkennen- ist aber ebenso daneben. Goldman zieht im Prinzip die komplette Kultur der Elvis entstammt, und die die er prägte, in den Dreck. Das ist nicht seriös sondern mehr als tendenziös. Er hat praktisch als erster Elvis-Autor einige ganz ordentliche Recherchearbeiten geleistet, weshalb sein Buch damals bei einigen Journalisten relativ gut weggekommen ist. Besonders bei denen die ohnehin einen Hang zum Elitären, und wenig mehr als Verachtung für einen, in ihren Augen, Primitivling wie Elvis übrig hatten. Aber kein seriöser Kritiker, Biograph oder Journalist würde sich heute noch ernsthaft auf den offensichtlich geltungssüchtigen und von Hass zerfressenen Goldman berufen. Aus gutem Grund.
zuletzt geändert von atomicpoweredposter--
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Schlagwörter: das letzte Wort, der größte Künstler aller Zeiten, Elvis, Elvis Presley, Elvis weint, Generationenkonflikt, Hilf Himmel!, kein Elvis für Tübingen, Musikologen unter sich, The King, Treffpunkt der Trolle, von Bo den Po und von Chuck die Mucke
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