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Vorweg: Meine Eltern (Vater 1950 geboren, Mutter 1954) sind im Bezug auf mein Alter (1986) relativ alt. Mein Dad wuchs mit der Musik aus den 50ern und vor allem mit der Musik aus den 60ern auf (die Stones sind seitdem seine absolute Lieblingsband), was zur Folge hatte, dass er auch heute ausschließlich die Musik aus seiner Jugend hört. Vielleicht lag es auch daran, dass er sehr früh heiratete und seine wilden Jahre somit Ende der 60er (und vielleicht auch frühe 70er) endeten.
Ganz abgeneigt war ich von der Musik der 60er und 70er eigentlich nie. Ich kann mich noch daran erinnern, ich war vielleicht um die 6 Jahre, dass ich oft zu einem alten Mixtape meines Vaters auf der Schaukel schaukelte und es toll fand. Aber vielleicht fand ich es auch einfach nur toll, weil es Musik war und alles, was irgendwie einen Rhythmus hatte, einen so kleinen Jungen faszinieren konnte.
In der Grundschule war ich jedoch vom aufkommenden Euro Dance sehr angetan. Und meine Mutti besorgte mir von einem Bekannten immer selbstaufgenommene Tapes mit diesen Liedern. Sie ist eigentlich jemand, der nahezu alles irgendwie hören kann, solang es nicht zu extrem wird, wenngleich sie auch wie mein Dad vieles aus den 60ern mag, wenn auch nicht in dieser Dimension wie mein Vater. Bei ihr läuft eigentlich auch täglich das Radio, so wie ich es mitbekomme oder mitbekam.
Vielleicht in der 9. Klasse war ich dem Deutsch-Punk verfallen. Wohl wegen meinem Bruder, weil er es auch hörte. Kurze Zeit später stieg ich auf Hip Hop um, vor allem auch deswegen, weil ich mit dem Skaten anfing und die Musik irgendwie dazugehörte. Zumindest kam es mir so vor, da meine Freunde das auch hörten. Alles Musik, die meine Eltern nicht hör(t)en und wo ich auch weiss, dass mein Dad es eigentlich scheiße fand und findet. Vor allem Rap. Für ihn ist Sprechgesang keine Musik. Genauso wie Electro für ihn keine Musik ist.
Jedoch habe ich mich glaube nie bewusst mit meinem Musikgeschmack gegenüber meinen Eltern abgrenzen wollen. Ich kam glaube nie auf die Idee, etwas nur hören zu wollen, weil meine Eltern es nicht gefällt. Natürlich hatte ich manchmal ein Grinsen, wenn ich merkte, dass mein Dad mal wieder etwas mit dem Kopf schüttelte, wenn ich Punk oder Rap hörte, aber ich hörte es nicht deswegen, sondern weil es mir wirklich gefiel. In dem Alter interessierte es mich vielmehr mit der Musik auf pro oder contra gegenüber gleichaltrigen zu stoßen. Mich hatte es nicht interessiert, wie jemand Älteres über meinen Musikgeschmack denkt, ich wollte vielmehr den Austausch über Musik mit Freunden.
Und zwischendrin hörte ich auch immer etwas die CDs meines Vaters mit der Musik der 60er. Und irgendwann hatte ich auch den Entdeckungsdrang abseits seiner CDs weiteres aus dem Jahrzehnt kennenlernen zu wollen. Und dann kam eins zum anderen und ich verliebte mich sozusagen in Dylan.
Um es kurz zu fassen: So manches aus den 60s, was ich höre und liebe, liebt auch mein Dad. 99% von dem, was ich nach 1975 höre, findet er entweder verzichtbar oder (richtig) blöd. Meiner Mutter ist es da egaler.
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