Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 22.09.2013
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AutorBeiträge
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Wolfgang DoebelingIst es allemal wert.
Zweifellos. Und bei bestimmten zeitgeschichtlichen Themen verfahre ich ja auch meist so. Gute Bezugsquellen zu finden ist aber oft nicht leicht. Wenn man jedoch in einer Stadt wohnt, die über ein gutes Zeitungsarchiv o.a. verfügt, federt man den finanziellen Aspekt diesbezüglich vielleicht ein wenig ab. Denn die Krux ist ja, dass man das, worüber man gelesen hat, anschließend via Tonträgerkauf vervollständigen möchte.
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WerbungGanz zu schweigen vom Verlangen, die Orte des Geschehens zu inspizieren und Leute zu finden, die Neugierde zu befriedigen imstande sind. Die alte Binse: Je mehr man weiß, desto mehr möchte man wissen. Ein erreichbares Erkenntnisziel gibt es nicht, zum Glück.
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Wolfgang DoebelingEine lesenswerte Bilanz in Buchform ist mir nicht bekannt, wohl weil sich Dynamik schlecht bilanzieren läßt.
Für welches Genre gilt das denn nicht? Und es gibt ja durchaus einige lesenswerte oder gar aufschlussreiche Bücher über Jazz, Beat, Punk, usw. von Zeitzeugen und Beteiligten. Warum also nicht hier? Aber klar, alte NME Ausgaben zu durchstöbern ist nicht nur aufschlussreich und gibt einen unverfälschten Einblick in diese Zeit, es macht natürlich auch großen Spaß.
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Wolfgang DoebelingEin kühner Gedankensprung, den ich nicht recht nachvollziehen kann. Ich sehe da kaum Parallelen, weil ich mich nur mit Grausen an die Musik erinnere, die seinerzeit hierzulande bei Demos gespielt wurde oder bei Grünen-Treffen. Das troff vor Liedermacher-Biedersinn und Solidarschleim à la Bots. Das glatte Gegenteil von Au Pairs und Slits mithin.
Du siehst keine Parallelen zwischen der politischen Dynamik jener Jahre und jener in der Musik? Ähnlich, wenn auch viel mehr miteinander verquickt war es doch 15 Jahre zuvor, oder sehe ich das falsch?
Natürlich meinte ich keinesfalls die Musik auf den Demos und auch nicht jene, die allergrößtenteils damals in Deutschland gemacht wurde. Aber immerhin gab es ja eine virulente SO36 Szene, Malaria und einiges mehr.--
FAVOURITESotisDu siehst keine Parallelen zwischen der politischen Dynamik jener Jahre und jener in der Musik? Ähnlich, wenn auch viel mehr miteinander verquickt war es doch 15 Jahre zuvor, oder sehe ich das falsch?
Natürlich meinte ich keinesfalls die Musik auf den Demos und auch nicht jene, die allergrößtenteils damals in Deutschland gemacht wurde. Aber immerhin gab es ja eine virile SO36 Szene, Malaria und einiges mehr.Doch, diese Parallelen sehe ich schon, aber doch nicht mehr grenzüberschreitend/global wie noch in den Sixties. Selbst Punk passierte hier mit erheblicher Verzögerung (und als Travestie), während von den Post-Punk-Wirren – Mikko bemerkte das sehr richtig – hierzulande nur Minoritäten erfasst wurden. Die Polit-Szene blieb davon unberührt. Meine persönlichen, nicht selten bizarren Erfahrungen diesbezüglich, etwa am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU, lassen da keinen Raum für Interpretation. Das möchte ich hier allerdings nicht unbedingt vertiefen.
Festzuhalten bleibt, daß sich musikalische Entwicklungen im UK, so virulent sie dort auch waren, hierzulande kaum mehr identitätsstiftend auswirkten. Man nahm noch ein paar Moden wahr und die UK-Hits natürlich, aber die Eindeutschung von Pop/Rock hatte sich medial so weit durchgesetzt, daß NDW – im Kern die Verschlagerung von New Wave – reüssieren konnte, daß Peter Maffay ins Vorprogramm der Stones gehievt werde konnte (trotz Tomatenbeschuss), und daß Witzfiguren wie Nina Hagen oder Udo Lindenberg befremdlicherweise ernstgenommen wurden. Worauf ich hinaus möchte: die von Dir ins Spiel gebrachten politischen Oppositionellen dachten provinziell und hörten eher letztere Peinlichkeiten oder Franz Josef Degenhardt als Public Image Ltd. – klarer jetzt?
PS: „Viril?“ Das wohl eher nicht.
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otisNatürlich meinte ich keinesfalls die Musik auf den Demos und auch nicht jene, die allergrößtenteils damals in Deutschland gemacht wurde. Aber immerhin gab es ja eine virile SO36 Szene, Malaria und einiges mehr.
Folgt man hiesigen Zeitzeugenberichten wie Teipels „Verschwende Deine Jugend“ oder – nicht nur in Bezug auf Berlin erhellender – „Subkultur Berlin 1979 – 1989“ von Wolfgang Müller, war die hier stattfindende überschaubare Post-Punk-Szene ästhetisch und ideell weit von Atomkraftgegnern, Friedensbewegten, TAZ und Ökos entfernt, und Hippies waren verachtet. Der Slogan „Zurück zum Beton“ spricht insofern für sich.
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Sonic, noch einmal, es ging mir bei den Parallelen nicht um die Inhalte, sondern um die Dynamik als solche.
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FAVOURITESFalls aber die eine Dynamik mit der anderen kaum bis keine personellen, ideellen und ästhetischen Gemeinsamkeiten hatte, also eher zufällig parallel lief, verstehe ich Deinen Punkt nicht so recht. Oder lässt sich doch alles auf ein bestimmtes gesamtgesellschaftliches Klima dieser Zeit zurückführen?
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I like to move it, move it Ya like to (move it)Letzteres war gemeint, insofern sind solche gleichzeitigen Entwicklungen aber nicht zufällig, auch wenn keine weiteren Gemeinsamkeiten vorhanden sind. Der Zug der Zeit war halt in vielem spürbar und erkennbar, und er war beileibe nicht rückwärts gewandt.
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FAVOURITESHat and beard
PLAYLIST
ROOTS #1289
22.9.2013
Leftfield Pop 1978-19821. Stunde
1. BUSH TETRAS – Too Many Creeps
2. ESSENTIAL LOGIC – Music Is A Better Noise
3. THE CHICAYNES – Further Thoughts
4. THE POINT – My Mind
5. THE NIGHTINGALES – Paraffin Brain
6. OUT ON BLUE SIX – Party Mood
7. CLUB TANGO – FTN
8. CYCLONES – You’re So Cool
9. AU PAIRS – You
10. KLEENEX – You
11. MALARIA – Your Turn To Run
12. BLAUE REITER – The Man Who Spoke
13. POISON GIRLS – Dirty Work
14. HONEY BANE – Girl On The Run
15. BUSH TETRAS – Things That Go Boom In The Night2. Stunde
16. RIP RIG & PANIC – Go, Go, Go! (This Is It)
17. WASTED YOUTH – Gone Midnight
18. FATAL MICROBES – Beautiful Pictures
19. PASSAGE – 16 Hours
20. PASSAGE – Time Delay
21. CLUB TANGO – Performance
22. THE SINATRAS – Seeing Comes Before Words
23. ELLERY BOP – Hit The Moon
24. GATOR FAMILY – I Want To Be Your Moon
25. A BAND – Lowly Worm
26. PHANTOM – Lazy Fascist
27. VIOLATORS – The Fugitive
28. MARK BEER – The Small Death
29. THE SLITS – I Heard It Through The Grapevine
30. SHOES FOR INDUSTRY – Sheepdog Trial Inna Babylon
31. THE SLITS – Liebe And RomanzeThis is it, Hat.
Thanks, folks.--
otisLetzteres war gemeint, insofern sind solche gleichzeitigen Entwicklungen aber nicht zufällig, auch wenn keine weiteren Gemeinsamkeiten vorhanden sind. Der Zug der Zeit war halt in vielem spürbar und erkennbar, und er war beileibe nicht rückwärts gewandt.
Das ist aber doch eine Binse. Der Zug der Zeit ist auch heute vielerorts spürbar. So what?
Was die Musik betrifft, so setzte ja schon im Rahmen von Punk und New Wave auch eine Rückbeziehung auf die Sixties ein, und dann gab es ja diverse Revivals von Rockabilly über Mod bis Psychedelia.--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!Mikko, ich hatte bewusst die Metapher „Zug“ gewählt, um die gesamtgesellschaftliche Dynamik der damaligen Zeit zu beschreiben. Erzähle mir nicht, dass du sie in ähnlicher Weise heute ebenso ausmachen kannst. Natürlich haben wir heute eine unglaubliche Dynamik, was die virtuelle Welt anbelangt, wo aber findet sich eine politische, wo eine kulturelle?
Aber ich denke schon, dass auch hier wieder Widersprüche aufkommen könnten, also bringt es wohl kaum etwas, diese Diskussion weiterzuführen. Von mir aus können wir sie gern beenden und die Playlist am Ende des Threads dann stehen lassen.--
FAVOURITESEinigen wir uns darauf, dass die Dynamik gesellschaftlich eine andere war damals. Ich sehe heute nicht nur Stillstand. Auch wir haben uns verändert, nicht nur die Gesellschaft. Und mit manchen Dynamiken heute können wir wenig anfangen. Aber natürlich haben sich auch viele Parameter grundsätzlich verändert in den letzten 30-35 Jahren. Von manchen kulturellen Entwicklungen sind wir glaube ich inzwischen völlig abgekoppelt. Wenn ich mir anschaue, was hier in den Clubs in Berlin zum Teil abgeht, dann fühle ich mich ziemlich – ich weiß nicht – alt?
Und in der Politik kommt die Dynamik doch gerade wieder, oder wie interpretierst Du das Ergebnis der Bundestagswahl?--
Twang-Bang-Wah-Wah-Zoing! - Die nächste Guitars Galore Rundfunk Übertragung ist am Donnerstag, 19. September 2019 von 20-21 Uhr auf der Berliner UKW Frequenz 91,0 Mhz, im Berliner Kabel 92,6 Mhz oder als Livestream über www.alex-berlin.de mit neuen Schallplatten und Konzert Tipps! - Die nächste Guitars Galore Sendung auf radio stone.fm ist am Dienstag, 17. September 2019 von 20 - 21 Uhr mit US Garage & Psychedelic Sounds der Sixties!MikkoDas ist aber doch eine Binse. Der Zug der Zeit ist auch heute vielerorts spürbar. So what?
Wohin fährt denn der Zug der Zeit, den Du vielerorts spürst? Nach Nirgendwo. Musikalisch, weil alles in kleinsten Szene-Tümpeln vor sich hin dümpelt, bis zur Unkenntlichkeit Facebook-fragmentiert. Der Massenmarkt ist zur Müllhalde verkommen. Oder kannst Du in den Charts noch irgendetwas finden, dem eine Idee innewohnt, ein Stil, eine Erregung, eine identitätsstiftende Qualität? Von den Top100 der UK-Charts sind allenfalls 10% erträglich, in den US-Charts sind es gerade noch 5%, in den deutschen stinkt alles zum Himmel. Und die Politik ist Geisel der Finanzmärkte, darf sich Utopien nur noch in den paar Nischen leisten, nach denen das Spekulantengesindel seine Finger noch nicht ausgestreckt hat.
Die Musik marginalisiert, die Politik bloß noch schnöde Ökonomie, beides trostlos, jedenfalls an der Oberfläche. Das immerhin war doch vor 30, 35 Jahren ganz anders, meinst Du nicht auch? Es mag keinen großen Aufbruch, keinen Umbruch gegeben haben wie in den Sixties, aber doch viele kleine Aufbrüche und Umbrüche, politisch wie kulturell. Eine Binse ist das leider nicht. Wogegen ich oben nur argumentiert habe, ist die Annahme, in den Köpfen deutscher Oppositioneller habe der Geist radikaler Musik herumgespukt. Die hörten nichts Unbotmäßiges, die hörten Bots. Trist, aber wahr.
Und was meinst Du mit Dynamik in Bezug auf die Bundestagswahl? Die FDP ist weg. Schön! Und sonst?
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Ich kann und will da nicht widersprechen, Wolfgang.
Ich könnte sicher das eine oder andere zu den Szene Tümpeln sagen, oder auf den einen oder anderen Lichtblick verweisen, aber im Grundsatz ist es leider so, wie Du es beschreibst.
Dennoch sollte man die Hoffnung nicht aufgeben.
PS: Übrigens war mein Einwurf den Zug der Zeit betreffend eher sarkastisch gemeint.
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Schlagwörter: 1978-1982, leftfield pop, Roots
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