Der Wert von Musik an sich

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  • #4128667  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Ah UmIm Kern ist Musik eine Art Meditation über die Möglichkeit von Schönheit an sich. Und beim Meditieren verschwinden irgendwann die Bilder.

    Ist eine solche Erkenntnis nicht so unnütz wie jene, von Musik nehme der Mensch so und so viele Schallwellen wahr?

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
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    #4128669  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    Napoleon DynamiteIst eine solche Erkenntnis nicht so unnütz wie jene, von Musik nehme der Mensch so und so viele Schallwellen wahr?

    Das wäre für die Formatdiskussion nützlich gewesen…

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #4128671  | PERMALINK

    cassavetes

    Registriert seit: 09.03.2006

    Beiträge: 5,771

    Das, was die Musik ausspricht, ist ewig, unendlich und ideal; sie spricht nicht die Leidenschaft, die Liebe, die Sehnsucht dieses oder jenes Individuums in dieser oder jener Lage aus, sondern die Leidenschaft, die Liebe, die Sehnsucht selbst, und zwar in den unendlich mannigfaltigen Motivierungen, die in der ausschließlichen Eigentümlichkeit der Musik begründet liegen, jeder anderen Sprache aber fremd und unausdrückbar sind. Jeder soll und kann nach seiner Kraft, seiner Fähigkeit und seiner Stimmung aus ihr genießen, was er zu genießen und zu empfinden fähig ist.
    — Richard Wagner

    #4128673  | PERMALINK

    observer

    Registriert seit: 27.03.2003

    Beiträge: 6,709

    Ah UmIch behaupte mal frech, dass jede Kunst von Rang immer „zeitlos“ zu sein hat. Musik, die nur „das Lebensgefühl einer Generation“ (gräßliche Phrase!) ö.äh. widerspiegelt, ist für’n Eimer. Natürlich ist jede Musik zunächst der Zeit ihrer Entstehung verhaftet. Wenn sie aber darüberhinaus keinen Bezugspunkt im Allgemein-Menschlichen hat, wird sie zu Recht nach einigen Jahren oder Jahrzehnten wieder vergessen werden.

    Aber warum sollte denn Popmusik danach streben, „Kunst von Rang“ zu sein? Du versuchst sie in ein Werteschema zu drängen, das ihren eigentlichen Charakter negiert. Für mich lebt populäre Musik gerade vom Zeitbezug, von der Rückkopplung zwischen Künstler und Publikum, von der Unmittelbarkeit des Erlebens.
    Und natürlich ist es dann auch an die Persönlichkeit des Musikers geknüpft. Man nimmt das öffentliche Auftreten wahr, verfolgt anhand der Alben die Entwicklung eines Menschen oder einer Band. Das steht doch alles in einem Wechselspiel. Es ist für mich z.B. ein Wert, dass ich die kommende Entwicklung eines Musikers noch nicht kenne. Es ist doch das Spannende, nicht vor einem fertigen Werk zu stehen, das nur noch im Rückblick zu betrachten ist.

    --

    Wake up! It`s t-shirt weather.
    #4128675  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    MitchRyderJaja… esotiere mal weiter, was keinen Abbruch zur Folge hat. Und die Art von Schönheit ohne emotionale Regung, habe ich bisher noch nicht kennen gelernt.

    Aber wird schön göttlich sein, wenn Transzedence dabei ist. Ich glaube mehr an die Transdance… so mal zwischenmenschlich betrachtet.

    Esoterik ist ein schlimmes Wort, aber ich habe es natürlich selber provoziert. Ich selbst würde mich nicht als religiös bezeichnen. Doch so ganz ohne Transzendenz wäre das Leben ja auch langweilig. :bier:

    P.S. Transdance kenne ich nicht. Spielt man so was in Diskotheken? (War schon länger nicht mehr dort, muss immer meditieren;-))

    --

    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #4128677  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    Napoleon DynamiteIst eine solche Erkenntnis nicht so unnütz wie jene, von Musik nehme der Mensch so und so viele Schallwellen wahr?

    Da stellt sich mir die Frage, welche Art von Erkenntnis du überhaupt für nützlich hältst. Vielleicht gar keine??

    --

    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #4128679  | PERMALINK

    alex8529

    Registriert seit: 12.03.2005

    Beiträge: 4,753

    observerAber warum sollte denn Popmusik danach streben, „Kunst von Rang“ zu sein?

    korrekt…..

    Musik, Bilder, Gedichte, oder was auch immer für Kunst kann m.E. niemals von sich aus bzw. vom Künstler geplant, als „Kunst von Rang“ produziert werden.

    All die Klassiker waren auch bloß „Popstars“, die für schnöden Mammon ein Lied oder eine Oper geschrieben haben.

    --

    Wenn einem die Argumente ausgehen, sollte man zur Beleidigung greifen (A.Schopenhauer) Hilfe gibbed hier: http://www.amazon.de/beleidigen-Kleines-Brevier-sprachlicher-Grobheiten/dp/3406511252
    #4128681  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    observerAber warum sollte denn Popmusik danach streben, „Kunst von Rang“ zu sein? Du versuchst sie in ein Werteschema zu drängen, das ihren eigentlichen Charakter negiert. Für mich lebt populäre Musik gerade vom Zeitbezug, von der Rückkopplung zwischen Künstler und Publikum, von der Unmittelbarkeit des Erlebens.

    Um das mal klar zu stellen: Ich halte gar nichts von New-Age-Gesäusel und prätentiösem Prog-Getue. Und die Sex Pistols haben auf drei Singles mehr „Kunst von Rang“ produziert als Pink Floyd in 40 Jahren (vielleicht gerade weil sie (die Pistols) es gar nicht wollten?). Oftmals erweist sich das als langlebiger, was eigentlich nur den Augenblick feiern wollte. Was bereits bei seiner Entstehung nach Ewigkeit giert, wirkt oft nach kurzer Zeit lächerlich.
    Wenn du aber Recht hättest, wäre es sinnlos, (Pop-)Musik zu hören, die älter als sagen wir 10 Jahre ist.

    @ Cassavetes:

    Wenn Richard Wagner nicht gerade gegen Juden gehetzt hat, hat er offenbar auch mal was Kluges gesagt. Schönes Zitat!

    --

    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #4128683  | PERMALINK

    allman

    Registriert seit: 10.10.2005

    Beiträge: 2,343

    sie waren mehr als „Popstars“
    sie haben tatsächlich großen einfluß auf das öffentliche leben genommen
    nimm nur mal die ganze „Glam – Rock – Phase “
    so wie die stars rumliefen hatte es großen einfluß auf die modewelt ( ist ya auch kunst ) und sogar auf sexualität
    plötzlich traten männer in frauenkleidern auf und so fiel es auch einer ganzen reihe von Homosexuellen oder auch Heterosexuellen viel leichter
    von dem üblichen status abzurücken ……….

    als Elton John im Oktober `75 in Dodger Stadium in L.A. auftrat
    als erster künstler seit den Beatles – trug er ein strassbesetztes Dodger-Out-fit
    beinahe 1 meter hohe federn und rundum boas
    er bekam auf der bühne unterstützung von Bernie Taupin im kilt
    Tennisstar Billie Jean King und einem Kirchenchor
    das war große kunst! – und sie war gewollt und geplant
    ___________________________
    why don`t we do it in the road

    --

    #4128685  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    alex8529korrekt…..

    Musik, Bilder, Gedichte, oder was auch immer für Kunst kann m.E. niemals von sich aus bzw. vom Künstler geplant, als „Kunst von Rang“ produziert werden.

    All die Klassiker waren auch bloß „Popstars“, die für schnöden Mammon ein Lied oder eine Oper geschrieben haben.

    Da sind wir uns ja einig!

    „Kunst von Rang“ klingt vielleicht ein Bisschen nach hochfahrendem Ehrgeiz und maximaler Prätention. In der Regel verhindert dies aber gerade, dass ein wirklich wertvolles Kunstwerk entsteht.

    --

    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #4128687  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Ah UmWenn Richard Wagner nicht gerade gegen Juden gehetzt hat, hat er offenbar auch mal was Kluges gesagt. Schönes Zitat!

    Na na na. Da informieren wir uns einfach nochmal, oder?

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4128689  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    Hoppala, hier gibt’s sogar eine Wagner-Polizei!

    Ja, Richard Wagner hat haufenweise wichtige kunsttheoretische Schriften verfasst. Gelesen habe ich keine davon. Alles klar?

    :bier:

    --

    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #4128691  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    Ah UmHoppala, hier gibt’s sogar eine Wagner-Polizei!

    Ja, Richard Wagner hat haufenweise wichtige kunsttheoretische Schriften verfasst. Gelesen habe ich keine davon. Alles klar?

    :bier:

    Wagner war ganz sicher kein Philosemit und einige antisemitische Äußerungen sind ja auch erhalten. Und dann gibt’s da noch Das Judenthum in der Musik. Die hauptberuflichen Antisemiten waren aber eher in der Verwandschaft zu suchen, Chamberlain vor allem.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #4128693  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    lathoWagner war ganz sicher kein Philosemit und einige antisemitische Äußerungen sind ja auch erhalten. Und dann gibt’s da noch Das Judenthum in der Musik. Die hauptberuflichen Antisemiten waren aber eher in der Verwandschaft zu suchen, Chamberlain vor allem.

    Genau. Ansonsten bitte Adornos Schriften zu Wagner lesen.

    --

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    #4128695  | PERMALINK

    flatted-fifth
    Moderator

    Registriert seit: 02.09.2003

    Beiträge: 6,027

    Habe mir mal zwei Stunden lang diesen Thread komplett durchgelesen.
    Auch wenn schon so gut wie alles gesagt scheint, möchte ich meine Gedanken ebenfalls gerne dazugesellen.

    MikkoAngesichts der stetigen Zunahme legaler Downloads und sprunghaft gestiegener Gewinne der Firma Apple durch I-Pod Umsätze wird die Frage nach dem Wert von Musik immer dringlicher. Wie misst man den Wert eines nicht mehr als physischer Tonträger vorhandenen Tracks? Einer Aufnahme, die womöglich kostenlos zum Download angeboten wird auf der Homepage einer Nachwuchsband? Aber auch des Livemitschnitts vom letzten Neil Young Konzert, der via Internet bei Tauschbörsen und auf CD-Rs von Fans für Fans angeboten wird?[…]

    Ich denke, die Frage nach dem Wert von Musik vor dem Hintergrund legaler Downloads sollte man noch ausweiten auf das „Phänomen“ der illegalen Downloads.

    „Was mich nichts kostet, ist auch nichts wert“ war eine heißdiskutierte Aussage in diesem Strang. Volkswirtschaftlich gesehen ist diese These falsch, da sich ein Wert aus der Bereitschaft, einen bestimmten Preis zu zahlen ergibt und nicht aus der tatsächlichen Handlung (Amadeus hat es ja schon geschrieben, aber nach meinem Eindruck ist es hier etwas untergegangen bzw. nicht verstanden worden).

    Warum möchte ich aber nun die illegalen Downloads mit ins Spiel bringen? Ich tue dies deshalb, da gerade hier die Bedeutung des Internets als Verbreitungsmedium besonders in den Vordergund tritt und welche Folgen dies wiederum hat. Die Funktion des Internets als Verbreitungsmedium muss ich glaube ich hier in einem Internetforum niemandem mehr erklären, interessant sind die Folgen. Dass die Wirtschaft nachsteuern muss und den Leuten im Nachhinein ein „Copy kills music“ einredet, zeigt, wie am Boden das wirtschaftsmoralische Verhalten der Konsumenten ist. Allerdings hat die Wirtschaft diese fehlende Moral auch selbst zu verantworten, „Geiz ist geil“- und „Ich bin doch nicht blöd“-Dogmen kommen schließlich aus der selben Richtung. Groteske Züge nimmt mittlerweile der Protektionismus der Musikindustrie an. Kunden werden zu Schwerverbrecher deklariert, jeder Käufer ist ein Schläfer. Schlaue Ingenieure entwickeln Kopierschutzmechanismen und digitale Rechtemanagement-Systeme. Ähnlich wie im „Kampf“ gegen den Terrorismus findet auch hier eine Entmündigung der Bürger (respektive Konsumenten) statt und größtenteils merken sie es noch nicht einmal.

    So praktisch und bequem die neuen Möglichkeiten der Bezugsmöglichkeiten über das Internet sind, so mindern sie meiner Meinung nach aus oben genannten Gründen doch den Wert von Musik. Es bleibt hier immer ein fader Beigeschmack des Bewusstseins, mal wieder von kapitalistischen Kräften über den Tisch gezogen worden zu sein. Bevor aber der Eindruck erscheint, ich sei ein fatalistischer Gegner der Internetdistribution, muss ich noch sagen, dass auch ich gelegentlich Internetplattformen zum Musikkauf (Betonung auf Kauf!) verwende. Die Unmittelbarkeit der Verfügbarkeit ist nun mal ein nicht von der Hand zu weisender Vorteil. Allerdings kaufe ich auch CDs und Vinyl, wobei ich mir vorgenommen habe in nächster Zeit letzteres mehr zu fokussieren.

    Dabei wird mir bewusst, dass die Frage nach dem Wert von Musik durchaus eine Frage des Formates ist, und nicht unabhängig davon beantwortet werden kann. Vinyl erlangt durch das Auftauchen von iTunes und Co für mich einen höheren Wert, oder anders gesagt, derselbe Song hat auf meiner Festplatte einen geringeren Wert als auf Vinyl. Warum ist das so? Nun, hier kommen wir wieder zu den Kosten. Sich einen Song auf Vinyl zu besorgen und zu hören, erfordert wesentlich höhere Transaktionskosten als sich den Song einfach runterzuladen. Die Bereitschaft, solche Transaktionskosten zu tragen, definiert wiederum den persönlichen Wert.

    Ein paar Sätze noch zu folgender Aussage:

    MikkoWomöglich gibt es in einigen Jahrzehnten tatsächlich Popstars, deren Aufnahmen man nur noch individuell runterlädt und im I-Pod – oder was immer dann en Vogue ist – mit sich rumträgt. Aber wie bestimmt sich dann der Wert dieser Aufnahmen? Potenziert er sich im Verhältnis zur Zahl der Downloads, oder wie? Werden nicht trotzdem Hunderttausende Musikliebhaber manipuliert, indem man ihnen einredet, dass Sänger XY der beste und glaubwürdigste ist? Bedeutet das nicht eine unsägliche schreckliche Gleichmacherei? – Oder ist es die absolute Befreiung? Der Sieg der vollkommenen Individualität? Jedem seine eigenen TOP 100! Und keine gleicht den anderen. Wie unfassbar wundervoll – und dämlich. Wird nicht Musik auf diese Art zu etwas völlig Beliebigem, Wertlosem?

    Die Manipulation von Musikliebhaber ist doch auch schon heute gang und gebe, dafür braucht es keine Downloadstatistiken, sondern nur Media Control…

    Ich sehe im Internet durchaus die Chance der Individualität, wenn auch nicht der vollkommenen (gibt es eine vollkommene Individualität in einer Gesellschaft überhaupt?). Es gibt im Internet mittlerweile etwas, was der Computerbuchverleger Tim O’Reilly die „Architecture of participation“ nennt (als ein Bestandteil des Web 2.0-Konzeptes). Diese eigentlich ganz simple Architektur beschreibt, dass der User einem System Inhalte (und damit Werte) hinzufügen. Ich möchte als Beispiel das Musikportal www.last.fm nennen, da ich mich aktuell ganz fasziniert mit diesem Portal auseinander setze. Hier kann jeder User nämlich wie in Deiner Aussage beschrieben, seine ganz eigenen Top 100-Listen erstellen und ich finde es alles andere als beliebig und wertlos. Aber ich denke, die Auswirkungen der Strukturveränderungen im Internet und der daraus entstehende Einfluss auf die Musik an sich muss hier nicht weiter vertieft werden. Vielleicht mache ich beizeiten dafür mal einen eigenen Diskussionsthread auf.

    --

    You can't fool the flat man!
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