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AutorBeiträge
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PowderfingerWer in Erwartung von Gesangskünsten oder möglichst originaler Wiedergabe der Songs in ein Dylan-Konzert geht, dem ist ohnehin nicht zu helfen. Ich finde die Art und Weise, wie his Bobness die eigenen Songs dekonstruiert schon sehr spannend. Natürlich hilft ihm die exzellente Band dabei ganz besonders. Auch in München war es nett anzusehen, wie das Mainstream-/Bayern 3-Publikum, das natürlich wg. Knopfler gekommen war, nach ca. 3 Dylan-Liedern die Halle verließ. Dennoch: Es war ein großes Dylan-Konzert, auch wenn die Song-Auswahl zum Schluß recht vorhersehbar war.
Stimmt, powderfinger. Gesangskünste im konservativen Sinne waren von Bob Dylan ja noch nie zu erwarten. Auch ein Grund warum ich ihn sehr, sehr gerne (auch live) höre ist: er hat der verkrusteten Erwartung des „Klein“Bürgertums, der Gesang müsse auf die bürgerlich geschulte Weise den Ton (und nicht das Herz oder wie auch immer…) treffen mal so richtig in den Arsch getreten. 1966 zum Beispiel oder eben 2011 in der hässlichen Olympiahalle.
Bei der Vorhersehbarkeit der Song-Auswahl zum Schluß widerspreche ich dir allerdings vehement: Der Extra-Song, Blowin in the wind (wie bereits von mir vermutet: offensichtlich für die fröhlichen Stage-Rusher…) war überhaupt nicht vorhersehbar. Der kam einfach so daher und hat eine ganze Menge Leute glücklich gemacht….
Oder mit Bob Dylan:
„Anybody who expects anything from me is just a borderline case“--
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WerbungchildintimeOk, hatte mich schon gewundert. Gute Fahrt! :wave:
Thx.
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How does it feel to be one of the beautiful people?@clau und childintime
Klingt Klasse Euer erster Post… Hoffe auf mehrEtwas völlig verrücktes ist heute für die „Daheimgebliebenen“ passiert: Ein lieber, verrückter, Mensch hat die gesamte Show in Hamburg live und in wirklich guter Bild- und Tonqualität gebroadcastet.
Er saß wohl auf der Tribüne links der Bühne und es war toll. Things have changedhttp://bambuser.com/channel/johnyqi/broadcast/2090740
Irgendjemand in Nürnberg und/oder Innsbruck?
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Oh! Bob steht wieder rechts!
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The highway is for gamblers, better use yurr sense Contre la guerrenotdarkyeter hat der verkrusteten Erwartung des „Klein“Bürgertums, der Gesang müsse auf die bürgerlich geschulte Weise den Ton (und nicht das Herz oder wie auch immer…) treffen mal so richtig in den Arsch getreten. 1966 zum Beispiel oder eben 2011 in der hässlichen Olympiahalle.
Was ist eigentlich schlimmer: Bob´s Selbstdemontage oder die arrogante Ignoranz seiner Jünger? Sein Gesang war nie berauschend, aber jetzt ist einfach nur noch ein NICHTS vorhanden an Stimme! Kann man sich Bob auch „schönsaufenhören“ – JA! Aber warum sollte man?!:roll:
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notdarkyetZu Dylan`s momentaner Live-Stimme und deren KritikerInnen schreibt ein Kommentator „cat-allan“ auf Zeit-online einen aussergewöhnlich treffenden Kommentar (untenstehend).
„Wäre bei der Entstehung solcher Artikel und Kommentare auch nur eine Spur Objektivität im Spiel – von Sachverstand ganz zu schweigen -, und würde man ein bisschen recherchieren, bevor man medial bellt, dann könnte man hören, wie es um Dylans Stimme bestellt ist. Schon immer hat er eine Album-Stimme gehabt und eine davon arg abweichende Live-Stimme. Nie aber hat man Dylan je mit seiner eigenen Stimme singen gehört. Wie grandios Dylan derzeit singen kann? Dafür gibt es ein schönes Beispiel: „Red Cadillac and a black moustache“ vom neu eingespielten Album „Good Rockin‘ Tonight“, um einiges besser noch auf „The lost notebooks of Hank Williams“ in „The love that faded“. Gibt’s auch auf youtube. Dylan singt, wie er es momentan gern möchte, bei Bedarf auch gern warm und melodisch. Wenn er es in Konzerten derzeit nicht machen will, dann geht einfach nicht hin. Wann wird dieses ebenso sinnlose wie dilletantische Geschreibsel über Dylans Stimmzustand endlich aufhören? Hoffentlich erlebt er’s noch.“
Volltreffer, meines Erachtens.
Volltreffer? Der Sampler „Good Rockin‘ Tonight“ und die „Red Cadillac“-Aufnahme sind keineswegs neu eingespielt, sondern mittlerweile auch schon wieder über 10 Jahre alt, kein besonders überzeugendes Beispiel also für Dylans aktuelle stimmliche Verfassung. Denn natürlich hat sich auch seine „Album-Stimme“ verändert, in den Jahren seit 2005/06 m.E. stärker als beispielsweise in den 5 Jahren zuvor. Auf den Touren bis etwa „Modern Times“ stand ihm noch ein viel breiteres Spektrum an Registern zur Verfügung, das objektiv betrachtet seither sowohl live als auch im Studio hörbar geschrumpft ist. Wenn man sich zum Vergleich das Weihnachtsalbum und erst recht jüngere Aufnahmen wie „Do-Re-Mi“ oder eben den Hank-Williams-Song anhört (oder Live-Mitschnitte aus den entsprechenden Zeiträumen), wird das sofort ohrenfällig. Das Beeindruckende ist ja, was er daraus macht, wie er den veränderten Gegebenheiten immer wieder neue interpretatorische Facetten abgewinnt und sich damit neue Gestaltungsspielräume schafft. „Wohlklang“ war nie ein gültiges Kritierium in der Rockmusik, da kam es immer auf den Ausdruck an, und in der Hinsicht hat Dylan im Alter eher hinzugewonnen. Das jüngst in Berlin erlebte Konzert hatte diesbezüglich alles, was man sich nur erhoffen konnte, keine Frage. Lediglich die zitierte Argumentation finde ich nun alles andere als „außergewöhnlich treffend“.
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Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)@speed turtle
Ich denke mit „neu eingespielt“ meint der Zeit-Kommentator, dass ältere Songs die bei Sun Records erschienen sind, neu eingespielt wurden. Aber egal..
Ansonsten habe ich zu deiner Auffassung gar keinen so großen Widerspruch. Seine Live-Stimme variiert in den letzten 15 Jahren stark. In China z.B. sang er „Forever Young“ in selten dagewesener Klarheit.@ribosom
Das kann ich dir leider auch nicht beantworten. Alkohol hilft aber in den seltensten Fällen…--
notdarkyet@speed turtle
Ich denke mit „neu eingespielt“ meint der Zeit-Kommentator, dass ältere Songs die bei Sun Records erschienen sind, neu eingespielt wurden. Aber egal…Immerhin bringt er das Beispiel als Beleg dafür, „wie grandios Dylan derzeit singen kann“, und dazu taugt es nun wirklich nicht.
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Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)Ich empfinde den Gesang von Dylan als grandios. Echt. Ich saß mit j.w. und Mick67 im Konzert und als Dylan bei Don’t Think Twice einen besonders tiefen Ton grollte, haben wir spontan „gejubelt“ (war kein Jubel, aber mir fällt kein besseres Wort ein). Wir wären ja doof, wenn wir uns ins Konzert setzen würden, weil es uns nicht gefällt und dann die ganze Zeit so tun, als würden wir das gut finden, während wir in Wirklichkeit leiden. Also nochmal: Ich finde Dylans Konzerte fantastisch, mit Singen hat das nur begrenzt zu tun, aber es steckt noch so viel Charakter und Ausdrucksstärke in diesem dunkeln Grollen, dass ich es immer und immer wieder hören möchte.
Übrigens: Knopfler ist der weitaus schwächere Sänger, der flüstert und spricht vielfach nur noch.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.notdarkyet
http://bambuser.com/channel/johnyqi/broadcast/2090740
Irgendjemand in Nürnberg und/oder Innsbruck?Wunderbar. Was man z.B. bei Hard Rain vom Bandspiel mitbekommt ist schlicht großartig.
Vielleicht bemühe ich mich noch kurzfristig um Nürnberg.--
FAVOURITESNatürlich ist Dylans Stimme eine Mischung aus altem Kater mit Lungenentzündung, Nagelfeile und Donnergroll. Aber das ist doch gerade das coole daran. Wirklich problematisch empfand ich gestern den Gesang von Baron Valeron, ääh, Mark Knopfler.
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How does it feel to be one of the beautiful people?nail75
Übrigens: Knopfler ist der weitaus schwächere Sänger, der flüstert und spricht vielfach nur noch.Gerade das macht für mich aber einen besonderen Reiz aus. Definitiv einer meiner Lieblingssänger.
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nail75Ich empfinde den Gesang von Dylan als grandios. Echt. Ich saß mit j.w. und Mick67 im Konzert und als Dylan bei Don’t Think Twice einen besonders tiefen Ton grollte, haben wir spontan „gejubelt“ (war kein Jubel, aber mir fällt kein besseres Wort ein). Wir wären ja doof, wenn wir uns ins Konzert setzen würden, weil es uns nicht gefällt und dann die ganze Zeit so tun, als würden wir das gut finden, während wir in Wirklichkeit leiden. Also nochmal: Ich finde Dylans Konzerte fantastisch, mit Singen hat das nur begrenzt zu tun, aber es steckt noch so viel Charakter und Ausdrucksstärke in diesem dunkeln Grollen, dass ich es immer und immer wieder hören möchte.
Übrigens: Knopfler ist der weitaus schwächere Sänger, der flüstert und spricht vielfach nur noch.
Sehr schön auf den Punkt gebracht. Wobei ich noch mal anmerken möchte, dass Dylan in diesem Jahr bei allem, was ich auch von anderen Konzerten gesehen/gehört habe, viel intensiver singt, oder sagen wir mal neutral „vorträgt“ als in den geschätzten 10 Jahren davor. Er hatte diese unglaublich lange Phase, wo sein Standardvortrag darin bestand alles auf einer Note zu nuscheln und auf der letzten Silbe dann einen Notensprung zu machen. Furchtbar. Damals habe ich ihn auch als aktuellen Livekünstler für mich abgeschrieben. Aber in den letzten Jahren kam da wieder Leben in seinen Vortrag und dieses Jahr war ich so begeistert von ihm wie seit fast 20 Jahren nicht mehr!
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Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueHier die Set-List aus Hamburg:
Leopard-Skin Pill-Box Hat
Boots Of Spanish Leather
Things Have Changed
Man In The Long Black Coat
The Levee’s Gonna Break
Not Dark Yet
Rollin‘ And Tumblin‘
A Hard Rain’s A-Gonna Fall
Highway 61 Revisited
Forgetful Heart
Thunder On The Mountain
Ballad Of A Thin Man
All Along The Watchtower
Like A Rolling Stone--
How does it feel to be one of the beautiful people?PowderfingerWer in Erwartung von Gesangskünsten oder möglichst originaler Wiedergabe der Songs in ein Dylan-Konzert geht, dem ist ohnehin nicht zu helfen. Ich finde die Art und Weise, wie his Bobness die eigenen Songs dekonstruiert schon sehr spannend. Natürlich hilft ihm die exzellente Band dabei ganz besonders. Auch in München war es nett anzusehen, wie das Mainstream-/Bayern 3-Publikum, das natürlich wg. Knopfler gekommen war, nach ca. 3 Dylan-Liedern die Halle verließ. Dennoch: Es war ein großes Dylan-Konzert, auch wenn die Song-Auswahl zum Schluß recht vorhersehbar war.
Also zunächst mal: Diese Arroganz ist schon erschütternd, mit der die Leute, die nach Knopfler gingen, hier behandelt werden. Sozusagen Menschen 2. Klasse, weil sie Dylans Gekrächze so gar nichts abgewinnen können. Wer Knopfler mag, aber Dylan nicht, der hört auch sonst den letzten Schund – so die Lesart. Versucht doch einfach mal, Dylan live so zu hören, als wäre es euer erstes Mal dass ihr ihn wahrnehmt – und dann sagt mir, dass ihr sofort Feuer und Flamme sind. Vor allem die Leute unter 20, 25, 30 sind anders sozialiisiert. Meinetwegen erwarten sie perfekte Konzerte mit perfektem Ton und „funktionierenden“ Stimmen – was sollte daran so schlimm sein, dass hier pausenlos mit Begriffen wie „Kleinbürgertum“ oder BR3-Hörer hantiert wird. Wenn ich dann so einen abgedrehten Nerd-Schund höre wie bei dem Zeit-Online Poster, der „Objektivität“ bei Dylans Stimme einfordert – nein, gerade Objektivität kann man da nicht einfordern, weil Dylan objektiv keine „Stimme hat, die den Nerv des „schönen Hörens“ trifft. Was bleibt ist, dass die Leute, die Dylan immer gut finden, die Dylan, wenn er Mist spielt, das als „Dekonstruktion“ hoch anrechnen, die, nachdem Dylan jetzt gefühlte 1000 Jahre Mundharmonika spielt, tatsächlich heraushören wollen, er habe sein Spiel verbessert (!) – dass diese leute zu Gericht sitzen wollen über andere, die den Dylan-Wahnsinn nicht teilen.
Wohlgemerkt, ich sage das als jemand, der Dylan geschätzte 30 Mal gesehen hat, darunter legendäre Konzerte wie das In Nürnberg auf dem Reichtagsgelände oder 2 Mal während der „Renaldo und Clara“-Tour in den USA (1st leg). Aber ich habe mein Gehirn behalten, und versgtehe jeden, der Dylan nicht mag, ich kann sogar die Gründe nachvollziehen.
Das andere: Hier wird pausenlos Dylans Stimme dieser Tour mit anderen, teilweise weit zurückliegenden Touren verglichen – gerade so, als sei Dylan nicht inzwischen gesegnete 70 Jahre alt! Mann, Leute, er KANN gar keine perfekte Stimme mehr haben in dem Alter und, vor allem, bei dem Verschleiß auf seiner Neverending Tour. Und da wollen wirklich welche jüngst erst seine schöne Stimme gehört haben, so, als erhebe die ihr Haupt manchmal wie früher, wenn der Meister dies nur wolle. Ein ganz schlauer meint ja dann auch, man habe Dylan „noch nie mit seiner eigenen Stimme“ singen hören. Gehts noch? Und unterscheidet dann Album- Live,- und noch nie damit gesungene- Stimme.
Ich denke, man sollte die Konzert-Diskussion innerhalb der Dylan-Gemeinde führen, außerhalb ist nur schwer nachvollziehbar, dass Menschen wie nail „jubeln“ bei einem Dylan-Jauchzer. Ich kann nail da verstehen, aber fragt doch mal die Leute, die das Koinzert verlassen, warum sie das tun? Das sind nicht bloß banale Idioten, die werden nämlich ganz fundiert begründen, was ihnen da nicht gefällt. Ist doch auch gut so, dann bleiben die Dylanfans unter sich, und müssen sich kein Genörgle anhören.--
Include me out! -
Schlagwörter: Aber das Weihnachtsalbum!, Bots auch hier, Bürgerschreck, Da hör' ich lieber Modern Talking, Heinz lass uns gehen, hömmareferenziimaschön, Jedes Blasorchester besser, keine Melodien und völliger Murks, know your idols!, seine Band haut es raus, ZDF-Fernsehgarten-Publikum
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