Alles Geschmacksache?

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  • #5105605  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    otis….
    Wenn ich mir aber Gedanken darüber mache, was daran gut/schlecht ist, warum es gut/schlecht ist, es als Kunstwerk werten will, sollte ich mir über meine Kriterien klar werden, sollte die Absichten des Musikers/Interpreten etc zu erahnen versuchen etc. Alles das, was Go1 geschrieben hat.

    Das eine ist also: Kann ich das Musikstück genießen, ist es nach meinem Geschmack?
    Und eine davon ziemlich unabhängige Frage ist: Ist es ein gutes Musikstück?

    Wenn mir aber Rosenkohl partout nicht schmeckt, ist es schwer Kriterien zu finden, die ihn schmackhaft erscheinen lassen. Vielleicht hinkt da der ansonsten gute Vergleich etwas. Ist der Rosenkohl knackig zubereitet oder weich zerkocht, wird das nichts an meiner „geschmäcklerischen“ Einschätzung gegenüber Rosenkohl ändern. Ich kann höchstens sagen: toll zubereitet, aber ich mag ihn trotzdem nicht. Aber das ist ein Urteil, das ich mir nicht zutraue. Dazu müßte ich Koch oder besser Profi-Testesser sein. Das macht vielleicht auch den Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Hobby Musikhörer und professionellen Musikjournalisten aus.

    Im übrigen: Ich liebe Rosenkohl ;-)

    --

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    #5105607  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    Ich hasse Rosenkohl…er verursacht bei mir Blähungen und ziemliches Unwohlsein. Außerdem hat er einen recht bitteren Eigengeschmack.

    Außerdem schlägt otis in Post Nr. 59 ganz verrückterweise doch sehr in meine Kerbe.
    Und jetzt gehe ich ne Portion „black roots“ essen. Die schmecken mir.

    --

    [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
    #5105609  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    Das Musikstück an sich ist völlig unabhängig vom Hörer da.

    Das ist eine erkenntnistheoretisch sehr gewagte Aussage! Niemand kann sicher sagen, ob Gegenstände ohne einen Betrachter (bzw Hörer) überhaupt existieren. D.h.: strikte Objektivität ist dem Menschen gar nicht möglich. Aber das würde jetzt wohl gar zu philosophisch.

    Noch mal der Vergleich mit dem Essen. Angenommen, ich mag keinen Rosenkohl. Dennoch könnte ein Koch wunderbare Rosenkohl-Gerichte zaubern. Kreativ, innovativ, hausmannsmäßig oder was auch immer.
    Aber sie schmecken mir nicht. Das ist völlig ok, und kein Mensch wird in der Lage sein, sie mir schmackhaft zu machen. Dabei muss ich mir nicht einmal die Mühe machen, sie x-mal zu probieren.
    Dennoch können sie zum einen für andere toll sein, und zum anderen kann vor allem der Koch ein guter sein, was ich aber nicht beurteilen kann, weil ich keinen Rosenkohl esse, nur Rosenkohlesser könnten das, und erfahrene Rosenkohlesser noch mehr.

    Das Rosenkohl-Beispiel spielt, wenn ich das recht verstehe, auf Genre-Unterschiede an. Ich denke, wir sind uns weitgehend einig, dass Musik an den jeweils genre-immanenten Maßstäben gemessen werden muss (wie gesagt: Beethoven war ein ganz schlechter Jazz-Musiker).
    Und über ein Genre, das deutlich außerhalb meines Erfahrungshorizontes liegt (zB indische Raga-Musik), sollte ich mir besser kein Urteil erlauben. Nur in diesem Zusammenhang würde ich die Redeweise vom „fehlenden Zugang“ gelten lassen. Wenn aber jemand, der sich für Popmusik interessiert und sich gut auskennt (so wie wohl alle hier), zB „Pet Sounds“ nicht mag, dann liegt das im Zweifel nicht daran, dass die Beach Boys der Rosenkohl wären, sondern dann hat er eben ein von der Mehrheitsmeinung abweichendes und völlig akzeptables Urteil gefällt.

    --

    There is a crack in everything; that's how the light gets in. (Leonard Cohen)
    #5105611  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    otis[…]
    Das eine ist also: Kann ich das Musikstück genießen, ist es nach meinem Geschmack?
    Und eine davon ziemlich unabhängige Frage ist: Ist es ein gutes Musikstück?

    Schwer zu bewerten. Wenn es Dir nicht gefällt, wie soll das Stück dann gut sein. Allerdings gebe ich zu, dass ich mit dieser ich-bezogenen Sichtweise auch Probleme habe. Es gibt einige Filme und Musikstücke, die würde ich als „gut“ bezeichnen, mir gefallen sie aber nicht. Auf der anderen Seite, was ist dann „gut“, wenn es mir nicht gefällt?

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #5105613  | PERMALINK

    mitchryder

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 25,961

    Ich setze mal voraus, dass der Mensch lernfähig ist. So eröffnen sich im Bereich Musik ein weites Feld der Lernfähigkeit und der Weiterbildung.

    Ein konkretes Beispiel von mir ist der Jazz als Stil. Bis Mitte 20zig fand ich zu dieser Musik keinen Zugang. Heute weiß ich nicht einmal den konkreten Anlass, der mich bewog mit Jazz mich genauer zu befassen. Weitere 20 Jahre danach ist Jazz eine Musikrichtung, die ich gern mag und durchaus aus den Erfahrungen der Jahre mir ein Urteil oder auch Meinung über ein Jazzalbum erlauben zu können bzw. zu dürfen.

    Konkrete Erfahrungen und ständige Lernbereitschaft bereichert somit den Geschmack und wird nicht nur eine „Sache“, sondern ein Thema, wo man sich konkret zu äußern kann.

    --

    Di. & Do. ab 20.00 Uhr, Sa. von 20.30 Uhr Infos unter: [/COLOR][/SIZE]http://www.radiostonefm.de
    #5105615  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Mick, ich dachte, das hätte ich genügend klar ausgedrückt, was du da sagst, von den Urteilen, die man sich nicht zutrauen sollte. Auf nichts anderes zielte der Rosenkohl-Vergleich.
    War also nichts mit der Wolfen’schen Kerbe, in die ich schlage. Keineswegs täte ich das. Dass ich jedem seinen Geschmack zugestehe, dürfte schon immer meine Überzeugung gewesen sein. Dass ich andererseits eine recht hohe Erwartung an Meinungen und Wertungen über Musik habe, auch.
    Ich halte die Suche nach gemeinsamen Kriterien für aussichtslos. Ich habe es oben schon geschrieben, Go1 hat es genauer formuliert.
    Es gibt auch keine allgemeinen Kriterien für gute Kunst. Was bei der Mona Lisa toll sein mag, kann bei einem anderen Bild falsch sein. Was bei den White Stripes zwingend richtig erscheinen mag, mag bei anderen nur als billiges Epigonentum daher kommen. Was bei Satisfaction funktionierte mag bei Smoke On The Water nur noch billig erscheinen.
    Was bei einem Musikstück an Innovation sinnvoll ist, ist beim anderen nur aufgesetzt. Was bei dem einen notwendige Technik, wäre beim anderen nur verfrickelte Leere.
    usw usw.
    Das alles könnte man im Einzelnen analysieren. Man müsste es sogar. Dazu sind Rezensionen da. Dazu ein Nachdenken (Kopf!!) über Musik sinnvoll.
    Aber aufs Ganze gesehen gibt es da nichts Richtiges, was andernorts nicht schon wieder falsch sein könnte.

    --

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    #5105617  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    MitchRyderIch setze mal voraus, dass der Mensch lernfähig ist. So eröffnen sich im Bereich Musik ein weites Feld der Lernfähigkeit und der Weiterbildung.

    Ein konkretes Beispiel von mir ist der Jazz als Stil. Bis Mitte 20zig fanf ich zu dieser Musik keinen Zugang. Heute weiß ich nicht einmal den konkreten Anlass, der mich bewog mit Jazz mich genauer zu befassen. Weitere 20 Jahre danach ist Jazz eine Musikrichtung, die ich gern mag und durchaus aus den Erfahrungen der Jahre mir ein Urteil oder auch Meinung über ein Jazzalbum erlauben zu können bzw. zu dürfen.

    Konkrete Erfahrungen und ständige Lernbereitschaft bereichert somit den Geschmack und wird nicht nur eine „Sache“, sondern ein Thema, wo man sich konkret zu äußern kann.

    …und was genau hast Du gelernt? Von welchen Erfahrungen sprichst Du?

    --

    #5105619  | PERMALINK

    mitchryder

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 25,961

    Mick67…und was genau hast Du gelernt? Von welchen Erfahrungen sprichst Du?

    z.B. Arrangements bewerten zu können. Hab leider im Augenblick nicht mehr die Zeit, dir genauer zu antworten. Falls Interesse, heute Abend mehr darüber.

    --

    Di. & Do. ab 20.00 Uhr, Sa. von 20.30 Uhr Infos unter: [/COLOR][/SIZE]http://www.radiostonefm.de
    #5105621  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    MitchRyderz.B. Arrangements bewerten zu können. Hab leider im Augenblick nicht mehr die Zeit, dir genauer zu antworten. Falls Interesse, heute Abend mehr darüber.

    Gern!

    --

    #5105623  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Ich ziehe hiermit den dämlichen Rosenkohl-Vergleich zurück.
    Nein, es war kein anderes Genre gemeint, eher so etwas wie Pet Sounds. Oder Steely Dan, wozu ich z.B. wenig Zugang habe. Weswegen ich mich aber auch der Wertung dazu enthalte. Ich kann diese Musik nicht beurteilen.
    „I haven’t felt the magic“, sagt WD, habe Randy Newman bzgl. Charlie Parker gesagt. Damit ist genug gesagt. Alles andere wäre doch schlimm. Ich würde meinen „Geschmack“ überhöhen, der mir fremden Musik überstülpen, würde ich sie bewerten. Damit zum Ausdruck bringen, sie habe gefälligst so zu sein, dass sie mir gefällt. Welch ein Schmarren.

    Nein, Beethoven, war ein hervorragender Improvisator, wie Mozart, wie Bach.
    Ja, sie machten keine Jazz-Musik.

    Apropos: Kann mal jemand den Threadtitel ändern in „Geschmackssache“?

    --

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    #5105625  | PERMALINK

    wolfen

    Registriert seit: 01.10.2004

    Beiträge: 1,716

    lathoSchwer zu bewerten. Wenn es Dir nicht gefällt, wie soll das Stück dann gut sein. Allerdings gebe ich zu, dass ich mit dieser ich-bezogenen Sichtweise auch Probleme habe. Es gibt einige Filme und Musikstücke, die würde ich als „gut“ bezeichnen, mir gefallen sie aber nicht. Auf der anderen Seite, was ist dann „gut“, wenn es mir nicht gefällt?

    Genau das ist es. Das berühmte „Kopf-Bauch-Dilemma“.

    --

    [kicks sagt:] ( schon alleine dass da keine Nüsse drin sind zeigt dass es ein allgemeiner check is )
    #5105627  | PERMALINK

    thomlahn

    Registriert seit: 11.11.2003

    Beiträge: 8,143

    otisIch ziehe hiermit den dämlichen Rosenkohl-Vergleich zurück.
    Nein, es war kein anderes Genre gemeint, eher so etwas wie Pet Sounds. Oder Steely Dan, wozu ich z.B. wenig Zugang habe. Weswegen ich mich aber auch der Wertung dazu enthalte. Ich kann diese Musik nicht beurteilen.

    Hm, dass würde ja heissen ich werde nie wieder ein Verriss von Dir lesen dürfen. Schade eigentlich.

    --

    ?
    #5105629  | PERMALINK

    mick67

    Registriert seit: 15.10.2003

    Beiträge: 76,900

    thomlahnHm, dass würde ja heissen ich werde nie wieder ein Verriss von Dir lesen dürfen. Schade eigentlich.

    Wollte er nicht allen Foris den Prog austreiben? :lol:

    --

    #5105631  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Keine Sorge. Das, was ich beurteilen kann, verreiße ich auch.

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    #5105633  | PERMALINK

    ah-um

    Registriert seit: 24.02.2006

    Beiträge: 1,398

    otis
    Apropos: Kann mal jemand den Threadtitel ändern in „Geschmackssache“?

    Du meinst wegen des zweiten „s“? Habe ich geprüft, der Duden lässt beide Varianten zu, und da habe ich mich, faul wie ich bin, für die mit bloß einem „s“ entschieden;-)

    Zur Sache: Liegt es nicht in der Konsequenz deiner Auffassung, dass man sich zu allem, das man nicht mag, nicht äußern darf, weil man den Fehler jedesmal bei sich selbst sucht: „Es muss an mir liegen, ich finde halt keinen Zugang“. Ganz so zurückhaltend wäre ich da nicht. Könnte ja auch sein, dass die Mehrheit, die eine „Magie“ zu spüren glaubt, sich nur etwas vormacht. Jedenfalls sind alles bloß Meinungen.

    --

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