Antwort auf: Everything's fucked up – Sexploitation- und #metoo-Debatten in der Musikszene

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herr-rossi
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Zappadong
Er ist ein Klischee und damit keine ernste künstlerische Option mehr. Insbesondere weil selbst der letzte Provinzfotograf seine Amateurmodelle so inszeniert. Näme ich Deine Kriterien ernst, dann wäre auch jede Dorf-Mucker-Band, die die üblichen Rochstandards nachspielt, ganz große Kunst.

Ich habe nicht von „großer“ oder „ernster“ Kunst geschrieben, sondern von „Kunst“. Man sollte hier nicht die Bewertung zur Vorbedingung machen. Eine Pop-Aufnahme und ein Musikclip sind für mich, völlig neutral, Kunst. Auf dieser Basis kann ich es dann bewerten, das habe ich getan. Ich finde den Clip bieder, klischeehaft und uninteressant. Aber er ist Kunst und bedient sich kunsttypischer Stilmittel. Frida Gold und Alina Süggeler interessieren mich musikalisch nicht die Bohne, aber es ist Kunst, was sie machen.

Pop-Musik bewegt sich, wie jede Kunstform, grundsätzlich in einem Spannungsverhältnis zwischen künstlerischen Ansprüchen und ökonomischen Interessen. Dementsprechend wird man immer behaupten können, eine künstlerische Entscheidung unterliege rein kommerziellen Erwägungen. Wenn ich auf Deine Favoriten Bezug nehme: Woher wissen wir, dass „Walk On The Wide Side“ oder „Bobby Brown“ nicht auch nach dem „sex sells“-Prinzip entstanden sind? Beides waren sehr erfolgreiche Singles, die den Künstlern ihre größten Erfolge bescherten. Du wirst jetzt sicher entgegnen, dass es doch klar sein, dass es bei Reed und Zappa um „große Kunst“ ging … Für einen Musikkritiker alter Schule wie, sagen wir mal, Joachim Kaiser, wären beides dagegen triviale Popsongs mit vulgären Texten, die mit „großer Kunst“ absolut nichts zu tun haben.

Mir ist ein anderer Punkt wichtiger: Zappa und Reed waren Männer. Ich kann mich kaum erinnern, den „sex sells“-Vorwurf je gegen Männer gerichtet vernommen zu haben. Aber eine Pop-Künstlerin, die „nackte Haut“ zeigt oder Sex thematisiert, bei der kommt der Vorwurf/die Diagnose mit absoluter Sicherheit: Ganz klar, „sex sells“.

PS: Zum Thema Moderation hat pipe-bowl schon das Nötige gesagt.

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