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MuetiSicher bin ich mir immer noch ganz und gar nicht, aber ein paar Thesen habe ich, was Innovation innerhalb der aktuellen Musik angeht:
-„Indie“ ist meist nichts weiteres als Retro(Pop-oder Rock-)Musik, eventuell mit ein paar elektronischen Elementen vermischt. Nicht weiter der Rede wert.
-Elektronische Musik hat spätestens mit (dem brillianten) Ryoji Ikeda in den späten 90ern ihre Grenzen erreicht und wird so schnell wohl auch keine Innovationen mehr zu bieten haben.
-Die 00er Jahre werden meines Erachtens am meisten von Drone und Electroacoustic ausgemacht.
-Durchwühlen von Archiven (im weitesten Sinne) macht durchaus einen Großteil aktueller Musik aus, auch da die meisten Innovationen durchaus schon stattgefunden haben (meist früher als die meisten meinen). Ich würde also dem Sampling (mehr als Stilmittel) auch eine recht wichtige Rolle zuschreiben.
~Gedankengang nicht vollendet, Anmerkungen gerne willkommen.
Deine Ausführungen kann ich durchaus nachvollziehen, wobei Dein Innovationsbegriff ein eher puristisch ausgerichteter zu sein scheint. Vermeintlich radikale Erneuerer sind natürlich wichtig, stehen aber auch in einer Tradition, die es für manchen vielleicht erst noch zu entdecken gilt; außerdem sind sie gerade in der elektronischen Musik ein Kind der technischen Entwicklungsphasen. Die Klangforschungsarbeiten von Künstlern wie Ryoji Ikeda sind dabei hochspannend.
Ich sehe allerdings ebenso in einer Musik, die bereits Vorhandenes aufgreift, variiert, individualisiert und gegenwarts- wie zukunftsorientiert, die Pop und Wissenschaft versucht miteinander kurzzuschließen, viel innovatives Potential. Die Möglichkeit der Collage-Kunst eben.
Wenn ein Verrückter wie der Schotte Frog Pocket dann Aphex Twin mit Violine mixt, bin ich einfach hellauf begeistert.
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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)