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Ich hab mir das Album gestern gekauft, zweimal angehört und für die nächsten zwei Monate gut verstaut (alles andere wäre dann doch ein bisschen too much).
Die Frage ob es sinnvoll und/oder satirisch ist, ein Weihnachtsalbum „retro“ anzulegen, ist insofern absurd, als das Genre „Weihnachtsalbum“ als solches natürlich aufs Engste mit 50er und 60er Jahre Fernseh-Weihnachtsspecials und überhaupt einer bestimmten Zeit verbunden ist, die … einfach vorbei ist, ums mal nüchtern auszudrücken. Ein Vergleich: Es fragt ja auch niemand, ob eine heute gebaute Dampflokomotive moderner oder origineller hätte ausfallen müssen. Also: Wer A sagt muss auch B sagen. Wer ein Weihnachtsalbum macht, muss (zumindest in den USA) auch Silver Bells und Winter Wonderland singen. So gesehen ist auf einer Weihnachtsplatte kein Platz für Großtaten und zeitgenössische Populärmusik – das würde einfach das Format sprengen. Have yourself a merry little Christmas …. um mehr geht es nicht und das ist schwierig genug.
Und Dylan erledigt die selbst gestellte Aufgabe (Ein Weihnachtsalbum einspielen) meines Erachtens – mit dem ihm zur Verfügung stehenden gesanglichen Mitteln – ganz gut und offensichtlich mit einem gehörigen Maß an Witz und Spielfreude. Zynismus kann ich da nirgends heraushören, was wäre das auch für ein Zynismus, der so viel Liebe ins Arrangement steckt. Wäre er zynisch an die Sache herangegangen, hätte er die Scheibe vermutlich alleine mit Mundharmonika und Wanderklampfe eingespielt.
Mein erstes Fazit: eine sehr nette und liebevoll eingespielte Weihnachtsplatte für einen wohltätigen Zweck – zumindest was die Künstlertantiemen betrifft. Form und Inhalt gehen wunderbar zusammen, was ja auch ein Qualitätsmerkmal ist. Dylans Biedermeieralbum oder anders gesagt: Ein Weihnachtsalbum ist ein Weihnachtsalbum ist ein Weihnachtsalbum.
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WerbungRealmanDas liest sich so, als hätte Dylan ein Album voller Rülpsgeräusche und Karnevalslieder aufgenommen. Findest Du die ersten Hörproben denn wirklich so schlimm?
Ja, absolut.
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Ich kenne von dieser Platte bisher nur die Streams auf Youtube. Ich finde sie ganz grauenhaft. Ich werde mir das Album nicht kaufen.
Schon auf der weithin überschätzten „Modern Times“ war eine ungute Tendenz zur schunkeligen Betulichkeit zu beklagen.
Man hat da ja so Einiges hinein interpretiert: Dylan verabschiede mit dem Geniekult auch gleich die Idee der Autorenschaft. Der Altersweise werde Eins mit seiner ewigen Inspirationsquelle, dem nie versiegenden Strom des namenlosen Folk-Kontinuums. Schwer romantisch.Eine Platte mit Weihnachtsliedern lag da gar nicht mehr so fern. Man hätte fast selbst drauf kommen können.
Der nächste Gedanke: Schon früher in seiner Karriere ist Dylan einmal ganz ähnlich gescheitert. Auf der berüchtigten „Self Portrait“ wollte er mal ganz unprätentiös und laid back der guten, alten Einfachheit huldigen. Und fand doch nur das Seichte, Banale, Kitschige.
Möglicherweise hat der späte Dylan einen früheren Fehler wiederholt. Vielleicht ist aber auch die Zeit des souveränen Alterswerks schon wieder vorbei und wir betreten nunmehr die Phase des senilen, sentimentalen Opa Bob.
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There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass er sowas machen könnte. Der Gedanke hat etwas absurdes.
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Boah, ist das grausam! Am Samstag habe ich sehr ausführlich reingehört, jeden Song mind. 2 min. Ich dachte erst, es könnte vielleicht eine Parodie sein, aber ich glaube, Dylan meint das Ernst.
Vom Stil hätte es durchaus als Bonus CD zum letzten, mich wenig begeisternden, Studioalbum durchgehen können.
Ah Ums Schunkelmusikvergleich ist ziemlich treffend.--
Kann die zum Teil harsche Kritik hier nicht verstehen.
Das Album hat eine sehr wohlige klangliche Wärme, die Band spielt wunderbar entspannt und man hört förmlich den Spaß, den alle Beteiligten hatten.
Meine anfängliche Skepsis hat sich inzwischen in Anerkennung und Begeisterung gewandelt.Dylans Stimme und der Band-Sound machen aus sentimentalem Kitsch eine anregende und überraschend unpeinliche Angelegenheit.
Wer nur die 30-Sekunden-Schnippsel kennt, sollte mit seinem Urteil noch warten. Ich war zunächst auch geschockt.
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Eigentlich bin ich anders, ich komme nur selten dazu.mighty quinnKann die zum Teil harsche Kritik hier nicht verstehen.
Das Album hat eine sehr wohlige klangliche Wärme, die Band spielt wunderbar entspannt und man hört förmlich den Spaß, den alle Beteiligten hatten.
Meine anfängliche Skepsis hat sich inzwischen in Anerkennung und Begeisterung gewandelt.Dylans Stimme und der Band-Sound machen aus sentimentalem Kitsch eine anregende und überraschend unpeinliche Angelegenheit.
Wer nur die 30-Sekunden-Schnippsel kennt, sollte mit seinem Urteil noch warten. Ich war zunächst auch geschockt.
1. schrieb ich 2 Minuten
2. Kann man sich Dylan immer irgendwie schön reden. Aber bei alten, hinfällig bekannten Weihnachtsliedern, fällt mir das sehr schwer.--
Mick671. schrieb ich 2 Minuten
2. Kann man sich Dylan immer irgendwie schön reden. Aber bei alten, hinfällig bekannten Weihnachtsliedern, fällt mir das sehr schwer.1. Ich bezog mich zu keiner Zeit auf dein Posting. Ich hatte es nicht mal gelesen.
2. Was dir schwer fällt, kann anderen ja durchaus leicht fallen.
3. Grausam als Vokabel ist oft zutreffend, in diesem Fall (sowie bei TTL auch) aber wohl kaum.--
Eigentlich bin ich anders, ich komme nur selten dazu.Berliner Zeitung, 12.10.2009
Bob Dylan hat eine Platte mit Weihnachtsliedern aufgenommen. Frank Junghänel kann nach dem Hören des ersten Lieds „Here Comes Santa Claus, here comes Santa Claus…“ seine Erschütterung nicht verbergen: „Doch noch ehe der Song zu Ende ist, beginnt man zu begreifen, dass das gar keine Parodie ist. Es handelt sich bei dieser Interpretation um eine durchaus seriöse Aneignung dieses freundlichen Kinderliedes durch einen ebenso freundlichen Kinderschreck.“
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"Don ́t sit down cause i ́ve moved your chair" (Artic Monkeys)Mick67
2. Kann man sich Dylan immer irgendwie schön reden.Oh nein, schon bei Self Portrait wird man schnell unglaubwürdig und bei den wirklich schlechten Alben der 1980er würde man sich nur lächerlich machen, wenn man es ernsthaft versuchte. Ich kenne aber auch niemanden, der sich auf dieses dünne Eis gewagt hätte.
Aber ich finde die Verunsicherung wie sie sich in diesem verlinkten Artikel und bei Ah Um zeigt, großartig. Ein Künstler macht das, worauf er Lust hat und die Musikkritik kollabiert und schleudert wild mit den Armen um sich: „Du hast unseren schönen Dylan-Alterswerk-Diskurs kaputt gemacht“, schreien sie! „Das werden wir Dir nie verzeihen! Du bist nichts weiter als ein seniler alter Sack! Bald trittst Du im Musikantenstadl auf!“
Danke, Bobby – egal, wie das Album ist, dafür hat es sich schon gelohnt!
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75….Aber ich finde die Verunsicherung wie sie sich in diesem verlinkten Artikel und bei Ah Um zeigt, großartig. Ein Künstler macht das, worauf er Lust hat und die Musikkritik kollabiert und schleudert wild mit den Armen um sich: „Du hast unseren schönen Dylan-Alterswerk-Diskurs kaputt gemacht“, schreien sie! „Das werden wir Dir nie verzeihen! Du bist nichts weiter als ein seniler alter Sack! Bald trittst Du im Musikantenstadl auf!“
Danke, Bobby – egal, wie das Album ist, dafür hat es sich schon gelohnt!
Ich bin nicht verunsichert. Im Gegenteil, ich bin sehr sicher, daß ich dieses Album nicht kaufen werde, obwohl die Deluxe Edition sehr schön ist.
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Ich meinte auch nicht Dich, Mick.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Ich meinte auch nicht Dich, Mick.
Ach so, ich dachte, weil Du mich zitiertest.
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Junghänels BZ-Kritik ist so falsch gar nicht. Nicht anders würde ich sie in Dylans Schaffen einordnen. Wer mit Xmas-Platten eh nichts am Hut hat, sollte wohl einen großen Bogen um sie machen, anderen mag sie genau dann passen, wenn der saisonale Schwulst zu überschwülstig wird.
Ich bin jedenfalls gespannt und würde das Vinyl wohl kaufen, wenn es nicht wieder so exorbitant teuer ist.--
FAVOURITESnail75Oh nein, schon bei Self Portrait wird man schnell unglaubwürdig und bei den wirklich schlechten Alben der 1980er würde man sich nur lächerlich machen, wenn man es ernsthaft versuchte. Ich kenne aber auch niemanden, der sich auf dieses dünne Eis gewagt hätte.
Aber ich finde die Verunsicherung wie sie sich in diesem verlinkten Artikel und bei Ah Um zeigt, großartig. Ein Künstler macht das, worauf er Lust hat und die Musikkritik kollabiert und schleudert wild mit den Armen um sich: „Du hast unseren schönen Dylan-Alterswerk-Diskurs kaputt gemacht“, schreien sie! „Das werden wir Dir nie verzeihen! Du bist nichts weiter als ein seniler alter Sack! Bald trittst Du im Musikantenstadl auf!“
Danke, Bobby – egal, wie das Album ist, dafür hat es sich schon gelohnt!
Down in the groove ist missglückt, ja. Self Portrait ist zu lang, hat aber einige oft übersehene Perlen (etwa Days of 49). Ansonsten zählen die 80er Dylan-Alben vielleicht nicht zu seinen stärksten, halten aber insgesamt ein beachtliches Niveau. Infidels und Oh Mercy sind gar großartig. Dünnes Eis sieht anders aus.
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Eigentlich bin ich anders, ich komme nur selten dazu. -
Schlagwörter: Weihnachtsbob
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