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AutorBeiträge
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redbeansandriceim grunde ist es fast schon überaschend, dass sich nicht noch viel mehr leute so sehr auf die ganze jazztradition „draufgesetzt“ haben wie tapscott, leute die monk, mingus und coltrane gleichermaßen verarbeitet haben, gibt es weniger als man vielleicht vermuten würde… grad mal kurz über seine platten und durch sein archiv geguckt, da findet man kompositionen von duke ellington, max roach, charles tolliver, mccoy tyner, john coltrane, stanley cowell, elmo hope, horace silver, thelonious monk, cal massey, bobby bradford, eric dolphy, clifford jordan, charles mingus, pharoah sanders, fats waller, randy weston, benny golson, mal waldron, tadd dameron, sun ra, charlie parker, miles davis, sonny rollins, gigi gryce… (die größten konzeptionalisten/komponisten des jazz sind hier versammelt, so ungefähr) und vergleichsweise wenig standards… einiges von tapscott und seinem umfeld kann man auf der lastfm seite von nimbus west anhören… wenn man spirtual jazz der zweiten bis dritten generation mag, kann man hier viel entdecken, die Alben von Billie Harris und Nate Morgan etwa… bestellen am besten (?) direkt beim label
abschließend die obligatorische empfehlung für „the dark tree“, eigener thread
Tapscotts Wirkungsfeld ist wahrlich ehrfurchtsgebietend. Wenn ich seine Platten so durchsehe, dann ist das wie ein schein-deja vu, diese ganzen Alben wirken so vertraut, als sähe man sich Trane´s Backkatalog an. Und qualitativ scheint da auch alles bestens im Lot zu sein. Es ist für mich unfassbar, dass ich nie zuvor auf ihn gestoßen bin und hier jetzt so die Augen geöffnet bekomme.
Aber „The dark tree“ scheint ja nochmals wie ein Monolith über alledem zu thronen. Von dem Album (auch dank nails tollem thread) geht ja bereits eine Aura aus. Das letzte Mal habe ich so bei „Ascension“ von Trane gefühlt…
Das ist ein echt herausragender Tip! Thanks a lot!
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Werbungeinen tapscott link hab ich noch
mehr interview als irgendwer lesen möchte…
bei diesen Sachen sieht man wirklich klar und deutlich, wieviel es für die Wahrnehmung ausmacht in New York zu sein/für Labels aufnehmen, die hier im Laden stehen… grad Dark Tree bestellt…--
.Toshey“Invocations“ hatte ich noch vergessen…
Erstaunlich. Aber da sieht man mal wieder, wie different die Herangehensweise an Künstler vonstatten gehen kann. Bei zwei oder drei Alben, habe ich auch Blindkäufe getätigt (damals bei 2001). Ich ließ mich von Cover und Titel leiten (Moth, Ruta und Invocations), wurde aber keinen Deut enttäuscht. Ich bin wohl der „unklassischste“ Jarrett Hörer ever. Aber ich finde ihn dennoch genial. Toll, dass er soviele Ebenen auf dem Niveau bedienen kann… Er ist eben ganz aus Musik, wie es ausschaut…Ich weiß nicht, ob es den klassischen Jarrett-Hörer überhaupt gibt. Vielleicht doch: Denjenigen, der nur das Köln-Konzert zu Hause hat. Aber sonst? Sein Werk ist so unüberschaubar groß, man kann nirgendwo anfangen, man kann nur einsteigen. Keine Ahnung, wie viele Alben es gibt. Knapp 100 sicherlich. Wie soll man die alle kennen? So hat eben jeder seinen eigenen Jarrett zuhause.
@redbeans: Danke für den Link. „Mehr Interview als irgendwer lesen möchte“ ist auch klasse. Was Du mit dem vorletzten Satz sagen willst, ist mir aber nicht klar.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.redbeansandriceeinen tapscott link hab ich noch
mehr interview als irgendwer lesen möchte…
bei diesen Sachen sieht man wirklich klar und deutlich, wieviel es für die Wahrnehmung ausmacht in New York zu sein/für Labels aufnehmen, die hier im Laden stehen… grad Dark Tree bestellt…Haha, danke!
und das finde ich gerade besonders sympathisch.
Ich muss mich noch in Geduld üben. Mein „Homestudio“ ist heute angekommen und wollte auch zu seinem Recht kommen….Viele Grüße!
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Ja, logo. Deine Meinung hätte mich dennoch interessiert…anyway…
100… wenn das mal reichtgruß
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TosheyJa, logo. Deine Meinung hätte mich dennoch interessiert…anyway…
100… wenn das mal reichtgruß
Ach so!
Death and the flower (***1/2), Melody at night with you (****); Moth and the flame (kenne ich nicht); Köln (****1/2) ; Tribute (kenne ich nicht); Ruta and Daitya (kenne ich nicht).
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75 Was Du mit dem vorletzten Satz sagen willst, ist mir aber nicht klar.
ach, das war nur ein Seufzer dafür wie sehr unsere Wahrnehmung doch von dem geprägt ist, was im Plattenladen steht… dass Tapscott doch ganz passabel dokumentiert ist, liegt letztlich am Engagement von zwei, drei Leuten, Steven Isoardi, der mehr als zwei Bücher mit diesen Interviews gefüllt hat, Tom Albach, der das Nimbus West Label eigens gegründet hat, um diese Musik zu dokumentieren (wenn man unter obigen Link bestellt, sieht man, dass er die Alben immer noch selber zur Post bringt…); was nicht in New York passiert ist, (was nicht von Miles Davis oder John Coltrane ist), was nicht auf Blue Note und einer kleinen handvoll anderen Labels ist, das hört kaum einer… Los Angeles und Chicago, da weiß man noch ein bißchen drüber… aber Bebop aus Cleveland…?
Obskure Empfehlung des Tages
Jimmy Woods – Awakening!!!
fantastisches, ambitioniertes Hard Bop Album aus Kalifornien, Woods war Weggefährte von Tapscott, arbeitete im gleichen Kaufhaus wie Ornette Coleman (erinner ich dunkel) und hat, nachdem er zwei Alben für Contemporary aufnahm, als Sozialarbeiter (?) gearbeitet… ich liebe die dem kalifornischen Hard Bop relativ eigene düstere Atmosphäre, und dieses samtig introspektive, das man auf Blue Note Alben manchmal vermissen könnte…, ein bißchen niedlich, sehr kompakt, und trotzdem ist irgendwie Tiefe da; Woods selber ist auch ein halbwegs interessanter Altsaxophonist, kein Eric Dolphy, aber offensichtlich irgendwie aus der gleichen Schule, jemand der auch versucht hat, den Free Jazz zu erfinden, hat nicht geklappt, ein bißchen zu zahm dafür, klingt aber trotzdem gut…und dabei frag ich mich, ob all das hier wohl schon unter zuspammen und off topic fällt, ein Kind meiner Zeit; zu meiner Verteidigung kann ich sagen, dass das Album sicherlich einen Platz in meiner Jazz Top 100 Liste hat…
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.Das ist aber wieder mal eine dermaßen trefflich schöne Beschreibung von dir geworden! Da geht einem Liebhaber das Herz auf…
Werde mich umgehend mit dem Erwähnten beschäftigen…
ich bin immer wieder sehr dankbar für solch fundiert-lebhafte Hinweise…--
Mal ein Update nach einem Jahr.
1. Charles Mingus – The Black Saint And The Sinner Lady
2. John Coltrane – A Love Supreme
3. Charles Mingus – Mingus Ah Um
4. John Coltrane – Africa/Brass
5. Pharoah Sanders – Karma
6. John Coltrane – My Favourite Things
7. Art Blakey And The Jazz Messengers – Moanin‘
8. Charles Mingus – Tijuana Moods
9. Sonny Rollins – Saxophone Colossus
10. Miles Davis – Kind Of Blue
11. Cannonball Adderley – Somethin‘ Else
12. John Coltrane – Crescent
13. John Coltrane – Olé
14. John Coltrane – Live At The Village Vanguard
15. Noah Howard – The Black Ark
16. David S. Ware Quartet – Live in Vilnius
17. Duke Ellington – Far East Suite
18. Charles Mingus – Blues & Roots
19. Wayne Shorter – Speak No Evil
20. Charles Mingus – Mingus Dynasty
21. Thelonious Monk – Brilliant Corners
22. Frank Wright – Unity
23. Lee Morgan – The Sidewinder
24. Charles Mingus – Presents Charles Mingus
25. John Coltrane – Blue TrainWeitere Kandidaten, über deren Einordnung ich mir aber mangels Hörerfahrung noch nicht klar bin: David S. Ware – Flight of i, Horace Tapscott – The Dark Tree, Fred Anderson – Milwaukee Tapes Vol. 1
„Ascension“ von John Coltrane müsste ich eigentlich auch nennen, aber es entzieht sich bei aller Faszination einer Bewertung. Ähnliches gilt für Arthur Doyles „Alabama Feeling“. Diese Platten sind doch einfach nicht von dieser Welt.
Sandhead
1. Miles Davis – Kind Of Blue
2. Art Blakey And The Jazz Messengers – Moanin‘
3. Cannonball Adderley – Somethin‘ Else
4. John Coltrane – Africa/Brass
5. John Coltrane – My Favourite Things
6. Charles Mingus – Tijuana Moods
7. Sonny Rollins – Saxophone Colossus
8. Lee Morgan – The Sidewinder
9. John Coltrane – Crescent
10. John Coltrane – Blue Train
11. John Coltrane – Olé
12. Charles Mingus – Presents Charles Mingus
13. John Coltrane – Live At The Village Vanguard
14. John Coltrane – A Love Supreme
15. Kenny Dorham – Whistle Stop
16. Miles Davis – Workin‘ With The Miles Davis Quintet
17. Eric Dolphy – Out There
18. Hank Mobley – Soul Station
19. Freddie Hubbard – Hub-Tones
20. Wayne Shorter – Speak No Evil
21. Charles Mingus – Mingus Ah Um
22. Eric Dolphy – Out To Lunch
23. Booker Little – s/t
24. Thelonious Monk – Brilliant Corners
25. Horace Silver – Song For My Father--
@toshey: Jimmy Woods ist ein sehr übersichtliches Thema… neben The Awakening gibt es im wesentlichen noch drei weitere Alben, die alle drei durchaus lohnend sind, aber (wie ich finde) atmosphärisch nicht an Awakening herankommen, Woods eigenes Conflict (größere Namen, Elvin Jones, Harold Land, Andrew Hill, aber ich finds ein bißchen inkohärenter…), Joe Gordon’s Lookin‘ Good (fast die gleiche Band wie Awakening, ein bißchen zwischen den Stühlen, noch sehr viel mehr ein normales Hard Bop Album mit Einflüssen von Silver/Blakey…) und Teddy Edwards Back to Avalon (eine Art Swing Revival Album, in diesem Rahmen sehr schön…)
@Light of Love: schöne Liste! da ist ja mittlerweile eine klare Linie zuerkennen, auch wenn ich sie nicht gut beschrieben krieg… „Sonny’s Dream“ von Sonny Criss hab ich ja grad erst empfohlen… aber wo ich deine Liste so seh, Black Saint ganz oben, Ole und Africa/Brass weit vorne, könnt ich mir vorstellen, dass das was ist…
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.@redbeansandrice: „Mingus, Coltrane und ein bisschen Dekoration“ wäre bestimmt eine passende Beschreibung. Etwas einseitig also, und mich erinnert die Liste vor allem daran, daß ich mich mal wieder etwas nachdrücklicher mit Jazz beschäftigen sollte. Mit „Sonny’s Dream“ werde ich es mal versuchen, danke für den Hinweis.
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Light of Love@redbeansandrice: „Mingus, Coltrane und ein bisschen Dekoration“ wäre bestimmt eine passende Beschreibung.
ja, wobei dekoration sowas ist wie clevere arrangements, ein bißchen düsterniss, ein orientalischer einschlag sind… es gibt ja sehr viele „spiritual jazz“ alben in der tradition „a love supreme“ etc, aber das meiste davon hat sowas frommes, beseeltes, helles… (das hier etwa, könnt ich mir vorstellen, ist dir eine Spur zu glatt und unspektakulär… ich mag es allerdings sehr gerne, ich nenne es die „80er kokain version von a love supreme“, nate morgan „journey into nigritia“)… zwei klassiker die was sein könnten, beide mit eric dolphy:
Eric Dolphy – Iron Man
Oliver Nelson – Blues and the Abstract Truthvielleicht auch (der europäische Mingus meinte ein Freund von mir, auf das Album passt das ganz gut…)
Henri Texier – (V)ivremal waldron und charles tolliver wären noch so zwei namen, aber sicher bin ich mir bei beiden nicht… und dann gibt es noch das weite feld des free jazz, darüber wissen andere mehr…
abgesehen davon… es gibt zeiten für mehr jazz und zeiten für weniger jazz, das muss man akzeptieren gilt nicht für jeden, aber für fast jeden; gilt auch für andere sachen, aber ganz besonders für jazz
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.redbeansandriceach, das war nur ein Seufzer dafür wie sehr unsere Wahrnehmung doch von dem geprägt ist, was im Plattenladen steht… dass Tapscott doch ganz passabel dokumentiert ist, liegt letztlich am Engagement von zwei, drei Leuten, Steven Isoardi, der mehr als zwei Bücher mit diesen Interviews gefüllt hat, Tom Albach, der das Nimbus West Label eigens gegründet hat, um diese Musik zu dokumentieren (wenn man unter obigen Link bestellt, sieht man, dass er die Alben immer noch selber zur Post bringt…); was nicht in New York passiert ist, (was nicht von Miles Davis oder John Coltrane ist), was nicht auf Blue Note und einer kleinen handvoll anderen Labels ist, das hört kaum einer… Los Angeles und Chicago, da weiß man noch ein bißchen drüber… aber Bebop aus Cleveland…?
Kluge Gedanken wie immer. Wir sind wie Schiffbrüchige im pazifischen Ozean und ab und zu treffen wir zufällig mal auf Land.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Napoleon DynamiteColtranes Musik befand sich selbst noch auf „Interstellar Space“ zu stark in dem Bewußtsein der Blues-Tradition, als daß es etwas gemein haben könnte mit dem, was die Kollegen Coleman, Taylor etc. sich unter Free Jazz vorstellten. Ihm ging es nicht um so etwas lapidares und unbestimmtes wie dem oft zitierten „Willen zum freien Ausdruck“ sondern um die Fortschreibung der Wurzeln in Verbindung mit persönlicher Entwicklung.
ist ja schlechter Stil, jahrealte Posts zu zitieren, aber das hier hat mich doch überascht… meine Version wäre in etwa: Der Free Jazz ist im Spannungsfeld zwischen Coltrane und Coleman entstanden (oft wird in diesem Atemzug Cecil Taylor genannt – dessen Musik kenne ich zu wenig)… insofern stehen beide in gewissen Sinne am Rande. (Wobei es in der Tat auffällt, dass sich außerhalb des Free Jazz viele auf Coltrane beziehen und vergleichsweise wenige auf Coleman. Innerhalb des Free Jazz würde ich jetzt mal ein relatives Gleichgewicht behaupten…) Coltrane hat die gesamte Jazz-Tradition verdaut und sich daraus zum Free Jazz entwickelt. Coleman hat die Musik Charlie Parkers entschlackt und auf ihre Bluesbasis zurückgeführt. Anders gesagt: Die Blues-Tradition würde ich ganz klar Colemans Seite zuschlagen… und aus dem nichts sind sie beide nicht gekommen…
@nail: was den pazifischen Ozean betrifft – der große Unterschied ist, dass es bei der Musik eigentlich eher tröstlich ist, dass es immer noch unüberschaubar viel mehr gibt…
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.redbeansandrice
abgesehen davon… es gibt zeiten für mehr jazz und zeiten für weniger jazz, das muss man akzeptieren gilt nicht für jeden, aber für fast jeden; gilt auch für andere sachen, aber ganz besonders für jazzDanke abermals für die Empfehlungen. Dieser Henri Texier klingt interessant, Du hast ihn ja auch schon des öfteren erwähnt. Bei Nate Morgan bin ich in der Tat unschlüssig.
Deine letzte Bemerkung ist wohl wahr, obwohl ich gerade nicht weiß, warum dies besonders für Jazz gelten sollte. Mir fällt dazu nur ein (das erklärt es aber nicht), daß Jazz beim Hören viel Hingabe/Konzentration erfordert. So geht es zumindest mir.
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Schlagwörter: Jazz, Jazz-Faves
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