Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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  • #4534825  | PERMALINK

    friedrich

    Registriert seit: 28.06.2008

    Beiträge: 5,160

    Mean Streets (Martin Scorsese, 1973)

    Charly ist hin- und hergerissen zwischen der Loyalität zu seinem Onkel Giovanni, dem obersten Mafioso von Little Italy in NYC, seiner Freundschaft zu dem durchgeknallten und bis über beide Ohren verschuldeten Johnny Boy und seiner Liebe zu Johnnys Cousine Teresa. Und dann sind da noch seine Schuldgefühle als gläubiger Katholik. Er verstrickt sich immer weiter in die daraus entstehenden Konflikte bis es zur gewalttätigen Entladung kommt.

    Ein früher Scorsese, in dem schon sehr viel von den teils autobiografischen Themen steckt, die er später immer wieder behandeln wird. Loyalität, Versuchung, Sünde, Schuld, Sühne. Das ist mit kleinem Budget, teils mit wackeliger Handkamera gefilmt, wirkt dadurch manchmal etwas schmuddelig und holprig aber umso authentischer, fast wie cinema verité. Mehr eine Studie des Milieus von Little Italy und seiner Bewohner als ein Gangsterfilm.

    Harvey Keitel spielt überzeugend den verunsicherten Nachwuchs-Mafioso Charly und Robert de Niro ist in einer seiner besten Rollen als Johnny Boy zu sehen, nämlich eigentlich untypisch besetzt und nicht in der Rolle von „Robert de Niro“. Und ganz am Ende kann man sogar Martin Scorsese selbst als gunman sehen – der ausgerechnet seine eigenen Protagonisten Charly und Johnny Boy abknallt.

    Großartig der Einsatz der Musik, die immer die Musik ist, die im jeweiligen Setting läuft: In der Jukebox, im Autoradio oder bei einer religiösen Prozession. Sensationell, wie eine Liebesschnulze auf einmal springt, als bei einer Rangelei jemand gegen die Jukebox knallt.

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    “There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)
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    #4534827  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    Mit Candy:

    WILD (Nicolette Krebitz)

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    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #4534829  | PERMALINK

    mark-oliver-everett

    Registriert seit: 14.12.2003

    Beiträge: 18,065

    Godzilla (Ishirō Honda) 1954

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    TRINKEN WIE GEORGE BEST UND FUSSBALL SPIELEN WIE MARADONA
    #4534831  | PERMALINK

    tebe

    Registriert seit: 23.09.2014

    Beiträge: 26

    Sonic JuiceMit Candy:

    WILD (Nicolette Krebitz)

    Und? Auf den bin ich ja schon sehr gespannt. Laut einigen Kritiken soll der Film ja sehr bemüht um seine Radikalität sein. Aber ich mag radikales Kunstkino und wenn es aus Deutschland kommt, kann man wohl auch mal ein Auge zudrücken.

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    #4534833  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

    Beiträge: 8,990

    Sonic JuiceMit Candy

    WILD (Nicolette Krebitz)

    Ich werde ihn mir auch ansehen, bin gespannt. :-)

    #4534835  | PERMALINK

    sonic-juice
    Moderator

    Registriert seit: 14.09.2005

    Beiträge: 10,983

    TeBeLaut einigen Kritiken soll der Film ja sehr bemüht um seine Radikalität sein. Aber ich mag radikales Kunstkino und wenn es aus Deutschland kommt, kann man wohl auch mal ein Auge zudrücken.

    Ich fand den Film weder besonders radikal noch künstlerisch (noch „wild“), jedenfalls wenn man ihn an vergangenen und aktuellen Beispielen internationalen Filmschaffens für radikales Kunstkino misst. Insofern kann ich auch die berauschten Superlative aus den Filmkritiken nicht so ganz teilen. Aber – wie es so schön heißt – für einen deutschen Arthouse-Filme ist er durchaus ambitioniert und sehenswert geraten. (***1/2)

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    I like to move it, move it Ya like to (move it)
    #4534837  | PERMALINK

    candycolouredclown
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 19,059

    Ein Meisterwerk habe ich auch nicht gesehen, aber starke **** gibts von mir für Krebitz‘ wunderbare coming-of-boredom Geschichte auf jeden Fall. Kritiken habe ich nicht gelesen, aber ein „Bemühen um Radikalität“ konnte ich nicht finden, im Gegenteil: Die Szenen, die vermutlich für Gesprächsstoff sorgten, reihten sich für mich durchaus nachvollziehbar in die Gedanken- und Gefühlswelt von Ania ein, wenn man sich denn darauf einlässt. Die sehr kontrollierte Inszenierung (kann man wohl als „Berliner Schule“ bezeichnen, ich bin mir da nicht sicher) mag manchen stören, ich empfand sie als eher reizvoll.
    Und Georg Friedrich ist eh ne Bank.

    Gerade hier:

    „La minorenne“ (Silvio Amadio)


    Von ein paar eher unnötigen klamottigen Szenen mal abgesehen (und die der Film überhaupt nicht nötg hat), eigentlich ohne Tadel. Fantástico! :liebe:

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    Flow like a harpoon daily and nightly
    #4534839  | PERMALINK

    jan_jan
    Chosen Undead

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 5,890

    Nick LonghettiDer geilste Tag […] Ordentlich.

    Und da hab ich letzt ner Freundin abgesagt, jetzt werd ich das wohl nachholen.

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    Arise now, ye Tarnished/Ye dead, who yet live/ The call of long-lost grace speaks to us all  
    #4534841  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865


    Razzia in St. Pauli von Werner Hochbaum

    Fritz Lang mag genialisiert werden, til the cows come home – der beste Regisseur der Weimarer Republik ist trotzdem Hochbaum mit seinem dreckigen Hafenschnack, den wilden Kamerabewegungen und der permanenten geilen Ahnung, dass da zwischen den Ab- und Aufblenden Sex in der Luft liegt. Wie bei den alten Filmen vom Lemke strahlen vergangene Jahrzehnte wie selbstverständlich ins Jetzt herüber: Gina Falckenberg, die würde ich auch gerne kennen.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #4534843  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Napoleon Dynamiteder beste Regisseur der Weimarer Republik ist trotzdem Hochbaum

    Auf jeden Fall einer der 5 besten. Also fast schon im Olymp der Filmkunst.

    --

    #4534845  | PERMALINK

    baser

    Registriert seit: 08.01.2012

    Beiträge: 38

    Napoleon Dynamite
    Razzia in St. Pauli von Werner Hochbaum

    Fritz Lang mag genialisiert werden, til the cows come home – der beste Regisseur der Weimarer Republik ist trotzdem Hochbaum mit seinem dreckigen Hafenschnack, den wilden Kamerabewegungen und der permanenten geilen Ahnung, dass da zwischen den Ab- und Aufblenden Sex in der Luft liegt. Wie bei den alten Filmen vom Lemke strahlen vergangene Jahrzehnte wie selbstverständlich ins Jetzt herüber: Gina Falckenberg, die würde ich auch gerne kennen.

    Oh ja, ganz toller Film aus der Frühzeit des Tonfilms. Besonders die verspielte Optik mit den Gegenlichaufnahmen und Überblendungen haben mich damals in den Bann gezogen. „Morgen beginnt das Leben“ hat mir aber fast noch ein bisschen besser gefallen.

    --

    #4534847  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Ein Mann namens Ove, Hannes Holm, 2016 ****

    Der alte knarzige Ove hat vor kurzem seine Frau Sonja durch Krebs verloren. Er gibt den Blockwart in seiner kleinen schwedischen Reihenhaussiedlung und pisst so ziemlich jeden an. Seine Selbstmordversuche scheitern … und als nebenan neue Nachbarn einziehen, die als erstes seinen Briefkasten beim Einparken umnieten, kommt so langsam der weiche Kern von Ove zum Vorschein. In Rückblenden erfährt der Kinobesucher, was Ove in seiner Kindheit erlebt hat und wie er solzialisiert wurde; wie er seine Frau kennen gelernt hat und ihr gemeinsames Leben verlaufen ist …

    Absolut sehenswert!

    PS. Ich habe das Buch noch nicht gelesen. Meine Freundin meinte, das in dem Film drei bis vier nette Details nicht verarbeitet wurden, fand die Umsetzung aber sonst sehr gelungen.

    --

    #4534849  | PERMALINK

    jackofh

    Registriert seit: 27.06.2011

    Beiträge: 3,741

    Sonic JuiceIch fand den Film weder besonders radikal noch künstlerisch (noch „wild“), jedenfalls wenn man ihn an vergangenen und aktuellen Beispielen internationalen Filmschaffens für radikales Kunstkino misst. Insofern kann ich auch die berauschten Superlative aus den Filmkritiken nicht so ganz teilen. Aber – wie es so schön heißt – für einen deutschen Arthouse-Filme ist er durchaus ambitioniert und sehenswert geraten. (***1/2)

    Habe den Film auch so gesehen. Tolle Schauspieler auch und gut fotografiert. Was ich inhaltlich etwas schade fand, ist, dass die „Wildheit“ dann doch so konventionell daherkommt. Da ist Krebitz in meinen Augen leider auf halber Strecke stehengeblieben und hat sich nicht getraut, ihre Figur wirklich ausbrechen zu lassen. Aber vielleicht wollte sie das auch gar nicht. Und vielleicht passt es auch zur Konstitution der Hauptfigur, dass viele Bilder und Szenen so stereotyp gestaltet sind.

    --

    #4534851  | PERMALINK

    witek-dlugosz

    Registriert seit: 19.11.2010

    Beiträge: 5,114

    Noch ein Problem bei „Wild“: Lilith Stangenberg ist im Kosmos der „Volksbühne“ eine tolle Schauspielerin, in dieser Rolle aber wirkte ihre Art zu reden ganz eigenartig affektiert. Ich habe den Film in etwa so empfunden wie Sonic, gebe aber nur gute * * *.

    --

    #4534853  | PERMALINK

    fifteenjugglers
    war mit Benno Fürmann in Afghanistan

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 11,597

    Der April, bisher:

    02.04.16

    „Raising Arizona“ von Joel Coen (USA 1987)

    Ziemlich toll und im Coen-Universum locker in den Top 5. Eine reine Wohltat nach dem doch eher soliden „Hail, Caesar!“.

    „Sightseers“ von Ben Wheatley (Großbritannien 2012)

    Serienmörder auf Campingtrip. Nett.

    „Ticky Tacky“ von Brian Petsos (USA 2014)

    Oscar Isaac als betrogener Ehemann auf Rachefeldzug. Nicht schlecht gemacht, aber ein richtig guter Kurzfilm sollte die Dinge noch deutlich präziser auf den Punkt bringen.

    05.04.16

    „Fatal Games“ von Michael Elliot (USA 1984)

    Eher lausiger High School Slasher aus den tiefen 80ern. Ein paar ausgefallene Ideen verhindern so gerade noch den Totalausfall.

    08.04.16

    „Delirio caldo“ von Renato Polselli (Italien 1972)

    Mittelmäßiger, aber gut fotografierter Giallo, der durch hemmungsloses Overacting und eine grandios missratene deutsche Synchronisation („Ich habe einen instinktiven Verdacht metaphysischen Charakters“) surreale Qualitäten erreicht.

    09.04.16

    „The Lobster“ von Yorgos Lanthimos (Irland, Großbritannien, Griechenland, Frankreich, Niederlande, USA 2015)

    Ja, doch, ich mochte den. Ziemlich erfreulich.

    10.04.16

    „High-Rise“ von Ben Wheatley (Großbritannien 2015)

    Eigentlich nicht schlecht, aber der Film hat spätestens nach 60, 70 Minuten seinen Punkt gemacht und geht dann noch ewig lange weiter. Trotzdem wahrscheinlich bisher Wheatleys bester Film.

    13.04.16

    „Rolling Thunder“ von John Flynn (USA 1977)

    Kleiner, gemeiner Film über einen Vietnamveteranen auf Rachefeldzug. Das von Paul Schrader in den frühen 70ern verfasste Drehbuch hat schon einiges von Taxi Driver, der Film selbst auch viel von Peckinpah. Schrader mochte den fertigen Film nicht, da an seinem Drehbuch herumgepfuscht wurde, aber er hat unrecht. Sehr sehenswert.

    15.04.16

    „Wild“ von Nicolette Krebitz (Deutschland 2016)

    Ein außergewöhnliches Thema, tolle Darsteller, die Optik der Berliner Schule und viele Polanski-Bezüge – da verzeiht man gerne den etwas längeren Anlauf, den der Film benötigt. Sehr erfreulich.

    16.04.16

    „The Forbidden Room“ von Guy Maddin und Evan Johnson (Kanada 2015)

    Guy Maddins Neuer ist Stummfilm-Hommage und -Collage, verschachtelt wie russische Matrjoschkas und insgesamt einfach nur irre. Der höchste unter vielen Höhepunkten ist eine videoclipartig aufgebaute Sequenz, in der Udo Kier zu Sparks-Klängen seiner Obsession für weibliche Hinterteile nachgeht (gibt’s auch auf Youtube). Darf sich, Stand heute, mit „The Hateful Eight“ um den Titel „Bester Film des Jahres“ kloppen.

    18.04.16

    „Muzné hry“ von Jan Švankmajer (Tschechoslowakei 1988)
    „The Firm“ von Alan Clarke (Großbritannien 1989)

    Vom Filmrunden-Kollegen sehr liebevoll ausgewähltes Doppel, bestehend aus zwei Filmen mit dem Thema Fußball und Gewalt. Švankmajer gewohnt surreal, Clarke brutal, dynamisch und realistisch. Beide sehr sehenswert.

    20.04.16

    „Heart Of A Dog“ von Laurie Anderson (USA 2015)

    Ja, doch, ich mochte den, auch wenn er wirklich seeehr persönlich ist und man das teils doch sehr esoterisch-buddhistische Gefasel ein bisschen ausblenden muss.

    --

    "Don't reach out for me," she said "Can't you see I'm drownin' too?"
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