Re: Jazz in den 80er Jahren

#9690511  | PERMALINK

redbeansandrice

Registriert seit: 14.08.2009

Beiträge: 13,468

vorgarten

ich will auf gypsys ursprungsidee hinaus, dass man irgendwann, als die tradition nicht mehr so nahtlos weiterverfolgt wurde, auch die grenzen zwischen us-jazz und europäischem auflösen konnte, dass komeda und – wasweißich – tolliver am selben punkt anfangen konnten (bei coltrane oder so).

ich denke, Komeda/Tolliver ist zu früh um Sinn zu machen, so hatte gypsy die Zeit ja nicht gesetzt, sondern zehn Jahre später… und die Frage ist doch irgendwie, woran es liegt, dass dieses „Hauptstrom des Jazz“ Bild ab irgendwann nicht mehr funktioniert… Mein Gefühl ist, dass dieses irgendwann ca 1953 ist… vorher wurde mit Swing/Bop/Cool/R&B tendentiell künstlich eine größere stilistische Vielfalt herbeigeredet, als wirklich da war, und ab hier fing es alles an, sich auseinanderzuentwickeln… und das sieht man von Jahrzehnt stärker und stärker…

da ich aber glaube, dass musikalische aussagen kontextabhängig sind und da also durchaus fragen wie rasse, gender, klasse, lokale traditionen, institutionelle anbindung, infrastruktur usw. eine rolle spielen, die gefahr oder chance relativ gering bleibt, dass ein kamasi washington und ein hayden chisholm das gleiche machen werden.

wer macht schon das gleiche… ich würde eher fragen ob der Kontext von K. Washington dem Kontext von Thelonious Monk wirklich in einem greifbaren Sinne näher ist, als der Kontext von H. Chisholm… Es ist doch auch nicht so leicht, noch zu erklären, was eigentlich Tradition ist, wenn alles so kontextabhängig ist, oder?

obwohl eben: so, wie washington und seine leute den jazz der 60er weiterschreiben wollen, könnte chisholm das natürlich auch tun. aber selbst wenn er es täte, würde es musikalisch etwas anderes bedeuten (oder wie gypsy sagt, wenn auch wertend: man würde es anders hören).

die Embassadors find ich tatsächlich relativ interessant in dem Kontext, weil Chisholm hier „einfach mal“ ein Popalbum gemacht hat, das man aus Kontextgründen wohl anders lesen sollte, als andere, ähnliche Alben… bin mir nicht sicher ob mich das überzeugt – ich find das mit Mulatu Astatke ziemlich austauschbar, also, als Hörer…

--

.