Re: 22.09.2013

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wolfgang-doebeling
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KICKS ON 45 & 33

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otisDu siehst keine Parallelen zwischen der politischen Dynamik jener Jahre und jener in der Musik? Ähnlich, wenn auch viel mehr miteinander verquickt war es doch 15 Jahre zuvor, oder sehe ich das falsch?
Natürlich meinte ich keinesfalls die Musik auf den Demos und auch nicht jene, die allergrößtenteils damals in Deutschland gemacht wurde. Aber immerhin gab es ja eine virile SO36 Szene, Malaria und einiges mehr.

Doch, diese Parallelen sehe ich schon, aber doch nicht mehr grenzüberschreitend/global wie noch in den Sixties. Selbst Punk passierte hier mit erheblicher Verzögerung (und als Travestie), während von den Post-Punk-Wirren – Mikko bemerkte das sehr richtig – hierzulande nur Minoritäten erfasst wurden. Die Polit-Szene blieb davon unberührt. Meine persönlichen, nicht selten bizarren Erfahrungen diesbezüglich, etwa am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der FU, lassen da keinen Raum für Interpretation. Das möchte ich hier allerdings nicht unbedingt vertiefen.

Festzuhalten bleibt, daß sich musikalische Entwicklungen im UK, so virulent sie dort auch waren, hierzulande kaum mehr identitätsstiftend auswirkten. Man nahm noch ein paar Moden wahr und die UK-Hits natürlich, aber die Eindeutschung von Pop/Rock hatte sich medial so weit durchgesetzt, daß NDW – im Kern die Verschlagerung von New Wave – reüssieren konnte, daß Peter Maffay ins Vorprogramm der Stones gehievt werde konnte (trotz Tomatenbeschuss), und daß Witzfiguren wie Nina Hagen oder Udo Lindenberg befremdlicherweise ernstgenommen wurden. Worauf ich hinaus möchte: die von Dir ins Spiel gebrachten politischen Oppositionellen dachten provinziell und hörten eher letztere Peinlichkeiten oder Franz Josef Degenhardt als Public Image Ltd. – klarer jetzt?

PS: „Viril?“ Das wohl eher nicht.

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