Be Here Now – Wie wichtig ist Euch Aktualität?

Startseite Foren Kulturgut Das musikalische Philosophicum Be Here Now – Wie wichtig ist Euch Aktualität?

Ansicht von 15 Beiträgen - 241 bis 255 (von insgesamt 371)
  • Autor
    Beiträge
  • #6781015  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,576

    Malibu

    @just me: Ich könnte jetzt versuchen mich herauszureden, dass der Hip Hop der 70er zumindest auf Platten noch Old School war und daher keine Samples verwendet hat.. Aber du hast natürlich recht.

    Magst du kurz erklären, was du mit „noch Old School“ meinst?

    --

    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #6781017  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    just meah….. um was geht es hier eigentlich?

    „(I Can’t Get No) Satisfaction“
    einer deer songs, die die Welt eroberten
    brav?
    „The Times They Are a-Changin‘ “
    brav?
    u.s.w.
    :roll:

    vermeintliche drogen- und sexanspielungen wie „i can’t get no satisfaction“ sind doch harmlos (zumindest aus heutiger sicht) im vergleich zu einem song wie „when the sun goes down“ von den arctic monkeys, in dem’s ums treiben eines zuhälters und prostitution geht. wüsste nicht, dass derartige themen in pop-songs der 60s schon stattgefunden hätten (im folk mag’s etwas anders ausgesehen haben?!).

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #6781019  | PERMALINK

    malibu

    Registriert seit: 12.12.2005

    Beiträge: 3,280

    CleetusMagst du kurz erklären, was du mit „noch Old School“ meinst?

    Äh, ich erkläre dir etwas über Hip Hop ist irgendwie verkehrt herum.. Eigentlich habe ich mein Wissen hauptsächlich aus dem Hip Hop Thread hier. Aber die Einteilung Old School = Studioband spielt das Backing ein, New School = Verwendung von Samples geht doch in die richtige Richtung?

    --

    #6781021  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,576

    Ach so meinst du das.

    Off-Topic:
    (Ich würde HipHop auch nicht bei Kool Herc beginnen lassen, zumindest nicht ganz, sondern auch die Studio1-Toaster aus Jamaika, Gil Scott-Heron, James Brown und vor allem die Black Poets mit einbeziehen.) Kool Herc hat insofern HipHop-Musik gemacht, indem er auf zwei Turntables den selben Track liegen hatte und hieraus händisch die Funk-Breaks loopte. Eine Hudelei erster Güte. Damit ihm das Publikum nun den ein oder anderen Fehler verzieh hat er zwischen den Songs ein paar lustige Sprüche ins Mikrofon gestottert.
    Den Begriff Old-School verwende ich auch für die paar Singles die in den Siebzigern noch rauskamen gar nicht, dass sind schon eher die Roots.
    Aber du hast Recht, bis Grandmaster Flash kam war die Backing Band obligatorisch, übrigens auch live.)

    Eins der berühmtesten Rap-Musik-begründenden-Breaks war z.B. das hier: Klick!

    --

    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #6781023  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,645

    Dick LaurentEs geht mir also um die Musik, da weniger um die Komposition, sondern um das, was man hört. Die Aufnahmen der 60er klingen eben nach 60er, die der 70er klingen nach 70er, die der 80er nach 80er – das liegt wohl an Instrumenten, Aufnahme- und Produktionsmethoden. Und daher klingt es „alt“, unzeitgemäß. Das mag für mich aufgrund meiner Prägung für die 80er kein Problem sein (und damit für ältere Semester auch ausgeweitet auf die 70er oder 60er) – warum allerdings 20jährige sich für diese Zeiten begeistern und den Musikkontext zu ihrer Generation dadurch vernachlässigen, das bleibt mir seit 25 Jahren ein Rätsel!

    Das sind doch bloße Soundvorlieben, die so oder anders ausfallen können. Wenn ein Teenager heute zum ersten Mal einen „psychedelischen“ Gitarrensound der Sixties hört (mit Phasing oder wie die Effekte alle hießen), warum sollte er dann nicht einfach sagen: „Wow, geiler Sound!“ Dass diese Musik anders klingt als das zeitgenössische Zeugs, kann für ihn gerade reizvoll sein. Was 1967 neu und aufregend war, kann vierzig Jahre später noch genauso wirken – für junge Leute, die es zum ersten Mal hören (gilt natürlich nur, wenn es nicht längst vom Dudelfunk getötet worden ist).
    (Ich habe als Teenager Ende der 80er Jimi Hendrix für mich entdeckt. Diese Musik klang für mich wohltuend anders als das Zeug in den Charts, das ich nicht mochte, aber keineswegs angestaubt. Heute empfinde ich so manches aus den Sixties als angestaubt, Hendrix aber immer noch nicht. Das hängt auch von der Qualität der Musik ab, der Art des Sounds usw.)

    Dick LaurentPop kann nicht ohne Zeitbezug gesehen werden, und der eigene Kontext zu vergangenen Zeiten bleibt immer improvisiert und konstruiert.

    Ältere Musik entstammt einem anderen kulturellen Kontext, aber das kann bei zeitgenössischer Musik ja auch so sein. Wenn ich heute HipHop höre, kommt diese Musik auch aus einer anderen Lebenswelt – ich war noch nie in der Bronx oder in Brooklyn oder in South Central, Los Angeles. Ein Teil des Slangs und manche Inhalte müssen mir deshalb unverständlich bleiben, aber der Sound der Musik selbst kann diese Grenze überschreiten (die Beats vor allem, aber auch der Flow). So ist es auch bei älterer Musik. Eins meiner Lieblingsalben ist Fun House von The Stooges. Das ist 1970 erschienen, da war ich noch nicht auf der Welt – aber die Energie der Aufnahmen packt mich unmittelbar. Ich muss mir keinen Bezug zu dieser Platte „konstruieren“; ich muss einfach nur den Volume-Regler weit genug aufdrehen. Wenn ich mich dann näher mit dem kulturellen Kontext befasse, aus dem das Album stammt (durch Lektüre, Filme usw.), dann vertiefe ich mein Verständnis des Werks, aber ich stelle nicht erst den Bezug dazu her.

    Das führt dann zu folgendem Einwand:

    Carrot FlowerLernt man ältere Musik erst Jahre oder Jahrzehnte später kennen, fehlt der Zugang. Dass man solche Musik lieben kann, keine Frage. Aber gerade bei Musik, die herauskam, bevor man geboren wurde, fehlt einem einfach die Einordnung in die Lebenswelt der damaligen Zeit und somit auch ein echtes Verständnis dafür, was die Musik damals ausgelöst hat.

    Fun House ist da erstmal ein Sonderfall: Die Platte hat 1970 so gut wie nichts ausgelöst; kaum jemand hat die Platte gekauft, sie war jahrelang ein Geheimtipp – und diejenigen, die sie gehört haben, haben dann 1975ff Punk-Bands gegründet. Punk und seine Vorgeschichte sind gut dokumentiert, da ist das Verständnis der Zeitumstände nicht so schwer zu erreichen.

    Jede Platte entstammt einem bestimmten Kontext und hat darin ihre Bedeutung und Wirkung. Zu einer anderen Zeit, in einem anderen Kontext gehört, kann ihre Bedeutung und Wirkung nicht dieselbe sein. Das sieht man an Carrot Flowers Beatles-Beispiel
    Gerade bei Musik, die sehr einflussreich geworden ist, kann man als Nachgeborener nicht mehr nachvollziehen, wie neu und unerhört sie einmal gewirkt haben muss. Soweit stimme ich zu. Es hängt aber von der Art der Musik ab, wie zeitgebunden sie ist. Fun House ist nicht nur ein Teil der Rockgeschichte, sondern eine Energiequelle, an der man sich immer wieder aufladen kann (wenn man entsprechend disponiert ist – Mucker stören sich vielleicht an den spieltechnischen Unzulänglichkeiten). In den Sound von Can (ein anderes Beispiel) kann man heute noch eintauchen, beim Beat von Jaki Liebezeit immer noch abheben.

    Um auch noch das Rock’n’Roll-Beispiel aufzugreifen: In den Fifties hat selbst Bill Haley (!) Jugendliche dazu inspiriert, Konzertsäle zu zerlegen – für meine Ohren heute klingen Songs wie „Rock around the Clock“ nach besserem Schlager. Aber „Train kept a-rollin“ vom Johnny Burnette Trio reißt einen heute noch vom Sitz und manche Aufnahme von Little Richard wirkt immer noch wild und ungezügelt. Der schiere Sound dieser Platten vermittelt eine Ahnung davon, was Rock’n’Roll damals für viele bedeutet haben muss. Der Unterschied ist: Als Rock’n’Roll neu war, war auch das mittelmäßige Zeug aufregend; heute sind es nur noch die allerbesten Beispiele des Genres. Vieles von damals klingt heute angestaubt oder brav und hat einen Großteil seiner Wirkung eingebüßt – aber eben nicht alles.

    --

    To Hell with Poverty
    #6781025  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    dass regionale sprachakzente betont werden, ist doch auch ein relativ neues phänomen in der popmusik, oder nicht? dass man vom akzent (und wortwahl/vokabular) auf die herkunft schließen kann? während „früher“ eher auf universalität gesetzt wurde? ausnahmen bestätigen die regel (small faces…).

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #6781027  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,243

    @firecracker: Kam das nicht in der Punk-Ära? Aus den 60s wüsste ich spontan nur den Schotten Andy Williams, aber der war auch eher ein Comedian.

    --

    #6781029  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    ja stimmt, im punk wurde bestimmt auch nicht mehr versucht, besonders universell zu klingen. aber da versteht man ohnehin nicht viel von den texten, wenn man nicht genau zuhört, oder? anders als in der popmusik (obwohl man natürlich punk als teil dessen sehen kann).

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #6781031  | PERMALINK

    mueti

    Registriert seit: 09.11.2007

    Beiträge: 1,047

    Es ist mittlerweile zwar schon 4 Seiten her, aber trotzdem:

    NachtmahrDa warte ich dann die inhaltlichen Gegenpositionen ab…

    Sicher bin ich mir immer noch ganz und gar nicht, aber ein paar Thesen habe ich, was Innovation innerhalb der aktuellen Musik angeht:
    -„Indie“ ist meist nichts weiteres als Retro(Pop-oder Rock-)Musik, eventuell mit ein paar elektronischen Elementen vermischt. Nicht weiter der Rede wert.
    -Elektronische Musik hat spätestens mit (dem brillianten) Ryoji Ikeda in den späten 90ern ihre Grenzen erreicht und wird so schnell wohl auch keine Innovationen mehr zu bieten haben.
    -Die 00er Jahre werden meines Erachtens am meisten von Drone und Electroacoustic ausgemacht.
    -Durchwühlen von Archiven (im weitesten Sinne) macht durchaus einen Großteil aktueller Musik aus, auch da die meisten Innovationen durchaus schon stattgefunden haben (meist früher als die meisten meinen). Ich würde also dem Sampling (mehr als Stilmittel) auch eine recht wichtige Rolle zuschreiben.
    ~Gedankengang nicht vollendet, Anmerkungen gerne willkommen.

    --

    #6781033  | PERMALINK

    firecracker

    Registriert seit: 18.01.2003

    Beiträge: 13,381

    Mueti-Elektronische Musik hat spätestens mit (dem brillianten) Ryoji Ikeda in den späten 90ern ihre Grenzen erreicht und wird so schnell wohl auch keine Innovationen mehr zu bieten haben.

    dubstep?

    --

    Dirty, dirty feet from the concert in the grass / I wanted to believe that freedom there could last (Willy Mason)
    #6781035  | PERMALINK

    nachtmahr

    Registriert seit: 22.01.2005

    Beiträge: 3,198

    MuetiSicher bin ich mir immer noch ganz und gar nicht, aber ein paar Thesen habe ich, was Innovation innerhalb der aktuellen Musik angeht:
    -„Indie“ ist meist nichts weiteres als Retro(Pop-oder Rock-)Musik, eventuell mit ein paar elektronischen Elementen vermischt. Nicht weiter der Rede wert.
    -Elektronische Musik hat spätestens mit (dem brillianten) Ryoji Ikeda in den späten 90ern ihre Grenzen erreicht und wird so schnell wohl auch keine Innovationen mehr zu bieten haben.
    -Die 00er Jahre werden meines Erachtens am meisten von Drone und Electroacoustic ausgemacht.
    -Durchwühlen von Archiven (im weitesten Sinne) macht durchaus einen Großteil aktueller Musik aus, auch da die meisten Innovationen durchaus schon stattgefunden haben (meist früher als die meisten meinen). Ich würde also dem Sampling (mehr als Stilmittel) auch eine recht wichtige Rolle zuschreiben.
    ~Gedankengang nicht vollendet, Anmerkungen gerne willkommen.

    Deine Ausführungen kann ich durchaus nachvollziehen, wobei Dein Innovationsbegriff ein eher puristisch ausgerichteter zu sein scheint. Vermeintlich radikale Erneuerer sind natürlich wichtig, stehen aber auch in einer Tradition, die es für manchen vielleicht erst noch zu entdecken gilt; außerdem sind sie gerade in der elektronischen Musik ein Kind der technischen Entwicklungsphasen. Die Klangforschungsarbeiten von Künstlern wie Ryoji Ikeda sind dabei hochspannend.
    Ich sehe allerdings ebenso in einer Musik, die bereits Vorhandenes aufgreift, variiert, individualisiert und gegenwarts- wie zukunftsorientiert, die Pop und Wissenschaft versucht miteinander kurzzuschließen, viel innovatives Potential. Die Möglichkeit der Collage-Kunst eben.
    Wenn ein Verrückter wie der Schotte Frog Pocket dann Aphex Twin mit Violine mixt, bin ich einfach hellauf begeistert.

    --

    "Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)
    #6781037  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,645

    Wenn man für sich festgestellt hat, dass einem Aktualität irgendwie wichtig ist, dann kann man weiter fragen: Was ist es eigentlich, das Aktualität wichtig macht? Dick Laurents Argumente überzeugen mich da nicht. Die beste Antwort steht oben in Post #72. Man kann die Wichtigkeit nicht an der Musik selbst festmachen, sondern an den sozialen Aspekten des Poplebens. Und jeder entscheidet sich immer wieder neu, ob er dabei sein oder sich abseits halten möchte. Die neuen Platten zu hören und darüber zu diskutieren, bevor sie allgemein bekannt, bewertet und in Listen gepackt worden sind, gehört auch dazu. Auch daran hat man nicht immer gleichermaßen Spaß (hängt auch vom aktuellen Angebot ab).

    --

    To Hell with Poverty
    #6781039  | PERMALINK

    just-me

    Registriert seit: 06.11.2007

    Beiträge: 1,074

    firecrackervermeintliche drogen- und sexanspielungen wie „i can’t get no satisfaction“ sind doch harmlos (zumindest aus heutiger sicht) im vergleich zu einem song wie „when the sun goes down“ von den arctic monkeys, in dem’s ums treiben eines zuhälters und prostitution geht. wüsste nicht, dass derartige themen in pop-songs der 60s schon stattgefunden hätten (im folk mag’s etwas anders ausgesehen haben?!).

    na und?
    Was war damals mit „Lola“ von den Kinks ?
    Durfte nicht gesendet werden
    Oder Iggy Pop, der ständig auf der Bühne seinen Schnidel zeigte? Mehr als 20 Jahre entweder total betrunken oder auf LSD seine shows gab? Niemand konnte ihn stoppen!
    Jim Morrison wurde frisch von der Bühne runter verhaftet
    weil ihm seine Lederhose platze
    Lou Reed musste sich zwischendurch mal paar „….“ hinten in der Bühne reinziehen before er weitermachen konnte
    Rod Stewart wurde mehrmals mit Abfällen und faulen Eiern beschmissen, wei er das Publikum mit „fuck you“ beschimpfte
    die Stones wurden mehrmals als „Arschlöcher“ von den Medien beschimpft
    die Beatles ebenso, „vier langhaarige Idioten die nichts können“
    David Bowie präsentierte mehrere songs mit der sogenannten „cut-technic“ er zerschnitt einfach die Zeilen und reihte sie willkürlich aneinander
    u.s.w. und sofort

    war das eine deutliche Sprache ?

    --

    #6781041  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,576

    #6781043  | PERMALINK

    just-me

    Registriert seit: 06.11.2007

    Beiträge: 1,074

    das ist doch sonnenklar Cleetus, es gibt nichts Neues mehr, das sich nicht an dem Alten orientiert !
    Sind wir uns soweit einig?

    --

Ansicht von 15 Beiträgen - 241 bis 255 (von insgesamt 371)

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.