Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 22.09.2013 › Re: 22.09.2013
MikkoDas ist aber doch eine Binse. Der Zug der Zeit ist auch heute vielerorts spürbar. So what?
Wohin fährt denn der Zug der Zeit, den Du vielerorts spürst? Nach Nirgendwo. Musikalisch, weil alles in kleinsten Szene-Tümpeln vor sich hin dümpelt, bis zur Unkenntlichkeit Facebook-fragmentiert. Der Massenmarkt ist zur Müllhalde verkommen. Oder kannst Du in den Charts noch irgendetwas finden, dem eine Idee innewohnt, ein Stil, eine Erregung, eine identitätsstiftende Qualität? Von den Top100 der UK-Charts sind allenfalls 10% erträglich, in den US-Charts sind es gerade noch 5%, in den deutschen stinkt alles zum Himmel. Und die Politik ist Geisel der Finanzmärkte, darf sich Utopien nur noch in den paar Nischen leisten, nach denen das Spekulantengesindel seine Finger noch nicht ausgestreckt hat.
Die Musik marginalisiert, die Politik bloß noch schnöde Ökonomie, beides trostlos, jedenfalls an der Oberfläche. Das immerhin war doch vor 30, 35 Jahren ganz anders, meinst Du nicht auch? Es mag keinen großen Aufbruch, keinen Umbruch gegeben haben wie in den Sixties, aber doch viele kleine Aufbrüche und Umbrüche, politisch wie kulturell. Eine Binse ist das leider nicht. Wogegen ich oben nur argumentiert habe, ist die Annahme, in den Köpfen deutscher Oppositioneller habe der Geist radikaler Musik herumgespukt. Die hörten nichts Unbotmäßiges, die hörten Bots. Trist, aber wahr.
Und was meinst Du mit Dynamik in Bezug auf die Bundestagswahl? Die FDP ist weg. Schön! Und sonst?
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