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AutorBeiträge
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Damit das mit dem „Herauskitzeln“ nicht irgendwann langweilig wird, werde ich mich bei den nächsten beiden Einträgen zur Abwechslung mal in Gebiete vorwagen, in denen ich mich (weitestgehend) hilflos wie ein Fisch fühle – es stehen an: Ein Theaterstück und ein Gedichtband.
@gipetto
Aus deinen Schilderungen schließe ich einfach mal, dass dein Vater auch die hübschen Taschenbuchausgaben aus dem Hause Goldmann besitzt/besaß. Dann bräuchte es vielleicht gar kein neues Paar Augen, sondern schlicht ein paar bessere Ausgaben um doch noch Spaß an Wallace zu finden. Bei Goldmann München kürzte man schon in den 50er Jahren mal mehr, mal weniger behutsam und passte alle Datumsangaben an die Gegenwart an, später fiel dann nach und nach alles weg, was man allem Anschein nach nicht für handlungsrelevant hielt. Das fühlt sich manchmal an, als rolle man auf schnurgeraden Schienen dem Finale entgegen und macht mir heute kaum noch Spaß.--
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Werbung14. The Squeaker (1928) – Theaterfassung
dt. Ausgabe „Der Zinker“ 1928/29 (?) bei Goldmann, LeipzigMeine Annahme, dass der gleichnamige Roman auf diesem Stück basiert – Wallace verwurstete ab etwa 1926, in Folge seines großen Theatererfolges „The Ringer“/“Der Hexer“, einige seiner erfolgreichsten Aufführungen zu Romanen (und manchmal eben auch umgekehrt) – erwies sich leider als falsch und so musste ich mich zum Verständnis des zutiefst elliptischen Werkes auf eine möglicherweise bereits ein ganzes Jahrzehnt zurückliegende Begegnung mit diesem bekannten Werk besinnen.
Eingedampft auf vier Akte und fünf Szenen (nur der erste Akt hat zwei) bleibt von der Rahmenhandlung kaum etwas übrig, im Grunde sind wir lediglich an 5 belebten Orten Zeuge des Unterganges eines berüchtigten Kriminellen, allein erzählt durch mal mehr, mal weniger flotte, schlagfertige Dialoge. Das ist auch die große Stärke des Stückes – und eine der augenscheinlichsten Wallaces – es bewegt sich derartig schnell vorwärts, dass man erstmal eine ganze Weile nicht bemerkt, wie die meisten Charaktere zu bloßen Stichwortgebern verkommen, immer und immer wieder nur die gleichen Reaktionen auf die Geschehnisse zum Besten gebend.
Im dritten Akt, dem unerwartet üppigsten, kommt „The Squeaker“ doch noch etwas aus sich heraus; die Nacht im berüchtigten Leopard Club, Spielwiese verlebter Gangster und Kleinkrimineller, die den Untergang des Titelcharakters bedeutet, steht im harschen Gegensatz zur Frugalität des restlichen Stückes. Wir lernen den Portier und Besitzer (!) Bill Annerley kennen, der erste vage homosexuelle Mann, der mir in Wallaces Werk aufgefallen ist. Während er seinen Laden mit liebenswürdiger Gerissenheit und einem losen Mundwerk am Laufen hält, schwärmt er seinem Sohn Jim immerfort von der Virilität jenes Mannes vor, der ihm einst im Krieg das Leben rettete. Diese ambivalente Beziehung zwischen Bill und seinem Retter – Captain Leslie, erklärter Feind des Zinkers – wie die unerschütterliche Loyalität, auch in Krisenzeiten, des Kleinkriminellen ist dann auch das reizvollste, was der kurze Rest zu bieten hat.
Ein Verdikt fällt mir hier schwer, vom Theater, seinen Mechaniken und Methoden, verstehe ich kaum etwas und aufgeführt würde das Stück sicher noch mal eine andere Wirkung entfalten, gelesen hat es sich aber kurzweilig genug – demnach macht man hier wohl nichts verkehrt.Den schmucklosen, aber höchst seltenen, Schutzumschlag werde ich die Tage mal digitalisieren und nachreichen.
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We are all failures, at least the best of us are.Writ in Barracks (1900)
keine dt. AusgabeNun zur für mich bislang problematischsten Lektüre dieses Threads:
Als ich noch zur Schule ging, bestaunte man meine breitgefächerten Interessen in, speziell für die klassische Schulbildung, absolut irrelevanten Künsten ebenso sehr, wie man sich über mein allumfassendes Unvermögen im Bereich der Lyrik köstlich amüsierte; meine Versuche Klassiker der Dichtkunst einigermaßen koheränt vorzutragen waren berüchtigt, meine Unfähigkeit auch nur ein simples Elfchen zu verfassen legendär. Überspitzt ausgedrückt: In einem Blindtest würde ich vermutlich einen echten Heine und Schmierereien auf einer Scheißhaustür nicht auseinander halten können, wäre plötzlich hilflos wie ein Kind.
Und so, ohne Qualitätsansprüche jedweder Natur, ging ich dann auch an Wallaces, als miserable verschriene, Poesie heran. Geschrieben hat er sie noch einige Jahre vor seinem ersten Romanerfolg, als junger Soldat im zweiten Burenkrieg, wenig überraschend handeln alle Gedichte von diesem Dasein. Recht kritisch gibt er sich da hin und wieder, greift Gedanken auf, die in den späteren Afrikaromanen erst nach und nach auftauchen sollten. „The King of Ojee-Mojee“ wirft einen ironischen Blick auf die Außenpolitik des EmpiresFor the King wot reigned afore ’im
Was an ’eathen nigger thief.
So we sent a missionary,
For to teach ’im our belief.
(To prevent misunderstandin’s, an’ avoid unpleasant scenes.
We likewise sent an ’Otchkiss, an’ a ’undred red marines.), „War“
A tent, with a table athwart,
A table that’s laid out for one;
A waterproof cover – and nought
But the limp, mangled work of a gun.A bottle that’s stuck by the pole,
A guttering dip in it’s neck;
The flickering light of a soul
On the wondering eyes of The Wreck,And it’s War
„Orderly, hold his hand.
I’m not going to hurt you,
So don’t be afraid.
A ricochet!
God! What a mess it has made!“
And it’s War! and a very unhealthy trade.und „Cease Fire“
Among the huddled fallen men
I picked a way across the plain.
I got a dozen yards, an’ then
Came back for fear I’d turn my brain…
The mangled horrors of the slain!
O Christ! I can’t go there again!nehmen Abschied von den Aussparungen über die unangenehmsten Seiten des Krieges, die hier ansonsten vorherrschen.
Einige Gedichte scheinen besonders stark biographisch geprägt, „The Prayer“ bspw., das von einem Soldaten handelt, der im Angesicht des drohenden Gefechtes um Gottes Beistand bittet und sich für seinen früheren Spott über den Glauben zu schämen beginnt, gleichzeitig aber nie müde wird, seinen Kampfesgeist zu betonenO God of Battles!
Lord of Might!
Keep me, tomorrow, in Your sight! –
For ’ave I erred an’ strayed.
I’ve flaunted You,
with gibe an’ sneer,
At ’ome, with chums to laugh and cheer,
But now, I am alone out ’ere!But still I ain’t afraid!
– später bricht er dann ein
If I must die –
O ’elp me to!
In that last moment,
see me through –My God! I am afraid!
, so wie Wallace, der als Atheist nach Afrika kam sich dort aber, wie seine Autobiographie und einige andere Werke durchblicken lassen, mindestens einen großen Respekt und einen gewisse nostalgische Wärme für Religiosität erwarb.
Am häufigsten steht allerdings der zum Krieg herangezogene kleine „Tommy“ im Vordergrund – ob auf Grund funktionalen Analphabetismus freudig zum Kampf verpflichtet, als Kanonenfutter verheizt oder für zaghaft ungebührliches Verhalten hart bestraft, es bleibt ihm wahrlich nichts erspart.
In seinen besten Momenten wird also auch hier jene, fast spitzbübische, Subversivität gewahrt, die Wallaces Romane auszeichnet (bzw. später auszeichnen sollte) und in einigen der deskriptiveren Abschnitten merkt man deutlich, warum er seinerzeit ein gern gelesener Journalist war. Der dominant auftauchende Cockneyslang stiftet Authentizität, weist einen schlichten Menschen („einen von uns“) als Urheber aus; eine geschickte Täuschung, war Wallace doch alles, nur nicht simpel gestrickt. Weiterführend fallen mir zur Form der Lyrik, erwartungsgemäß, nicht mal einige hübsche Allgemeinplätze ein; ein Verdikt spare ich mir und lasse die, aus eben diesem Grunde, umfangreichen Zitate für sich sprechen.--
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