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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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The Fall
(Regie: Tarsem Singh – Großbritannien/Indien, 2006)Roy Walker (Lee Pace) liegt im Krankenhaus und ist in zweierlei Hinsicht ein gebrochener Mann: zum einen hat sich der Stuntman bei einer Filmszene so schwer verletzt, dass er nun nicht mehr laufen kann, zum anderen ist seine Freundin mit dem Star des Films durchgebrannt. Dazu bereit, sein Leben zu beenden, freundet er sich mit der 5-jährigen Mitpatientin Alexandria an, um diese dazu zu bringen, ihm eine tödliche Dosis Morphium zu besorgen. Er beginnt, ihr eine phantastische Geschichte zu erzählen, in der er geschickt sich selbst, Alexandrias Lieblingskrankenschwester, andere Patienten, seinen Nebenbuhler und natürlich Alexandria selbst einbringt. Doch bald erkennt das kleine Mädchen, dass hier nicht nur das Schicksal der erdachten Figuren am seidenen Faden hängt…
Bekannt wurde Tarsem Singh vor allem durch seine Musik- und Werbevideos wie z.B. „Losing My Religion“ von R.E.M.; in seinem zweiten Film für die große Leinwand nach „The Cell“ beschäftigt er sich mit den Traditionen des Geschichtenerzählens, inspiriert durch den bulgarischen Film „Yo Ho Ho“ aus dem Jahre 1981.
Schon zu Beginn zeigt Singh wie brüchig die Stringenz einer mündlichen Überlieferung ist und dass sie immer wieder durch Erzähler, Zuhörer und Weitererzähler manipuliert wird. Man kann sich niemals sicher sein die Wahrheit zu hören, sondern erhält stets eine gefärbte Variante.
Singh bedient sich wahllos bei antiken Sagen, Mythen, Märchen und anderen Geschichten, er nutzt den archetypischen Kampf Gut gegen Böse und verpasst all dem einen Hollywoodanstrich; seine Geschichten erfährt man nur durch den Mund (und damit die Kolorierung) eines Kenners der Klassiker der kalifornischen Traumfabrik.
Aber auch der beste Geschichtenerzähler bleibt ein einsamer Rufer in der Wüste, wenn er keine Zuhörer hat, die seinen Worten folgen, keine Gefäße, die sich mit den Geschichten befüllen lassen. Nicht umsonst heißt die kleine Hauptdarstellerin Alexandria, ein Verweis auf die berühmte antike Bibliothek, in der sich das gesammelte Wissen der damaligen Zeit befand.
„The Fall“ wurde an Originalschauplätzen in über 20 Ländern gedreht, auf den Einsatz von CGI hat man dabei laut mehreren Quellen verzichtet, dieser Aufwand entspricht voll und ganz dem optisch überwältigenden, bombastischen Leinwandereignis dessen Zeuge man hier in knapp zwei Stunden wird. Die surrealistischen Momente bedienen sich im reichen Fundus des Geschichtenerzählens (immer geprägt durch Hollywood), anstatt in Träumen und dem Unterbewusstsein zu wühlen. An einer Stelle zitiert Singh deutlich Szenen aus „Fando Y Lis“ und „The Holy Mountain“ von Alejandro Jodorowsky.
Wenn man all dies bedenkt, erwartet man eigentlich einen tiefsinnigen Film, „The Fall“ bleibt aber zu jeder Zeit ein Märchen, eine melodramatische Fantasygeschichte und bedient vor allem die Oberfläche. Es ist eine makellose, faszinierende Oberfläche, ganz im Sinne des Unterhaltungsfilms, sie birgt durch die atemberaubenden Panoramen und Landschaften aber eine Projektionsfläche für die Gedanken des Zuschauers, die die vermeintliche Leere auffüllen können.Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=iO0LYcCoeJY
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Slept through the screening but I bought the DVD
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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POLIZEIRUF 110: „Cassandras Warnung“ (Dominik Graf, 2011)
Nach der eher etwas enttäuschenden IM ANGESICHT DES VERBRECHENS Serie eine Rückkehr für Graf zu alter Form. Das ausgelutschte „Polizeiruf“-Format für einen klassischen Giallo (mit sorgfältigen Anleihen bei Argento, Morricone, Lado, Fulci und sogar Nic Roeg) zu verwenden, ist grandios, dem Bayerischen Rundfunk eine derart unkonventionell erdachte und inszenierte Krimikost zu servieren, noch grandioser. Top notch!
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Silver Linings Playbook (Russell, 2012) ****
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In an ocean of noise, I first heard your voice. Now who here among us still believes in choice? - Not I!L’Eclisse (Michelangelo Antonioni, 1962) * * * *
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Sir, I'm going to have to ask you to exit the donut!Die Frau mit den 5 Elefanten von Vadim Jendreyko (2009)
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Heute abend im Kino:
Elena (Andrei Swjaginzew, RU 2011)
Grossartig, hat die hohen Erwartungen erfüllt!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Sun Don’t Shine von Amy SeimetzIn „Alexander The Last“ war sie die Schwester, die Liebhaber ausspannte, „Autoerotic“ die beste Freundin, die detailliert erklärte, wie man sich selbst stranguliert, „Silver Bullets“ die Verführerin des mit sich selbst hadernden Swanberg, „A Horrible Way To Die“ eine Alkoholikerin, die der Beziehung mit einem Mörder entkommen wollte und ins nächste Verderben schlitterte. Amy Seimetz ist im tatsächlichen Leben eine der liebreizendsten und sympathischsten Personen überhaupt, vor der Kamera verkörpert sie stets das Abgründige, undurchdringlich Verlockende, zugleich Verletzende wie Verletzte. Erstmalig hinter dem Objektiv schickt sie Kate Lyn Sheil und Kentucker Audley auf einen Road Trip mit unbestimmtem Ziel und nur undeutlichem Blick in den Rückspiegel: Kate Lyns Ex-Freund hat sie misshandelt, also brachte Kentucker ihn um und lud den Körper in den Kofferraum. Die beiden flüchten nach Florida, wo Kate Lyn einst als Kind Meerjungfrauen in einem Freizeitpark schwimmen sah und Kentucker sich der Leiche entledigen kann. Die Geschichte ist rhapsodisch und vage, die Gespräche muffled und überlagert von sirrender Natur und Feedback-Noise, die visuelle Ästhetik impressionistisch, detailverloren, verschwommen. In der emblematischen Geste der letzten Sequenz dämmerte es mir dann endlich, woran mich der Film erinnerte: Er ist eine so merkwürdige wie berückende Variation über Malicks „Badlands“ – verlegt in die Keys, wo die Sonne ohne Unterlass scheint. Film des Jahres, so far.
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A Kiss in the Dreamhousegypsy tail windHeute abend im Kino:
Elena (Andrei Swjaginzew, RU 2011)
Grossartig, hat die hohen Erwartungen erfüllt!Neid! Den will ich schon lange sehen. Zumindest in England wird er im Februar auf DVD veröffentlicht.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoFlags Of Our Fathers (Clint, the chair)
Langatmig und unfokussiert
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.„Letters From Iwo Jima“ ist sehr viel beeindruckender, dem solltest Du noch eine Chance geben.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank CapraKrautathausNeid! Den will ich schon lange sehen. Zumindest in England wird er im Februar auf DVD veröffentlicht.
Ich glaube „The Banishment“ hält sich als Nummer 1, aber die drei Filme sind verdammt eindrücklich, selbst in dem Zustand (Kino kann man das Zwergenräumchen nicht nennen, in das ich mich gestern mit vierzig anderen zwängte, mir schmerzen noch immer die Kniescheiben), in dem ich ihn zu sehen kriegte.
In der Romandie lief er schon Anfang letzten Jahres oder so, ich war freudig überrascht, dass er hier doch noch in die Kinos kam, hatte die Hoffnung aufgeben. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, die wie gesagt erfüllt wurden.
Ein sehr leiser Film, ganz ohne Action oder Spannung, wie sie in „The Return“ und „The Banishment“ ja fast zum Zerreisen spürbar ist. Die Geschichte wird nicht mal richtig erzählt sondern eher vor einem ausgebreitet, man muss (oder muss nicht) sich seinen eigenen Reim daraus machen. Auch die Zeichnung der Figuren lässt viel Raum, wenig wird festgelegt – das gefiel mir sehr gut.
Die Kameraarbeit ist einmal mehr herausragend, die Bilder wirklich über weite Strecken grossartig. Die Musik (Phil Glass) fand ich etwas weniger gelungen, aber nicht übel, die hyperrealistische Tonspur streckenweise etwas übertrieben, weil sie manchmal fast etwas beängstigend wirkte (wo das vom Plot her völlig unangebracht war).Zudem: Die Kühltürme haben einen guten kleinen Part und der Typ mag Dylan nicht.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail wind
Ein sehr leiser Film, ganz ohne Action oder Spannung, wie sie in „The Return“ und „The Banishment“ ja fast zum Zerreisen spürbar ist. Die Geschichte wird nicht mal richtig erzählt sondern eher vor einem ausgebreitet, man muss (oder muss nicht) sich seinen eigenen Reim daraus machen. Auch die Zeichnung der Figuren lässt viel Raum, wenig wird festgelegt – das gefiel mir sehr gut.Danke für die Zusammenfassung! Nach dem Trailer hätte ich auf eine ähnliche Erzählweise, wie in „The Return“ oder „The Banishment“ getippt.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykoCoffee & Cigarettes (Jim Jarmusch) ****
Napoleon Dynamite
Sun Don’t Shine von Amy SeimetzIn „Alexander The Last“ war sie die Schwester, die Liebhaber ausspannte, „Autoerotic“ die beste Freundin, die detailliert erklärte, wie man sich selbst stranguliert, „Silver Bullets“ die Verführerin des mit sich selbst hadernden Swanberg, „A Horrible Way To Die“ eine Alkoholikerin, die der Beziehung mit einem Mörder entkommen wollte und ins nächste Verderben schlitterte. Amy Seimetz ist im tatsächlichen Leben eine der liebreizendsten und sympathischsten Personen überhaupt, vor der Kamera verkörpert sie stets das Abgründige, undurchdringlich Verlockende, zugleich Verletzende wie Verletzte. Erstmalig hinter dem Objektiv schickt sie Kate Lyn Sheil und Kentucker Audley auf einen Road Trip mit unbestimmtem Ziel und nur undeutlichem Blick in den Rückspiegel: Kate Lyns Ex-Freund hat sie misshandelt, also brachte Kentucker ihn um und lud den Körper in den Kofferraum. Die beiden flüchten nach Florida, wo Kate Lyn einst als Kind Meerjungfrauen in einem Freizeitpark schwimmen sah und Kentucker sich der Leiche entledigen kann. Die Geschichte ist rhapsodisch und vage, die Gespräche muffled und überlagert von sirrender Natur und Feedback-Noise, die visuelle Ästhetik impressionistisch, detailverloren, verschwommen. In der emblematischen Geste der letzten Sequenz dämmerte es mir dann endlich, woran mich der Film erinnerte: Er ist eine so merkwürdige wie berückende Variation über Malicks „Badlands“ – verlegt in die Keys, wo die Sonne ohne Unterlass scheint. Film des Jahres, so far.
Whoopee!
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words. -
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