Re: Joanna Newsom – Divers (23.10.2015)

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irrlicht
Nihil

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Wunderbare Neuigkeiten.

Ich mag im Grunde alle Phasen Newsoms, aber muss gestehen, dass mir die gestrafftere Gestalt von „Sapokanikan“ doch sehr entgegen kommt. „Ys“ und „Have one on me“ sind prachtvolle und inspirierte Alben, aber mir bei aller Finesse immer wieder auch zu ausufernd aufgebaut – so gerne ich Joannas Stimme und auch die Arrangements schätze (andererseits hätte der neue Song auf letzterem Album auch keine Verwirrung gestifftet). Ein schöner Klaviergrundbau, nach und nach dann die Einwebung des restlichen Instrumentariums – Schlagezeug, Glockenspiele, Bläser, Gerassel, Flöten -, gesanglich hat sich Newsom zudem wieder weiterentwickelt und singt, meine ich zumindest, teilweise noch höher, als ich es in Erinnerung hatte. Ich finde auch, dass ihr Stil enorm viel Angriffsfläche bietet, mir fallen generell wenige Künstlerinnen ein, die so unbeirrt gestalten – jeder Track ist ein kleines Geheimnis, voller Dinge, die sich zu entdecken lohnen und die Art, wie Newsom Geschichten erzählt, Bilder und Vergleiche wählt, immer wieder Thematiken zusammenfügt und im späteren Verlauf wieder aufgreift, ihre Stimme dabei auch ganz bewusst nutzt – hier klingt sie so gelöst und zugleich verletzlich, wie lange nicht mehr – das finde ich weiterhin schlicht einzigartig.

Noch allgemein zur Stimme: Eindrucksvoll an Newsom ist ja, wie viele verschiedene Elemente sie nutzt und wie spielend es mit den Kompositionen vermischt wird bzw. auf die Instrumente reagiert. Sprechstimme, Gesangsstimme, hohe Gesangsstimme, ihr charakteristisches Kieksen, Wörterdehnungen, Zersetzung einzelner Melodien, Wiederaufgreifen von Melodien, Stimmdopplungen, kehlige Töne, angeschrägte Töne, auskeilende Abfolgen, fast nasaler Gesang, Trällern und Zwitschern und Glucksen, chorartiges Auffächern, Betonungen mit ordentlichem Punch, ganz weiches Hauchen, fast-Summen, kindliche, leicht verschnupfte Momente, Hoo-Hoos und mehr. Ich finde sie sehr beeindruckend.

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Hold on Magnolia to that great highway moon